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rer ruchlosen That, kaum nachdem sie voll- bracht, am Weg in seinem Blute liegend und brachte es, zum Theil auf den Armen tragend, in die Nähe von Kirchberg, wo indessen das Pferd mit dem leeren Wagen angekommen war. Der Mißhandelte, obwohl durch seine gräßlichen Wunden vollständig unkenntlich gemacht, ist noch bei vollem Bewußtsein, kannte das Scheusal, das ihn überfallen, und konnte dem Untersuchungsrichter klare Antworten geben. Es ist alle Hoffnung vorhanden, daß der Verbrecher ergriffen, und, da auch sonst viele Judicien vorliegen, die auf eine und dieselbe Person hinleiten, überwiesen werden und der Justiz anheimfallen wird. Ob aber der Verwundete gerettet werden kann, steht noch sehr in Zweifel. (St. Ztg.)
Ulm, 18. Dez. Gestern wurde auf hiesiger Markung am Safranberg ein Steinadler erlegt, den die Kälte der letzten Wochen in unsere Gegend getrieben haben mag. Er wiegt 9 Pfund und mißt mit allsgebreiteten Flügeln 8', seine Körperlänge ist 3".
Schweiz,
In Folge des Steigens der Preise des Holzes und aller Lebensmittel hat der Stadtrath von Neneuburg die Gehalte aller verheiratheten Lehrer um Fr. 200 erhöht. (Bund.)
Oesterreich.
Wien, 16. Dez. Der Kaiser hat heute Mittag den General v. Schweinitz empfangen, und das Schreiben entgegengenommen, wodurch derselbe als Botschafter des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen beglaubigt wird.
Miszellen.
Lin "Dreßgang.
Erzählung nach einer wahren Begebenheit.
(Fortsetzung.)
Der Kapitän hörte jedoch nicht aul ihn, sondern besprach sich leise mit seinen Offizieren. Augenscheinlich waren Alle einer und derselben Ansicht, denn keiner widersprach dem, was der Kapitän sagte, und nur allein der Doktor schüttelte mit dem Kopfe, als ob es ihm unbegreiflich sei, wie William zum Diebe habe herabsinken können.
„Exerciermeister, nehmt den Burschen da in Eure Obhut", sagte jetzt der Kapitän, auf William deutend, „sein Urtheil soll ihm morgen gesprochen werden. Du Bill Sykles bist frei, ob ich gleich kaum glauben kann, daß du gar nichts mit dem Diebstahl zu schaffen hattest, und nun pfeift den Leuten zum Frühstück, denn die Verhandlung hat ein Ende."
Der Kapitän zog sich zurück, die Offiziere gingen auf's Hinterdeck, die Mannschaft eilte zum Frühstück und William Helmstädt wurde, nachdem man ihm Handschellen angelegt, vom Exerciermeister nach unten geführt. Als er an Charles Mein- rolh vorüber kam, glaubte er den Teufel vor sich zu sehen, so voll Schadenfreude war dessen Gesicht!
Den andern Morgen rief schon in aller Frühe die Hochbootsmannspfeife alle Mann auf Deck, und gleich darauf ward auch William Helmstädt hinauf gebracht. Man verkündigte ihm sein Urtheil, — es lautete auf sechs Dutzend Peitschenhiebe! Der Hochbootsmann und seine Gehülfen stellten sich auf, jeder die nennschwänzige Katze in der Hand, — das Urtheil sollte vollzogen werden!
„Lege deine Schulter bloß", befahl der Exerciermeister seiuem Gefangenen.
Mechanisch gehorchte William Helm- städt. Er zog das Halstuch aus und streifte das Hemd ab, denn dis Streiche mußten auf den bloßen Rücken fallen. Seine Züge waren entstellt, obwohl nicht von Furcht, aber man sah ihm an, daß er unter dem Gefühl der Schmach, die ihm nun angethan werden sollte, fast erlag.
„Einer der Ostindienfahrer machte uns Signale", erscholl jetzt plötzlich die Stimme des wachhabenden dritten Lieutenants, welchen man zu gleicher Zeit mit fast toller Hast im Signalbuche blättern sah, um die Erklärung der Signale zu finden.
