sind umgekommen. So fand man unter! den Trümmern eines Hauses ein Elternpaar nebst drei Kindern, welche sich alle eng umschlossen hatten, als sie gemeinsam den Tod fanden. Der Anblick, welchen St. Eyprie» darbietet, ist ein furchtbarer. Ein Berichterstatter schreibt: „Es gehört die <>eder Tanre's dazu, um nur ein annäherndes Bild von dieser Verwüstung zu neben." Die obere» Gegenden der Gironde sind ebenfalls arg verheert worden Eorous steht ganz unter Wasser. Bei Barsac ist die Landstraße zwei bis drei Meter hoch mit Wasser bedeckt. Der Elsenbahndamm ist theilweiie weggerissen. Die Verheerungen auf dem flachen Lande furchtbar, und ein großer Theil der Ernte ist zu Grunde gerichtet In Bordeaux ist die Gironde noch nicht aus ihren Ufern getreten; aber die Strömung ist so furchtbar, daß die kleinen Dampfboote, d e von einem Ufer »ach dem andern fahren, ihren Dien»'! einstellen mußten. Ter Strom ist mit Holz, Vieh und Möbeln aller Art bedeckt. Von Zeit zu Zeit treibt derselbe auch Leichen. Längs des Quais sind Polizeiagenten und Gendarmen ausgestellt, welche die geretteten Sachen in Empfang nehme». Unter denselben befindet sich ein mit zwei Ochse» bespannter Wagen.
MisMen.
Aus der Polargegend.
Ueder den Einfluß der arktischen Kälte auf den menschlichen Organismus hat der lletannle Nordpolfahr-r Payer in der geographischen Gejtllschaft zu Wien, deren Generalsecretär er nunmehr ist, am 26. Mm einen interessanten Vortrag gehalten, d-r ein Capuel seines Werkes über die Polarexpedmon bildet, das sich soeben im Druck befindet. Payer schilderte namentlich die Einwirtunge» der Kälte, die er unv mehrere seiner Gefährten während einer Schliltenreise zur Erforschung des Franz-Jo,efslandes am 14. März 1874 auf dem Sonnklargletscher erfuhren. Es trat an diesem Tage die grimmigste Kälte, während der ganzen Dauer der Expedition ein, indem der Weingeist-Thermometer dis auf 40,5 Grad Reaumur unter Aull sank. Schon vor Sonnenaufgang war an diesem Tage Payer mit dem einen Tiroler im Fielen, um trotz der Hindernisse, welche dir lahmende Frost bereuete, zu beobachten und zu zeichnen. Lebhaft schilderte cr die Farbenpracht des damaligen Aufgangs der i-onne, die, wie gewöhnlich bei großer stalle, von Nebensonnen begleitet erschien, und den eigenthümllchen Gegensatz der glühenden Lichleffecle und des fürchterlichen Froites. Knieenv ließen er und seine Gelahrten sich den Rum in die Kehle gießen, um nicht mit deii Lippen die Metallbecher zu berühren, was so gefährlich war, als ob sie glühend wären. Aber der Rum hatte alle Kraft und Flüssigkeit verloren, schmeckte matt und war dick wie Thran. Eigarren oder Tabak in kurzen Pfeifen
zu rauchen war unmöglich; man hatte alsbald einen Eiszapfen im Munde. Das Metall der Instrumente wirkte beim Berühren wie glühendes Eisen, ebenso die Medaillons, welche einige der Nordpol- fabrer unvorsichligerweise auf bloßer Brust trugen. Payer versicherte, diese Kälte wirke auf die Willenskraft vollständig lähmend ein; unter dem Einflüsse derselben gleich der Mensch durch die Unsicherheit der Bewegung, das Lallen der Sprache und die Schwerfälligkeit des Denkens einem Trunkene». Uebrigens citirte er die Aufzeichnungen anderer arktischer Reisender über die von ihnen beobachteten Kälte-Maxima, die in einem Falle sogar 47 Grad unter Null betragen haben sollen. Eine weitere Wirkung dieser Kälte ist in Folge des starken Verlustes von Körperfeuchtigkeit durch Verdunstung der quälende arktische Durst, der auch sebr demoralisirend wirkt.
(Schluß folgt.)
