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^S 88.

Amts- und Anzeigeökall für den Bezirk Galw.

74. Jahrgang.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. § Die EinrückungSgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg. §

Donnerstag, den 27. Mi 1899.

Vierteljährlich» Abonnementäxreis in der Stadt Mk. I.io ins Haus gebracht, M. I. IS durch die Pos, bezogen im Bezirk. Außer Bezirk Mk. I. SS.

Amtliche Aetanntmachnrrgen.

Bekanntmachung.

Nach einer Meldung des K. Oberamts Nagold vom heutigen ist die Maul- und Klauenseuche in Ebhausen erloschen.

Calw, den 22. Juli 1899.

K. Oberamt. Voelter.

Die Herren Aerzte und Wundärzte

«ollen wegen der bevorstehenden Manöver bis zum 18. Tept. d. I. dem Oberamt jeweils in Bälde Anzeige erstatten, sobald eine Person im Oberamts­bezirk Calw von einer ansteckende« Kranlh it, ins­besondere vom Typhus ergriffen wird.

Calw, den 25. Juli 1899.

K. Oberamt. K. OberamtSphyfikat. Voelter. vr. Müller.

Den OrtskrhSrden

gehen mit nächster Post die AuSschrriben über di« beabsichtigte Einquartierung durch Truppen des XV. Armeekorps während der bevorstehenden Ma­növer zu. Binnen 2 Tagen ist dem Oberamt auf besonderem Bogen zu berichte», ob Hindernisse dieser Einquartierung entgegenstehen. Denjenigen Gemeinden, für welche eine Einquartierung nicht angesagt ist, kommt ein solches Ausschreiben nicht zu.

ES steht jedoch für dm 7. September und die folgenden Tage eine stärkere Einquartierung in Aus­sicht, worüber nähere Angaben im Voraus nicht ge­macht werden können.

Die oberamtlichen AuSschrriben sind als Quar- tieranweisungen für die Gemeinden anzusehen und werden die etwa noch weiter erforderlichen Quartiere durch die Militärbehörden von den Gemeindebehörden direkt angefordert, unter Ausstellung der vorge­

schriebenen Bescheinigung und wollen sich die Gemeinde­vorstände vom 6.-8. September für die Quartier- verteilung bereit halten.

In den nächsten Tagen erhalten die OrtSvor- steher vom Oberamt noch nähere Anleitungen über die Besorgung der Einquartierungsgeschäfte, sowie eine AuSgabe von RegierungSsekcetär Luge in Straßburg, enthaltend die Berechnung der Ser­visentschädigung und als Anhang die Bestimmungen über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden.

Calw, den 25. Juli 1899

K. Oberamt.

Voelter.

Tazesuettitzkeiten.

Calw. (Manöver, Kaiserparade.) Heber die diesjährigen Herbfiübungm, welche auch in unserer Gegend stattfinden, entnehmen wir dem Staatsanzeiger als speziell hier und in der Umge­bung in Betracht kommend: Das Feldartillerie-Regi­ment 13 hat seine Regimentsübungen in der Zeit vom 18. bis 23. Aug. in dem Gelände bei Herrenberg und Nagold. Die I, II. und III. Abteilung ver­läßt am 11. August seine Garnison Cannstatt, um daS Gelände mit Fußmärschen zu erreichen. Der RegimentSstab wird am 17. August mit der Eisen­bahn dorthin befördert. Am 24. August marschiert das ganze Regiment in das Gelände für die Bri­gademanöver. Die 51. Infanterie Brigade (hierzu: Brigadestab, Grenadier.Regiment 119, Jnfanterie- Regt. 125; 4. und 5. Eskadron 1. Großh. Hess. Dragoner-Regiments (Garde- Leib-Dragoner-Regiment) Nr. 23; Stab der 13. Feldartillerie-Brigade, III. und IV. Abteilung Feldartillcrie-RegimentS 29; 1 Pionier-Kompagnie, 1 Zug CorpS-Telegraphen-Ab­teilung und Train-D.'tachementS) hat ihre Manöver

in dem Gelände bei Bönnigheim vom 29. Aug. bis 1. September. Der Brigade-Stab, das Grena­dier-Regiment 119, das Infanterie-Regiment 125, die 1. Pionier-Kompagnie mit Telegraphm-Abteilung werden dorthin am 28. August mit der Eisenbahn befördert, während die Feldartillerie und Kavallerie das Gelände auf dem Marsch erreicht. DaS Dra­goner-Regiment 23 geht am 23. August aus seiner Garnison Darmstadt ab. 2) Die 52. Infanterie- Brigade (hierzu: Brigadestab, Infanterie-Regimenter 121 und 122; Stab, Gard-Leib-, 2. und 3. Eska­dron 1. Großh. Hess. Dragoner-Regiment« (Garde- Leib-Dragoner-Regiment) Nr. 23; Stab, I. und II. Abteilung Feldartillerie-Regiment 29; 2. Pionier- Kompagnie, DivifionS-Brückmtrain und Trom-Drta- chrmentS) hält Manöver ab vom 29. August bis 1. Sept. in dem Gelände zwischen Leonberg, Liebenzell und Vaihingen a. E. Die 2. Pionier-Kompagnie und DivifionS-Brücken-Train werden hiezu am 28 August mit der Eisenbahn be­fördert; alle übrigen Teile dieser Brigade erreichen das Gelände mit Fußmarsch. Die 54. Infanterie- Brigade (hiezu: Brigadestab, Infanterie-Regimenter 120, 127 und 180; 4. und 5. Eskadron 2. Großh. Hess. Dragoner-Regiment« Nr. 24; III. und IV. Abteilung Feldartillerie-RegimentS 13; 4 Pionier- Kompagnie, DioisionS-Brücken-Train und Train-De- tachementS) hält in der Zeit vom 26 bis 29. Aug. Manöver ab in dem Gelände zwischen Calw und Böblingen. DaS I. Bataillon Infanterie-Regi­ments 180 mit dem Regimentsstab, die beiden Erka- dronS, die Feldartillerie und die Traindetachements erreichen daS Gelände am 25. August mit Fußmarsch, die übrigen Truppen werden am 25. August mit der Eisenbahn dorthin befördert. Die Manöver der 27. Division (53. und 54. Infanterie-Brigade mit allen

