dem Lichtmeß- und Martinimarkt der Fall zu sein pflegt. Es wurde ziemlich gehandelt, namentlich in Schmal- und Mastvieh. Was die Preise betrisft, so zeigten dieselben weder eine Neigung zum Steigen, noch zum Sinken.
Plochingen den 24. Juni. Die Aussichten aus ein gesegnetes Jahr befestigen sich immer mehr: die Weinrebe n haben verblüht und eine solche Masse Trancen angesetzt, wie sich'S der älteste Mann bei uns nicht erinnern kann, je erlebt zu haben. Auch O b st gibt es bei uns hauptsächlich im Neckarthal viel, während auf der Höhe wenig wahrgenommen wird. —- Am heutigen Viehmarkt zeigte sich lebhafter Verkehr und wurde i» Mastvieh zu guten Preisen viel umgesetzt, während nach Schmalvieh wenig Nachfrage war.
Zx V o n der En z. Wir erlauben uns die Geichäilslente im.Thale daran zu erinnern, daß die k.ck. Eisenbahndirektion recht bald mit Aufstellung des Winter- fahrvlan's beginnen dürste. Wollen dieselben daher, daß Ihr Wunsch, bezüglich eines geschickteren Zuges für den lokalen Verkehr, als der 5 Uhr Zug (früh) ist, bei erwähnter Behörde Berücksichtigung finden soll, so dürfte es jetzt schon an der Zeit sein, die nötbigen Schritte zu thun. Es wäre daher sehr löblich, wenn sich einige Firmeninhaber finden würden, die vertraut mit den Verhältnissen im Thale voranmarschirten.
Anmerkung der Redaktion. Ein Frübzng ist der geeignetere für Beamte, Industrielle, Gewerbetreibende und Lnndleute. weil ein solcher im Verkebr nach Außen au alle Bahnen, Postver- biudungen :r. anschließt und eS Jedem ermögliche, z. B. Vormittags in Stuttgart rc. seine Ge- ichäfte zu erledigen und Abends wieder zu Hause zu sein. Ein späterer Zug würde allein in dieser Beziehung nicht nach allen Seiten befriedigen und dürfte, so lange die Verhältnisse Pforzhekm- Müblacker nickt geordnet, rcsp. geändert sind, vorerst frommer Wnnick bleiben, obwohl ein solcher Zng für den Lokalverkehr ebenso geeignet wäre, wie ersterer für die Außen-Verbindungen.
Wir pflichten deßbalb einem, in Wildbad vernommenen praktischen Vorschlag um so mehr bei. als wir glauben, daß sich mit Ausführung desselben alle Wünsche und Bedürfnisse befriedigen ließen; derselbe lautet nämlich:
„man möge den Jrübzug als Güterzug mit beschränkter Persoiienbesvrderung wie bisher begeben und demselben gegen 8 Uhr einen Persoueuzug folgen lassen; ersterer entspricht dem Außen-, letzterer dem Lokal-Verkehr."
Ausland.
In Spanien ist der Kampf von Neuem auf dem ganzen Kriegsschauplatz entbrannt. Aus Madrid werden die Niederlagen der Carlisten, von diesen die der Regierung?- truppen gemeldet, und Jene und Diese suchen die Schlappen, welche sie davon- tragen, den Gegnern beizubringen.
Miszellen.
Weibliche Koheii.
(Von W. Salzmann.)
(Fortsetzung.)
Ich versicherte ihm jedoch, daß ich kerngesund sei, keinerlei Nervenleiden kenne und das heißeste Verlangen darnach trüge, ihm ein guter, folgsamer Schwiegersohn zu werden. Ob solcher vermeintlichen Impertinenz nnd Anmaßung wurde mir
in durchaus nicht hochadliger Weise mein niederer Standpunkt Üar gemacht und ich muß es heute für ein Himmelsglück an- sehen, daß dies nicht mit Hochmecklenburger Beifügung geschah, was für beide Theile verhängnißvoll geworden wäre. Grimm und Verzweiflung ',im Herzen, kehrte ich heim. Einige Wochen zogen in's Land; schon wollte ich die Behörde um meine Versetzung angehen, da erhalte ich einen Brief von meiner angebeteten E., durch deu mir die frohe Kunde wird, daß die Bitten und Tbräneii, sowie der Opfermuth des Engels bewirkt hatten, was meinem Freimulh und meiner Entschiedenheit nicht gelungen war.
Der Vater hatte zu unserer Verbindung seine Einwilligung ertbeilt, aber unter der ausdrücklichen Bestimmung, daß außer der Ausstattung nur ein geringfügiger Thcil seines bedeutenden Vermögens bei seinem Ableben der Tochter zufalle» solle; erkläre ich, wie dies schon von ihr geschehen sei. mit dieser Festsetzung mich einverstanden, so wären alle entgegenstehenden Ehehindernisse als beseitigt anzuiehen. Sofort gab ich die gewünschte Erklärung und 4 Wochen später war ich der glücklichste Gatte auf dem Erdenrund und — bin es geblieben während ganzer, leider nur zu kurzer zwanzig Jahre.
