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Dienstag, den 25. April 1899

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Amtliche NekaurrtmachttNgen.

KekanNtmachung

betr. -te Geflügelcholera.

Nachdem der Reichskanzler unter'm 38. März d. I. für das Königreich Württemberg vom 15. April d. I. ab bis auf Weiteres für die Geflügelcholera die Anzetgepflicht im Sinn des Z 9 des ReichS- viehseuchengesitzrs eingeführt hat, wird dies hiemit zur genauen Nachachtung bekannt gemacht.

Die Geflügelbesitzer sind also hienach bei Strafoermeidung verpflichtet, von dem Ausbruch der Cholera unter ihrem Geflügel und von allen ver­dächtigen Erscheinungen bei demselben, welche den Ausbruch dieser Krankheit befürchten lassen, sofort dem Tchultheisienamt Anzeige zu machen, auch di« Tiere von Orten, an welchen die Gefahr der An­steckung fremder Tiere besteht, fern zu halten.

Die Schultheißenämter werden beauftragt, dies noch besonders auf ortsübliche Weise in ihrer Gemeinde bekannt zu mache«, die Polizeibediensteten in ge­eigneter Weife zu instruier» und Eintrag in da8 Schnltheitzenamts-Pcotokoll zu fertigen.

Im übrigen werden dieselben auf genaue Be­achtung des Min.-Erl. vom 35. Juli 1898 (Min.-A.-Bl. S. 291) betr. Maßnahmen zur Bekämpfung der Ge« flügelcholera hingewiesen. Eine Belehrung über die Geflügelcholera ist unten abgedruckt.

Calw, den 21. April 1899.

K. Oberamt.

Voelter.

Belehrung über die Geflngelchalera.

1. Art und Verbreitung der Krankheit.

Die Geflügelcholera ist eins ansteckende Krank­heit, welche sämtliches Hausgeflügel, namentlich Hühner, Enten und Gänse befällt und gewöhnlich mit dem Tode endigt. Di« Ansteckung gesunder Gs-

flügelbestände erfolgt häufig durch den Zukauf fremden Geflügels. Außerdem kann die Krankheit durch Ka­daver krepierter und die Abgänge (Blut, Eingeweide, Federn) geschlachteter kranker Hühner, Enten und Gänse verbreitet werden. Endlich kann sich gesundes Geflügel dadurch anstecken, daß es auf Straßen und Weiden oder in Bäche und Teiche gelangt oder getrieben wird, welche von kranken Tieren berührt wurden.

2. Kennzeichen der Geflügelcholera.

Dir Ansteckung eines Geflügelbestandes macht sich zuerst durch plötzlich auftretende Todesfälle be­merkbar. Die Hühner, Enten und Gänse sterben nicht selten, ohne daß auffälligere Krankheitser- scheinungen an ihnen wahrgenommen werden. Bei genauerer Untersuchung ist aber nach dem Auftreten der ersten Todesfälle zu bemerken, daß einige Tiere matt und traurig sind, gesträubtes Gefieder besitzen und an stinkendem Durchfall leiden. Der entleerte Kot ist zuerst breiig und von weißgelber Farbe, später schleimig und wässerig und von grüner Farbe. Die Krankheit greift in den angesteckten Beständen rasch um sich.

3 Vorkehrungen «ach dem AnSbruche der Geflügelcholera.

Eine Behandlung des erkrankten Geflügels mit Arzneimittel ist in der Regel ohne Erfolg und deshalb nicht zu empfehlen.

Zweckmäßiger ist die unverzügliche Tren­nung der noch vollkommen gesund erscheinend en Tiere von de» kranken. Die gesunden Tiere müssen in vollständig abgesonderten Räumen unter­gebracht werden und besondere Futter- und Tränk­geschirre erhalten. Ferner empfiehlt sich die sofortige Tötung und unschädliche Beseitung der erkrankten Tiere, da eine Genesung derselben nur ausnahms­weise zu erwarten ist. Das getötete kranke wird ebenso wie das krepierte Geflügel am besten durch Verbrennen unschädlich gemacht. Wo dieses nicht durchführbar ist, ist eine Verscharrung der mit frisch

abgelöschtem Kalk überstreuten Kadaver in mindestens '/, m tiefen Gruben vorzunehmen. Düngerstätten eignen sich zur Beseitigung der Kadaver nicht, weil sich der Ansteckungsstoff der Geflügelcholera im Dünger lange Zeit erhält und durch letzteren verschleppt werden kann.

Nachdem sämtliche erkrankten Tiers krepiert oder getötet sind, empfirhlt es sich, die Oertlichkeiten, in welchen das kranke Geflügel untergebracht war, und alle Gegenstände, mit welchen dasselbe in Be­rührung kam, gründlich von dem Ansteckungsstoffe zu befreien. Das geschieht am besten auf folgende Weise.:

a) Verbrennen des KoteS, der Futterreste und des zusammengekchrten Schmutzes;

b) gründliche Reinigung des Bodens, der Thüren, Wände, Sitzstangen, Futter- und Tränkgeschirre mit heißer Sodalauge (3 kg käufliche Waschsoda auf 100 1 Wasser.)

