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hat etwa unser Verschönerungsverein die Absicht, dem Beispiel seiner Freiburger Kollegen folgend, aus seine Kosten einen recht schönen Springbrunnen auf dem Marktplatz oder beim Bahnhof zu errichten, so würden unsere Einwohner diese Zuvor­kommenheit gewiß mit größtem Danke begrüßen. (Pf. B.)

Württemberg.

Das Regierungsblatt vom 23. Aug. enthält eine Verfügung der Mini­sterien des Innern und der Finanzen betr. u) die Volkszählung am 1. Dez. 1875 und b) in Betr. der mit der Volkszählung am 1. Dez. 1875 zu verbindenden Ge­werbeausnahme.

Stuttgart, 21. Aug. Die Zen­tralleitung des Wohlthätigkeits- vereins in Württ. lheilt in ihrem Ge­schäftsbericht für das Kalenderjahr 1874 u. A. mit: Der Wirkungskreis der Zentral leitung hat auch in diesem Jahre zunächst dadurch sich erweitert, daß neu entstandene Anstalten und Vereine in bleibende Ver­bindung mit ihr getreten sind, so nament­lich Pas Mörike'sche Frauenstift in Neuen­stadt an der Linde mit einem Grundstocks­werth von 80,000 auch hat sich die Verbindung mit dem Vaterländischen Frauen- verein mehr ausgebildet und ist hiedurch nun die Kenntnißnahme von dem Stande der Bestrebungen im Gebiete der Wohl- thäligkeit im ganzen deutschen Reiche ge­sichert. Der Vermögenszustand beträgt 207,391 fl. 37 kr. gegen 204,253 fl. 38 kr. des Vorjahres. Die von der Zentralleitung besorgte Abrechnung für das zweite Haus der Barmherzigkeit in Eßlingen hat ihren Abschluß gefunden, und es beträgt die Gesamtsumme der Einnahmen hiefür 76,400 fl. 19 kr. Nach Vollendung des Baues und der Einrichtung des Hauses konnte dem Vcrwaltungsrath noch die Summe von 41,309 fl. 4 kr. übergeben werden. Der Bericht zählt sodann die Leitungen zur Besserung der Armenzu­stände auf, und zwar in Erziehung und Ausbildung der Jugend durch Unterbringung verwahrloster Kinder, durch Beiträge für Erwerbsbildung und für Kleinkinderschulen; ferner in Fürsorge in gesundheitspolizei­licher Beziehung, und zwar Ausbildung von Krankenpflegerinnen. Im Kranken­hause in Heilbroun hat die Zentralleitung unter der Leitung des Hrn. Med.-Raths Dr. Höring bis Ende 1874 in 8 viertel­jährigen Kursen 24 Krankenpflegerinnen ausbilden lassen, welche sämmtliche Ver­wendung gesunden haben und durchweg treffliche Dienste leisten. Die Erweiterung dieses Jnstitus ist angebahnt und insbe­sondere ist die Errichtung eines Asyls für Krankenpflegerinnen in Heilbronn im Werke. Ferner durch Förderung der Armenbeschäf­tigung ; durch Ermöglichung besserer Unter­bringung von Ersparnissen; durch Beiträge zu Gründung und Fortführung von Orts- bibliothekeu und Lesevereinen. Zum Schlüsse wird bemerkt: Neben ihrer Thätigkeit im speziellen Falle hat die Zentralleitung auch im abgelausenen Geschäftsjahre für die Zwecke der Privatwohlthätigkeit im Allge­meinen zu wirken gesucht, durch fortwäh­rende Kenntnißnahme von den Armenzu­

ständen und den Wohlthätigkeitsbestrebungen des Landes, durch Anregung und Auf­munterung von wohlthätigen Anstalten und Vereinen, durch Beschickung von Wohl- thätigkeitskongressen und Verbindung mit andere» ähnlichen Vereinen u. s. s.

(S. M.)

Stuttgart, 25. Aug. Nach den nunmehr aus dem ganzen Lande vorliegen­den Ernteberichten liefert die heurige Ernte einen guten MittelertraZ, mit dem man zufrieden sein kann; Oehmd gibt es viel und wird allenthalben gut eingebracht; da die Weinernte hier, wie überall, einen überaus reichen Ertrag verspricht, so kann sich Württemberg, abgesehen natürlich von den durch Hagel betroffenen Theilen, über die 75er Ernte nicht beklagen.

Stuttgart, 26. August. Der Kronprinz des deutschen Reichs wird nächsten Sonntag hier eintreffen und im K. Residenzschlosse absteigen. Am Mon­tag findet sodann bei Vaihingen auf den Fildern die Inspektion der 51. Jnfanterie- brigade statt. Am Dienstag ist auf dem sog. langen Feld die Jnspizirnng der 52. Jnf.-Brigade und 26. Kavalleriebrigade. Endlich am Mittwoch bei Ulm die Inspek­tion der 53. und 54. Jnf.-Brigade und der 27. Kavalleriebrigade. Von da reist S. Kais. Hoheit nach Bayern weiter.

