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zugeteilten Truppen) finden in der Zeit vom 30. August bi! 2. September in dem Gelände bei Her­renberg statt. Am 7. Sept. findet auf dem Exerzierplatz bei Cannstatt, in dessen Umgebung die Truppen untergrbracht werden, die große Parade vor Sr. Maj. dem Kaiser statt. Am 8. und 9. Sept. hat die Kavallerie-Division Märsche in der Richtung Pforzheim in das Ge­lände für die Kaisermanöoer, verbunden mit Auf- klärungSübungen. Am 9. Sept. folgt das Armee­korps, welches am 8 Sept. Ruhe hat. Vom 11. bis 14. Sept. finden die Kaisermanöver statt.

sAmtlicheS aus dem Staatsanzeiger.s Seine Königlich« Majestät haben am 18. Juli d. I. allergnädigst geruht, aus Anlaß der Visi- tation des Oberamts Calw in Anerkennung treuer und ersprießlicher Amtsführung.

dem Stadtschub heißen Hoffner in Calw ein« öffentliche Belobung zu erteilen,

den Stadtfchultheißen Hermann in Neu­bulach und Wiedenmayer in Zavelstein, sowie dem Schultheißen Scholl in Unterreichenbach die Ver­dienstmedaille des Friedrichsordens,

dem Schultheißen Kitbler in Breitenbrrg sowie dem Gemrindepfleger Lörcher in Hirsau die silberne Verdienstmedaille zu verleihen.

Stuttgart, 24. Juli. Auf der Durchreise nach dem Rhein traf gestern Sonntag mittag der Wiener Männergesangverein auf dem hie­sigen Bahnhof ein. Der Stuttgarter Lieder­kranz, der mit dem Wiener Verein seit langen Jahren in Freundschaft verbunden ist, hatte sich mit seinem Banner zur Begrüßung auf dem Bahnhofe eingefunden. AIS der Zug in die Halle einsuhr, er­schollen beiderseits freudige Zurufe. Vier Damen des Frauenchors überreichten den fremden Gästen reizende Sträußchen, eine sinnige Aufmerksamkeit, für welch» die Wiener freundlichst dankten. Namens des Stuttgarter LiederkranzeS hieß Oberpostmeister Steidle dir Sänger von der Donau freundlichst willkommen. RrichSrat Schneider dankte namens des Männerge- sangvereins für den herzlichen Empfang, worauf die Wiener auch ihren Wahlspruch hören ließen. In­zwischen wurde zur Erfrischung Bier kredenzt und als die Maschine gewechselt wür, erfolgte die Abreise unter Hochrufen und Tücherschwenken.

Cannstatt, 24. Juli. (Kreisturnfest.) Das Einzelwettturnen im Fünf- und Sechekampf, an welchem sich 374 resp. 146 Turner beteiligten, begann heute morgen um 6 Uhr. Infolge des starken Gewitterregens mußte mehrere Stunden auSgesetzt und nachher in bedeckten Buden, in den beiden Cann­statt« Turnhallen und einer zum Kursale führenden Allee geturnt werden. Die Uebungen waren erst gegen 6 Uhr abends beendet, so daß das Resultat des Einzelwettturnens erst im Lauf de» Dienstag den Vereinen mittelst Extrablatt zugesandt wird. Um

7'/- Uhr fand die Preisvertrilung im VrreinSwett- turnen durch den Kreisschriftwart Prof. Lachenmairr statt.

In der Oberstufe sind Sieger: 5 Vereine 1. Klasse: Turnerbund Stuttgart, Turnverein Eß­lingen, Turnverein Feuerdach, Turnverein Ulm und Turngemeinde Heilbronn, 26 Vereine 2. Klasse, darunter Turnerbund Ulm, Turnverein Karlsvorstadt, Männerturnverein Stuttgart, Män- nerturnverein Gmünd, Turnverein Cannstatt, Tur­nerbund Eßlingen, Männerturnvsrein Ludwigsburg, Turnerbund Reutlingen, Turngemeinde Göppingen, Turngemeinds Eßlingen, Turnverein Berg, Turner­bund Cannstatt, Turngemeinde Hall, Turnerbund Gmünd, Turnklub Göppingen, Turnverein Ravens­burg, Turnverein Stuttgart, Turnverein Reut­lingen, Turnverein Stöckach-Stuttgart, sowie 4 Vereine 3. Klasse. In der Unterstufe sind Sieger 1. Klasse: 12 Vereine, darunter Turngrmeinde Biberach, Turnerbund Göppingen, Turnerbund Kirchheim u. T., 47 Vereine 2. Klasse, darunter Turngemeinde Nürtingen, Turn­verein Ellwangen und Turnverein Kirchheim u. T., sowie 4 Vereine 3. Klasse.

Damit schloß das 34. Schwäb. Kreisturnfest, daL abgesehen von dem regnerischen Charakter des letzten TageS einen glänzenden Verlauf genommen hat. Für heute sind einige Turnfahrten in die Um­gegend geplant.