Schwimmbassins müssen abgelassen und ebenfalls gründlich gereinigt werden.

Schadhafte und geringwertige Holz gegen­stände werden am zweckmäßigsten verbrannt.

Erd- und Sandböden sollen, wenn möglich, mindestens 10 om tief ausgehoben und mit den Kadavern und dem Kote unschädlich beseitigt werden.

o) Lüftung und Trocknung der gereinigten Ställe und hierauf

ä) Uebertünchen der Böden, Wände, Thüren u. s. w. mit Kalkmilch (5 Lx Aetzkaik auf 100 1 Wasser).

4. Verhütung der Geflügelcholera.

Aus der Art der Verschleppung der Grflügel- cholera (1) ergiebt sich, daß ein Selbstschutz gegen die Einschleppung der Seuche durch Beachtung folgender Vorsichtsmaßregeln erzielt werden kann:

a) Vermeidung des Zukaufs von fremdem, nament­lich aus dem Auslände importiertem Geflügel.

b) Unschädliche Beseitigung der Abgänge bei Vsr-

ck kk 1 5 ^ 6 1 ^ kl:» Nochdruck »»boten.

Die beiden Admirale.

Orginal-Roman

von Larl Ludwig panknin, Marine-Schriftsteller.

(Fortsetzung.)

Klayriston ließ sich jedoch durch alle Machinationen nicht abschrecken, das einmal gesteckte Ziel, den für richtig erkannten Weg zu verfolgen. Schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit sollte er dafür insofern belohnt werden, als die Eingeborenen anfingen sich ihm vertrauensvoll zu nähern, ja es kam vor, daß er bei seinen Ausfahrten freundlich von ihnen gegrüßt wurde. Eine Kundgebung, welche bei den früheren Gouverneuren nie stattgefunden hatte.

Um nun auch den umfangreichen gesellschaftlichen Pflichten, welche Klayri- ston in seiner jetzigen hohen Stellung zufielen, besser Nachkommen zu können, hatte er eine Nichte, Anny Whieltown, zu sich genommen. Diese junge Dame ver­stand es, trotz ihrer zwanzig Jahre, ausgezeichnet, den Anforderungen einer derart­igen Haushaltung gerecht zu werden. Die zahlreiche Dienerschaft leitete sie mit ruhigen, bestimmten Befehlen, ohne dabei abstoßend zu sein; vielmehr wurden ihre Anordnungen in Güte und Freundlichkeit, verbunden mit einer gewissen Hoheit, gegeben und es galt bei der Dienerschaft schon als eine sehr große Strafe, wenn Anny ein scharfes Wort gebrauchte. So konnte es natürlich nicht auSbleiben, daß die Untergebenen ihre junge Herrin abgöttisch liebten und ver­ehrten. Die andern Personen, Offiziere und Beamte, welche das Palais ihres OnkelS besuchten, bewunderten an Lady Anny hauptsächlich den sinnigen Liebreiz,

welcher ihre sylphenhafte Gestalt umgab und auf dem feinen edelgeformten Gesicht mit den tiefdunkelblauen Augen ausgeprägt lag.

Der Gouverneur liebte dieses Wesen wie ein Vater und jeder Wunsch, den er ihr nur irgend erfüllen konnte, wurde gewährt. Es war eben unmöglich, diesem Mädchen eine Bitte abzuschlagen. Anny machte jedoch sehr wenig Ge­brauch hiervon. Sie fühlte sich zufrieden und seit wenigen Wochen sogar un­endlich glücklich. Hatte doch der hübscheste und prächtigste Mensch in der ost­indischen Flotte, der Midshipman William Lister, ihr bei einem Gartenfeste seine Liebe gestanden und sie, nun sie liebte ihn schon lange, seit dem ersten Augen­blick, da sie ,hn gesehen. Von diesem Moment an gab eS keine Admirale und Generale, oder Obersten oder sonstige Menschen, welche auf ihr Herz Eindruck machen konnten. Ebenso wenig hatte Anny sonstige Wünsche; ihr William war ihr ein und ihr Alles, ihr Glück und ihre Seligkeit. Ein ganz kleines Tröpf­chen Wermut befand sich allerdings in dem Becher ihrer Freude, der Umstand nämlich, daß William nur noch Midshipman war und deshalb dem Onkel die bestehende innige Zuneigung vorläufig geheim gehalten werden mußte. Lange konnte eS aber nicht dauern, da Lister hoffte innerhalb Jahresfrist Offizier zu werden.

Tartar befand sich ebenfalls in Ostindien und zwar unter dem Kommando Klaryiston'S als Kontre-Admiral. Wenn nun der Letztere es einzig und allein seiner eigenen Kraft verdankte, daß er so schnell avancirt war, so war Tartar seine Beförderung zum größten Teil nur auf Protektion und Speichelleckerei zurückzuführen. Er war Meister in der Kunst rechzeitig einen krummen Buckel zu machen und gelegentlich mit der ergebensten Miene von der Welt einen moralischen Fußtritt hinzunehmen. Was fragte «in Charakter, wie derjenige Tartars danach, wenn er dadurch nur Macht und Ansehen erlangte. Ebenso