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von Vögeln und Geflügel, der eine große Theilnahme von auswärtigen derartigen Vereinen zugesagt ist.

Ausland.

Frankreich. Die steten Klagen der Weinkonsumenten über die zunehmende Verfälschung des Weines haben die gute Wirkung gehabt, daß stitens der Polizei- präfeclnr eine strenge Uebenvachung aller Weimvirthscha'lcn und Weingroßhändlcr angeordnet ist.

Daily News meldet aus Bucharest vom Montag, daß nach einem dort verbreiteten Gerüchte Abbott, Bruder des deutschen Kon­suls Abbott, der im Mai umkam, nahe bei Saloniki mit seiiur Familie ermordet wor­den sei.

Vom Kriegsschauplatz.

Wien, 5. Okt. Die Mediation wird als gescheitert und die diplomatische Aktion als beendet betrachtet. Die Kabinete be- rathen über die Form einer gemeinsamen Sommation, welcher durch das Erscheinen der Kriegsschiffe sämmtlicher 6 Großmächte vor Konstantinopel Nachdruck gegeben wer­den soll. Vorerst unterbleibt jede andere Unterhandlung mit der Pforte.

Generalissimus Tschernajeff hat sich in seiiur Hoffnung auf einen guten Ausgang der von ihm auf der ganzen Linie ergriffenen Offensive getäuscht. Die Ausführung blieb hinter den ganz guten Dispositionen zurück. Die beiden Brücken welche Abdul Kerim Pascha über die Mo­rava mit großer Anstrengung Herstellen ließ, wurden zerstört, der serbische Angriff geschah mit entsprtchenden Kräften und großer Vehemenz. Auch neigte sich that- sächlich der Sieg den Serben bereits zu, welche muthig fochten, während ihre Artillerie die Türken znm Weichen brachte. Der Tag schien wirklich den Serben zu gehören. Da geschah eS, daß Hesiz Pascha in vor­gerückter Nachmiltagsstunde nicht weniger als 33,600 Mann mit 10 Batterien Ver­stärkungen erhielt, während den Serben keine Reserven zu Hülfe kamen. Damit war der Ausgang des Kampfes besiegelt. Die Serben mußten in ihre alten Positionen zurück. ,

Miszellen.

Abenteuer rinrs Berliner Bürgers.

(Fortsetzung.)

Ich überspringe die Ceremonien einer solchen Testaruentseröffnung und komme zu den Hauptparagraphen selbst, aber auch nur so weit sie in meine Zukunft, in mein Ledensglrick vernichtend eingriffen; als eine Nebensache behandle ich das Erbe selbst, welches in einem Baarvermögen von zwei- v.ialhunderttausend Thalern und zwei schuld- freien Häusern eines am Dönhossplatz, welches wir selbst belohnen bestand.

Die Paragraphen, welche mich sehr Unglücklich machen sollten, lauteten:

Meine Tochter ist zwar meine einzige Erbin, doch ist es mein Wunsch, den meiu geliebtes Kiud auch erfüllen wird, daß sie dieses Erbe dadurch mit Oskar Weidmr, der acht Jahre iu meinem Geschäfte war und dessen Vater in Hamburg ich hoch- Derpflichtet bin, theile,. daß sie dessen Frau

wird, zu welcher Verbindung ich meinen besten Segen gebe; ich habe Oskar Weidner als einen braven jungen Mann erkannt."

Ich wünsche, meine Tochter majorenn gesprochen zu sehen, und Oskar Weidner soll bis dabin die alleinige Disposition über meine Hinterlassenschaft haben, da er ja dieselbe behält, Falls er woran ich gor nicht zweifle, der Mann meiner Tochter wird."

Sollte wieder Erwarten meine Tochter nicht in den Bund mit Oskar Weidner willigen, so mache ich diese» hiermit znm Theilnebmer meines Geschäftes, indem ich ihm den vierten Theil meiner Hinterlassen schuft zu eigen gebe, und soll er der Vor­mund meiner Tochter, sewie der Verwalter ibres Vermögens werden bis zu deren Volljährigkeit, resp. d-m Ende ihres 24. Lebensjahres, ohne Jemand Rechenschaft geben zu dürfen."

Ich halte keine Ahnung von der Be­deutung dieses Testaments und unterschrieb cs so gleichgültig, wie man eine Rechnung über wenige Groschen unterschreibt; auch Oskar mußte unterschreiben, bei welcher Gelegenheit ein eigenthümlicher Zug seinen Mund umspielte.

Als wir in einem Wagen nach Hause fuhren und ich still vor mich hin weinte, sagte er zu mir:

Sie weinen Rosa? Wenn diese Thränen dem Vater gelten, so mag es sein der Zukunft sie zu weinen wäre ungerecht."

Ich verstand den letzte» Theil nicht und schwieg.

Werden Sie den letzten Willen Ihres Vaters ehren ? fragte- er mich wieder.

