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Geiural Sumarokoff empfieng in der Ab- schiedSaudienz beim Kaiser von Oesterreich mit dem Handschreiben des Letzteren auch das Großkreuz des Leopotdordeus, eine Auszeichnung die den Werth andeutet, de» Oesterreich auf das weiter bestehende Ein verständniß mit dem russischen Nachbar legt."

Berlin, 3. Okt. In Folge einer Anregung des Reichskanzlers hat der preußische Handelsminister durch Erlaß vom 26. September die Handelskammer» zur schleunigen Berichterstattung über die Ansichien und Wünsche der industrulle» Kreise ausgefordert, von deren Interesse» die offizielle Betheiligung an der -Pariser Weltausstellung abhängig ist. Falls das deutsche Reich die Ausfüllung beschicke, er heische die Stellung der Nation und das Jnter.sse des Gewerbefleißes eine würdige Vertretung.

Die Enthüllung des Moltke Denkmals in Parchim am 2. Okt. war, wie mau der Kln. Z. schreibt, ei» glänzendcr Festtag, nicht allein für die Bewohner Parchims, sondern ganz Mecklenburgs und der an- gränzenden preuß. Landesiheile, die zu Tausenden herbeiströmten. Soweit die Kräfte einer kleinen, etwas abgelegenen Landstadt nur dazu ausreichten, hatte Parchim sich ans das festlichste geschmückt, um sich eines solchen Ehrentags würdig zu zeigen.

Meltaus st ellung in Phila­delphia. Nach telegraphischem Berichte aus Philadelphia' beträgt > nach der, der Vervollständigung noch bedürftigen Liste die Zahl der deutschen Aussteller, welchen Auszeichnungen verliehen worden sind, 466.

Pforzheim, 5. Okt. Der Verfasser der mit allgemeinem Beisalle ausgcnom- menen Schrift über das Lehrlingswesen, der hessische Landtagsabgeordnete Herr Julius Schulze, wird in den nächsten Ta gen einen Vortrag in hiesiger Stadt halten überdie gewerbliche und sozialistische E»l Wicklung unserer Zeit in Deutschland und den benachbarten Kulturländern." (Pf.B.)

Württemberg.

Stuttgart, 3. Okt. Der erste und wohl auch einzige Gegenstand der Tages­ordnung für die am nächsten Montag be­ginnende Session der Stände ist der Ge­setzentwurf über die Verwaltnngsrechtspflcge. Es sollen möglicherweise noch einige kleinere Gegenstände, aber von untergeordneter Be­deutung zur Vorlage kommen und es ist alle Aussicht vorhanden, daß die Session binnen 14 Tagen sich abwickle.

Möttlingen, O.A. Calw, 3. Okt. Ein schreckliches Unglück ereignete sich heute. Ein Knabe von 10 Jahren führte eine Kuh aus seinen Acker zum Waiden und scheint den Strick, an den er unglücklicher­weise eine Schlaufe gemacht hatte, um die Schulter gelegt zu haben. Man sah nun die Kuh im Felo über die Steinmauern und Hecken springen; herbeieilende Leute fingen sie ein und fanden das Kind mit fest um den Hals zugezogenem Strick, über und über blutig geschundenem Gesicht, den Mund voll Erde, an der Kuh hängend. Die Spuren ergaben, daß er weit ge­schleift worden war. Der Tod ist ohne Zweifel durch Erwürgung eingetreten, denn

der Strick war so fest um den Hals zu­gezogen, daß man ihn nicht hätte durch schiuiden können, ohne Verletzung des Halses, und deutete auch die blaue Farbe des Gesichtes und der Ohren auf Erstickung.^

In der Be'anulmachuug des Minist^ rinms des Innern, betreffend die öffentliche Belobung van Feuerwehren, Löschmann ichaften und Personen welche sich bei Brand- >ällen durch muthvolle und ausdauernde Thätigkeit ausgezeichnet haben sind u. A. verzeichnet:

am 16. Juli 1876 in Dennjächt, O.A. Calw, die Löschmannschaft von Unterreichen­bach ;

am 15./I6. August 1876 in Loffenau, Vizewachlmeister Wäldin, Gendarm I. Fischer und Kaminfegerlehrling Wagnej non Gernsbach, Großherzogthum Baden, Landjäger Gohl von Herrenalb, Steuer- wächler Sautter von Calmbach;

am 24. August 1876 in Herrenalb- Gaisthal, die freiwillige Feuerwehr von Herrenalb.

Stuttgart, 5. Okt. Im Verzeich niß der von der internationalen Jury der Brüsseler Ausstellung für Gesundheitspflege und Nettungswesen finden wir mit der Auszeichnung erster Klaffe (goldene Me­daille) bedacht: die Stadt Stuttgart für ihre Plane und Zeichnungen zu einem Ka- »olisationsprojekt und zu dem neuen Ho spital Charlottenhilse (Ludwigsspital), diese entworfen und ausgeführt von Baurath Bok.

Stuttgart, 5. Okt. Leonhardsplatz Kartoffelmarkt: Zufuhr 500 Säcke L 2 «4L 50 ^ bis 3 -4L 20 L per 50 Kilo. Wilhelmsplatz Obstmarkt: 100 Säcke a 6 -4L bis 6 «4L SO Linken 8 -4L bis 8 -4L 50 per 50 Kilo. Bahichot': Most­obst 40 Wagenladungen L 5 -4L 80 bis 6 -M per 50 Kilo. Markthalle Engros- Markt: 400 Körbe. Aepfel 1014 L per '/, Kilo, Borsdorfer 20 per '/» Kilo, Birnen 1415 L per '/» Kilo, Berga­motte 2022^ per Kilo, Zwetschgen 20^ per Vr Kilo, Flldcrkraut 12 bis !6 -4L per 100 Stück.

