armen Polizeisoldaten blieb die Klinge des Messers stecken. Der Sekretär Landwehr flüchtete aus dem Fenster. Der Gefangen- wart Müller kam herbei, — Kampf mit Stühlen erfolgte, — Bieteuholz wurde mit einem Streich tns Schirmgettelt» über den Kopf nieder-,estreckl und gefesselt. Die Verwundeten ln finden sich !m Spital. Der Bruder des Bietenholz, der Schriftsetzer Jakob Bietenholz, spricht seine Ansicht dahin ans, Konrad, der viele methodisiische und andere religiöse -5 christen gelesen habe, sei geistig gestört. Er wurde am Nachmittag desselben Tages dem Staatsanwalt Forrer auf's Obmannamt zugeführt und vernommen. Auf die Frage- Ob und warum er die Kirche in Flnntern habe anzünden wollen?" erwiederte er: Ja, er sei vo» seinem Gewissen getrieben worden, die Kirche anzu- zuzünden; es stehe in der Bibel: Wehe Euch, die ihr nicht thnt den Willen eures Vaters! Der Vater wolle zwar nicht, daß die Kirche verbrenne, aber er wolle ein Zeichen, weil man nicht mehr wolle gelten lassen, daß Christus Gottes Sohn sei."
A u s l a n d.
Spanien hat wirklich eine unverhält- nißmaßige Zerstörung an Menschenleben zu beklagen. Wie viele Hunderte jährlich fallen schon anS Anlaß des geringfügigsten Wortwechsels als Opfer. Wo in anderen Ländern ein derbes Kopfstück oder eine Maulschelle dieselben Dienste leisten würde, da löscht hier der selten abgleitende Dolchstich schon die Lebensflamme aus.
Miszellen.
Das Mrdrrskhell.
(Der Wahrheit getreu erzählt von P. Klein.)
(Fortsetzung.)
„Was ist Dir, Clärchen?" frug dieser zärtlich besorgt und hob das liebe Ee- sichlchen zu sich aus.
— „Ach, der Krieg!" flüsterte sie, kaum hvrbarvor innerer Bewegung; „Ludmilla hat von Prinz Alfred, der vor einigen Stunden Briese aus Wien erhalten, gehört, daß er erklärt ist, und unsere Truppen schon das bayrische Gebiet betreten haben. Mußt auch Du daran Theil nehmen, mein lieber Vater? Ach, Du wirst den Beschwerden, den tausendfachen Gefahren erliegen in Deinem Alter!"
„Prinz Alfred hätte seine Nachrichten noch ein paar Stunden für sich behalten und Dir nicht den freundlichen Abend damit verderben tollen!" sprach der Obrist unmuthig. „Daß mein Regiment Ordre erhalten, den sranzösizchen Adlern entge- genzueilen, ist allerdings wahr und daß meine Clara mich an seiner Spitze sehen wiro, das weiß sie schon, denn sie kennt die Gesetze der Ehre und — ihr?!! Vater," setzte er ernst hinzu. „Ueberlaß das Neblige Gott, mein Kind! Mir liegt eine- schwerere Sor>,e, die um eure Zukunft,' auf den, Her-,en —> doch auch ich will ihm vertrauen! — Und nun, mein Kind," sprach er nach einer kleinen Pause mit festerem Tone, „sei ruhig und stark, eine echte Soldatentochter, wie Deine Schwester,
und übernimm an meiner Statt die angenehme Pflicht, für die Unterhaltung meines lieben Gastes hier Sorge zu tragen, da Geschäfte, welche Ihre Depesche, mein Herr Lieutenant, mir gebracht, mich noch auf ein Stündchen in Anspruch nehmen. Zum Eottillon scheint es zu spät geworden, denn man ist, wie ich sehe, draußen schon in vollem Tanzen. So müssen Sie sich denn während seiner Dauer der Discretion des schonen Herbstes und des milden Lenzes übergeben," fügte er scherzend und mit heiterer Galanterie, zu der bisher unbeachteten Freundin gewandt, hinzu. „Ich hoffe, jener wird nicht so rauh wie der November, und dieser, trotz dem umwölk- ten Himmel ves nassen AugeS, kein launiger April sein." Dabei küßte er väterlich die Thränen von den Noseuwangeu der geliebten Tochter und reichte dem jungen Manne mit herzlicher Freundlichkeit die Hand. — „Nebernehmen Sie die Mühe, mein junger Freund," bat er diesen noch im Weggehen, ,„die Kleine wieder zu er- muthigen. Sagen Sie ihr, daß Gottes Auge auch über den Schlachtfeldern wacht, und wir uns auf dem harten Feldbett im Bivouac eben so gut wie daheim hinter seidenen Gardinen in seine treue Hut geben, ehe mir entschlafen."
Almenhorst, nachdem er in einem anstoßenden Cabinete die störende, Clara's Verlegenheit nur erneuernde Maske von der geschmackvollen Uhlanen-Uniform abgestreift, führte, nach ihrem Wunsch, die beiden Damen in dem Hellern Tanzsaal zurück und nahm nebrn ihnen, auf einer von den die Wände umgebenden Ottomanen, Platz. Hier, in ungestörtem, traulichem Gespräche, enthüllte sich Clara's reiche Seele seinem immer höher und in immer seligeren Gefühle» autwalleudeu Herzen.