GaiSburg bei Cannstatt, 24. Juli. In der Nähe des hiesigen Orts wurde heute Vormittag gegen '/-II Uhr der ledige 51jährige Fuhrknecht Michael Eisenmaier aus Herbrechtingen in Diensten der Ziegelei Gablenberg mit einem seiner beiden Pferde vom Blitz erschlagen.

Eßlingen, 25. Juli. Auf dem heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 60 Belgier Schweine, Preis per Paar 7080 102 Läufer­schweine, Preis per Paar 6080 52 Körbe

Milchschweine, Preis per Paar 2230 Auf

dem Krämer mar kt herrschte in den Vormittags­stunden wenig Leben, das sich doch in den Mittags­stunden gesteigert haben dürfte, da nachmittags di« Fabriken geschloffen werden. Auf dem Viehmarkt waren zugesührt: 129 Kalbeln, Preis 120160 116 Kühe, Preis 200400

Giengen, 24. Juli. Ein schweres Unglück ereignet« sich gestern Abend 10 Uhr bei dem Bahn­wartposten 37 zwischen Giengen und Hermaringen der Linie Ulm-Aalen. Ein mit 12 Insassen besetzter Gesellschaftswagen der Giengen« Liedertafel, der vom Sängerfest in Lauingen zurückkehrts, passirte den Bahnübergang als gerade der Personenzug 109 von Ulm heranbrauste. Derselbe erfaßte das Gefährt und nun ereignete sich eine schwere Katastrophe. 5 Personen wurden getötet, 4 schwer und 3 leicht verletzt. DaS Gefährt wurde vollständig zertrümmert, nur die Pferde kamen merkwürdigerweise ziemlich unverletzt davon. Dir Getöteten sind: Schreiner Rupp, Kupfer­schmied Bändel, Schuhmacher Josenhans, Amtsdiener

Häring und Georg Ritter, Kutscher in der Giengener Filzfabrik, sämtliche in Giengen wohnhaft. Drei der Getöteten sind verheiratet. Die Schuld an dem schweren Unglück trifft lediglich den Bahnwärter, der die Streck« zu bewachen hatte, der jedoch schlief und das Schließen der Barriere unterließ. Der Bahn­betrieb ist nicht gestört. Untersuchung ist eingeleitet. Der König hat das Oberamt Heidenheim telegraphisch um Bericht über den erfolgten Unglücksfall aufge­fordert und gleichzeitig den durch das Unglück be­troffenen Familien seine Teilnahme aussprechen lassen.

Crailsheim, 24. Juli. Landtagsabgeord­neter Sachs ist gestern Nacht 10 Uhr an Choletine und nachfolgendem Kräfteverfall gestorben.

Manzell a. B, 24. Juli. Gestern mittag riß die Luftballonhalle des Grafen Zeppelin infolge GewittersturmrL miede, holt ab und trieb ouf dem See herum, wurde aber durch ein Schweizerschiff aus ihren alten Platz zurückgrführt. Heute Nacht um 2 Uhr entwich der Schuppen mit dem zur Hälfte fertiggrstellten Ballon in der Richtung gegen das Schloß Friedrichshafen. Der Schuppen schien an Land zu treiben, was äußerst gefährlich war, da man denselben nicht mehr in die See zurückgebracht hätte. Um 3 Uhr weckte Graf Zeppelin persönlich die hier logierenden Monteure und requirierte das Schiff Charlotte" zur Hilfeleistung.

Köln, 25. Juli. Der Belgrader Korrespon­dent der Kölnischen Zeitung meldet über die Be­handlung der verhafteten radikalen Füh» r e r, dieselben seien während ganzer 50 Stunden ohne Speis« und Trank gehalten worden. Die 3 früheren Minister mußten vier Tage hindurch auf ungedieltem Fußboden zubringen. Ganz besonders wurde Oberst Nicolic gequält. Die Frau des Obersten, dir sich in gesegneten Umständen befand, wurde, als sie von der unerhörten Behandlung ihres Mannes erfuhr, schwer krank, gebar vorzeitig Zwillinge und befindet sich gegen­wärtig in größter Lebensgefahr. Erst seitdem dir auswärtigen Mahnungen erfolgten, werden die Ver­hafteten menschlicher behandelt.

Hamburg, 25. Juli. Der seit Langem drohende Streik der Bauhandwerker nimmt jetzt greifbbare Gestalt an. Eine Versammlung der Zimmerleute, die von mehr als tausend Personen besucht war, beschloß dis allgemeine Arbeits-Einstellung, falls die Unternehmer nicht am 1. August die 9stündige Arbeitszeit und 70 Pfennige Stundenlshn bewilligen. Di- Maurer werden voraussichtlich Nachfolgen. Die Zimmerer warnen bereits vor dem Zuzug nach Hamburg.

Aus Friedrichsruh wird mitgeteilt, daß am 30. Juli, dem 1. Jahrestag des Todes des Fürsten Bismarck, im Mausoleum ein Familiengottrs- dienst stattfindet. Das Mausoleum bleibt an diesem Tag für das Publikum geschlossen. Tage darauf wird in Friedrichsruh eine Abordnung de» Vereins

Und als die Räte zu murren begannen, sprach Barbara:Diese Herren haben es verschuldet, wenn Euch des Volkes Herz entfremdet ist; sie haben stets daS Ihre nur gesucht, auf Euer Haupt aber des Volkes Fluch geladen."

