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zügr. Arbeiter der Eisenbahnoerwaltung, welche außerhalb des StationSortS wohnen, Bahnarbeiter, sowie Handwerker erhalten gleichfalls freie Fahr«. Die oberst« Behörde ist mit diesen Einräumungen den Wünschen ihrer Angestellten und Arbeiter in sehr weitgehendem Umfange entgegengekommen. Bei Urlaubsreifen außerhalb des Landes erhalten die Angestellten auf den fremden Bahnen auf Grund von Empfehlungsschreiben an die betr. Bahnverwaltung frei« Fahrt.
Stuttgart, 18. Juli. Am letzten Sonntag wurden auf dem hiesigen Hauptbahnhof verschieden« Taschendiebstähle auSgeführt. Im Lauf de- gestrigen TageL gelang es, die Thäter in der Person zweier Hausknechte zu ermitteln und fepzu- nehmen. DaS gestohlene Geld wurde größtenteils beigebracht.
Z Herrenberg, 17. Juli. Der heutige Viehmarkt war mit 27 Paar Ochsen, 83 Kühen und 196 Stück Jungvieh befahren. Es waren wenig Käufer am Platze, da am heutigen Tage auch in Eutingen und Weilderstadt Viehmäikt« abgehalten wurden. Der Verkauf ging flau, weil die Verkäufer sehr hohe Preise verlangten. Fettes Vieh war gesucht. Der Verkauf von Schweinen ging ebenfalls flau. Es wurden 434 Stück Milch- und 258 Stück Läuferschweine zugeführt. Der Preis für «in Paar Milchschweine war 24—35 für ein Paar Läuferschweine 40—90
Bondorf, O.A. Herrenberg. 17. Juli. Gestern entlud sich über unfern Ort ein heftiges Gewitter und schlug der Blitz in eine ca. 400 Meter vom Ort entfernt stehende, mit Heu angefüllte Feldscheuer, welche alsbald in Hellen Flammen stand und bis auf den Grund niederbrannte.
Eßlingen, 16. Juli. Die warme trockene Witterung der letzten Woche ist dem Wachstum der Weinstöcke besonders förderlich gewesen. Die Stöcke stehen schön belaubt da, die Ruten sind in dieser kurzen Zeit nahezu um 30 em in die Höhe gegangen. Die Blüte ist vorüber ohne besondere Schädigung durch die eingetretene Regenzeit. Trol- linger und Urbaner tragen sehr spärlich, im alten Feld sind einzelne Stöcke mit 4 bis 6 Trauben zu finden, daS junge Feld ist nahezu leer. Bester stehts mit Riesling, Silvaner, Blauelbling, Portugieser und Affenthaler; vom Sauerwurm zeigen sich ganz schwache Spuren. Die Kammerzen stehen schön. Die Getreidefelder liefern, wenn sie vom Hagel verschont bleiben, viele Garben mit schwerer Frucht. Die Sezwaren (Angersen u. dergl.) wachsen schön heran, auch die Kartoffelfelder zeigen einen üppigen Stand und geben, wenn die Witterung trocken bleibt und Krankheiten verhütet, einen reichen Ertrag. Das Oehmd wächst rasch heran, besonders auf Wiesen und Feldern, die schon zu Anfang Juni ab- gemäht wurden.
