Se. K. Hoheit Prinz Wilhelm isl5vom König beauftragt, ihn bei Beerdigung des Kaisers Ferdinand am Dienstag in Wien zu vertreten, als Adjutant gebt Pr.-Ll. von Aeizenstcin mit.
Stuttgart, 1. Juli. Von einer Ainahl ansehnlicher hiesiger Pserdebesiyer wurde vor 8 Tagen eine gedruckte Einladung erlassen zu einer Versammlung behufs der Besprechung eines Vorschlags für Errichtung eines W ü r t l e in Hertz e r g i s ch e » V i e h v e r s i ch e ru n gs- vereins. Bekanntlich bestehen im Ausland verschiedene derartige Vereine, allein der Versicherte befindet sich bei denselben in feinen Interessen nicht immer so geschützt, daß er zu weiterer Theilnahme an der Anstalt große Lust haben könnte; auch scheint der Berwaltungsapparat viel zu groß und zu theuer zu sein, so daß dann die aus den gewöhnlichen Grundsatz der Gegenseitigkeit gestützte Berechnung der Beiträge unangenehm hoch wird, daher mau das Bedürsniß fühlt nach einer spezifvch Württemberg. Versicherungsanstalt, welche den Versicherten nicht zn sehr belasten würde. Heute nun, Nachmittags 3 Uhr, fand die Versammlung im Gasthof zum König von Württemberg statt. Dieselbe war lebhaft besucht, und es ging die Vorbcrathnng der Statuten vor sich, worüber inan sich ver- einigte und dabei bestimmte, daß nun die Statuten ausgearbeitet und nächsten Montag einer wiederholten Versammlung zur Genehmigung vsrgelegt werden sollen. Das Unternehmen soll den Namen „Neuer Stuttgarter Viehversicheruiigsverein" führen.
(Lt.-Anz.)
Stuttgart, 4. Juli. In den Annalen Württembergs verdient die Landtagssession, welche am 30. v. M. durch Vertagung geschloffen wurde, ein rühmliches Andenken. Zum ersten Mal seit 27 Jahren ist wieder ein Budget zur gesetzlichen Zeit zu Stande gekommen, ohne daß mau nothig gehabt hätte, zu Steuerprovisorien die Zuflucht zu nehmen, die in Folge des schleppenden Geschäftsganges zur Regel geworden waren. Ueberhanpt konnten die Stände auseinandergehen mit dem Bewußtsein, daß sie keinerlei Rückstände zurücklassen. Den Partikularisten, demokratischen und klerikalen war freilich bei dem schnellen Tempo nicht recht geheuer. Sie empfanden, daß mit dem seitherigen Schlendrian wieder ein Stück „Stammeseigeiithümlichkeil" verloren ging, und sie hatten zugleich den richtigen Instinkt, daß Württemberg auch diese Neuerung dem Reiche zu verdanken hat, d. h. dem Vorgänge des Reichstages und zugleich der Nothwendigkeil, innerhalb des NeiLsorganismus die lokalen Gesetzgebungen auf ein bescheidenes Zeitmaaß zu beschränken. Darum jammerten sie beständig darüber, daß man sie überrumple, daß man die Berathung der Gesetze nach dem schlechten Beispiele des Reichstags übereile, obwohl augenscheinlich die acht Wochen dieser Session zu einer ganz gründlichen Erledigung der Vorlagen vollkommen hingereicht habe.
Stuttgart. 7. Juli. In der Raichffchen Wirthschaft in der Becherstraße ereignete sich gestern Abend 5 Uhr ein
Fall wahrhaft bestialischer Roheit Der Taglöhuer Christoph Wörz von Znsfeii- hausc» halte in der in derselben sashiouablen Straße gcleuenen Bubeck'schen Restauration mit einem Freunde während des Nach- mittags gehörig gekneipt nnd dabei den Gäste» ein neues Messer gezeigt, mit welchem er „schon noch Einem eins versetzen wolle". Wörz verließ mit seinem Begleiter die Bubeck'sche Wirthschaft, um sich, obwohl er schon weil über Durst getrunken halte, zu Raich zu begeben. Dort kam es zwischen ihm und einigen Gästen zn einem Wortwechsel. Die Wirthin wollte ihm, da er „schon genug" habe, nichts mehr einschenken; Wörz zog hieraus sein Messer, mit dem er um sich schlug. Der gleichfalls im Lokal anwesende Taglöhuer Doderer von Kaltenwesten, OA. Besigheim, bemerkte dabei: „Das sei kein Benehmen," woraus sämmtliche Gäste, darunter auch Doberer, sich anschickten, den blutdürstigen Wörz aus der Wirthschaft zu entfernen, Diese Arbeit ging denn auch Anfangs glatt von Statten, später aber wendete sich W. um und versetzte dem Doberer einen Stich in die rechte Brust. Letzterer schleppte sich noch bis in die Eßlingerstraße, wo er zusammenbrach; von da wurde er in das Katha- riuenbospital verbracht, wo er hoffnungslos darinederliegt. Tie Polizei bemächtigte sich sofort des Wörz und seines Genoffen. Welch' eine Art von Mensch Wörz ist, mag daraus hervorgehen. daß derselbe gestern Abend im Polizei Arrest jubelte und sang, so daß die Beamten sogar aus dem Schlafe geweckt wurden. Als man ihm vorhielt, wie er singen könne, nachdem er ein Paar Stunden zuvor einem Men schen das Messer in den Leib gestoßen habe, erwiederte die Bestie ruhig lächelnd : „Was ischl denn au do dran?" Doberer ist ver. heirathet und ein Individuum, welches ihn ruhigen Blutes über den Hausen sticht, findet daran nicht einmal etwas; wir sind in der That nicht im Stande, uns derartige Erscheinungen zu erklären. (N. T.)
