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wendung von fremdem Schlachtgeflügel im Haushalt.

o) Fernhaltung des Geflügels von solchen Orten, wo Krankheitsfälle vorgekommen sind.

ä) Fernhaltung der Geflügelhändler von den Ge­höften.

Ist der Ankauf von fremdem Geflügel nicht zu umgehen, so ist es ratsam, dasselbe 3 Tag, in besonderem Raume abzusperren und erst dann zu dem alten Bestände zu bringen, wenn sich während der angegebenen Zeit Krank- beitserscheinungen nicht gezeigt haben. Diese Vorsichtsmaßregel ist geboten, weil bereits ange- gesteckte Tiere noch 2448 Stunden nach Auf­nahme des Seuchcnstoffs den Eindruck gesunder machen können.

Die Gemeindebehörde«

werden angewiesen, da das Oberamts quartier- kataster neu anzulegen ist, bis S. Mai VS. Js. hieher anzuzeigen,

1) die Zahl der in den Gemeinden bezw. in den einzelnen Parzellen vorhandenen Gebäude und zwar:

s.) die Zahl der bewohnten Häuser,

k) der Scheuerngebäude,

o) der Pferde- und Rindvieh-

fiallungen,

ä) der Schuppen,

e) der sonstigen Nebengebäude,

2) die Zahl der Mannschaften, mit denen di« Orts belegt werden können

a) bei Gewährung von Quartier mit Ver­pflegung,

d) bet Gewährung von Quartier ohne Ver­pflegung,

3) die Zahl der Pferde, welche in den Orten eingestellt werden können

a) bei Gewährung von Quartier mit Ver­pflegung,

b) bei Gewährung von Quartirr ohne Ver­pflegung,

4) ob, eventuell wie viele Stäbe und zwar

a) niedere Stäbe bis zum Regimentsstab einschließlich,

b) höhere Stäbe von der Brigade an auf­wärts

in den Orten untergebracht werden können.

Zu den niederen Stäben gehören: Leut­nant, Hauptmann, Major, Oberstleutnant, Oberst.

Zu den höheren Stäben: Generalmajor, Generalleutnant, kommandierender General. Hiebei ist davon auszugehen, daß eine höchste Ansnützung aller zur Verfügung stehenden Räum­lichkeiten stattzufinden hat. Vergl. den Minist.-Ekl. v. 4. Mai 1877, Minist.-AmtSbl. S. 169, 8 4 des ReichSges. v. 24. Mai 1898, ReichSges.-Bl. S. 362, Z 4 Abs. 1 der Kaiser!. Verordnung vom 13. Juli 1898, Reichsgcs.-Bl S. 927. Z 7 deS Ges. vom 25. Juni 1868 (Reg.-Bl. v. 1875, S. 215). Z 4 der Instruktion hiezu vom 31. Dez. 1868 (Reg.-Bl. v. 1875, S. 240).

Die diesfalls im Jahre 1891 erstatteten Be­richte werden den Ortsbehörden zugehen. Zugleich ergeht mit Rücksicht auf die im Herbst d. I. in Aus­sicht zu nehmende Einquartierung der Auftrag, die vorhandenen Quartierlisten einer Revision zu

unterziehen bezw. neue Quartiert,sten anzulegen. Der Bedarf an Formularen hiezu nebst den Qnar- tierbilleten ist das Oberamt bereit anzuschaffen und ist die erforderliche Zahl dem Oberamt anzuzeigen. Calw, den 22. April 1899.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

Die Ortsbehörden

erbalten mit heutiger Post die neuen Formulare Empfangsbescheinigung über Familienunter­stützung" (s- oberamtlichen Erlaß v. 15. ds. Mts., Wochen-Bl. Nr. 45) mit dem Auftrag, etwa noch vorhandene Vorräte an alte« Formularien au das Oberamt zurückzugeben.

Da di« neuen Formulare vom 1. April 18VS ab zu benützen sind, müßten, wenn seit 1. April ds. Js. schon Familienuntcrstützungcn ausbczahlt und zu Empfangsbescheinigungen noch das alte For­mular verwendet worden wäre, diese Empfangsbe­scheinigungen vernichtet und frische unter Ver­wendung des neuen Formulars ausgestellt werden.

Calw, den 24. April 1899.

K. Oberamt.

V o e I t e r.

ZageLmuiBeiLen.

