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Herrn Dominicus Dietrich's Gattin wurde unbarmherzig aus dem Wagen gezerrt, während sich ein Mann, in einen dunkeln Mantel gehüllt, zu der unbeweglich im Wagen lehnenden Katharina hineinschwang, ein Soldat die Zügel ergriff und das Ganze mit der Tochter des Ammeisters wie ein unheimlicher Spuk verschwand.

Und solches konnte dicht vor der Stadt geschehen.

Drinnen schlief man freilich nicht, da die Wache das Schießen und den wilden Lärm, wie den Hilferuf der Ueberfallenen nur zu deutlich hatte vernehmen können.

Doch wagte Niemand, aus Furcht vor einer nächtlichen Ueberrumpelung, zur Hülfe zu eilen, bis Herr Dominicus erschien und in Todesangst zur rasenden Eile anspornte.

Als die Soldaten mit dem tödtlich er­schreckten Bürgermeister hinauskanien, war bereits Alles vorbei und die Räuber auf und davon.

Vielleicht wäre es den Franzosen sehr lieb gewesen, bei dieser Gelegenheit mit der stolzen Stadt anzuvinden und sie im offenen Kampfe zu überwältigen.

So mochte auch der arme, trostlose Bürgermeister denken, als er die Verwun­dete» und die jammernde Gattin fand und jetzt Sorge tragen mußte, die Unglücklichen in die Stadt hineinzuschaffen.

Von den sechs Begleitern waren drei außer Adrian, verwundet, getödtet keiner, die Franzosen mußten ihre Verwundeten, deren sie mehrere gehabt, mit sich fortge- uomnien haben.

Frau Brigitta war mit dem Schrecken davon gekommen, doch warf der Kummer um die geraubte Tochter sie noch in der­selben Nacht auf's Krankenlager, mußten sich die armen Eltern doch sage», daß dieser Uebersall nothwendig mit dem Vorwissen der unseligen Katharina siattgefuuden und sie also als die eigentlich Schuldige des fluchwürdigen Attentats anzusehen sei.

Diese Ueberzeugung war der härteste Schlag für sie Md bedurfte es der ganzen moralischen Kraft des Bürgermeisters, von demselben nicht ebenfalls wie die schwächere Gattin daruiedergeworfen zu werden.

Höhere Pflichten noch als die der Familie legte ihm die Sorge für die Sicher­heit der Stadt auf, die von innern und äußern Feinden bedroht war und der Ver- räther Obrecht handelte mit politisch-kalter Ueberleguug, als er diesen Streich gegen das Herz des Greises wagte» der ihn auf einen Moment unfähig zu jedem andern Gedanken machen mußte.

Als der Arzt den verwundeten Adrian untersucht hatte, erklärte er seinen Zustand zwar nicht für hoffimngslos, doch äußerst gefährlich und daß nur die sorgfältigste Pflege ihn zu retten vermöge.

In dieser Angst und Roth erkannte Herr Dominicus znm ersten Male den vollen Werth seiner Armgard, deren sanf­tes, nachgiebiges Wesen er stets für Schwache des Charakters gehalten; keine nutzlose Klage kam über ihre Lippen, mit unsich­tiger Ruhe sorgte sie für Alles, für die Pflege der beiden Kranken, wie für die gewohnte Aufrechtcrbaltung der häuslichen, Ordnung und fand noch Zeit, den trost-1

losen Vater zu trösten und aufzurichten, die Handlung der Schwester zu entschuldi­gen und die Hoffnung in seinem Herzen wieder anzusachen.

Bewundernd erkannte der Bürgermeister den Schatz, der sich ihm in der Stunde der Noth unv des Unglücks so herrlich offenbarte und wie ein linder Trost ergriff ihn der Gedanke, daß sein Herz nicht jam­mern dürfe, so lange Gott ihm dieses Kind noch lasse.

(Fortsetzung folgt.)

Ein Rachistück aus -er Herzegowina.

Von A. Makar (a. d. Wiener Frdbk.)

(Fortsetzung.)

Stolzen Schrittes, wie er es stets ge­wohnt war, betrat Harun das Gerichts­zimmer, grüßte vornehm den Kadi, warf einen verachtenden Blick auf Sava und ließ sich ohne weiteres auf den Divan nieder. Während der arme Sava, wie ein Verbrecher gefesselt, im Winkel stand und mit Bangen der Entscheidung harrte, plauderte der Kadi ganz gemüthlich mit Harun und ließ ihm nach echt türkischer Sitte die unvermeidliche Pfeife reichen.