Postalisches. Mit Bezugnahme auf die frühere Bekanntmachung in der Sache wird das Publikum wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß unsrankirte oder unzureichend srankirte Postkarten nicht befördert werden, und daß als unfrankirt auch solche Postsendungen zu betrachten sind, welche, obgleich in Württemberg zur Post gegeben, andere als württembcrgische Freimarken tragen. Besonders wird nochmals hervorgehoben, daß die Freimarken der Reichspostvermaltung znm Frankiren von Sendungen in Württemberg nicht zu benützen sind.
Aus dem Lande kommen betrübende Berichte über großen Schaden, den die Gewitter vom Sonntag und Montag im Gefolge hatten, insbesondere aus der Gegend von Leonberg, Waldenbuch, Welzheim, Langenburg, Kirchberg, Schrotzberg, Crailsheim. Gerabronn und mehreren Theilen des Neckarlhales.
Aus dem O.A Freuden st adt, 4. Juli. Mit der Heuernte, die der Qualität nach zwar recht gut, der Quantität nach aber kaum mittelmäßig ansfällt, haben wir wegen des beständigen Witterungs
wechsels große No!h; ein großer Theil des überreifen Grases sieht noch, weil man sich's nicht niederzulcgen getraute. Die starken Regengüsse mir» heftigen Gewitter habe» bei uns weder durch Ueberschwcm- mung, noch durch Hagel geschadet; gegen erstere Kalamität erfreuen wir uns durch unsere reich bewaldelen Gebirge einer nicht genug zu schätzenden Schutzwchr. Auch an unfern Apfelbäumen beginnt sich hie unv da die Blutlaus in beunruhigender Weise zu zeigen.
Ludwigsburg, 4. Juli. Es freut uns, berichten zu können, daß die meisten unserer Gewerbslcute nach Einführung der Reichswährung eine Abrundung der Preise nicht immer nach „oben" haben eintreien lassen, was da, wo es geschehen ist, nicht z» rechtfertigen ist, da kein Grund zur Preissteigerung vorliegt und sich die jetzigen Preise bei nur sehr geringer Differenz in Reichswährung ausdrücken lassen. Wir sind überzeugt, daß wir keine so über-, raschenden und ungerechtfertigten Aufschläge, mehr erhalten werden, da sich alles nach der Stnseuleiter der Pfennige bewegen muß, wenn nur die Coniumenten immer nach dem Grunde ciinr Preissteigerung fragen. (St.-Lnz.)
Nagold den 2. Juli. Das im Jn- uud Ausland rühmlichst bekannte Geigle'sche Sameiigeichäst erhielt kürzlich nock nachträglich ein Ehrcndiplom von der Wiener Weltausstellung. — Unser von den Tou- rffsten eifrig besuchter Schloßberg, der durch seine malerische Form, wie duich seine großartigen Ruinen imponirt, wird jetzt durch reizende Weganlagen noch zugänglicher. wie überhaupt die höchst zweckmäßige Verwendung der wenigen dem Reviersörster Bührlen zur Verfügung stehenden Mittel rühmlichst anzuerkennen ist.
Nagold. Am Peter und Paul- Feiertag versammelte sich der landwirth- schaftliche Verein des Bezirks in Wildberg im Gasthaus zum Hirsch, wo der aus Ansuchen des Ausschusses von der k. Cen- tralstelle der Landwirthaft beorderte Herr Wanderlehrer'Leeiüann von Heilbronn in gewandter Rede einen klaren und sehr belehrenden Vortrag insbesondere überFutter- bau und Wiesenbau hielt, wofür demselben' allgemeiner Dank gezollt worden ist. An Stelle des bisherigen Vorstandes, Stadtraths und Oekonomen Klein in Nagold, welcher ans Gesundheitsrücksichten die Vor- standsi.elle niedergelegt hat, wurde Oberamtmann Güntner durch Zuruf gewählt.
Obstreich.
Pest, 30. Juni. Die Katastrophe in Oien beschäftigt fortwährend das öffentliche Interesse. Was die Dimensionen des Unglücks betrifft, so dürste die Zahl der »Todten zstwa 70 betrauen; die Höhe des Verlustes an den Häusern, Mobilien, Pferden, Gerätbschaiten und Vorräthen, sowie der Schmabenbergcr Zahnradbahn, an Straßen nnd Wegen und insbesondere in den Weinbergen, läßt sich heute auch nicht annähernd bestimmen, denn ganze Häuserreihen sind theils gänzlich eingestürzt, theils derart beschädigt, daß sie ausgeräumt werden mußten nnd man sie demolirt, um