Biberach, 3. Okt. Wie man allge­mein hört, fällt die Kartoffelernte in hie­siger Gegend Heuer sehr gut aus, und zwar hinsichtlich der Menge als Güte. Die Kar­toffeln sind so gut und schmackhaft, wie schon seit lange nicht mehr. Es ist eine günstige Kartoffelernte Heuer um so mehr von Werth, als es an Obst mangelt.

Calw, 2. Okt. Am Samstag Nacht um 11 Uhr wurde der Bauer Gottl. Ku- sterer voa Unterkollbach in Hirsau vor dem Gasthause zum Schwanen räuberisch ange- sallen und durch Messerstiche hinter dem Ohr und durch das Ohr verletzt. Kusterer war mit dem letzten Zuge angekommen und kehrte noch im Rößle ein. Als die Polizei dort abbot, verließ er das Wirtbs- haus, in dem er mit mehreren einheimischen Gästen an einem Tische gesessen mar, um nach Hause zu gehen. Als er jedoch be­merkte, daß ihm nachgegangen werde, hielt er es für klüger, im Schwanen zu über- nachten, da er ziemlich viel Geld bei sich trug. Er lenkte deßhalb jenseits der Brücke von der Straße gegen den Schwanen ab, wurde aber vor diesem von hinten am

Halse gepackt und in den Kopf gestochen, wobei er viel Blut verlor. Er konnte je- voch noch die Glocke an dem Schwanen erreichen, worauf der Schmanenwiith die -Thüre öffxete und der oder die Thäter die Flucht ergriffen. Ob bei dem Anfall einer oder zwei Burschen betheiligt waren, weiß Kusterer nicht anzugeben ; ein Verdächtiger, ein Hirsauer Bürgersohn, ist indessen noch gestern Mittag an das Gericht eingeliefert worden. (C. W.)

Cannstatt, 3. Okt. Gestern Abend wurde gegen den in der Seelbergstraße wohnhaften Th. Wagner znm Wilden Mann, früheren Polizeiwachtmeister hier, ein At­tentat verübt. Der Hergang ist folgender: Gegen 9 Uhr Abends saßen mehrere Gäste, worunter auch Karl Hahl aus Stcinen- bronn, in der Wirthschaft beisammen. Hier, in Gegenwart Anderer, wagte Hahl, eine scharf mit Rehpjosten geladene Pistole in der Rocktasche, seine schwarze That nicht auszuiühren; er verließ deßhalb das Lokal und wartete außerhalb, bis auch die andern Gäste sich entfernt hatt-n; jetzt trat er wieder in das Wirthschaftszimmer, wo arglos nur Wagner und seine Frau noch saßen, drückte die Pistole ab und entfernte sich eilends. Wagner stürtzte beherzt dem Mörder nach und rief, so daß er in der Nähe der englischen Kirche von zwei Män­nern angehalten und erst durch das Dazu­kommen Wagners überwältigt wurde; seine Waffe mußte ihm mit G-walt entrissen werden, wobei der Attentäter durch Schläge und Püffe leichte Verletzungen erlitt. Be­wältigt wurde er der Polizei übergeben und ist nunmehr im Obcramtsgesäugniß in sicherem Gewahrsam. Glücklicherweise hatte aber der Mörder seinen Zweck nicht erreicht, denn der Schuß ging dem aus­ersehenen Opfer hart an der rechten Seite des Kopfes vorbei. Der Mörder ist 38 Jahre alt und ledig. Ueber die Motive erfahren wir Folgendes: vor Jahresfrist wurde ein junger Mann erschlagen und in den Neckar geworfen. Um jene Zeit kam Hahl, welcher bei Wagner logirle, eines Abends mit blutbesvritzlen Kleidern nach Hause und W. sagte damals zu demselben: So habt Ihr wieder Einen tüchtig durch­geprügelt" und begleitete diese Bemerkung mit tadelnden und ermahnenden Porten. Hahl aber hatte damals geantwortet:Ja, der hat sein Sach!" Später verhaftet, mußte Hahl 100 Tage in Untersuchungs­haft verbringen und die Schuld daran maß er Wagner, welcher als Zeuge wegen der blutigen Kleider gegen ihn auftrat, bei. Nach erfolgter Freilassung trat- er als Schmied wieder in Arbeit und die'Nache- gedanken, die ihn, wie es scheint, seither nicht verlassen, kamen gestern zur Ausfüh­rung. Er habe sein Opfer nurschrecken" wollen, sagte der Attentäter jetzt, aber das Gericht wird ihn belehren, was "solchcs schrecken" verdient. (C. Z.)

Reutlingen, 4. Okt. Heute früh zwischen 3 und 6 Uhr ist die Bauer'sche Kunstmühle in Pfullingen abgebrannt. Wohnhaus, Gerstmühle und Scheuer ge­rettet.

Geislingen, 4. Okt. Der Verein derVogelfreunde" veranstaltet ans den 27. 29. d. M. hier eine Ausstellung