Heilbronn, 17. Juli. Gestern begann hier bei herrlichem Wetter das 17. württembergische Landesschießen. In ungewöhnlich großer Zahl sind dir Schützen aus allen Gauen Württembergs herbeigeeilt, um im friedlichen Wettstreit in dem mit allen Einrichtungen der modernen Schirßbahntechnik vor zwei Jahren erbauten Schützenheim am „Sonnenbrunnen", einem idyllisch gelegenen Ausflugsort in unmittelbarer Nähe der Stadt, ihre Treffsicherheit zu bekunden. In der Stadt, die allenthalben reichen Flaggenfchmuck und sinnige Dekoration aufweist, herrscht bewegtes Leben. Eingeleitet wurde der erste
Tag deS — auf 3 Tage berechneten — Festes durch Tagwache und Böllerschießen. Um 10'/- Uhr vormittags fand im Aktiengarten die Uebergabe der Bundesfahne durch Landesschützenmeister Föhr-Stuttgart statt. Namens der Feflstadl wurde sie von Oberbürgermeister Hegelmaier entgegengenommen. An diesen Akt schloffen sich Frühschoppen und Konzert. Gegen 1 Uhr bewegte sich ein prächtiger Festzug durch die Straßen der Stadt. Die Spitze desselben bildete eine Abteilung Radfahrer, sowie Herolde, Fanfarenbläser, Fahnenträger und Fahnenjunker in reicher, altdeutscher Tracht, sämtlich beritten. In dem anschließenden Zug, der nur von Wagen gebildet wurde, waren verschiedene Festgruppen bemerkbar, so Kätchen und Schützrnliesel, der Wagen der Winzerinnen, der Zwiebelwagen der Eßlinger Schützen, Festwagen der Ruderergesellschaft u. a. m.» die alle von der ungeheuren Zuschauermenge mit lebhaften Zurufen begrüßt wurden. Nachmittags herrschte auf dem Festplatzs, dem prächtigen Heim der hiesigen Schützen gilbe, ein volksfestartiges Leben und Treiben, daS sich bis tief in die Nacht auSdehnte. In der Schützenhalle aber traten erstmals die Schützen in den Konkurrenzkampf um die ersten Becher. Dabei errangen auf der Feldscheibe (300 Meter) Büchsenmacher Villforth-Eßlingen in 10 Minuten, Ingenieur Doll Oberndorf auf der Standscheibe (175 Meter) in 15 Minuten mit den geforderten 65 Doppelpunkten di« ersten Becher. Im Verlauf deS heutigen nachmittags wurden von den nachstehenden Schützen die nächsten 10 Becher „erzielt": Ehr-Cannstatt, D-ffner Eßlingen. Rall-Ehningen, Hofer-Oberndorf, Karrer-Urach, Ehninger-Stuttgart, Rieckert Tübingen, Melchior-Bietigheim, Seltenreich- Stuttgart und Hauber-Stuttgart. Die Beteiligung war sehr rege. (Schw. B.)
Rottweil, 16. Juli. Der 54 Jahr« alte Uhrmacher Karl Schmied» von Mühlheim, OA. Tuttlingen, war mit zwei anderen am Dienstag mit Mähen beschäftigt. Während er absetzte und seine Sense aufrecht zu Boden stellte, um sie zu wetzen, mähte sein Hintermann weiter und traf dabei die Sense des Schmied», die ihm auf das Handgelenk fiel und dasselbe nahezu durchschaut. Die Verletzung hatte heute den Tod des Schmied» zur Folge.
Vom Bodensee, 17. Juli. Hat die Kirschenei nie Heuer am See fehlgeschlagen, so sind eS doch namentlich andere Steinobstsorten, wie Zwetschgen und Pflaumen, auch Quitten, welche einen schönen Ertrag liefern werden. Auch die Beerensträucher, von denen es am Sec namentlich viel Johannesbeer- kulturen gibt, liefern Heuer beinahe eine volle Ernte, mit welcher nächste Woche begonnen wird. — Der Stand der Hopfen, namentlich der Frühhopfen, ist andauernd schön und ihr Aussih-n gut. Die Pflanzen haben abgeblüht; die Doldenansätze sind reichlich vorhanden. Anwesende Händler versuchten auch schon Vorverkäufe in Frühhopfen abzuschließen, doch kam bis jetzt zu dem gebotenen Preise von 125 ^ noch keiner zu stände. — Wenn warmes Wetter eintritt, dürfte der heurige Seewein nicht schlecht auLfallen. Trotz regnerischen kühlen Wetters während der Blütezeit haben sich reichlich Fruchtansätze gebildet und sind nur wenige Blüten obgefallm. Da die Rebblätter häufig bespritzt werden, ist von einer Blattkrankheit bis jetzt nichts zu bemerken.
