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Von der obern Nagold, 6. j Febr. Der am 4. d. in Egenhausen ab- gehaltene Lichtmeßmarkt, welcher seit Jahren für die Viehbesitzer der benach­barten Oberämter und das angrenzende Baden Bedeutung hat, war ungemein stark mit Viehgattungen aller Art befahre», so daß man sich nur mit Mühe durch die drei Abtheilungen des Ochsen-, Kuh- und Schweinemarktes hindurchwinden konnte. Kauflustige Händler und Private stellten sich in Masse ein und doch wurden wider alles Erwarten verhältnißmäßig nur wenige Käufe abgeschlossen, weil die Verkäufer von den hohen Preisen nicht abzugehen ver­mochten. Abgesetzt wurden: Zugochsen zu 4055, Kühe zu 524, Räuplinge zu 911 Karolin; Milchschweine wurden sämmtliche rasch zu 2628 Läufer dagegen nur wenige zu 5070 das -Paar »erkauft.

Calw 5. Febr. Bei der großen Zahl von französischen Goldmünzen, die im Course sind, ist neuerdings große Vor­sicht in deren Annahme geboten, indem falsche Napoleon's circuliren. Ein hiesiges Fabrikgeschäft hat uns ein solches Stück mitgetheilt, das nach der Untersuchung des Hrn. Goldarbeiter Harr um 7 zu leicht ist und höchst wahrscheinlich einen Zusatz von Quecksilber enthält. Neben achten Stücken ist das falsche sofort er­kenntlich an dem weißglänzenden Rande und an dem gröberen Gepräge. Uebrigens ist ja Niemand zur Annahme von Napo­leons verpflichtet, und wenn nicht beson­dere Gründe zu deren Annahme vorliegen, wird man gut daran thun, sich bei Zah­lungen deutsches Neichsgeld auszubitten.

(C. W.)

Neues Papierformat. Wir machen nochmals darauf aufmerksam, daß seit dem 1. Oktober 1877 an Stelle des bisherigen sog. Kanzleiformats ein neues einheitliches Papierformat von 33 em. Höhe und 21 em. Breite für den amtlichen Gebrauch der sämmtlichen StaatS- und Gemeindebehörden im deutschen Reich eingeführt und daß das vorbezeichnete Papierformat bei allen an diese Behörden gerichteten Eingaben und Eingabsplänen anzuwenden ist. Da die Nichtbeachtung dieser Vorschrift, welche seiner Zeit im Regierungsblatt vom 6. April 1877 allge­mein veröffentlicht worden, möglicherweise die Zurückstellung mit ungesetzlichem For­mate versehener Eingaben zur Folge hat, wodurch Zeitversäumniß und ein doppelter Kostenaufwand entsteht, so ist es im wohl­verstandenen Interesse des Einzelnen selbst gelegen, daß von vornherein solche amt­liche Eingaben nach dem neuen Neichsformat gefertigt werden.

Ausland.

Vom Krieg.

London 14. Febr. Daily Telegraph meldet: Die britische Flotte lief Mittwoch mit Tagesanbruch in die Dar­danellen ein. Ankunft vor Sta m- bul wird spätestens heute oder morgen erwartet.

Wien den 13. Febr. Die politische Korresp. meldet aus Konstantin opel den 12. d. (über Achen). Ein türkisch-

russischer Separatvertrag istjdüustung der Hntt und Lange wird ge- abgeschlofsen, welcher neben Stipulationen steigert. Da nun diese -Verdunstung von bezüglich des künftigen Verhältnisses der Feuchtigkeit uns viel Wärme entzieht, so Pforte zu Rußland auch die Abtretung wird durch die gesteiaerte Ofenwärme all- von Theilen der türkischen Kriegsmarine, mählig auch das Wärmebedürfuiß gestei- als Theile der Kriegsentschädigung, ferner gert. In der erhöhten Zimmerwärme Zustimmung der Piorte zu der eventuellen^ dünsten auch alle anderen Gegenstände Abtretung der Dobrudscha an Rumänien mehr aus, und die Lu»! wird verschlechtert, enthalten soll. §Jn der warmen Luft athmen wir weniger