Ob's diesen Herren leid auch ist," fiel Ulrich jetzt mit strengem Blick auf Jene ein,von dir, mein Kind, vernehme ich, wie diese Leute denken."

Indessen war Melchior Warth mit den Mitgliedern des Rates und Gerichts herzugetreten.

Kaum siel des Herzogs Auge auf Ersteren, so rief er:Ei, mein braver Weingartmeister, kommst du, Fürsprache einzulegen für diesen Mann?"

Ja", rief bewegt d« Alte,ich kenne ihn; sein gutes Herz, der Jugend Unerfahrenheit hat ihn verführt. Hebet Gnade, Herr, an ihm!"

Gnade, Gnade für den braven Erno!" baten die Umstehenden wie mit Einer Stimme;Gnade!" flehte Barbara, indem sie auf die Kniee niedersank und Erno mitniederzuziehen suchte. Der aber stand unbeweglich wie ein Fels.

Und du selber bittest nicht um dein Leben?" fragte ihn der Herzog, indem er ihn staunend betrachtete.

Ich habe, Herr," versetzte Erno unerschrocken,für meines Volkes Recht gekämpft und stehe nun in Gottes Hand!"

O hätten Wir," sprach mit sichtbarer Rührung der Herzog,bei Zeiten dies vernommen, 'S wär' Manches nicht geschehen! Und deß zum Zeugnis, für dich, du liebestarke Maid und für euch alle, spreche ich:Dir, Erno, sei vergeben! Werde glücklich mit diesem wackern Mädchen und diene treu fortan Gemeinde, Land und Fürst!"

In der Menge war große Unruh« entstanden, die sich mit der Zunahme des Geschützfeuers und des Kampfgeschreis, das von der Wangen« Bergseite her ertönte, immer mehr steigerte. Gespannt blickte alles empor zu der Höhe, auf der weithin die Leheneiche sichtbar war. Dort sah man Schlag um Schlag die Donnerbüchsen Blitze niedersenden.

Wie steht die Schlacht, Georg von Stadion?"

Schlecht, durchlaucht'g« Herr, die Bündischen sind von ihrem Filderlager schnell herabgestiegen, haben Hädelvingen fast in Brand geschossen und unS viele auf dem Echutzwall getötet . . .

Weiter, mein Oberster," drängte der Herzog, da Stadion verstummte.

WaS er nicht sagen will, da» melde ich, fiel barschen Tons Marx Stumpf

jetzt ein: den Burgstall auf der Höhe hat Frundsberg und Marx Sittich, der von Ems, mit Karthaünen stark besetzt, und diese haben unS der Streiter mehr als 100 schon erschossen.Warum auch," fragte Ulrich,hat man diese Stellung aufgegeben? Nun, Stadion, warum habt ihr die Mannschaft weggezogen? Antwort oder bei Gott l"

Verlegen sprach der Ritter: weil ich die Leute unten in den Schanzen brauchte. . ."

Deswegen ließet ihr dem Feinde die Gelegenheit, uns hier im Thal nach Herzenslust zusammenzukartätschen? . . . AuS meinen Augen! Ob chr ein Dumm­kopf, ob ein Verräter seid, das wird sich finden . . . Versichert euch des Manns, ihr von der Wache!" . ^

Doch" verzweiflunngsvoll hinüberstarrcnd rief er:der Burgsmll muß genommen werden, kost es, was es wolle! Marx Schwemsberg, drei Fahnlem Fußvolk und von Hackenschützen, was ihr findet! Wer aber geht voran, wer

zeigt den Feinden droben kühn mein Banner?" ,, .

Ich, Herr Herzog," rief schnell entschlossen Erno, indem er strahlenden

Auges vmttat. ^ «^st erstaunt,noch eben erst mein Feind?"

Einst" versetzte der Waiblinger,Hab ich gestritten für das Recht, fo gut ich es verstand, von Bösen schlimm beraten; heut gilt es mein« Heimat, den an- aestammten Fürsten, die allzumal ein frecher Feind bedroht!"

" Dankbar nehm' ich," versetzte d« Fürst mit warmer Herzlichkeit,dem tapfres"Anerbieten an und wähle dich zu meinem Fahnenjunker. Wer ab« soll

die Fähnlein führen?" .

Ich, durchlauchtigster Fürst," rief Hans Müller, indem er in den Kreis

sich drängte.^ ^ ^in treuer Vogt, aus deines schönen WeibeS Armen reihst du dich, zum Kämpfer dich zu weih». Wohlan, führ' die 800 eben zogen die Fähnlein vor dem H«zog auf zum Lehenbühl empor, wo meine Ahnen einst das Lehngericht zu halten pflegten, und dann den Rennwq vor bis zu dem Burgstall Rohreck. Gelingt eS euch, die Feinde rasch zu werfen und ihr G-schütz auf ihre eignen Reihen zu richten, so habt ihr Land und Heimat uns gerettet und reichsten Lohn ««dient.

(Fortsetzung folgt.)

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