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Störchen bestehende Züge über Breslau nach südwärts. Sonst pflegen die Störche erst Ende September nach südlichen Gegenden zu ziehen.
Miszellen.
Nicht aus Kebe geheirathet.
Novelle von R. v. Moscherosch.
(Fortsetzung.)
Gustav erbot sich hierauf, ihr eine kleine Erzählung aus derselben Zeitschrift vorzulesen, eine kleine, einfache Geschichte aus dem Frauenleben, wo eine junge Frau, die allerlei unverschuldetes häusliches Unglück über ihre Familie Hereinbrechen sieht, durch Geduld und Demuth und Umsicht alles Ungemach überwindet, und endlich den Frieden und die bescheidene, genügsame, ungetrübte Ruhe im Hauswesen wieder herstellt. Manche Stellen der kleinen Erzählung waren recht aus dem Leben gegriffen, der Wirklichkeit abgelauscht, und schienen dem Pfarrer nicht übel zu gefallen, obschon er sich nicht darüber äußerte. Dagegen erhob er gegen andere Stellen einen unerbittlichen Tadel und begleitete sie mit Bemerkungen, wie z. B.: „Ein erbärmlicher Styl — ganz ungrammatikalisch!
— Die Interpunktion ganz verfehlt, so daß die Sätze zu wahrem Blödsinn verunstaltet sind! — Allzu sentimal und süßlich ! — Lauter Schwulst und hochtönende rhapsodische Phrasenmacherei, die gar nicht zu der Einfachheit und Natürlichkeit der Situation paßt!"... und als er mit dem Lesen zu Ende war, erklärte er die Erzählung für die albernste, die er je gelesen habe. Clärchen hatte mittlerweile ganz gelaffen weitergestickt und pflichtete ihrem Gatten jetzt bei, daß die Geschichte alltäglich und albern sei; aber es funkelte etwas wie lauernoer Muthwille in ihren Augen, als ob sie kaum der Versuchung widerstehen könnte, gerade wegen dieser albernsten aller Erzählungen ein Geständniß abzulegen. Sie kam jedoch bei reiferer Ueberlegung auf den Gedanken, die Kunde, daß er eine angehende Schriftstellerin zur Gattin habe
— er, dem nichts verhaßter war als Blaustrümpfe — könnte in seinem jetzigen Gesundheitszustände seine Nerven allzu sehr erschüttern, und sie verschwieg ihm daher, daß sie die Verfasserin der verhöhnten Verse und der mißgeachteten Erzählung sei und daß sie jede Nacht drei bis vier Stunden von ihrem Schlafe opfere, um für jene Zeitschrift englische Novellen und Romane in'L Deutsche zu übertragen, und mit dem Ertrag dieser Arbeit die Kosten oer Badekur zu bestreiten. Sie begnügte ach damit, ihm ihren Verdienst unter verschiedenen kräftigenden und angenehmen Gestalten physisch einzugebcn und zu gute kommen zu lassen.
Ehe der Sommer noch zu Ende war, hatten übrigens die Leser jener Zeitschrift in blauem Gewände die gemüthreichen, kleinen Erzählungen von „Elise Epheu," wie sich Clärchen nannte, liebgewonnen.
und vermißten sie sehr, als sie keine Beiträge mehr von dieser Verfasserin vorfanden. Die Leser der genannten Zeitschrift waren aber auch keine hochgelehrten Professoren und studirenden Damen, sondern schlichte Leute aus dem Mittelstände, Arbeiter, die nach Feierabend Erholung und Genuß suchten, und eine Lektüre für Herz und Gemüth der Nahrung für den Verstand oder dem Kitzel der Phantasie vorzogen. Für solche Leser hatten die einfachen, hausbackenen, „albernen" Geschicht- chen aus dem Alltagsleben, als der ihnen bekanntesten und vertrautesten Sphäre, unendlich mehr Reiz und Genuß, als der geistvollste Tendenzroman für den Höhergebildeten. Es war so erhebend, so versöhnlich, Beispiele von anspruchsloser, bescheidener Tugend zu lesen, welch» das Leben des Armen und Emsigen trotz aller seiner Sorgen und Mühen so hübsch zu verschönern weiß und man las es Frauen und Töchtern als aufmunterndes Beispiel vor. Es liefen mehrere Anfragen von Lesern bei der Redaktion ein, warum denn Elise Epheu keine Beiträge mehr liefere, und die Redaktion forderte ihre Mitarbeiterin selbst freundlich zu weiteren auf; allein sie blieben trotzdem aus: — Elise Epheu war anderweitig beschäftigt.
(Fortsetzung folgt.)
