ärztliche Zengniß ist in Beziehung auf die Thatsache maßgebend, daß der unglückliche Gentleman, Mr. Parsons, schon um 9 Uhr todt sein mußte. Um diese Zeit nun saß inein Klient ganz lustig im blauen Eber — warum nicht, da er mit frohem Herzen der Stunde entgegensah, zu welcher er daS Mädchen zu entführen gedachte, in das er wie ein Narr verliebt war? Sie werden den Beweis hören, daß er an jenem Abend und um dieselbe Zeit, als die Unthat vollbracht wurde, das Leben, die Seele der Gesellschaft war, welche er nicht oft genug mit dem heitern, aber schwierig auszufüh- rendeu Trinkliede: „Im kühlen Keller sitz' ich hier" erfreuen konnte. Nun aber, Mr. Mayor und Gentlemen, wird Niemand mich, wird, was noch unendlich wichtiger ist. Niemand Sie überreden, daß ein junger Mann — dieser junge Mann hier, welchen, wie wir Alle wissen, die Offiziere des Nottingham als einen wackern und gesetzten Seemann anerkennen, tapfer wie ein Löwe und sanft wie ein Lamm, mit dem vollen Bewußtsein oder auch nur mit der Ahnung von hem schnöden und feigen Verbrechen, das eben und angeblich sogar auf seine Anstiftung ausgesührt wurde, fröhlichen Herzens ein neues und schwieriges Lied vortragen und den ganzen Abend sich so lustig benehmen konnte, wie ihn nie zuvor Jemand gesehen hatte. Diese Annahme wäre ungeheuerlich, rein abgeschmackt. Und wenn der Mr. Mayor und die Gentlemen unsere Heugen abgehört haben, so stehe ich dafür. Sie werden meinem Klieuten nicht das Unrecht anthun, ihn wegen eines unter den gedachten Umständen absolut unmöglichen Verbrechens vor ein Schwurgericht zu verweisen."
' " Die Zeugen bestätigten in allen Stücken die betreffenden Angaben des Sachwalters, und nachdem sie abgehört waten, zog sich däS Untersuchungsgericht zur Berathung Mück. Diese währte geraume Zeit; dann würde durch Mehrheitsbeschluß die Entscheidung eröffnet. de» Gefangenen trotz des auf ihm lastenden schweren Verdachts zu entlassen. »Dieser Spruch," fügte der Major Lei, „sichert übrigens den Angeklagten nicht gegen eine sofortige Wiederverhaftung, im Fall, wie uns sehr wahrscheinlich vor- kbmmt, sich eine neue Thatsache erheben läßt, durch welche ihm seine Betheiligung an diesem schweren, oder, um mich genauer guSzudrüäen, an diesen beiden schweren Verbrechen bewiesen werden kann."
(Sch luß f olgt.)
Me Cigsrrenhändlerin von Havannah. .Dem Spanischen nacherzählt von G. A. Fisch er.
So lange die „Perle der Antillen" Spaniens Krone geschmückt, bis auf den heutigen Tag, da die Hidalgo-Republik Gefahr läuft, das herrliche Kleinod von ihrer rochen Mütze zu verlieren, wurde die Insel Cuba beständig von einem europäischen Statthalter regiert, der mit dem Titel eines General-Capitäns nahezu königliche Machtvollkommenheit verband und sich, gesalbten Herrschern gleich, des Vorrechtes erfreute, kein Anrecht begehen zu können. Drei und ein halbes Jahrhundert hindurch haben die Bewohner der Insel sich diese Ordnung der Dinge gefallen lasten, aber
nur selten halten sie Grund, sich bei dem Mutterlands für die Regenten zu bedanken, welche dieses ihnen schickte, und bei deren Ernennung Hosgunst und Jutrigue mehr mitsprechen mochten als Befähigung oder wahres Verdienst.
Jndeß war auch diese Regel nicht ohne Ausnahme, und wenigstens eines General- Capitäns Name wird noch jetzt auf Cuba mit dankbarer Verehrung genannt, um der vielen Wohlthaten willen, welche der Träger desselben während seiner kurzen Verwaltungsperiode der Colonie erzeigte.
General-Capitän Tacon stellte Ruhe und Sicherheit, zwei Dinge, welche vor seiner Zeit auf der Insel kaum noch dem Namen nach bekannt waren, wieder her, ersieh neue Gesetze und verhängte schwere Strafen gegen gewisse Beeinträchtigungen der gesellschaftlichen Ordnung, welche seine Vorgänger im Amt ungeahndet gelassen, oder zu denen sie vielleicht selbst das Beispiel gegeben hatten.
Wie einst Alfred der Große den Engländer», so soll Tacon den Kubanern versprochen haben, sie dürften ihre Börsen auf offener Landstraße hinlegen und sicher sein, sie nach Wochen daselbst unberührt wieder zu finden. Manche Geschichte, die noch heute aus Cuba im Munde des Volkes ist, zeugt für die Strenge und Unparteilichkeit, mit welcher der General die Justiz handhabte. Unseren Juristen von Fach dürften einzelne Beweise seiner Gerechtigkeitsliebe allerdings „spanisch" Vorkommen, und wir wollen sein summarisches Verfahren durchaus nicht zur Nachahmung empfohlen haben, wenn gleich gerade die Härte, mit der er gegen Verbrecher „von Stande" vorging, ihn bei de» niederen Klaffen populär machte. Demgemäß ist auch unter all den vielen Anekdoten, die an Tacons Namen sich knüpfe», keine beliebter und keine wird dem Reisenden auf Cuba häufiger erzählt, als folgende Historie von den wundersamen Abenteuern einer jungen Cigarrenhändlerin.
