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gemäße und wie wir hoffen definitive Lösung gefunden.

Wir dürfen uns dieses Beschlusses in so fern ausrichtig freuen, als er einem längst gefühlten Bedürfnisse der Mehrzahl hiesiger Einwohner entgcgenkomwt, und um so mehr die Einsicht der Kollegien anerkennen, als der Gemeinde in den nächsten Jahren die Erledigung noch verschiedener wichtiger Fragen bevorsteht.

Die heutigen Bürger nicht »ur, auch unsere Nachkommen werden das aus diesem Beschluß hcrvorgchende wohlthütige Werk und die verdienstvoll,'» Bemühungen des Hrn. Stadtvorstandes um das Zustande kommen desselben rühmend anerkennen und segnen.

Zum Schluffe haben wir noch denWnnsch, es mochten künftig solch wichtige, die Ge- sammtheit berührende Fragen, mehr als bisher geschehen, in öffentliche Besprechung genommen werden. Durch Widerspruch klärt sich die Wahrheit ans, durch sie wird dem unmotivtrtennon p 088 uinus" die gebührende Grenze gezogen und in sachlichen vornrtheilsireien Erörterungen findet die öffentliche Meinung bälder das Nichtige heraus.

Das von der Bürgerversammlung am 20. Sept. beauftragte Konnte.

Krmrik.

Deutschland.

Gegenwart.

Die Hauptauimerksamkeit des deutschen Volkes ist jetzt nach Bayern gerichtet, dessen ueugewähltes Abgeordnetenhaus, weiches bekanntlich eine kleine uitramon- tane Majorität besitzt, am 28. Sept. seine Sitzungen begann. Man ist gespannt, in welcher Weise diese Mehrheit sich geltend machen wird. In Erwartung der kommen­den Angriffe hat sich das Münchener Ka- binet für solidarisch erklärt, die Minister werden sonach nach dem Grundsätze sich zur Wehre stellen:Einer für Alle und Alle für Einen." Die ultramontane Mehr­heit setzte bereits bei der Wahl des Büreaus lauter Leute ihrer Partei durch, Vorsitzen­der ist Freiherr v. Ow geworden. Dann beschloß sie (mit 79 gegen 76 Stimmen), eine Adresse an den König zu richten und einen Ausschuß mit der Anfertigung des­selben zu beauftragen. Dieser Ausschuß wurde aus 8 Ultramontanen und 7 Liberalen zusammengesetzt, und es wurde Herr Jörg m it der Berichterstattung beauftragt. In dieser Adresse wird die ultramontane Mehr­heit dem Könige ihre Wünsche vortragen. Alle Beschlüsse des bayrischen Abgeordneten­hauses scheinen mit 79 gegen 77 Stimmen, dem Zahlenverhältniffe der beiden Parteien gefaßt und bekämpft werden zu solle», so lange nicht Krankheit, Todesfall und son­stige Abhaltungen eine unerwartete Aende- rung dieses Verhältnisses herbeiführen. Die Nordd. Allg. Ztg., welche die Vor­gänge im bayrischen Landtag bespricht, sagt u. A.:Die bayr. Ultramontanen sind nur die Schildknappen der vatikani­schen Politik, welche sie schonungslos eben so vorwärts drängt, wie Terxes dereinst seine

Perser mit Peitschenhieben wider die Thermophylen treiben ließ. Diese Politik, welche »och nie die Opfer gezählt hat, mit denen sie ihre Niederlagen erkaufte, kennt weder Interessen Bayerns, »och solche der bayerischen Ultramontanen, sie führt den Kampf nur, um von der Macht des Vati­kans überhaupt Zeugniß abzulegen, und ihr würde es geradezu als Verrath er­scheinen, wenn die Herren Jörg, Freytag, Molitor und Konsorten als Bayern und nicht eben als blindlings ergebene Röm­linge denken, fühlen und handeln sollten." Durch die preuß.Prov.-Correspoiidenz" er­fährt man, daß der deutsche Reichstag in der Zeit vom 20. bis 25. Okt. einberuscn werden wird, also kurz nach der Rückkunft des Kaisers und des Reichskanzlers von Italien, die etwa am 13. Okt. in Mailand aukommen und am 18. Okt. zurückkehren werden. In Breslau fand die dies­jährige Conferenz des Protestantenvercins statt, der bekanntlich den Ausbau der deutsch-evangelischen Kirche auf der Grund­lage des Gemcindcprinzips und die organi­sche Verbindung der Landeskirchen erstrebt. Diesmal verhandelte man über den Ver­fall des öffentlichen Gottesdienstes und über die preuß. Kirchcnvcrfassung. Es wurde auch ein Besäiluß gegen die preuß. Orthodoxie gefaßt, welcher selbst dieNordd. Allg. Ztg." ihre Zustimmung zollte, da auch die Haltung der orthodoxen Partei in Preußen die religiöse Ueberzengung mit den politischen Pflichten in Conflict zu bringen orobe. Die österreich-ungarische Regierung hat die Lage der Türkei in einer Beziehung glücklich für sich auszu­nutzen verstanden. Vor dem Ausstande in Bosnien setzte die Pforte dem östcrreichi- Verlangen, die Verbindung der österreichisch­ungarischen mit den türkischen Bahnen her­zustellen, den zähesten Widerstand entgegen. Jetzt aber plötzlich hat sie uackgegeben und der Wiener Regierung in dieser Beziehung die ausgedehntesten Zugeständnisse gemacht.