Hechingen, 17. Juli. Unser heutiger Jakobijahrmarkt war gut befahren, es dürften gegen 1000 Stück der verschiedenen Gattungen zugetrieben gewesen sein. Leider entsprach der Handel
nicht der Zufuhr, besonders war er Anfangs schleppend, gestaltete sich aber später besser. Wie immer war besonder» Jungvieh gesucht, aber auch Kühe und Kalbinnen fanden Abnehmer. Die Preis« hielten sich auf der bisherigen Höhe, er war eher ein Anziehen zu bemerken. Der Schweinemarkt zeigte regen Handel, die ganze große Zufuhr von Milchschweinen wurde zum Preise von 20—42 ^ per Paar ab- gesetzt. Bedeutend im Preise zurückgegangen sind die Mastschweine, für da» Pfund lebend Gewicht wird 36—37 ^ bezahlt.
München, 17. Juli. Gelegentlich der Einweihung des Friedens-Denkmals, welches in Gegenwart des Prinzregenten, de« Hofes sowie der diplomatischen Vertretung statrfanr, hielt Bürgermeister Borscht an den Prinz-Regenren eine scharfbemerkte nationale Ansprache, m welcher Redner betonte, daß Bayern sich unter den Segnungen des geeinigten Deutschland wohl fühle. Daß es immer so bleiben möge, sei der Wunsch aller Deutschen. Der Prinz-Regent antwortele, er hoffe, daß daß der Friede Deutschland erhalten werde und wir seine Segnungen auch ferner genießen werden.
Aus Elsaß-Lothringen, 16. Juli. Die letzten heißen Tage waren der Weinblüte, die jetzt überall beendigt ist, günstig, und man darf wohl hoffen, daß der durch den Sauerwurm angerichtet« Schaden nicht so groß ist, als man befürchtete. Die Reben selbst sind in den für das Weingeschäft in Betracht kommenden Lagen gesund; die Blattfall- krankheit hat sich bis jetzt nur vereinzelt gezeigt.
Osnabrück, 17. Juli. In Anwesenheit deS Prinzen Friedrich Heinrich von Preußen, des kommandirenden Generals des X. Armee-Corps und vieler geladenen Gäste fand gestern Vormittag die feierliche Enthüllung eines Denkmals für Kaiser Wilhelm I. statt.
Leipzig, 18. Juli. Ueber einen Aufsehen erregenden Vorfall wird auS Limbach berichtet: Nachdem bereits am Donnerstag den 12. Juli von der Polizei mehrere Schüler deS Technikums auf Grund einer anonymen Denunciation, welche sie der Urheberschaft der Brandstiftung vom 2. Juni beschuldigt, in vorläufige Haft genommen waren und die sofort ein- geleitrte Untersuchung die Wahrheit dieser Angaben bestätigt hatte, wurde die Verhaftung von fünf Technikern vorgcnrmmcn. Dieselben haben in geradezu frivoler Weise am Abend des 2. Juni nach einer wüsten Kneiperei eine Wette geschloffen, wonach Derjenige, welcher den größer» Mut bei einem Brande, zeige, ein Jahr lang umsonst an allen Trinkgelagen teilnehmen sollte. Zu diesem Zweck steckten sie sogleich die große in der Nähe des Bahnhofes stehende Scheune des Limbacher Rittergutes in Brand. Der Arbeiter Freitag, welcher in der Scheune sein Nachtquartier hatte, wurde ein Opfer der Flamme». Der Brand bedrohte den Bahnhof, welcher nur durch gewaltige Anstrengung vom Feuer verschont blieb.
Berlin, 17. Juli. Bei dem gestern über Berlin niedergegangcnen schweren Gewitter wurden fünf Personen vom Blitze getroffen und einer von diesen getötet, die andern wurden betäubt oder gelähmt.
Berlin, 18. Juli. Der Reichs-Anzeiger publizirt die Verordnung betreffend Beschränkung der Einfuhr auS Egypten wegen der Pestge - fahr. Die Beschränkung erstreckt sich auf Leibwäsche, alte und getragene Kleidungsstücke, gebrauchtes Bettzeug u. s. w.
— alle schauten sich überrascht nach Erno um — „wenn uns alles verläßt, so haben wir noch Gott und unser Recht. Eidgenossen, bleiben wir selbst uns treu, so kann uns keine Macht bezwingen, denn Einigkeit macht stark!"
„Hast Recht, Erno," rief Vollmar, „Zusammenhalten, in Waffen und beisammen bleiben hier auf dem Kapellenberg — dann muß der Fürst nachgeben, und uns mit unfern Klagen ist geholfen! Victoria!"