-r. Calw, 24. April. Am gestr. Sonntag hielt der Calw er B e zi r k s v ere in für Ge­flügelzucht und Vogelschutz im Bad. Hof seine erste diesjährige Monatsversammlung ab, die sehr gut besucht war. Nach Eröffnung der Versamm­lung durch den Vorstand erstattete der Schriftführer Bericht über die vom Vereins-Ausschuß seit der Ge­neralversammlung gefaßten und ausgeführten Be­schlüsse, auS welchen hauptsächlich hervorzuheben sind: Die Errichtung einer Eieroerkaufsstelle am hies. Platze, an welche die Mitglieder des Vereins Eier zu guten Preisen abliefern können, ferner der Beitritt des Vereins zum Bunde für internationalen Vogelschutz rc. Hierauf referierte der Vorstand über die General­versammlung des Landesverbands Württemberg. Ge­flügelzuchtvereine in Ebingen am 26. März d. I. Den nächsten Punkt der Tagesordnung bildete di« Anregung des Ausschusses in diesem Jahr hier eine Geflügelausfiellung abzuhalten, um den Bezirks« angehörigen vor Augen zu führen was der Verein anstrebt und was ihm bereits gelungen ist. Im all­gemeinen fand diese Anregung Anklang, jedoch wurde auf Antrag aus der Versammlung ein definitiver Be­schluß vorerst noch nicht gefaßt, ein solcher vielmehr einer später einzuberufenden Versammlung mit der Motivierung überlassen, daß alsdann die einzelnen Geflügelzüchter eher in der Lage sind sich über Be­teiligung oder Nichtbeteiligung aukzusprechen. Zum Schluß kam noch eine große Anzahl Bruteier von vorzüglichem Nutzgeflügel zur Verlosung. Dem Wunsche, die einzelnen Gewinner möchten ein gutes Brutresultat erzielen, fügen wir noch den weitern an, daß die Geflügelhalter mehr und mehr sich daran ge­wöhnen möchten, ihr Geflügel selbst zu züchten, statt solches von Händlern zu kaufen, zweifellos würden weniger Klagen laut über Auftreten von Geflügel- feuchen und den Geflügelhaltern manch bittere Er­fahrung erspart.

Stuttgart, 21. April Gestern abend 6 Uhr erschien die aus allen Parteien zusammengesetzte Depu­tation hiesiger Bürger bei dem erflbesoldeten Ge­meinderat Gauß, um ihm die Kandidatur für die erste Stadtvoistandsstelle anzutragen. Herr Gauß hat die Kandidatur angenommen.

Stuttgart, 22. April. Seine Majestät der König ist heute morgen von Potsdam wieder hier eingetroffen, während ihre Majestät die Königin Sich zu kurzem Aufenthalt nach Dessau begeben hat.

An den Kaisermanövern werden ins­gesamt etwa 90 Bataillone, 90 Schwadronen und 70 Batterien, also gegen 75000 Mann und 17000 Pferde, teilnehmen. Es ist in Aussicht genommen, daß der Kaiser und die an den Manövern teilnehmenden deutschen Bundesfürsten sowie die Ver­treter der fremden Mächte für einige Nächte im Manövergelände bleiben und daß zu diesem Zwecke jenes Zeltlager, das jüngst anläßlich der Jrru- salemrerse benutzt wurde, wieder in Gebrauch ge­nommen wird.

Berlin, 23. April. Wie aus Shangai ge­meldet wird, hat die Prinzessin Heinrich von Preußen gestern an Bord des Postdampsers Prinz Heinrich die Heimreise nach Deutschland an« getreten.

Budapest, 22. April. Der gesamte Ge­meinderat von Psazek wurde wegen Banknotenfälschung verhaftet. Die Werkstälte befand sich im Keller des Gemeindehauses. Die Gendarmerie überrascht« die Fälscher bei der Arbeit. Die l>tzteren setzten sich zur Wehr und feuerten Revolverschüffe ab. Ein Gendarm wurde schwer verwundet.

Zur Altburgrr Steige.

Z Gleich wie im Frühjahr der erste warme Sonnenstrahl nach langen Wintermonaten das Herz mit Freude und Hoffnung erfüllt, so erging es uns, als wir dasEingesandt" mit obiger Ueberschrift in Nr. 45 ds Bl. zu G«sicht bekamen, glaubten wir doch, nun werde endlich in dieser, die ganze Bürger­schaft längst bewegenden, wichtigen Frage ein ent­scheidendes Wort von zuständiger Stelle gesprochen werden.

Gründlich enttäuscht legten wir den Artikel jedoch auf die Seite, anstatt der erwünschten Ent« scheidung bringt der Artikel Ausführungen, denen wir nicht mehr zu begegnen hofften.

Statt offen und klar zu den allein ernstlich in Betracht kommenden 2 Projekten: Straße durch die Aichhalde in die äußere Badgasse mit einer Brücke über die Nagold, oder: Straße um den Schloßberg herum, Stellung zu nehmen, bemüht sich der Verfasser, der offenbar kein Freund des Badgüssen-Projektes ist, andererseits aber die Kosten um den Schloßberg herum scheut nach dem Grundsatz:Wasch mir den Pelz, mach mich aber ja nicht naß", für Beibehaltung der Strecke Schwanen-Löwen, die er durch Abbrechen einiger Häuser gerne erbreitern und besser fahrbar machen will, Stimmung zu machen.