Mehr und mehr verdunkelt sich der > Sauerstoff und der Stoffwechsel wird lang- Horizont der auswärtigen Lag e,'sanier und gering,r, der Appetit mindert

ohne daß sich bis jetzt ein anderer Be­ruhigungsgrund entdecken ließe, als eben die Hoffnung. Ueber die ununter­brochen aus dem Innern Rußlands heran­rückenden Reserven wird aus Bukarest ge­schrieben: Seit drei Tagen nimmt der Nachschub russischer Truppen wieder erheblichere Dimensionen an; so treffen in Plojeschti ununterbrochen Truppen ein, welche dort concentrirt wer­de»; die Stärke derselben soll in kurzer Zeit 30,000 Mann erreichen. Angesichts des allgemein erwarteten Friedens bleibt das fortwährende Nachführen von Ver stärkungen etwas räthselhaft. Anderen Mittheilungen zufolge sind noch weitere Truppeumassen in der Stärke von zwei Armeccorps von Rußland aus nach der Moldau unterwegs. Hat wirklich die britische Flotte Befehl erhalten, um Men Preis sich die Durchfahrt zu erzwingen, o ist das insofern interessant, als England damit vor einem förmlichen Bruch des ver­tragsmäßigen Rechts nicht zurückgescheut ist, und eine Bestimmung mit seinen Kriegs­ahrzeugen niedergedampft hat, auf die es anscheinend bisher selber die größten Stücke hielt. Es wäre also der russischen Politik gelungen, nicht blos sich selbst mit dem Einzug in Stambul in das Recht zu ver­setzen, sondern auch England mit seiner Einfahrt in die Dardanellen in offenbares Unrecht zu versetzen, und Rußland würde schwerlich ermangeln, von der Art, wie England über das Vertragsrecht hinweg­geschritten ist, an seinem Orte Gebrauch zu machen. Daß die Einfahrt obne Kampf geschah, beweist roch nicht, daß sie mit Er- laubniß geschah. Damit, daß die britischen Fahrzeuge leicht in das Marmarameer hineindampsten, ist noch nicht gesagt, daß sie ebenso leicht wieder herausdampfen werden. Man darf begierig auf die näch sten Züge in diesem interessanten Schach­spiele sein, bei dem wir Deutsche glücklicher weile die unparteiischen Zuschauer sind.

Miszellen.

(Z i m m e r h e i z u n g.) Ueber die Nachtheile einer zu starken Zimmerheizung wird Nachstehendes mitgetheilt: Wer die Zimmerwürme über 15 Grad erhöht, wird bald merken, daß sein Wärmebedürfuiß sich stets steigert; bald werden 17, ja 20 Gr. nicht mehr genügen. Der Grund ist folgender: Beim andauernd starken Heizen trocknen die Wände, sowie die im Zimmer befindlichen Gegenstände aus. Je mehr sie ihre Feuchtigkeit verlieren, umsomehr saugt die trockene Luft die Feuchtigkeit da auf, wo sie dieselbe fast allein noch findet: bei den Menschen. Die unmerkliche Aus

sich, der Schlaf wird kurz und unruhig, alle Belichtungen des Körpers lassen zu wünschen übrig. Da haben mir das treue und betrübende Bild der Bureauarbeiter, der viel im Zimmer lebenden Frauen und Mädchen, kurz der meisten Stubenmeuschen im Winter. Nur diejenigen, welche ihrem Ofen niemals gestatten, die Luft über 15 Grad zu erwärmen, sind diesen Leiden nicht unterworfen.

Eine drollige Theater-Anekdote erzählt Sacher Masosch im Pesther Lloyd. Ein­mal spielte das junge Fichlner'sche Paar am Burg Theater in Kabale und Liebe. Er war Ferdinand, sie Louise. Beide spielten den fünften Akt so lebenswahr und so er­schütternd, daß ein Theater-Enthusiast, der in der Coulisse stand, laut schluchzte und sich mit Mühe ausrecht hielt. Als sie Beide todt dalagen und sich die Schlußscene vorn an der Rampe abspielte, hörte man, na­türlich nur im Bereich der Bühne, dis regungslose Louise sagen:Du, ich bin furchtbar hungrig." Ferdinand eben so regungslos, entgegnete:Was haben wir denn heute?"Rostbraten mit Erdäpfeln",- erwiderte die bleiche Louise.Das kannst du selber essen," erwiderte Ferdinand,ich gehe zum Schwan." Der Theater-Enthu- siau in der Coulisse war sofort von seiner tiefen Rührung befreit.

Europa in Amerika. Russi­sches Leder wird fabricirt in Konnekti- kut, Bordeauxwein wird gezogen in Kalifornien, Brüsseler Spitzen webt man in New-Iork, Kentucky producirt karrarischen Marmor, Massachus- sets feinstes irisches Linnen, New- Hamshire englischenKaschmir und an der Küste von New Jersey fängt der Aankee spanische Makrelen.

Folgendes originelles Heirathsgesuch bringt dieKöln. Ztg." vom 26. v. Mts.: Eine junge Dame (Waise)

Wünscht zu machen eine Reise In den heil'gen Ehestand.

Sie hat viele tausend Thaler,

Mochte aber keinen Maler,

Lieber einen Lieutenant!

Edlen Wuchs und Herzensgttte Und ein ruhiges Gemülhe Zieht sie allem Andern vor!

Sie ist häuslich und bescheiden.

Weiß sich immer hübsch zu kleiden. Wer sich meldet, ist kein Thor.

Liederkranz

heute

7-/» Uhr.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.