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«e« Losnummern in die Stammrolle von 18SS einzutragen.
Wenn ein Militärpflichtiger inzwischen in eine andere Gemeinde verzogen ist, so ist die Zustellung durch Vermittlung deS betreffenden Schultheißrnamts zu bewirken.
Calw, 17. März 1899.
K Oberamt.
V o e l t e r.
Kekaunlrnachung,
betr. die Umlage zur Bestreitung der Entschädigung für auf polizeiliche Anordnung gelötete re. Tiere, sowie zur Bestreitung der Entschädigung für an Milzbrand und an Maul- und Klauenseuche gefallene Tiere.
Durch Verfügung des Kgl. Ministeriums des Innern vom 9. d. M. (Staats-Anz. Nr. 59) ist der für das Jahr 1899 zu entrichtende Beitrag für jedes Pferd auf 10 A für einen Esel, ein Maultier oder einen Maulesel auf 15 -A für jedes Stück Rindvieh auf 35 festgesetzt worden.
Dies wird mit dem Anfügen bekannt gemacht, daß dis in Z 13 der Ministerialverfügung vom 15. Jan. 1896 (Reg.-Bl. S. 11) für die Aufnahme de« Viehbesitzsr und ihres beitragspflichtigen Viehbestandes, sowie für den Vollzug der Umlage erteilten Vorschriften und Fristen genau einzuhalten sind. Da der 31. März in diesem Jahr auf den Karfreitag fällt, so hat selbstverständlich die Ausnahme an einem andern Tag zu erfolgen, jedoch nach d-m Stand vom 31. März.
Für die Belohnung der örtlichen Embringer der Beiträge sind die Bestimmungen iu Z 15 der vorgenannten Ministcrialverfügurig maßgebend.
Die erforderlichen Formulare gehen den OrtS- vorstehern in den nächsten Tagen zu.
Zugleich wird darauf hingewiesen, daß die Bestimmungen der ZZ 9, 10, 63 und 65—67 des ReichSviehseuchenges-tzeS gleichzeitig mit der nach Art. 5 des Ausführungsges- tzes erfolgenden Bekanntmachung des Einzugs der Beiträge der Tierbesitzsr von der Ortspolizeibehürd« in der ortsüblichen Weise zu veröffentlichen sind.
Die Berichts an das Oberamt» welche zugleich die Zahl der Kühe rmd sprungfähigen Kalbinueu zu enthalten habe», sind als portopflichtige D.-S. einzusenden.
Calw, 17. März 1899.
K. Obrramt.
Gott-rt, Amtm.
Aagesuruttzöe-.im.
Calw. (Post-Sache.) Zufolge Entschließung des K. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Verkchrsanftalten, ist der Postschalter von jetzt ab an den Sonntagen, Fest- und Feiertagen künftig nur noch von 11 bis 13 Uhr vorm, offen. Die Schalterstunde von 4 bis 5 Uhr nachm, fällt somit aus.
* Calw, 17. März. Am nächsten Sonntag wird Hr. RnLstags bgeordneter Sch'rempf, um
in fläter Fühlung mit seinen Wählern zu bleiben, einen Bericht über di« seitherigen Reichstagsoerhandlungen erstatten. Da Hr. Schrempf die Sitzungen des Reichstags regelmäßig besucht und auch bei verschiedenen Gesetzesvorlagen öfters das Wort ergriffen hat, so dürften seine Ausführungen von großem Interesse sein. Eine mündliche Berichterstattung wird um so lieber vernommen werden, da ja die kurzen Zeitungsnachrichten kein getreues Bild der Thäligkeit im Reichstag geben können. Besonders interessant werden die Mitteilungen deS Redners für die Kriegsinvaliden und Knegsveteranrn sein. In der Reichstagsfitzung vom 6. März hat Hr. Schrempf für die Veteranen ein mannhaftes Wort eingelegt, indem er ausführte, die Regierung Habs in dieser Sache nicht gethan was ihre Pflicht war, sonst hätte sie für die Veteranen mehr thun müssen. Hr. Schrempf wird gerne bereit sein, etwaige Anfragen zu beantworten, um durch Rede und Gegenrede dir Anschauungen der Wählerschaft kennen zu lernen.
Kirchheim u. T, 15. März. Am Montag abend führte sich im Gasthaus z. Storchen ein Handwerksbursche namens Oechsle von Gmünd recht ungebührlich auf. Als er vom Wirt deshalb zur Ruhe gewiesen wurde, biß er demselben 2 Finger vollständig durch und brachte einem anwesenden Gast, der Hilf« leisten wollte, mit einem Bierglas nicht unerhebliche Verletzungen bei, so daß in beiden Fällen ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Der Thäter, welcher fliehen wollte, wurde von der Polizei in Haft genommen.
