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Hellbraun. Dienstag 16. Mai sin det im Saale des Gasthoss zum Falken ein Weinmarkt mit Begiänzung auf württemb. Weine statt. Ansehnliche Vor- räthe.

Heilbronn, 30. April. Der mit dem 15. Mai in's Leben tretende Fahr­plan bringt eine Neuerung, welche für unsere Stadt die Bedeutung eines wahren Ereignisses hat: Heilbronn wird zum ersten­mal von einem Schnellzug berührt, indem ein Schnellzug Bietigheim-Nürnberg und umgekehrt künftig in Heilbroun um die Mittagszeit eintrifft.

Göppingen, 2. Mai. Unsere Obst­bäume berechtigen dieses Jahr zu einem reichliche»Ertrag, auch dieZwelschgenbäume stehen wieder in voller Blüthe wie voriges Jahr.

Murrhardt, 2. Mai. In jüngster Zeit wird hier eine Masse Futter aufge- kaust und in nähere und entferntere Ge­genden ausgeführt, so daß die Preise sich wieder auf 3 6080 gehoben ha­

ben und die sehr beträchtlichen Vorräthe nahezu aufgeräumt sein werden.

Biberach, 3. Mai. In den letzten Tagen schloß die hiesige weibliche Fort­bildungsschule ihr Schuljahr mit einer Prü­fung in sämmtlichen Unterrichtsfächer», nemlich: Briefschreiben, Rechnen, Buchfüh­rung, Französich, Literatur, Geschichte, Geographie, Naturlehre, Zeichnen und Singen. Selbstverständlich steht es den Schülern, deren es 56 waren, frei, unter den genannten Fächern eine beliebige Aus­wahl zu treffen.

Waldsee, 3. Mai. In vergangener Nacht um 10. Uhr brach in Weiler I g - genau, Gemeindeverbands Dietmanns, in einem zur dortige» Mahlmühle gehörigen, mit Strohdach gedeckten Wohn- und Oeko uomiegebäude auf bis jetzt unermittelte Weise Feuer aus, welches nicht allein das Gebäude zerstörte, sondern auch den Flam­mentod der Eheleute, der Mutter der Frau, zweier Kinder und des Schweizers, mithin also von sechs Personen zur Folge hatte; guch sämmtliche Pferde und Hornviehstücke gingen zu Grunde. Dieser gräßliche Fall ist ein ernster Mahnruf an die Lezirrsör- völkerung, auf feuersichere Bedachung, in­soweit es die Kräfte der Einzelnen nur irgendwie zulassen, hinzuwirken und die hierauf gerichtete Absicht der Behörden zu unterstützen. Die Kommission der Central- kaffe für das Feuerlöschwesen hat den Ge­meinden Waldsee und Einthürnen .einen Beitrag von je 500 ^ zur Anschaffung einer Saugfeuerspritze verwilligt; mögen diese reichlichen Beiträge auf diejenigen Gemeindevertreter, welche den Vortheil guter Löschanstalten bis jetzt nicht erkannt haben oder aus übel angebrachter Sparsam­keit nicht einsehen wollten, ermunternd ein­wirken! (St. Anz.)

Ueberlingen, 3. Mai. Vorgestern fingen zwei Fischer, im See mittelst Netzes eine gewaltige Lachsforelle von I Meter Länge, '/s Meter Umfang und 13 Pfund Gewicht. Das hübsche Exemplar wurde für 12 fl. 8. kr. nach Konstanz verkauft.

Biberach, 4. Mai. Der Viehmarkt war gestern stark befahren und der Handel

ging so ziemlich lebhaft; es wurde viel gekauft. Eine Preisverävderung trat jedoch nicht ein. Aehnlich ging es auf dem Schweine­markt; reger Handel bei gleichen, übrigens hohen Preisen. Der Kartoffelmarkt war überfahren; große Mafien von Kartoffeln wurden verkauft zu 3 pr. Ctr., somit Rückgang im Preise von 5090

Ausland.

Der Prinz von Wales ist in seiner Art ein Must er prinz. Was er seit dem Oktober des vorigen Jahres an Empfangs­feierlichkeiten, Bällen, Gastmählern, Jagd- parthien und sonstigen höchst beschwerlichen Unterhaltungen durchgemacht hat, wäre hinreichend, einemDutzend anderer Menschen Kopfschmerz bis ins Jenseits hinüber zu verursachen. Ihm aber scheint dadurch weder Gesundheit noch gute Laune geschä­digt worden zu sein. Er amüsirt sich im düsteren Escurial gerade so gut, wie auf der Elephantenjagd unter dem heitern Him­mel Indiens, und zollt den Tänzerinnen Spaniens nicht minder leutseligen Beifall als den Bajadaren sanskritischer Zonen, lieber seine Bewegungen werden durch den Telegraphen täglich an die englischen Zei­tungen Berichte erstattet, und zwar so aus­führlich, wie sich das loyalste englische Herz nur immer wünschen kann. Sie im Ein­zelnen für ein deutsches Blatt wiederzuge­ben sind sie nicht interessant genug, doch wäre als das Allerneueste und inspanischen Hofkreisen als überaus bedeutungsvoll her­vorzuheben, daß der König von Spanien mit seinem hohen Gast kürzlich im einfachen Frack beim englichen Gesandten, Herrn Layard, zu Tische erschien. Dergleichen war nämlich nicht dagewesen, seitdem Spanien den Segen einer Monarchie genießt.