Der österreichische Gulden
spielt im Augenblick in Deutschland eine größere Rolle als in Oesterreich selbst. Während er in seiner Heimath im großen Publikum eine fast unbekannte Münze geworden ist, der man das eingewohnte Papier vorzieht, sind wir in Deutschland und zwar im Norden so gut wie im Süden, derart damit überschwemmt, daß man anderes Silbergeld nur noch selten daneben sieht. Doch wird seine Rolle bald ausgespielt sein, denn an staatlichen Kassen wird er als Zahlung nicht mehr angenommen, Banken und andere Privatinstitute nehmen ihn nur zu herabgesetzten Preisen an und bald wird von Seiten der Reichsregierung ein absolutes Umlaussverbot gegen ihn erlaffen werden. Es ist das eine Erscheinung, die mit dem Uebergangszustande zusammenhängt, in dem unser Münzwesen sich befindet.
Die deutsche Mü^resorm besteht im Uebergang von der Silber- zur Goldwährung- für den die Neichsmünzstätten schon seit zwei Jahren thätig sind. Sie haben bereits Goldmünzen im Werth von mehr als 660 Mill. Mark ausgeprägt, wozu die französische Kriegsentschädigung das Material lieferte, müssen jedoch noch ungefähr ein Jahr lang fortarbeiten, um dem vollen Bedürsniß zu genügen. In dem Maß aber, in dem die ausgeprägten Goldstücke in Umlauf gesetzt werden, muß der Umlauf des Silbergeldes beschränkt werden, bis er sich schließlich auf den Bedarf des Verkehrs an Münzsorten geringeren Inhaltes, „Thei- lungs- und Scheidemünzen", reduzirt sieht. Ohne diese allmählige Verdrängung der Silberwährung würde die Goldwährung nie zur tatsächlichen Einführung gelangen weil unsere Goldstücke in ihrer Werthung
mit dem Thaler- und Guldenfuß nicht übereinstimmen — ein 20-Markstück gilt 6 Thlr. 20 Sgr. oder II fl. 40 kr. — und daher zu unbequem umzurechnen sind, als daß das Publikum sie nicht lieber für altgewohntes Silber eintauschte. Der Bundesrath läßt einstweilen die älteren Thaler von vor 1822 und die süddeutschen Gulden einziehen, um künstlichen Silbermangel zu erzengen und die neuen Goldstücke in die Lücke treten zu lassen. Allein diese Absicht wird durch die Spekulation vereitelt, welche sich auf die Einfuhr fremden Silbergeldes in Deutschland warf.
Denn damit ist in der Thal ein „Geschäft" zu machen. Das in Deutschland eingezogene Silbergeld muß in geschmolzenem Zustand auf den Londoner Metallmarkt gebracht werden, wo es in Folge des ungeheuren Andrangs natürlich nur zu niedrigerem Preise angebracht werden kann. Dieses billige Silber sendet die Spekulation an die Münze nach Wien, um es, in österreichische Gulden ausgeprägt, in Deutschland an Fabrikanten, Kaufleute rc. womöglich zum vollen oder höchstmöglichen Course anzubringen. Dieses sehr lukrative Geschäft wird aber untersagt werden müssen, weil sonst die Einführung der Goldwährung thatsächlich verhindert würde und dies kann selbstverständlich nur durch ein Verbot des österreich. Guldens, wie überhaupt jeder fremden Silbermünze geschehen. Angesichts dieser drohenden Aussicht werden die Banken den Cours des Guldens noch tiefer Herabdrücken als bisher und die Letzten, welche sich im Besitz zu hoch genommener Stücke befinden, werden den Schaden haben, da nach erlassenem Verbot der Gulden nur noch in den Wechselstuben zum jeweiligen Waarencours des Silbers anzubringen sein wird.
Will das Publikum nicht ferner noch eine gewissenlose Spekulation mästen, so darf es also von jetzt an fremde, d. h. nichtdeutsche Silbermünzcn unbedingt nicht mehr für voll annehmen; läßt es sich dazu beschwatzen, so hat es die daraus für seinen Beutel entspringenden Nachtheile lediglich sich selbst zuzuschreiben.
Jägerlateinisches. — Eine Jagdgeschichte, welche zu den interessantesten und glaubwürdigsten ihres Genres gehört, ist folgende: Eine Jäger drückte los, aber das Gewehr versagte, der Schuß steckte im Lauf. Der Schütze guckte also in den Lauf hinein, in diesem Augenblick sah er den Schuß kommen, rasch legte er noch an, zielte und traf zwei Enten. Wer diese Geschichte nicht glaubt, bereitet dem betref» senden Jäger einen großen Kummer.
Goldkours der K. Württ. Staatskaffrn- Verwaltung.
Friedrichs'dor . . . 9 fl. 57 kr.
Pistolen - . . - 9 fl. 36 kr.
20-Frankrnstücke . . 9 fl. IS kr.
Rand-Dukaten . . 5 fl. 30 kr.
Stuttgart den 15. August 1873.
Redaction, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.