Langenburg, 15. März. Als Urheber des am 5. dS. Mts. auf dem Dachboden des hiesigen Rathauses bezw. Amtsgerichtes entstandenen Brandes wurde vorgestern vom Untersuchungsrichter aus Hall der Schreidgehilfe des Stadtschultheißen, der 19 Jahre alte Joh Süßmuth von Dünsbvch, OÄ. Gerab-onn, ftstgenommen und gestern an das Amtsgerichtsgefängnis in Hall abgeliefert. Derselbe ist der That geständig und wird sich Hiewegen noch in diesem Quartal zu verantworten haben. Verdeckung begangener Unterschlagungen und Fälschungen dürften das Motiv bilden.
Berlin, »1s Mäeß. Das Käiserpaar wohnte gestern abend einer Festlichkeit in der englischen Botschaft bei, weiche zu Ehren Cecil RhodeS flaltfand.
Berlin, 15. März Im Abgeordnetenhaus« teilte heute der Präsident vor Eintritt in die Tagesordnung mit, daß er in der Annahme, das Haus würde wünschen, bei der Beisetzung deS Fürsten B>S- marck durch eine große Deputation vertreten zu sein, mit dem Fürsten Herbert Bismarck in Verbindung getreten sei. Dieser habe gebeten, daß man von diesem Wunsche Abstand nehmen möge, weil der Raum im Mausoleum ein zieml-ch beschränkter sei Ferner werde sich der Zug über die verkehrsreiche Hamburger Bahn hinweg begeben, soroß bei einer zu großen Ausdehnung d S Zuges kein Mensch die Verantwortung
Schlage zu beenden. Aus diesem G-unde trat eine kurze Gefechtspause ein, welche, so gering sie auch war, beiden Gegnern Zert ließ, neue Kräfte zu sammeln.
William, der schon aus mehreren leichten Wunden blutete, hatte eine kleine Schar altgedienter Leute um sich versammelt, während der übripe Teil der Besatzung in kleine Gruppen zersplittert, längs der Reeling das Schiff verteidigten.
„Maat Brown,* sagte der jung; Offizier zu einem alten Unterosfizier, „wenn ich falle und wir geschlagen werden, Ihr wißt?*
„Des Sir!* antwortete Brown lakonisch.
„Die brennende Lunte hängt in meiner Koje — die Pulverkammer ist ja nicht weit davon!*
„Des Sir — weiß es — sollen die schmucke Möwe nicht haben, diese Windbeutel — werden sich möglicherweise die Nase daran verbrennen — könnt gleich für uns Quartier machen dort oben — Kalkuliere, S«r werden sehr schnell Nachkommen, es sind doch immer einige Zentner vom besten englischen Pulver!*
„Recht so, Brown, gebt mir Eure Hand — lebt wohl,* erwiderte William schmerzlich lächelnd, „wenn der alte Gott —*
Weiter konnte er nicht sprechen, denn die Franzosen wiederholten plötzlich ihren Angriff, und wie vorauszusehen war, wurde die kleine Schar der noch lebenden Möwe-Mannschaften über den Haufen geworfen. Wie eme reißende Flut ergossen sich die Franzosen nun über das blutgetränkte Deck des englischen Schiffes. Schritt um Schritt wichen die tapferen Engländer auf das Achterdeck zurück. Hier aber um das größte Heiligtum eines jeden Seemanns, die Flagge, schaarten sie sich zusammen und leisteten furchtbarm Widerstand.
Doch lange konnte es nicht dauern. William sah den Verlust des Schiffes mit Gewißheit vor Augen, denn Mann für Mann der Engländer stürzte todt
übernehmen könnte. Aus diesem Grunde mache er den Vorschlag, daß das Haus seinen Präsidenten beauftrage, je einen Kranz am Sarge des Fürsten und der Fürstin Bismarck niederzulcgen. Dieser Vorschlag wurde ohne Widerspruch angenommen.
Berlin, 15. März. Der Arbeiter Mittag hat gestern seine frühere Wirtin, eine 70jährige Frau und deren dreijährigen Enkel in räuberischer Absicht zu ermorden versucht. Der Thäter ist entkommen. Die Opfer des Verbrechen- sind in bedenklichem Zustande nach dem Krankenhause überführt worden.
Berlin, 15. März. Wie der Lokal-Anzeiger aus Brüssel meldet, wurde die Prinzessin Louise von Coburg in der Heilanstalt Purkersdorf bei Wien von einem Knaben entbunden. Die Gerüchte, König Leopold hade die Uebersiedelung der Prinzessin nach Brüssel angeordnet, werden dementiert.