Stuttgart, 26. Aug. ImTag- blatt" macht ein Einsender den praktischen Vorschlag, die Festhalle zur Aufstellung von landwirthschaftlichen und gewerblichen Maschinen und Geräthschasten, den Fest­platz zur Abhaltung der Pferdemäkte zu benützen. Ferner meint derselbe, es könn­ten sowohl Festhalle als Festplatz zu den in neuerer Zeit in Ausnahme gekommenen Hunde-, Tauben-, Blumen- rc. Ausstel­lungen zeitweise benützt werden, da schon die jüngste Blumenausstellung Klage über mangelnden Raum aufkommen ließ.

Wildbad, 24. Aug. Der Ge­meinderath hat bei der letzten Etatsbe- rathung 500 fl. für die Realschule aus­gesetzt. Damit wäre die Realschulfrage die s. Z. durch Wort und Schrift, so viel Sensation veranlaßte, in der Hauptsache erledigt.

Miszellen.

Jer Kmmeister von SLraßburg.

Historische Novelle von Emilie Heinrichs.

(Fortsetzung).

Es wird ihr nicht viel nützen," ver­setzte der Ammeister kalt,wo die Ehre meines Hauses in Frage kommt, kümmere ich mich nicht mehr um ihre Einwilligung sondern fordere unnachfichtlich Gehorsam."

So muß die ganze Reise ein Geheim- niß bleiben bis zur letzten Minute."

Auch das, meine Liebe! Es thut mir weh, so verfahren zu müssen, weiß aber keinen anderen Ausweg."

lind wenn sie im letzten Anaeublick sich noch dagegen sträube» sollte, Domini, cus?" wandte Frau Brigitta sorgenvoll ein,was werden die Kaufleute ' davon denken; ich fürchte nichts mehr als un- nöthiges Aufsehen. Könnte jener Obrecht

uns nicht gar öffentlich einen Schimpf an- thun, wenn er ihre Abreise, welche als­dann kein Geheimniß mehr bleiben könnte, erführe?"

Der Ammeister schritt nachdenkend auf und nieder und blieb dann plötzlich vor der Gattin stehen.

Die Schiffe fahren mit Tagesanbruch ab," sagte er,wohlan, so nehmet Ihr unfern Wagen und fahret einige Stunden früher über die Brücke dem jenseitigen Ufer entlang, vielleicht eine Stunde weit, wo Ihr die Schiffe erwarten möcht. Ich werde mit einem der Schiffer deshalb Rück­sprache nehmen und ih» für den Auf­enthalt durch ein Geschenk zu entschädigen suchen."

So mag es allenfalls gehen," seufzte Frau Brigitta»ach wie mir das Herz so schwer ist, Dominicus!"

Dieser nickte düster und verließ dann das Haus, um mit Adrian Dörnach Rück­sprache wegen dieser Reise zu nehmen.

Auch Frau Brigitta verließ das Zim­mer, mußte sie doch vor allen Dingen Armgard in das Geheimniß einweihen, um mit ihr das große Geschäft des Ein- packens so still als möglich zu besorgen.

Wie eine Waare will man mich also versenden?" flüsterte sie mit flammenden Augen,auf die Frankfurter Messe schickt mich der Vater, um mich dort heimlich wie eine Verbrecherin bewachen zu lassen ? Bin ich denn das? Nein, nein," setzte sie heftig hinzu,ich bin es nicht, Vater! frei darf ich das Auge zu Dir erheben und unbefleckt ist Deine Ehre. O, Mutter! Du hast nur zu sehr Recht, mein ganzes Innere empört sich gegen jedweden Zwang und lieber würde ich die Tiefe des Rhei­nes aufsuchen, als auf solche Weise Frank­furt betreten. Du selber, stolzer Vater, zwingst Dein Kind zu einem Schritte, vor dem es unter anderen Umständen sein eige­ner Stolz bewahrt hätte!"-

Langsam, wie mit sich selber im heftig­sten Kampfe, ging sie nach ihrem Gemach, um dort, ini einsamen Nachdenken ringend, einen verderblichen Entschluß zu fassen.

In fliegender Hast schrieb sie einige Zeilen an Ulrich Obrechl.

Es war noch dunkle Nacht und kaum flammte im Osten der erste röthlich blitzende Strahl des neuen Tages, als ein ver­schlossener Wagen aus dem Thore rollte. In demselben befanden sich Frau Brigitta Dietrich und ihre jüngste Tochter, welche regungslos in einer Ecke lehnte, während Adrian bei dem Kutscher saß. Mehrere Bewaffnete zu Pferde und mir Fackeln ver­sehen begleiteten den Wagen.

Sie hatten die Rheinbrücke erreicht, als plötzlich von allen Seiten dunkle Ge­stalten den Wagen umringten, den Pferden in die Zügeln fielen und aus die Beglei­tung schossen, welche sich tapfer wehrte.

Beim Fackcllichte erkannte man ftalizc- fische Uniformen.

Adrian sprang vom Wagen, um die beide» Frauen zu reue», er kämpfte wie ein Verzweifelter und befahl dem Kutscher, um;»kehren und dem Thore zuzujagen.

Doch die Uebermacht war zu groß. Adrian erhielt einen Säbelhieb über den Kopf, der ihn besinnungslos niederstreckte.