dem Einkiurz vorzubeugen. Ungefähr SO Häuser find diesem Schicksale verfallen.

Miszellen.

Die Rache des SandbläferS.

Man weiß. daß die Franzosen galant sind; man wundert sich in keiner Weise, wenn ein Franzose die Erfahrungen seines Lebens durch ein Abenteuer bereichert, in welchem die Liebe die erste Rolle über­nommen hat; man weiß, daß der Franzose lebt, liebt und verzeiht. Diese Cardinal eigenschaflen des Charakters geben dem Einzelnen wie dem Ganzen das nationale Gepräge, durch welches sich Paris, die Provinzen, das Volk unterscheiden von anderen Städten, anderen Ländern, anderen Nationen. Die tägliche Geschichte der Menschheit ist das Maß, mit welchem der Experimentator derartige Unterschiede sestzustellen pflegt, und diese wird gebildet durch die Ereignisse, welche, indem sie beroorgetreten aus dem vorgeschriebenen Gauge der Dinge, der Beobachtung neue Anhaltspunkte gewähren.

In den Pariser Werkstätten finden nicht nur die Franzosen Beschäftigung, sondern man denkt liberal genug, um auch Aus­ländern Gelegenheit zu geben, ihre Fähig­keiten oerwerlhen zu könne»; Italiener. Spanier, Böhmen und Engländer werden in den verschiedenartigsten Branchen ange- stellt, und an diesen macht das Leben in Paris ebenso gut seine Anforderungen wie an einen eingeborenen Pariser.

In der Werkstatt des berühmten Glas­künstlers Levier denn so darf man einen Mann nennen, unter dessen Händen das Glas aushört, Glas zu sein und anfängt, ein Material für die Architektonik zu werden

arbeitete seit längerer Zeit ein Engländer, der die neueriundene Kunst des Sanv- klasens für das Geschäft des Herrn Levier nutzbar machte.

Wenn auch die Amerikaner die Erfin­dung gemacht haben, Glas und Metalle mittels seinen Sandes zu ätzen und zu graoiren, der durch die Gewalt eines Luft­stromes gegen die zu ätzenden Gegenstände geschleudert wird, so hätten doch die Fran­zosen diese Erfindung jedenfalls auch machen können. Herr Levier führte diese Maschine, weiche er auf der österreichischen Weltaus­stellung sah, zuerst in Park ei» und da» ist eben so gut, als wenn ein Franzose die Erfindung gemackt hätte.

Die Sandblase-Maschine wurde von einem Engländer gehandhabt, der John Brown hieß, ein Name, der in England nichl zu den seltenen gehört. Mr. Brown hatte eine Tochter, Eliza genannt, eine jener blonden, bleichen Schönheiten, deren Züge an die Engel auf den Bildern der nachraphaelischen Schule erinnern, in deren Augen ein geheimnißoolles Verweilen in dem unerklärlichen Jenseits liegt. Genug

mau glaubt dein« Betrachten einer solchen Schönen ein Wesen zu lesen, das halb der Erde, halb dem Himmel angehört. Miß Eliza mußte sehr bald Aufsehen err.gen. Wie jeder Gegensatz einen be­deutenden Einfluß ailsnbt, so mußte die

Erscheinung einer Halbverklärten unter den Pariserinnen, bei denen jede Fiber, jedes Atom der Freude dieser Welt entgegenzu­jauchzen bestimmt ifi, auf die Cavaliere, welche sie erblickten, sehr bald einen ma­gischen Zauber ausüben.

John Brown und seine Tochter waren fromm; sie besuchten am Sonntage weder Theater noch ein Concert; ein Spaziergang genügte, ihnen die Erheiterung zu ver­schaffen, welche die Pariser in den Zer­streuungen suchen, die nur eine Stadt wie Paris zu bieten im Stande ist.

Trotzdem blieb Eliza nichl unenrdeckt. Das Auge eines der anerkanntesten Helden der Saison war auf sie gefallen. Dieser Umstand genügt, um zu sagen, daß es

dem Comte de B. oder wie

wir ihn nennen wolle», Victor gelang, sich Eliza zu nähern, sich anzureden und ihr zu gefallen.

Victor de B. war ein sehr schöner Mann (wir betonen daswar", die ver­gangene Zeit, hier ausdrücklich) er mußte den Frauen gefallen. Seine Bewegungen waren kraftvoll und doch leicht wie die eines arabischen Hengstes, seine Figur konnte dem Bildhauer als Modell des Antonius dienen, sein Auge war beredter als seine Lippen, die das gewählteste Fran- zösisch sprachen; um seinen Teint beneidelen ihn die Damen, um seinen Sämurbart die Generäle und Marschälle. Gewohnt, daß die Damen ihm schuldigten, statt daß er ihnen den Hof machte, um sie zu ge­winnen, bewußt, daß selbst geringe Mühe ihm jeden Sieg verschaffen würde, um welchen minder Bevorzugte siä, umsonst mühten, reizte ihn der heftige Widerstand, den Eliza seinen Bewerbungen entgegen­setzte, zu Schritten, die ihm nur die un­sinnigste Liebe eingehen konnte. Victor verliebte sich in die Tochter des Sändbläsers derart, daß er »hr mit den heiligsten Schwüren die Ehe versprach.