Berlin, 16. März. (Deutscher Reichstag.) Das Haus ist wiederum in allen seinen Tellen außerordentlich gut besucht. Tagesordnung: Zweite Lesung der Reste des Etats. Dritte Lesung der Militär-Vorlage. Es liegt hierzu der Antrag Lieber vor, den Z 3 betreffend die Friedens-Präsenzstärke in der CommissionS-Fassung wieder herzustellen. Z 3, welcher von der Einteilung in die verschiedenen Truppen-Verbände handelt, soll in der Fassung der Regierungs-Vorlage wieder hergestcllt werden. Mit dem Zusatz in den 483 Escadrons für die Kavallerie sind diejenigen Formationen einbegriffen, welch« zur Erhaltung und Weiterbildung der Spezialkuppe der Jäger zu Pferde (Meldereiter) erforderlich sind. Weiter beantragt der Abgeordnete Lieber die dritte Resolution der Commisston dahin zu vervollständigen, daß die Einstellung von Mitteln in den Etat auch erfolgen soll, daß Civilpcrsoncn als Oekonomie-Hand- werker eingestellt werden können. Schließlich geht der Antrag Lieber auf Annahme einer Resolution IV, die Bereitwilligkeit auszusprechen, wenn sich bei Einführung des gegenwärtigen Gesetzes die nachweisliche Unmöglichkeit ergeben sollte, mit der Friedens-Präsenzstärke von 495 500 Gemeinen u. s. w. die zweijährig« Dienstzeit bei den Fußtruppen aufrecht zu erhalten, alsdann möglichenfalls auch noch im Laufe der Geltungsdauer des Z 2 in erneute gesetzgeberischen Erwägungen über Ermittelung d-r Friedens Präsenzstärke mit den verbündeten Regierungen eü zutreten. Kriegs - minister von Gossler legt in längeren Ausführungen die Bedeutungen der Infanterie für daS deutsche Heer dar. Die geforderte Präsenzstärke sei nötig, damit die zweijährige Dienstzeit durchgeführt werden könne. Er oppellire nochmals an das Haus die Regierungs-Vorlage anzunchmen, denn werde dieselbe abgrlehnt, werde sie später wieder cingebrocht werden. Abg. Lieber (Clr) erklär», seine Freunde würden ihren hcutigen Antrag nicht eingebracht haben, wenn bisher das Wort: Unannehmbar, gesellen wäre, das sei ober nicht geschehen. Dieses und die drohende Gefahr für das Vaterland im Falle des Richlingens einer Verständigung habe in
oder verwundet nieder und er selbst war so erschöpft, daß er kaum mehr aufrecht stehen konnte. Ader in diesem Schmerz beruhigte ihn doch wieder das Bewußtsein, daß die Möwe nicht in die Hände der Frarzosen fallen würde. Suchend blickie er noch dem allen Brown und als er ihn, der kurz vorher noch neben ihm gestanden, nicht bemerkte, sagte er sich, daß dieser brave Maat nun wohl schon damit beschäftigt sei, die Pulverkammer in die Luft zu sprengen. Um die wenigen Augenblicke, die ihm noch beschieden waren, auch noch gut auszunutzen, hieb er nnt der lrtzien Kraft, mit dem Mute der Verzweiflung auf die Franzosen ein.
„Ein wenig links, Sir — an'die Seite, Jüngers,* hörte er plötzlich die Stimme Biown's hinter sich, „so ist's recht — aufgepaßt, Sir!*
Kaum waren diese Worte aus dem Munde des Alten, als es dicht neben William aus dem Steuerbord-H ckgeschütz krachte und eine volle Kartätschenladung in die zusammengepreßien Reihen der Franzosen hineinschlug.
Eine schreckliche Lücke entstand. — Entsetzt wichen die Angreifer zurück — doch es wurde ihnen keine Zeit gelassen, sich wieder zu ermannen, denn auf Backbord pi afselte ebenfalls ein Kartätschenschuß und riß auch dort mehrere Feinde zu Boden.
Jetzt war eS mit dem Mut der Gegner zu Ende; in völliger Auflösung stürzten sie von dannen und suchten in wilder Angst auf daS eigene Schiff sich zu retten
„Hurrah, JungenS! Altengland für immer!* schrie William, „Hurrah! — ihnen nach — vorwärts — vorwärts I* und die noch übrig gebliebenen Leute der „Möwe* stürmten hinterher mit den flüchtenden Feinden auf daS Schiff.
Wenige Minuten später warfen die Franzosen ihre Waffen fort und ergaben sich auf Gnade oder Ungnade.