Berlin. In ein bekanntes und vielbesuchtes Bierlokal der Landsberger- straße kam vor etwa vierzehn Tagen ein kleines Mädchen von kaum fünf Jahren, welches schwedische Streichhölzer in den bekannten blauen Kästchen zum Kauf ansbot und durch ihr bescheidenes und wahrhaft kindliches Wesen sich sehr vortheilhaft vor ihren sonstigen kleinen Concurrenten auszeichnete. Wenn nun ihr ausgebotener Handelsartikel auch keinen rechten Absatz fand, so flössen doch die milden Gaben sehr reichlich, und die Kleine wußte kaum wohin mit all den Sechsern und Dreiern, welche sie von den Gästen geschenkt erhielt. Ein anwesender Stammgast, Rentier und Besitzer eines sehr einträglichen Eckhauses in der Nachbarschaft, ärgerte sich darüber, daß ein noch so junges Kind von seinen Eltern in so früher Jugend schon, zu einer so sittenverderbenden Bettelei benutzt würde und machte seinem Aerger dadurch Lust, daß er über die mitleidigen Geber die Schaale seines Zornes ausgoß. „Wenn Ihr etwas für das arme Kind thun wollt, so sorgt dafür, daß sie von ihren Rabeneltern sortkommt, aber unterstützt diese nicht in ihrem lüderlichen Lebenswandel, indem Ihr der Kleinen Geld gebt!" — so ungefähr schloß er seine Rede, und als ihm erwidert wurde, daß er ja dazu die beste Gelegenheit hätte, da er selbst kinderlos sei und sich und seine Frau, wie ja allgemein bekannt, schon lange nach Mutterfreuden sehne, da rief er die Kleine, um sich nach ihren Eltern zu erkundigen. In aller Unschuld erzählte diese, daß ihre Mutter draußen auf der Straße stehe, um sie zu erwarten. Mürrisch griff der Mann nach seinem Hute, nahm das Kind bei der Hand und verließ mit ihm das Lokal. — Einige Abende vergingen, ohne daß sich der Rentier auf seinem gewöhnlichen Platz zwischen den andern Stammgästen sehen ließ und schon wollten diese eine Deputation an ihn senden. um sich nach dem Grund seines Ausbleibens erkundigen zu lassen, als er eines Nachmittags in den
ersten Tagen dieser Woche wieder erschien und zwar in Begleitung seiner Frau und eines allerliebsten lockenköpfigen Kindes, welches so reizend angezogen war, daß die Gäste nur mit vieler Mähe, und zu ihrem größten Erstaunen, die kleine Schwesel- holzhändlerin darin wieder erkennen konnten. Von allen Seilen um Anskunft gebeten, erklärte er: „Na, ich hatte mich diesmal geirrt, die Mutter des Kindes, welche ich vor der Thür traf, ist eine ordentliche Frau, die Wittwe eines vor mehreren Jahren verstorbenen Schriftsetzers. Sie hatte bis jetzt sich und ihr Kind mit dem Waschen feiner Wäsche und Anfertigen billiger Putzsachen ernährt; da sie aber die Gicht in den Händen bekommen hatte, mußte sie diese Beschäftigung aufgeben und an einen anderen Erwerbszweig denken, es war dies neulich wirklich der erste Tag, wo sie den Versuch machte und die Kleine haudeln schickte, jetzt aber ist das Kind unser, und die Mutter, welche sich nicht davon trennen wollte, wohnt in einem Stübchen in meinem Hause und hilft meiner Frau in der Wirthichaft, so viel sie eben kann, aber nun fragt auch nicht weiter und seht mich nicht alle mit so großen Augen so verwundert an, Ihr wißt, ich kann die dummen Gesichter nicht leiden und wenn Ihr nicht die Verwunderungsmütze abnehmt, setze ich mich mit meiner Frau an einen anderen Tisch." — Wer nun den besorgten Blick der Frau des Rentiers sieht, mit welchem sie die fröhlichen Spiele ihres Adoptivtöchterchens verfolgt , wer den seit der Zeit nie mehr mürrischen, sondern fast stets krenzfidelen Mann betrachtet, der muß sich sagen, daß die im ganzen Bezirk geachteten Leutchen, durck die Ausnahme des niedlichen Kindes in ihrer Familie, sich selbst den größten Gefallen gethan haben.
sGIosie.j Kleide dich einfach! Bist du hübfch, so erleidet dadurch deine Schönheit keine Beeinträchtigung; bist du häßlich, so machst du kein Aufsehen.
— Kalkwasser gegen die Stiche der Bienen und anderer Insekten ist ebenso wirksam als das nicht so zugängliche Ammoniak. Die Schmerzen lassen sofort nach und die Geschwnlst wird verhütet und zwar um so sicherer, je fleißiger die Applikation geschieht.
Korrespondenz,
Hrn. N. N. in Ellmendingen. In Ihrer Mittheilung ist uns der Schluß nicht ganz verständlich; auch ist aus der angegebenen Adresse nicht ersichtlich, wer der Gewährsmann ist.
Die Red.
Anzeige« für den Knztyäker vermitteln in Z'forzkcim: Hr. Htt» WeLer; in Witdßad: Hr. G. Schoöert.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. M eeh in Neuenbürg.