Bedenken Sie, Herr! dies Weib ver> läßt aus Liebe zu nur: Neichlhüm, Titel, hochadlige Kreise und Gewohnheiten und fühlt sich glücklich im bescheidenen Beamtenhaus, bei einfach bürgerlichen Verhältnissen, ist emsig bemüht, durch treuen Fleiß das Hanswesen zu fördern, als kenne sie, die von Jugend ans im Glanz und Reichthum lebte, aus Erfahrüng die Bitterkeiten des Mangels.
Dabei erzieht sie unsere Kinder so weise, daß sie noch heut ihr bestes Ehrendenkmal bilden. Doch nicht aus den engen Kreis ihrer Familie beschränkt sie ihre Thätigkeit; sie gründet und unterstützt Anstalten zur Vermenschlichung und Veredlung der Jugend, besonders des weiblichen Geschlechts, geht in die Hütten der Arme», tröstend und helfend, ist stets voll fröhlichen gott- nertrauenden Muthes, gesegnet, geliebt von Jedermann, zumal von Wittwen und Waisen und nun gestehen Sie: War dies Weib nicht der höchste Segen Gottes für mich? Ja, Gott bat mich in diesem Weibe und auch sonst aller Wegen mehr gesegnet, als ich verdiene. Als ringsum die Felder Mißernten brachten, hatte ich reichliche Frucht an Kartoffeln nnd Getreide. Schien es mir doch, als wolle der Himmel meiner guten Frau das ihr zum Bedürsniß gewordene Vergnügen des Wohlthuns nicht rauben.
(Fortsetzung folgt.)
Statt einen tüchtigen Thierarzt herbei holen zu lassen, wenden sich die Landleute vielfach noch an kluge Frauen und — Hexenmeister, uni ibr krankes Vieh heilen zu lassen. Welcher unsinnige Aberglaube j in dieser Beziehung selbst in Gegenden, in ^ denen eine große Bildung herrscht, vor-1 kommt, beweist eine vom „Görl. Anzeiger"
erzählte Hexenmeistergeschichte, die sich in einem Dorfe der Sächsischen Oberlausitz vor wenigen Wochen zugetragen hat. Bei einem reichen Bauerngutsbesitzer zeigte der ziemlich starke Nindviehbestand einen erheblichen Rückgang im Nutzen, und man schickte deßhalb einen Wagen nach Böhmisch-Ullersdorf von dort den Hexenmeister zu holen. Der qlte Hexenmeister bestätigte die schon von den Mägden aufgestellte Vermuthung, das das Vieh verhext sei, uud erklärte, der Zauber sei nur zu lösen, wenn er in der nächsten Nacht 12 Uhr dem Vieh das Abendmahl reiche. Der Baucrselbst und zwei Mägde müßten aber der Eeremonie im tiefsten Neglige beiwohnen. Um Mitternacht begann die Enthexuug und die Kühe ließen sich denn auch Alles ruhig gefallen. Als aber der Hexenmeister dem Bullen mit der Weinflasche nahle, wurde derselbe mülhend unr, drückte denselben mit solcher Gewalt an die Wand, daß er ihm die Rippen zerbrach. Tödtlich verletzt wurde der Hexenmeister auf einen Wagen gelegt und nach Böhmisch-Ullersdorf gefahren, wo er als Leiche ankam. Wenige Tage darauf meldete eme officiclle Bekanntmachung, daß auf dem Bauernguts des T. die Klauenseuche ausgebrochen war.
Dem Erzbisthumverweser vr. K ü b e l von Freiburg hat es freilich nicht geschadet daß man ihm ein Quantum Wein abgepfändet hat, denn einer seiner Anhänger kaufte dasselbe bei der Versteigerung für ihn zurück, aber man weiß doch nun wenigstens, daß der Kübel 1800 Liter hat.
(B. W.)
Krupp und Rothschild,
oder wer ist schwerer? —
Im dem „Liegnitzer Anzeiger" finden wir folgende humoristische Sleuerstuvie anälßlich der jetzt in Preußen unverfüglen Selbststeuereinschätzung:
Preisend mit viel schönen Reden ihrer Millionen Zahl,
Saßen Preußens Millionäre ans der Ster« waage 'mal.
Strausberg, Borsig und Graf Nedern, Hansemann und Mendelssohn,
Auch Bleichröder mit dem Kreuze, der seitdem sich schreibt als „Von".
Alle wurden voll befunden, Mark fungiren cenknerschwer.
Doch der Markigsten Heoren traten schließlich zwei einher.
Rothschild, der vom blauen Maine, der den Fürsten Vorschuß giebt,
Und Herr Krupp, der dort in Esten anders vorzuschieben übt.
Und sie stiegen auf die Waage, deren Balken krachte stark.
Amselm schon wog zweiundzwanzig Mill. neuer Mark!
Aber Krupp, der kugelrunde, lacht' und sprach, das ist nur Quark,
Setzte sich und seht, wog hundert Millionen neuer Mark!
Und entzückt ruft Borsig, Strausberg, Hansemann und der vom Main:
Vivat Krupp! — Kanonengießen bringt noch mehr wie Gründen ein!
Redaktion, Druck und Perlag von Jak. M eeh in Neuenbürg.