^ * UlkkekSN. Nachdruck »nbol-n.

Kerzog Ulrichs Iahnenlrager.

Von G. Maisch.

H. Der 14. Oktober 1519.

(Fortsetzung.)

Sich sittsam und errötend vor ihrem Herrn verneigend, begann Hedwic ihm den Becher kredenzend:In Ehrfurcht reich' ich Euch, des Landes hoher Herrn, den Becher edlen Weins, den unser Echloßrain zeugt und unsre Kelle bergen. Mög' Euch der Trunk zum Sorgenbrecher werden, da schwere Sorge!

an ^ gleich Nachtgespenstern wild umschwirrenI Wie aus dem Kelc dei WemeS Blume duftet, so möge Euch die Hoffnung neu erblühn, in Gotte Kraft der Femde Herr und seiner Gaben froh zu werden!"

. »Dank' dir,'' versetzte gnädig der Herzog, den Becher fassend.Auf dei und aller schonen Frauen Wohl, die so, wie ihr, in bösen wie in guten Tage treu am Gatten hangen! Uns ist dies schöne Glück versagt; Sabina, uns vor langst zur Gattin aufgezwungen, hat schnöde uns verlassen, ja gar mit unser: Feinden sich verschworen. Dank dir. des Vogte« treuem Weib. Dein TrunI dem Spruch hat unsrem Herzen wohlgethan. Wir bleiben euch in Gnaden stet! gewogen."

Barbara hatte sich neben Hedwig aufgestellt und fiel nun, da jene abtrai dem Herzog m dl«* Augen. '

Und du, mein schöne« Kind," redete er sie an,was ist denn dein Begehr?'

. '24 komme, hoher Herr," begann sie unerschrocken,mir Gnade zu erflehe,

fttr iene« JünglmgS Leben - bade, deutete st« auf Erno, der eben sein Soll hardenlleid abwarf dem ich längst herzlich gut, vom Vale, auch verlobt bin.'

. .. ^ Herzog wandte sein Auge dem jungen Manne zu und fragte: .Wi heißest du?"

Man nennt mich, Herr, Erno den Waiblinger", versetzte dieser, frei dem Fürsten in dis Augen blickend.

Aufmerksam hatten die vom Gefolge gelauscht; jetzt trat der Kanzler Volland zu dem Herzog:Das ist einer der Rebellen vom armen Konrad hier, in Acht und Bann, ist vogelfrei, hat Urphed nicht geschworen. DaS Todesurteil ist ihm längst gesprochen!"

Zürnend wandte sich der Herzog wieder zu Erno:Und warst du wirklich einer von den Rädelsführern vom armen Konrad? Hast hur an diesem unserem Ort am Aufruhr mitgeschürt?"

Ehe Erno antworten oder auch nur abwehren konnte, nahm Barbara daS Wort:Nicht gegen seinen Fürsten, Herr, hat Erno hier geredet, nur gegen Eure Räte und den schweren Druck, der auf dem Landvolk lastet, und gegen die Bedrücker."

Ulrich unterbrach die Rednerin in strafendem Ton:War Aufruhr recht und gut?"

Bedenket, Herzog," fuhr die kühn« Sprecherin fort,was will der junge Mann, dem's H-rz noch auf dem rechten Flecke sitzt? Er schaut sich rings von Unrecht, Druck und Not umgeben: des Herzens Drang zwingt ihn, den Brüdern schnell mit Wort und That zu helfen, Glückseligkeit und Freiheit seinem heim'schen Gau zu bringen. Verzeihet ihm sie erfaßt Erno's Hand. gewiß, sein Ziel war gut, nur in den Mitteln, in den Helfern hat er sitz getäuscht!"

Hast einen guten Rechtsbeistand an deinem Mädchen," sprach der Fürst in freundlicherem Ton zu Erno.

Ich habe sie darum nicht angegangen," erwiderte stolz der junge Mann, für da», was ich erstrebt, vermag ich selbst die Folgen auch zu tragen."

Die Herren vom Gefolge warm von dieser Unterredung ihrrL Herrn mit niedrem Volke peinlich berührt.

War hören wir auf diese Närrin?" ließ der Kanzler sich vernehmen,eilt, Herr, zu eurem Heer! ES ist in Not, vernehmt ihr nicht dm Donner der Geschütze?"

Der Herzog gab dem Ritter Eladion, seiner Truppm Obersten, dir Weisung, alsbald zu sehm, wie eS drüben stehe, und fuhr dann fort: Laß weiter härm, kühne Jungfrau, was du uns zu sagm hast!"