Er wird mir heilig sein, so weit ich ihn' vor Gott verantworten kann," glaubte ich nun, antworten zu müssen.

Das erste Geschäft Oskar's nach An tritt der Verwaltung der Hinterlassenschaft meines Vaters war, daß er die Diener entfernte, die ihm mißliebig waren; zu diesen gehörte uamenttich ein altes Fakto­tum meines Vaters, der eine Doppelstellung in unserm Hause einnahm als Diener im Geschäft und im Hause.

Er hatte, mich als Kind auf den Ar­men getragen und gehörte, so zu sagen, zu unserer Familie; cs ist derselbe alte Mann, der Sie heute hier empfangen hat und dessen ehrenwerthen Charakter Sie später genau kennen lernen werden. Ver­gebens waren meine Bitten für den alten Mann, das Einzige was ich erlangen konnte, war eine Pension von monatlich 10 Thlr. für ihn eine magere Entschädigung für fast sünizigjährige treue Dienste. Ueber- haupt wurde ich in allen ähnlichen Fällen von Oskar nie zu Rathe gezogen, wie er denn, ohne zu fragen, Nach eigenem Er- messtn Alles ordnete.

Nur in seltenen Fällen kam ich mit Oskar zusammen; nach dem Tode meines Vaters und wohnte er außer unser», Hause.

(Fortsetzung folgt.)

Brüssel. Ein braver, rechtschaffener Arbeiter hat in einer außergewöhnlichen

jLage die Pflichterfüllung bis zum Herois­mus getrieben. Während ein Kamerad auf seinen Schulter« stand und damit beschäf. itigt war, einen Blitzableiter a« der Spitze 'des Kirchthurms der Stadt Ville-sur Ourle 'zu befestige», fielen, durch den Wind seit­wärts getrieben, Tropfen geschmolzenen Bleies auf den Körper des Elfteren. Die Lage war gefahrvoll; die geringste Bewe­gung hätte seinen unglücklichen Gefährten in die Tiefe geschleudert. So ertrug er, ohne sich zu rühren, den entsetzlichen Schmerz. Es war eine übermenschliche Anstrengung, und man bebt bei dem Gedanken an die Marler, welche er hat ausstehen muffe'-. Diestr Zug von Muth, dem jeder Gedanke an Ruhmredigkeit, Ehrgeiz und Belohnung fern lag, der vielmehr lediglich dem Pflicht­gefühl und dem Triebe zum Guten ent­sprang, ist erhaben und verdient rühmende Erwähnung im Verzeicbniffe der denkwür­dige» Thaten. Der Held dieser schönen Handlung beißt Caris, Schieferdecker in Aiithisnes, Provinz Lüttich bei Comblain- an-Po»t. Da seine Wunden und mehr noch der grausame Zwang den er sich auierlegeu mußte, um inmitten furchtbarer Schmerzen unbeweglich zu bleiben, den unglücklichen, mit einer zahlreichen Familie gesegneten Caris für lange Wochen in die Unmöglich­keit versetzt haben, zu arbeiten, so sind in England und Belgien Subscriptionen zn seinen Gunsten eröffnet worden.

(Wink für Wirthe.) Gast:Adieu, Herr Wirth! Bevor ich gehe, möchte ich Ihnen noch einen Rath geben. Wen» Sie sich um die Menschheit verdient machen wollen, so lassen Sie ein neues Schild an Ihr Haus hängen, mit der Aufschrift: Hier wird die Trunksucht geheilt," denn wer ein Glas von Ihrem Bier getrunken bat. der begehrt kein zweites."

Die hiesige Brauerschaft war kürzlich in cordialem töte L ttzto beisammen und soll dabei zur Freude des biertrinkenoen Publikums überein­gekommen sein, künftig ein Gebräu zu liefern, das nicht nur nach dem zweiten, Glas, sondern nach noch Mehr verlangen mache.- UnserGlück auf" zu diesem menschenfreundlichen Entschluß,

Tie Red.

Auflösung der Räthsrl in Nr. 117.

1 .

Pan, Stadt von 12,600 Ew. in der Nähe der Pyrenäen. Paulus.

2 .

Tanz Stanz, Hauptort im Kanton Unterwalden, 1200 Em.

3.

H i r n«. Horn, Vorgebirge an der südlichsten Spitze Amerika's.

Frankfurter Course vom 4.

Oktbr.

1876.

Geldsorten.

20-Frankenstücke.

. 16

2125

Englische Souvcreigns . . .

. 20

85 40

Ruß. Imperiales .....

7277

Holland. 10 fl.-Stück ....

. 16

65

Dukaten.. .

5964

Dollars in Gold .....

. 4

16 - 19

Anzeigen für den ßnzthäker vermitteln

in Pforzheim: Hr. Httü Htiecker; m Wikdvad: Hr. ß. Schobert.

Suru der Grnrrak-Anrciaer Nr. 50.

Redaktion-, Truck und Verlag von Jak. Me. eh in Neuenbürg, (Markt- und Thalftr.)