Zweifellos wird der Gesetzentwurf über die Revision des Strafgesetz­buches einen der Kernpunkte der näch- sten Reichstagssession bilden; fast alle politischen Gegensätze werden berührt. Das Prozeßgesetz, das Gebiet des Kulturkampfes und schließlich der Fall des Prozesses Arnim werden von der Vorlage betroffen und den parlamentarischen Debatten noch einmal unterbreitet. Der Entwurf enthält mit den 62 neuen Paragraphen des deut­schen Strafgesetzbuches sehr umfassende und interessante Motive und als Anlage die Motive zu den Verhandlungen der belgi- Kammern über den Fall Duchesne. Bei­gefügt ist auch eine Nebersicbt der von den Bundesregierungen auf Abänderung oder Ergänzung des Strafgesetzbuches und des Einführungsgesetzes zu demselben gestellten Anträge. Diese letzteren bei denen fast ausnahmslos alle Regierungen betheiligt sind, zählen 470 Nummern. Die wesent­lichsten Abänderungen, welche der Entwurf adoptirt hat, gehen von Preußen und Bayern aus. Nach den Motiven hat Eine! Bundesregierung sich für allgemeine Re-! vision des Strafgesetzbuches erklärt, dies überwiegende Mehrzahl der übrigen war'

für partielle Revision Die Motive erinnern daran, daß bei Erlaß wes Strafgesetzbuches eine Revision desselben »ach 5 Jahren in Aussicht gnommen war.

Straßburg, 5. Okt. Morgen reist eine Kommission, entsendet von den land- wirthschaftlichen Kreisen Schlettstadt und Erstein mit dem Generalsekretär Dr. Vogel nach Württemberg, um dorten wie­der, wie dies seit 3 Jahrm wiederholt geschehen ist, eine Anzahl Zuchtbullen des Neckar-Fleckviehes zu erwerben. Aus den Rechenschaftsberichten der genannten beiden Kreisvereine ist ersichtlich, daß die konse­quente Einführung dieses Viehstammes, der bei bedeutend besseren Körperformen und Nutzungseigenschaften, hinsichtlich seines Exterieurs sehr viel Aehnlichkcit mit unserem elsässischen Landvieü besitzt und der auch an die ähnlichen klimatischen und Futter­verhältnisse, wie sie im Elsaß überall sind, gewohnt ist, von dem besten Erfolge für unsere einheimische Züchtung gekrönt war. Die Landwirtbe dieser Kreise haben denn auch auf ihren Versammlungen ein­stimmig erklärt, unabänderlich bei der Ein­führung dieser Zuchtthiere zu beharren. Etliche 20 Stück Bullen sind größtentheils von Gemeinden bestellt. Es wäre sehr zu wünschen, daß sich dieser höchst lehrreiche» Exkursion strebsame Oekonomen aus Elsaß- Lothringen anschließen, da das wegen seiner Landwirthschaft und besonders seiner Vieh­zucht berühmte Württemberg in mancher Hinsicht Interessantes darbielet.

Die Stadt Eon stanz hat ein An­lehe» von 1 , 200,000 Mark ausgenommen, bestimmt zur Ausdehnung der Wasserleitung, Erweiterung der Schulhäuser, zum Neubau eines Schlachthauses, zum Neubau des Theaters, zur Anlage eines Quais und neuer Straßen und z» sonstigen produktiven Zwecken. Dis Tilgung soll mittelst jährl. Auslassung inner 38 Jahren geschehen.

(Gehet hin und thut des­gleichen; ihr sorgt damit sür gute Fortbildung der Jugend, belebet den Ver­kehr in Handel und Gewerbe und fördert dadurch das Wohl des Ganzen zu Eurem eigenen Besten. - - Stillstand ist Rückschritt!)

Württemberg.

Stuttgart, 6. Okt. Große Ver­änderungen vollziehen sich in dem Quadrat das durch die ehemalige Hack'sche Bierbrauerei bezeichnet wird. Hier ist eine Diagonal- straße in Ausführung begriffen, welche von der unteren Ecke bis zur Kreuzung der Silberburg- und Guttenbergstraße reicht. Die Hintergebäude, auch die Bierbrauerei, sind, soweit nöthig abgetragen. Das Vordergebäude mit dem Herzog Karl, die Siegeshalle und ein Stück Restaurations­garten bleiben vorläufig erhalten. Die Paulinenstraße wird soweit verlängert, daß sie die Diagonalstraße erreicht. (S.M.)

Heute geht die 12tägige Uebungszeit der letzten Äblheilung der Reservisten, welche der Einübung auf dem Mausergewehre wegen einbcrusen waren, zu Ende und wird ihre Entlassung erfolgen. Anfang November treffen die Rekruten bei den Regimentern ein.

Die B.Z. sagt:Weingärtner nehmet die Mahnung in Acht, das allzu frühe