Eliza hätte dem Comte wohl nie Glauben und Vertrauen geschenkt, wenn er ihr, seinem Stande gemäß, entgegengetreten wäre; wenn sie gewußt hätte, daß er ein hochgestellter Aristokrat, ein Rone, ein Verführer der Unschuld sei. Jetzt aber, in der Maske eines unscheinbaren Glas­händlers , der sein redliches Einkommen durch den Zwischenverkauf der Erzeugnisse des Levier'schcn Ateliers zu erwerben vor­gab, ging sie in die Falle und traute seinen Schwüren. Während der Vater mit dem Sandgebläse die Spielplatten ätzte und ihre kristallene Fläche mit scharfen Sandkörnern trübte, damit sie ornamentirt neue Reize gewährten, trübte der aristo­kratische Besucher das Glück der blauäugigen Tochter, die über den heißen Liebesbetheue- rungen des Comte ihr himmlisches Theil vergaß, um in den Armen des Schänd­lichen tiefer als in den tiefsten Abgrund der Hölle zu sinken in den Abgrund der Schmach, der Reue, der Verzweiflung.

(Fortsetzung folgt.)

(Mineralische Wolle). Seit einiger Zeit macht eine neue Erfindung, die sog. mineralische Wolle", in den verschiedensten Kreisen von sich reden. Mn»

hat nämlich folgende interessante Entdeckung gemacht: Sobald durch einen Strom flüs­siger Hochofenschlacken ein Dampsstrahl dringt, so verwandeln sich die Schlacken in seine, biegsame, elastische Faden von etwa 1 Meter Länge. Es enstehtmine­ralische Wolle" von wer möchte es glauben? glänzend weißer Farbe, und eS zeigt solche die Art der Baumwollsaser. Sie ist als ausgezeichneter Nichtleiter der Wärme von trefflichem Dienste da, wo man durch entsprechende Bekleidung Wärme - Verlust verhindern will.

Verzeichniß

des bis jetzt zur Einlösung ringrrufeurn deutschen Papiergeldes re. unter Angabe des Termins, nach welchem dasselbe werthloS wird.

Altenburg. Kassenanweisungen st I THIr. (vom l6. Juli 1848) und L 10 Thlr. ( 0 . II. Noo. 1858). 30. Juni 1876.

Aittialt-Dessau. Kassenanweisungen st 1 Thlr. (v. 20. Mai 61 und I. Aug. 66).

31. März 1876. Anhalt-Dessauische Landesbank. Banknoten st 1 und 5 Thlr. (o. 2. Jan. 64), 10 und 50 Thlr. (v. 1. Juni 1855).

31. Dez. 1875. Badische Bank in Mannheim. Banknoten st 10 und 50 fl. . . 1. Okt. 1875.

Bayrisches Staatspapiergeld. Kassenan­weisungen st 2 , 5 und 50 fl. (v. 5. Sept. 66). . . . 31. Dez. 1875.

Bap. Hyp.- und Wechselbank. Banknote» st 10 und 100 fl. . 31. Dez. 1875.

Kurbessische Kassenscheine st 1, 5 und 20

Thlr.31. Dez. 1875..

Mitteldeutsche Kreditbank st 10 Thlr.

30. Juni 1876. Nafsauische Landesbank. Banknoten st I, 5, 10, 25, 50 fl. . 31. Dez. 1875.

Nafsauische Landeskreditkaffe. Kassenscheine st 1, 5, 25 fl. . . 31. Dez. 1875.

Preußische Darlehenskaffenscheine st 1, L und 10 Thlr. . . 31. Dez. 1875.

Reuß, jüng. Linie (Gera). Kassenscheine

L I Thlr.31. Dez. 1875.

Sächsische Bank in Dresden, s. 10, 20 und 100 Thlr. . . 31. Dez. 187Z. Süddeutschland, Bank für in Darmstadt Banknoten st 10, 25. 50, 100 fl. und 10, 25, 50 und 100 Thlr. 31. Dez. 1875. Weimar, Großh. Sachsen. Kassenanwei­sungen st 1 und 5 Thlr. 30. Juni 1876. Weimansche Bank. Noten L 10 Thlr.

5. Aug. 1875. Württemberg. Staatspapiergeld. Scheine

st 10 fl.31. Dez. 1875-

Württembergische Notenbank st 10 fl.

15. Sept. 1875. Derselben st 35 fl.

15. Dez. 1875.

Calw.

Srodpreise

der hiesigen Bäcker.

Vom I. Juli an kosten 4 Pid. weiß Brod 40 4 Pfd. schwarz Brod 34 I Weck kostet 3 4 Weck kosten 12 8 Weck kosten 23 A. Kreuzerrechnung findet nicht mehr statt.

Redaktion, Druck und> Verlag von Cak- Meeh in Neuenbürg.