Miszellen.

Zur Düngung der Ob st bäume empfiehlt es sich nur die sogenannten Schei­ben oder Teller um die Bäume jährlich vor dem Winter aufzulockern und mit Dünger zu bedecken, sondern derselbe muß, da sich die Seitenwurzeln der Bäume bei­nahe soweit nach jeder Richtung ausbreite«, als die Krone sich vom Boden erstreckt, in größerem Maßstabe aufgeführt und einge­graben werden. Wo die Obflbäume auf Wiesen stehen und dieses Verfahren wegen der Grasnarbe unmöglich ist, so schlägt man nach derLandw. Reichs-Zeitung" Weinflaschen oder besser steinernen oder 2 Liter-Krügen den Boden aus und gräbt sie 1'/-2 Meter vom Stamme entfernt bis an den Hals ein. 34 solcher Ge­fäße werden für einen Baum genügen. Bei feuchtem Wetter füllt man sie mehrere Male während des Sommers mit verdünnter Gülle, wodurch den Wurzeln, die sich an solchen Stellen rasch und besonders dicht entwickeln, reichliche Nahrung geboten wird. So behandelte Bäume werden ergiebige Ernte liefern, aber auch Zierbäume in Gärten, denen man aus irgend einem Grunde ein besonders Wachsthum wünscht, werden die geringe Mühe belohnen, welche die Anwendiing dieses Mittels erheischt. Ein weiterer Fehler vieler Obstzüchter ist

jes, daß sie sehr häufig die Stämme der Obstbäume am Boden mit Dünger behäufen, trotzdem es für den Baum sehr schädlich ist, indem die durch Gährung hervorgerufene Wärme an der Rinde Krankheiten erzeugt. Der auf die Scheiben oder Teller gebrachte Dünger sollte den Stamm nie berühren.

Ueber die beste Zubereitungs­art des Caffee's hielt Herr Dr. Beuthien im Hamburger Gewerbeverein einen Vortrag, in welchem er nachstehendes Verfahren empfiehlt: Der vorher gut aus­gelesene Caffee darf nicht dunkelbraun, noch weniger schwarz, sondern nur hellbraun gebrannt werden. Sobald der Caffee gut ist, wird etwas fein gestoßener Zucker, und zwar 1 Loth auf I Pfd. Caffee, in die Kasserolle gelhan und tüchtig umgeschüttelt. Der durch die Hitze sich lösende Zucker setzt sich an die Bohnen an und überzieht die­selben mit einer feinen durchsichtigen Kruste di- die Verflüchtigung des Aroma's ver­hindert. Bei der Zubereitung des Caffee selbst nehme man drei Viertel des gewöhn­lichen Quantums Bohnen, lasse ihn sein gemahlen 1012 Minuten im Wasser über mäßigem Feuer langsam kochen, nehme alsdann das Gefäß vom Feuer weg und thue das vierte Viertel des Caffee's hinein und lasse das Ganze etwa 5 Minuten stehen. Nach dieser Zeit wird der Trank umgerührt, wodurch der Caffeestaub zu Boden sinkt. Der dadurch gewonnene Caffee ist zwar etwas trübe, übertrifft aber an Kraft und Aroma jeden auf andere Weise bereiteten. Im Orient wird er auf diese Weise bereitet, und man sollte jedes Ge- nußmittel so zubereiten, wie es in dem Lande, wo es produzirt wird, Gebrauch ist.

Fleckwasser, welches in keiner Wirthschaft fehlen sollte, bereitet man wie fflgt: 7 Neuloth getrocknete Gnillajarinde (in Droguenhandlungen zu haben) wird mit ebensoviel zerschnittener Seifenwurzel vermischt und mit 3 Liter Wasser '/»Stunde gekocht, oder bis 1 Liter Flüssigkeit zurück­geblieben ist. Danach preßt man dasselbe durch ein Tuch und giebt, nachdem das Wasser kalt geworden iff, 15 Gramm Ci- tronensast und 45 Gramm starken Wein- Weingeist hinzu, schüttelt es gehörig um und verwahrt die Mischung in einer wohl­verkorkte» Flasche. Bei der Anwendung reibt man die Flecke, z. B. in Seidenzeugcn, 5 Minuten mit der flachen Hand damit ein. Bei wollenen oder baumwollenen Ge­genständen bedient man sich einer Bürste, taucht dieselbe in das Fleckwasser und bür­tet nun die Sachen nach dem Faden da­mit; danach reibt man mit weichem Wasser nach, bis die Stellen plättrocken sind, und ährt alsdamin mit einem nicht zu heißen Plälteisen darüber.

(Die Roßkastanie als Heilmittel.) In der nächsten Zeit bieiet uns die Natur durch die Roßkastanie ein ausgezeichnetes Heilmittel gegen körperliche Leiden. Außer den bekannten empfehleuswerthen Eigen­schaften dieses Baumes besitzt nämlich die Blüthe desselben eine wunderbare Kraft, rheumatische Schmerzen zn heilen, oder