So bliesen denn der Richter und der Geklagte dichte Rauchwolken zur Decke empor und batten es gar nicht eilig. Endlich nach der sechsten Pfeife erhob sich der gestrenge Kadi, schritt auf Sava zu und sagte:Du elender Wicht, Du unter­stehst Dich zu verweigern, was Du dem großen mächtigen Sultan den Allah beschützen möge schuldig bist? Du nichts- würdige Crealur, glücklich sollst Du Dich fühlen, daß der Nachkomme des große» Propheten seine schützende Hand über Dich ausstreckt, damit Du nicht zu Grunde gehst, wie Du es verdientest! Danke Deinem Gott, daß ich Dich nicht zertrete, wie einen Wurm, der im Staube daherkriecht und von der Gnade des aufrecht einherschreitenden Menschen abhängt! Gehe hin und rühr' Dich nicht, denn für diesmal will ich-Milde üben! Aber zahlen mußt Du aus Strafe für Deine Vermessenheit, den ehrenhaften Harun geklagt zu haben zahlen mußt Du dreißig Beutel und nicht einen Piaster weniger. Packe Dich fort und bringe mir auf der Stelle das Geld, sonst Wehe über Dich und über Dein Weib!"

Trostlos und mit Wuth im Herzen ging Sava von dannen, unv da er keine dreißig Beutel aufbringen konnte, so nahm ihm der gute Kadi das Uebrige, was Ha­run ihm gelassen.

Diese Scene war dem armen Sava noch lebhaft in Erinnerung, und er knirschte mit den Zähnen und stampfte mit dem Fuße.Wird denn kein Gott sich unser er­barmen," so klagte er händeringend, werden diese Heiden uns alle nach und nach ver­nichten, ohne daß der Blitzstrahl vom Himmel niederfährt und diese Brut in den Abgrund der Hölle schleudert? Nein Ma- rizza, Gott ist weit und hört uns nicht und die anderen Menschen, die sich auch Christen nennen, wollen uns nicht hören.

. So wollen wir denn uns selbst helfen und

I gegen die Heiden kämpfen, so lange ein

Athem in unserer Brust sich regt. Bei dem Heile meiner armen Seele schwöre ich, so wahr ich ein guter Christ bin, so wahr ich dich meine Marizza, und meinen kleinen Joza lieb habe, bei dem ersten Ruf der gegen die Ungläubigen erschallt, eile ich hin und werde nicht ruhen und nicht rasten bis ich den Kopf Haruu's in meinem Schleppsack habe. Gott helfe mir!"

So sprach Sava und mochte dabei nicht gedacht haben, daß es ihm vergönnt sein werde, nicht gar lange auf den heiß ersehnten Augenblick zu warten. Harun Aziz war es selbst, der den Wunsch Sava's so rasch erfüllte. Und wie denn das? Ganz einfach und in der Weise, wie der Jemin es nicht zum ersten Male zu thun pflegte. Eines Tages wollte Harun Aziz dem Najah Sloic sein letztes Schwein wegführen. Da derselbe sich aber dagegen stemmte, so ließ ihn Harun durch seine Schergen so lange bearbeiten, bis der arme Teufel unter ihren Händen starb. Blitzschnell war die Nachricht von dieser Schauderthat im ganzen Orte verbreitet, und weil sich in kurzer Zeit nach einander solche Fälle ereigneten, so konnten die Rajahs doch nicht müßig zusehen, wie der Jemin ihre Glaubensgenossen Einen nach dem Andern kurzweg abschlachlete.

Der kriegerische Ruf der Rajahs:Auf, ihr Brüder, die Moslims morden uns!" erscholl von Hütte zu Hütte, von Berg zu Berg und miederhallte bis zu den Thoren von Mostar. In einem Nu waren die Türken verjagt. Die Rajahs schwammen in ihrem Glücke nnd dankten schon Gott, daß er sie von dieser Plage erlöst. Aber die Freude währte nicht lange und die guten Rajahs hatten die Rechnung ohne den Vezier gemacht. Der Türke wurde durch den Ruf, der von Rajahs und Mos­lims zu gleicher Zeit erscholl, aus seinem beschaulichen Leben aufgerüttelt und war nicht müßig, ein paar Fähnlein Spahis nach Blagaj zu entsenden, die da mordeten und raubten, was ihnen unter die Hand- kam.

(Schluß folgt.)

Probates Mittel. Ein junger Mann im pensplvanischeu Lancaster schickte einen Dollar an eine Firma in Newyork ein, welche ein Mittel gegen schwere nnd böse Träume angezeigt hatte. Mit umgehendem Post erhielt er denn auch das Recept Schlafe nicht!"

Auflösung der Räthsck in Nr. 89.

1 .

Corunna, 25,000 Ew. Unna. Seiteufluß der Sau.

2 .

Made (Larve) Ed am, Stadt unweit der Zuydersee, berühmt durch ihren Käsehandel.

3.

Teheran, Residenz des Schah in Persien mit 130,000 Ew.

Mit rincr Beilage

nnd dem General-Anzeiger nir Württem-- berg Nr. 39, als zweiter Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg,