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des Innern, wonach in Stuttgart am 1. April d. I. eine Central-Jmpfaiistalt für die Schutzpocken nnd insbesondere eine Jmpf- stoffgewiiinungsanstalt in einem eigene» Gebäude mit Stallung für 3 — 4 Thiere, Jmpslokal und Operationszimmer errichtet und letztere Anfangs dieses Monats in regelmäßigen Betrieb gesetzt worden ist. Aus dieser Anstalt soll im April und in der ersten Hälfte des Mai Impfstoff an alle Physikate des Landes unentgeltlich und, soweit der Stoff »ach Befriedigung des öffentlichen Bedürfnisses noch reicht, auch an Private gegen Entgelt abgegeben werde». Bezüglich weiterer Einzelnheiten verweisen mir auf das amtliche Blatt.
B l ü h e n d e T r a u b e n. An einer Kammerz auf der Kegelbahn des Wirihs Zeysang in Cannstatt, Schmiedcnerstraße, sind seit letzten Mittwoch an einem zweijährigen Stock blühende Trauben zu sehe», und zwar in solcher Menge, wie man sie selten trifft.
Zum Grdächtniß Herzog» Christofs.
(Aus dem Schw. Merkur.)
(Schluß.)
Noch schwerere M.ßsiändezeigtev sich in der Zavelsteiner Pfarrei. Der Gottesacker für die ganze Pfarrei war in Kentheim, wo all- Leichenpredigten gehalten wurden. So kam es, daß die Leute von Schmieh mit ihren Todten oft 3—4 Stunden unterwegs waren, da sie den Weg über 2 hohe Berge machen mußte». Sofort wurde ein neuer Gottesacker in Zavelstein außerhalb des Städt leins angelegt. Achnlich verhielt es sich mit den Mißständen in einer ganzen Reihe anderer Schwarzwaldorte und mit der durch den Herzog getroffenen Abhilfe, so in Az- enbach, Neuweiler, Enzklösterle, Waldren nach, Gräfenhausen, Höfen, Schwann, Do bel, Neusatz, Dennach u. s. w. Die Leute wurden der Kirche entfremdet; der Kirchenbesuch ließ nach, was bei den bösen Wege», dem hohen Schnee im Winter und den sich noch zeigenden Bären und Wölfen leicht begreiflich ist. Es wurde als die höchste Nolh erkannt, hier Wandel zu schaffen. Rothensol, Neusatz und Dobel wurden nun mehr zu einer P'arrkirche erw-itert. Der Herzog befahl einen .Pfarrer nach Dobel zu setzen, und so man die Besoldung nicht sonst wo geheben mag, so nehme man sie aus dem Kirchenkasten. Die armen Leute auf dem Dobel, die sich nur mit Holz und Pfählen ihren Lebensunterhalt verdienten, erboten sich, zur Erbauung des Pfarrhauses über 50 fl. zu geben und alle Fuhr- und Handffohu zu thuu. Der erste Pfarrer, der nunmehr in Dobel ein zog, hieß.Konrad Albrecht. Höfen (eigentlich zu den Höien)., das 2 Stunden Nach Gräfenhausen hatte, wurde ganz nach Neuenbürg eingepfarrt. Auch einer Geurei-ide i» der Nähe von Stuttgart half Herzog Christof endlich nach langem Suppliziren zu einem eigenen Pfarrer. Es war dies die vereinigte Pfarrei Mnsberg-Nohr, die bis 1544 nach Möhringen, dann nach Vaihingen gehörten. Am 3. Sept. 1565 wurde als erster Pfarrer nach Musberg M. Ehr. Naph ernannt. Mögen die genannten Gemeinden am 12. Mai dankbar des Herzogs Christof gedenken
Ausland.
Zur OrirntkrifiS.
Gerüchte spielen wie Mücken in der Lust, und das verspricht vielleicht auch dem Völkerlebcn gutes Wetter. Das alte Sprüch- wort: 8i vis paeern, purer bellum, enthält eine doppelte Wahrheit. Es scheint, daß England jetzt zu der Einsicht gekommen, daß eine Demüthigung Rußlands zu Gunsten der Türkei die orientalische Frage nicht erledigt, daß diese Demüthigung Rußlands, wenn sie überhaupt zu erreichen ist, Zustände im Türkenreiche Hervorrust, für welche England daun dem Gefühle aller civilifirten Nationen verantwortlich wäre. Die Mäßigung, welche Rußland augenblicklich zeigt, scheint die äußerste Grenze der Nachgiebigkeit zu sei», welche die Ehre einer großen Nation verträgt. Will aber England noch weiter gehen, oder traut es der momentanen Nachgiebigkeit Rußlands nicht?
MisMen.
Ammer zu spät.
Humoreske von E. Heinrichs.
(Fortsetzung.)
„Für dieses Wort muß ich Ihnen die gütige Hand küssen", sagte der Senator artig, „welche freilich Wunden zu schlagen, aber auch wieder tröstend zu heilen vermag."
„Reist denn mein Mann ebenfalls mit?" fragte Lina kleinlaut.
„Natürlich, Kind!" rief der Hauptmann, welcher mit einem Kinde auf jedem Arm jetzt vor der Laube erschien, „ich bin der rechte Quartiermacher, die Avenigarde."
„Dann seien Sie lieber die Arriere- garde", lachte Adalbert gutmüthig, „da wäre ich doch sicher vor dem Zuspätkommen."
„Der Herr Hauplmann bleibt daheim", entschied der Bürgermeister kategorisch, — „wir drei wollen einmal so ganz gemüth- lich unter uns sein, auf der Reise stört mich die Uniform, Herr Sohn!"
Daß der Senator d-m Bürgermeister gehorchte, war natürlich, und die Reise wurde mit raichem Entschluß auf den drillen Tag seslgesitzl.
Es rauschen die Wogen in sonniger Gluth, Tief taucht sie hinab in kühlende Flulb, Dort glänzet im Grunde im sicheren Port Das Ryeingolv der Nixen, der Nibelungs-
Hort!
Brausend durchschnilt das Dampssch sf die ruhige» Flutden des Rbeiustroms, während die Reisenden auf dem Verdeck lehn len, um die wunderbar schöne Gegend an sich vvrnbergleiten zu taffen.
Und wer'- auch »och so häufig sah, er kan» den bezauberten Blick doch nicht ab- menden von den Uiern des deutschen Rheins.
Der Bürgermeister Kleinpaul stand mit seiner Gattin und dem Senator ebenfalls aus dem Verdeck und rxplicirte als gereister Mann die vorzüglichsten Punkte.
„Wir reisen ganz nach Heidelberg hinunter", sprach er in seiner etwas lauten Weise, „dort muß ich einen alten Univer- sitälsfreund, der Gott weiß was schon Alles
seit unserer Trennung geworden ist, noth- wendig Wiedersehen, — ich freue mich wie ein Kind darauf."
„Ist er denn verheirathel? fragte seine Gattin.
„Natürlich, was sollte ein solcher Mann ohne Frau beginnen? — Er lebt ja nur bald! Ich will daraus schwören, daß er ein halbes Dutzend heiralhSfähige Töchter Hai, wovon Sie eine h-irathen, bester Kühn!"
Der Senator schaute mit einem weh, mülhigen Lächeln in die Wellen des Rheins hinab, es war ihm, als ob die Rixen ei» hohnlachendes Etsch-Etsch ihm zuwinklen.
„Daß Sie hier nicht zu spät komme», Freundchen!" fuhr der Bürgermeister in seinem Eifer fort, „dasür lassen Sie mich und meinen gute» Waldner sorgen."
„Um Entschuldigung, mein Herr",wandte sich plötzlich ein in der Nähe stehender, sehr schmächtiger Herr, mit einer corpuientea Dame am Arm, in der artigsten Weüe zu ihm; „Sie sind wohl aus Heidelberg, wen» ich eigentlich io fragen dürfte?"
„Das nicht", antwortete der Bürgermeister, ebenfalls so höflich, „doch geht unsere Reise dorthin."
„Sie nannten vorhin den Namen Waldner, wenn ich eigentlich recht gehört," fuhr der Fremde fort, „meinen Sie vielleicht den Doclor der Theologie Waldner damit, der ist eigentlich mein Schwager."
Der Senator mußte sich abwenden, um ein Lächeln über diesen curiosen Mann, der eigentlich, wie er dachte, ei» wenig zudringlich war, zu verbergen, während die corpulenle Dame mit einem äußerst beweglichen und große innere Aufregung verrathenden Mienenfpiel die kleine Gesellschaft musterte, wobei sie besonders unfern guten Herrn Senator auf's Korn zu nehmen schien.
„Ei, das ist ja mehr als prächtig," rief der Bürgermeister mehr als sichtlich erfreut. „Sie sind meines guten Wald iiers Schwager? — Wie sich das wunderbar trifft, — es ist kein Zweifel, er muß es sein; vor dreißig Jahren studirien mir zusammen in Heidelberg, wo er auch seilvem verblieben ist, wie ich später erfahren."
„Ganz richtig", inckle der Fremde, seine Brille fester an die Augen brückend.
„Hat er Ihnen niemals von seinem Siubenburscheu Kleinpaul erzählt?" fuhr Jener in seinem Euer fort.
(Fortsetzung folgt.)
ZUM Mundjtopsen.
Für die Opfer an Blut und Geld, welche R u ß l a n d „im Interesse der Christen" im Orient gebracht hat, ist es nunmehr in der Ordnung, daß England ein'germaßen entschädigt werde. Würde vielleicht der Suez-Canal und etwas darum und daran hängendes Ä e a r> p t e n für diesen Zweck genügen? (Kladd.)
Frage:
Wo ißt man in Berlin am billigsten? 'xjuojmn uoisasp-F g um sirvzL siq oi mn psaiioI Zvq uvm Ijvhao poq ffzojß aoq ui uvhctsiZ »K : z a o m l u ix
Redaktion/ Druck Verlag von Jak. Ate eh in Reuenbürg.