Wie verschieden waren doch diese beiden gleich schönen Schwestern! Ludmilla erschien ihm in ihrer Pracht wie ein klarer, sonnendurchgiänzter Januarmorgen, der sich auf der bereisten Flur mit tausend sm lwnsprühenden Juwelen geschmückt. Schillernd , wie die eistarrten Tropfen, die ein gleißendes Scheinleben auf dem weiten Todtenacker der gestorbenen Wieseuflnr führen, waren für ihn die Geistesblitze, die Ludmilla's Augen entsandten, als sie über dem Vaterlanoe den Vater vergaß. Clara dagegen, ein stiller, sanfter Matal end, in dem nichts glänzen und scheinen will und nur die Nachtigallen flöten und der Blumen Kelche sich öffnen zum Aus- strömen in das All, zum seligen Vergehn. Mild, wie die ewigen Sterne, die Kinder der Unendlichkeit, wenn sie grüßend uie- derschauen zur warmen Erdennacht, strahlten ihre süßen Blicke Frieden und Liebe, Glauben und Treue; auf ihren Lippen wohnte nur Wahrheit und Güte. So zart und fromm, so rein und weich wie sie, hatte der junge Uhlane in seinen schönsten Träumen das Mädchen seines Herzens, den Engel seines Lebens gedacht; mit namenlosem Entzücken sah er sein Ideal rerwirklicht und gab sich ganz der Wonne hin, die Herz und Geist durchströmt, wenn die Sonne der Liebe zum erstenmale in ihnen ausgeht. (Forts, folgt.)
(Zwei seltsame Instrumente). Der Abba de Bainge verfertigte auf Befehl Ludwigs XI. von Frankreich ein Katzeu- klavier und eine Schweiueorgel. Den Katzen hatte man kleine Behältnisse gegeben, aus denen die Pfoten herum sahen, und diese zwischen Klemmhölzcr gebracht, welche mit Tasten in Berührung stanven. Sobald diese angeschlagen wurden, quetschten die Klemmhölzer die Pfoten sehr empfindlich und nölhigten das Thur zu einem Schrei. Alan kann sich denke», welche Noch man hatte, eine Tonreihe hervorzubringen, wie sie erforderlich war. Eine unsägliche Blasse Katzen mußten Probe schreien, bis man endlich die Claviatur nach einer Reihenfolge vom kleinsten Kätzchen bis zum stärksten Cyperkater gesetzt halte. Nicht besser ging es mit der Schweiueorgel. Bei dieser wurden die Thiere durch lange Stacheln zum Schreien gebracht. Das Abstiinmen ver Scala war noch viel schmieriger, als bei den Katzen, und als nun die ersten Griffe auf der Claviatur geschahen, erfolgte ein fürchterliches Geschrei, das in Folge der Theiluahme, welche die Schweine für ihre in Nolh befindlichen Gefährten äußerten, bald in ein so fürchterliches Kreischen und Grunzen überging, daß den Zuhörern die Haare zu Berge standen. — Was würden die Thierschutzvereine jetzt zu solchen „musikalischen Genüssen sagen! Es ist doch in vieler Beziehung bester in der Welt geworden! —
Preise -er Lebensbedürfnisse in Stuttgart.
a. d. Wochenmnrkt am 19. April:
1 Kilo Butter Ist. 16 kr.
1 Kilo Rindschmalz 1 fl. 20 kr.
I Kilo Schweineschmalz 52 kr.
I Liter Milch 5 kr.
5 Eier für 8 kr.
I Kilo Niehl Rro. 1 18 kr.
1 Gans
1 Ente 1 fl. j8 kr.
1 Huhn , 1 fl. 12 kr.
1 Kilo Erbsen 14 kr.
1 Kilo Linsen 14 kr.
1 Kilo Welschkorn , 8 kr.
I Kilo Wicken 8 kr.
100 Kilo Kartoffel, 4 fl. 48 kr.
1 Kilo Mastochsenfleisch ohne Zug. 56 kr.
mit P-o Zugabe 48 kr.
I Kilo Schweinefleisch ohne Zug. 48 kr.
mit Pro Zugabe 44 kr.
1 Kilo Kalbfleisch ohne Zugabe 48 kr.
mit *Ko Zugabe 44 kr.
3 Kilo Kernenbrod 34 kr.
3 Kilo Schwarzbrot, 32 kr.
1 Pr. Wecken wiegen 100 Gramm. 50 Kilo Heu 1 fl. 48 kr.
50 Kilo Stroh 1 fl. 12 kr.
1 Bund 10 Kilo 14 kr.
1 Raumm. Buchenholz 9 fl. — kr.
1 Raumm. Birkenholz 7 fl. 30 kr.
1 Raumm. Tannenholz 5 fl. 15 kr.
1 Mrktkl. tan. Holz a.Meß 18 fl. — kr.
Bemerkungen.
1 Kilo — 2 Pfund.
3,ss Raummeter. — 1 Marktklaster.
Redactivn, Druck und Verlag von Jak. Meeh ln Neuenbürg.