Die Zuversicht de» Führers, wie der feurige Zuspruch des Waiblingers, richtete manchen der Verzagten wieder auf, andere aber wurden stutzig. Jndeß ward der Sängerhans auf den Engelberg beordert, die dort Versammelten zu treuem, einmütigem AuSharren zu ermahnen; andere zogen mit demselben Auftrag ins Weinsberger Thal, andere zu den Backnangern, wieder andere in den Schwarzwald. Vollmar stieg zur Burg hinan, dem Schlüffe! des Bauernlagers; in den Trümmern der alten Burgkapelle des heiligen Nikolaus war die Beratungsstätte der Führer. Erno folgt« mit seinen Türkheimern, um die oben angelegten Verschanzungen in Augenschein zu nehmen. Da sah er, wie Dibold, der Jmmemoder, sich zu Vollmar hinschlich und ihm etwas in's Ohr flüsterte. Letzterer wandte sich plötzlich gegen Erno; sein Angesicht war erdfahl geworden.
„Waiblinger," redete er ihn an, „du mußt auf der Stelle gen Schorndorf und dich unserer Freunde vom armen Konrad versichern, daß wir einen Rückhalt an der starken Veste haben!" Erno wandte sich mit den Seinigen, den Auftrag alsbald zu vollziehe».
„Den naseweisen Burschen hätten wir vom Hals," sprach höhnisch der Landsknecht zu dem Hauptmann, „der braucht nicht alles zu wissen, was hier vorgeht!" —
Wir treffen di« Türkheimer zu Schorndorf in der Bauernkanzlei. Utz Entenmaier hat ihnen eben die glänzenden Aussichten des Aufstands vorgemalt, da stürzte atemlos rin Bauer herein und rief:
„Schreiber, e» ist aus mit uns! Der Herzog zieht mit 1800 Reisigen und vielem Fußvolk von Tübingen, Kirchheim und Stuckart das Remsthal herauf!" ...
„Gut," bemerkte ruhig der Waiblinger, das verschanzte Bauernlager wird ihn aufhalten." ...
„Bauernlager?" versetzte der Bote, „gibt es nicht mehr! Alles ist^ausem- andergelaufen auf die erste SchrcckenSkunde. Viele meinen, es sei Verrat im Spiel.."
„Sollte," fragte nachdenklich Erno den Nikolaus Schäff, „jener tückische Sikold die Hand darin haben?" Dieser hegte denselben Verdacht.
Utz Entenmaier hatte völlig den Kopf verloren; zu unsanft war er aus seinen Träumen aufgeweckt worden. Jetzt entwickelte Erno die ganze Umsicht und Thatkraft, die in ihm schlummerte. Er sammelte, was an Kampfkrstigen oufzutreiben war. Es war nur eine kleine Schar, die es dazu mit den Reisigen nicht aufzunehmen vermochte. Und als er sie in die Stadt führen wollte, um mit deren Bürgern die Mauern gegen die Anrückenden zu verteidigen, da wurden ihm die Thore verschloffin. Jetzt erfaßt« eine allgemeine Panik die Landleute. Jeder entwich einzeln in seine Heimat. Das Remsthal lag wehrlos dem Herzog zu Füßen.
Mehrere Tage noch bemühte sich der unerschrockene Waiblinger, das Landvolk zu kräftigem Wide,stände aufzurütteln, vergeblich! Da trat eines Abends ein wandernder Fiedler zu ihm — die Krementzer hatten ihm ,n ihrem Hause
erne Zeucht begann der Fahrende, „fliehe sofort! Dein Name
steht im peinlichen Verzeichnis der Landschaft, die unbarmherzig richten wird. Fliehen ist Weisheit in solchrm Fall, bleiben hieße sich unnütz opfern, wäre große Thorheit!
„Von wem ist diese Botschaft?" "
„Von einem Freund! Glaube und fliehe!" versetzte der Gesell.
„Also in die Fremde, in'« Elend?"
„Zieh zu den freien Schweizern, Mann!" . ^ .
„Wohl," rief Nikodcmu« Schäff, und ich ziehe mit dir! Ade, mein Vater
land !"
(Fortsetzung folgt.)