Miralda Estalez, so hieß dieselbe, war in der Stadt Havannah bekannt, sowohl wegen ihrer außerordentlichen Schönheit, als auch wegen der desondern Vortrefflich- keit ihrer Waare. Ihr Laden befand sich in der Oallo äel Oommercio, einem ganz schmalen Gäßchen mit noch viel schmälerem Trottoir. Die Bezeichnung „Laden" traf auf daS in Rede stehende Verkaufslocal wie auf die meisten dort zu Lande nur theil- weise zu, da ihm die Vorderwand nach der Straße hin vollständig fehlte. Bon außen her gewähren diese Räumlichkeiten ungefähr denselben Anblick, wie eine Bühne im Theater, und gleich diesen sind sie gewöhnlich nach vorn nur durch einen Vorhang zu schließen, der während der heißen Stunden des Tages Herabgelaffen wird. Vor dem Laden unserer Heldin war eine solche „Marquise" um so mehr angebracht, als Miralda nicht nur das von ihr verkaufte köstliche Kraut, sondern auch an sich selbst einen Teint vor den neidischen Strahlen der Sonne zu hüten hatte, wie ihn zarter und rosiger keine Dame der höchsten Aristokratie aufweisen konnte.
Ein blinder Feuerlärm hat in Wien die Bewohner der Stumpergaffe am Weihnachtsabend in Schreck und Aufregung gesetzt. Ein Wiener Blatt erzählt die Ursache derselben. „Bringe geschwind die Spritze," rief eine „Madame Mayer" in der Stumpergaffe, die am Weihnachtsabende „soeben" einen jungen Weltbürger an das Licht der Oeffentlichkeit befördert hatte, zu ihrer Magd in die Küche hinaus. „Nur geschwind" — und die Magd lief aus Leibeskräften in die Filiale der Löschanstalt, und bevor dir Madame noch ihrem Unwillen über das lange Zaudern der Dienstmagd Luft gemacht hatte, stürmten schon die Pferde der Filiale mit Feuerspritze nnd Wafferwagen im rasenden Galopp in die Stumpergaffe hinein: „Trara!" wurde im gedehnten Zuge daS Feuersignal geblasen und vor dem bezeich- neten Hanse wurde Halt gemacht. „Sie sind schon da!" keuchte athemlos die Magd der Madame entgegen. „Wer?" — „Nun, die Feuerlöschmänner." — „Für wen? — ich wollte ja nur die Klystirspritze" —und dieses Mißverständlich war die faktische Ursache des blinden Feuerlärms.
(Neue Erfindung.) Chemiker: „Ich bin bereit , Ihnen meine Erfindung — natürlich gegen Vergütung — abzutreten." — Bierbrauer: Was ist das für eine Erfindung?" — Chemiker: „Sie besteht m einem Recept, Bier zu brauen ohne Anwendung von Hopfen und Gerste." — Bierbrauer: „Lasten S' mich in Ruh! das weiß ich schon lang!"
Post-KurS
MarrM-Ettlirrgen.
AuS Marxzell 7 10 Vormittags nach Ankunft der Post von Herrenalb 7 5 In Ettlingen Stadt 8 25 Vorm.
AuS „ „ 8 40
In „ Bahnhof 8 50 zum Anschl.
an den Zug nach Frankfurt 9 L Aus EttlingrnBahnhof 5 15 Nachmittags nach Ankunft der Züge aus Heidelberg 5 10 und Basel 4 23 In „ Stadt 5 25 Nachm.
Aus „ „ 5 40
In Marxzell 7 15 zum Anschl.
an die Vost nach Herrenalb 7 20
Bekanntmachung, betreffend die Botenpost zwischen Gernsbach nnd Herrenalb.
An die Stelle der Postbotengänge zwischen Gernsbach und Herrenalb traten seit I. Dezember d. I. tägliche Postbotenfahrten mit den seitherigen Knrs- zeite».
Dem Boten ist gestattet, mittelst seines einspännigen mit bedecktem Sitz versehenen Gefährts Personen auf eigene Rechnung, zu befördern.
Frankfurter Course vom 3. Januar.
Geldsorten.
s fl. 56 -ss kr. g ft. 41 -43 kr. 9 fi. 52 —54 kr. 5 fl. 32 —34 kr.
33 -35 kr. 9 fl. 2l -22 kr. 11 fl. 49 -51 kr.
9 fl. 42 —44 kr. 2 fl. 24>/r-25'/,kr.
(Fortsetzung folgt.)
Zriedrichs'dor . . ßistolen .... Holland. 10 fl.-Stück Dukaten ....
al inarlco 20-Frnnkenstücke . . Englische Sonvereigns Ruß. Imperiales - Dollars in Gold . .
. 5 ,
Redacüoa, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.