Jetzt hatte er gefunden, was er suchte. „Ein feindliches Segel in Sicht auf der Luffseite", schrie er mit einer vor Freude zitternden Stimme. „Der Feind zeigt die französische Flagge."
Die Wirkung dieser Worte war eine fast magische, und Jubel stand fast auf allen Gesichtern.
„Exerciermeister", rief der Kapitän, mit dem Feuer eines Jüglings aufspringend, „nehmt den Gefangenen iu Eure Obhut: die Strafvollziehung ist aufgeschoben."
(Fortsetzung folgt.)
Ein tragischer Fall hat sich unlängst auf der Moskau-Nischnei-Nowgoroder Eisenbahn ereignet. Der Barriörenwächter beim Kirchhofe Pawlowa hatte eine 17- jährige Tochter. Dieselbe war mit einem wohlhabenden jungen Manne verlobt und in vier Wochen sollte die Hochzeit sein. Da sie oft den Dienst für den Vater versah und beim Passiren der Züge an der Barriere stand, that sie es, um den schlafenden Vater nicht aufzuwecken, auch dies
mal; !sie eilte mit der Signallaterne hinaus, um den Moskauer Postzug pas- sireu zu lassen. Da bemerkte das Mädchen plötzlich, daß die Barriere auf der gegenüberliegenden Seite geöffnet war, was durch die Bahnregel streng verboten ist. Um den Vater nicht in Strafe verfallen zu lassen, will sie noch schnell über die Bahn eilen, um die Barriere zu schließen, da wird sie aber schon von dem Puffer der Locomotive getroffen und todt zur Seite geschleudert.
Auf den Zählkarten bei der Volks- Zählnng die ausgefüllt wurden, fanden sich manche Curiosa. So füllte ein Berliner Handwerker die Rubrik, welche die besonder», die Bildungs- oder Ermerbsfähigkeit beeinträchtigenden Mängel behandelte, folgendermaßen aus: „der Mann: sehr vernünftig, — die Frau: zeitweise vernünftig, — der älteste Sohn: ganz vernünftig, die älteste Tochter: stellenweise vernünftig, — das jüngste 10 Wochen alte Kind: immer vernünftig."
(Mittel gegen Frostbeulen.) Viele Menschen leiden bekanntlich während der Winterszeit an dieser schmerzhaften, oft sogar gefährlichen Krankheit. Ein unfehlbares Mittel dagegen ist das Bestreichen der betreffenden Körpertheile mit Tannin (Gerbsäure). Durch Anhauchen der betreffenden Körpertheile haftet das Tannin leicht auf der menschlichen Haut. Die Hauttranspiration wird dadurch in keiner Weise gestört, und das Medikament ist für wenige Kreuzer Auslage für die ganze Winterzeit zu haben. Besagtes Verfahren hat schon in vielen Fällen dem Erscheinen der Beulen vorgebeugt. (Gewerbebl.)
(Kein Wirkungskreis) Ein persischer König schickte dem Kalifen Mustafa einen sehr berühmten Arzt, der sich sogleich bei seiner Ankunft erkundigte, wie man an dem Hofe lebe? — „Man ißt uur, wenn man Hunger hat und ißt sich niemals bis zum Uebermaß satt", war die Antwort. „Dann ziehe ich mich zurück", erwiederte der Arzt, „ich habe hier nichts zu thun."
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für -as erste und zweite Quartal 1872.
Die geehrten auswärtigen Abonnenten sind freundlichst gebeten, ihre Bestellungen bei den ihnen nächst liegenden Postämtern zeitig auszugeben, damit Untere brechungen möglichst vermieden werden können.
Wie nach auswärts, geschieht die Versendung des Enzthälers auch für den ganzen Oberamtsbezirk durch die Kgl. Postanstalten. Die geehrten Leser wollen deshalb ihre Bestellungen unmittelbar bei den ihnen zunächst liegenden Postämtern, also je in Calmbach, Herrenalb, Höfen, Neuenbürg und Wildbad machen, wo solche fortwährend angenommen und auch durch die Postboten besorgt werden.
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