Nichts wäre aber verkehrter, als dieser schon früher angeregte, wie wir jedoch glaubten bei ernst­haften Interessenten längst wieder abgethane Ausweg,

wie der Gouverneur bei den Eingeborenen beliebt war, haßte und verabscheute man Tartar seiner brutalen Handlungen wegen. Aeußerlich trat er Klayriston höflich und zuvorkommend gegenüber; aber im Innern da lebte noch der alte Groll von Plymouth her, fort; denn Tartar konnte es dem damaligen Lieute­nant Klayriston noch immer nicht verzeihen, daß dieser Kathy's Liebe besessen, und wie er bestimmt annahm, die Hingebung des jungen Mädchen nur benutzt hatte, um Kathy der Schande zu überliefern, da er, der Lord, doch wissen mußte, daß Kathy nie sein Weib werden konnte. Oft genug schmiedete Tartar in der ersten Zeit Pläne, wie es ihm möglich wäre, seinen Vorgesetzten zu stürzen und aus diesem Grunde hatte er auch die Führerschaft der dem Gouverneuer feindlich gesinnten Partei übernommen.

Von dem Augenblick aber, daß er Anny gesehen, war eine plötzliche Um­änderung in seinem Wesen eingetreten. Er liebte dieses Wesen mit der ganzen Leidenschaft seines unbändigen Herzens und der sinnlichen Glut, die einem rohen Charakter gewöhnlich eigen ist. In einsamen Stunden gelobte er alles daran zu wenden um Anny als Weib zu besitzen. Er wollt« allen Haß, alle Feind­schaft gegen Klayriston fahren lassen, wenn ihm Anny einst angehörte.

So lagen die Verhältnisse, als mit einem Male wieder der einige Zeit unterbliebene Kampf mit Frankreich um die Oberherrschaft in Ostindien wilder und blutiger, denn je ausbrach. Eine furchtbare Seeschlacht war geschlagen worden, und ob auch die französische Flotte mit wahrem Heldenmut focht, mußte sie doch schließlich den Engländern unter großen Verlusten weichen.

Zur Frier dieses gewaltigen Sieges hatte Klayriston, mehrere Monate später, als ein Waffenstillstand abgeschlossen, eine größere Festlichkeit veranstaltet und zahlreiche Einladungen ergehen lassen. In den Räumen deS Palais und in dem paradifisch angelegten Park, wogte an diesem Abend erwartungsvoll eine

Menge von Gästen umher, etwaige Erfolge der gewonnenen Schlacht besprechend und Kombinationen über den weiteren Krieg, nach Ablauf des Waffenstillstandes daran knüpfend. Allen war es jedoch ausgefallen, daß der Gouverneur während des Tages ein Benehmen zeigte, welches noch auf besondere Ueberraschungen schließen ließ. Diesen Gedanken hatten auch zwei alte Kapitäne, welche Arm in Arm auf der Terrasse standen.

Wißt Ihr Brooklm, ich müßte mich doch sehr irren, wenn Exellenz bei der heutigen Festlichkeit nicht noch eine besondere Ueberraschung für uns vor­rätig hat.

Ihr mögt Recht haben Sergeant. Doch da kommt der Gouverneur selbst." In diesem Augenblick erschien Klayriston mit Anny und nachdem er den ehrerbietigen Gruß der Anwesenden freundlich erwiedert hatte, trat er einige Schritte vor, so daß er mitten zwischen seinen Gästen stand.

Meine hochverehrten Herrschaften," begann er erhobenen ToneS,die heutige Post hat mir eine Nachricht gebracht, welche auch Sie freudig berühren wird, da Majestät eine Persönlichkeit auf das Ehrenvollste ausgezeichnet hat, die Ihnen allen sehr gut bekannt ist. Midshipman Liste»!"

Exellenz befehlen?" Ein bildhübscher Midshipman trat aus den Gästen zum Gouverneur heran. Die mittelgroße, schlankgebaute aber schneidige Gestalt kerzengerade aufrichtend, blickten seine treuherzigen, blauen Augen erstaunt und erwartungsvoll auf den hohen Vorgesetzten.

ES ist mir," begann dieser ernstfreundlich,eine angenehme Pflicht Euch mitteilen zu können, daß Majestät allergnädigst geruht haben, Euch zum Offizier zu ernennen, und außerdem als ganz besonderes Zeichen seiner Huld, mit dem St. Georgskreuz zu dekorieren."

(Fortsetzung folgt.)