seit dem Ausbruch des Krieges Männer I und Krauen wetteiferten, die Stiftung eines neuen Ordenskreuzes beschlossen, welches für besondere Verdienste auf dem Felde der freiwillig helfenden Liebe im Kriege oder Frieden an Männer, Frauen und Jungfrauen als Zeichen der Anerken­nung und Erinnerung verliehen werden wird.

Da die beabsichtigte Einführung des Sommerfahrtenplans der württ. Staats­eisenbahn auf den 1. Juni d. I. auf Hin­dernisse gestoßen ist, so werden vom I. Juni au bis zum Beginn des Sommerfahrplans neben den gegenwärtig bestehenden Zügen folgende weitere fahrplanmäßige Personen- züge ausgeführt:

Auf der Enzbahn. u) PforzheimWildbad.

Pforzheim

Abg. 6 Uhr 30 M. Abds.

Brötzingen

6

o i ,, ,,

Birkenfetd

6

,/

44

Neuenbürg

Ank. 6

oo ,, ,,

Abg. 6

59

Rothenbach

» i

io

Höfen

7

18

Calmbach

7

27

Wildbad

Ank. 7

,, ,,

d) WildbadPforzheim.

Wilobad

Abg. 8

u.

M. Abds.

Calmbach

8

7 ,,

Höfen

8

13,,

Rothenbach

,, 8

19

Neuenbürg

Ank. 8

2 o ,,

Abg. 8

29

Birkenfeld

39

Brötzingen 8 45

Pforzheim Ank. 8 50

Neuenbürg, 27. Mai. Zur Er­gänzung der Nachrichten über den Brand in Grund all) diene, daß schon heute ein Negierungskommissär (Hr. Regiernngsrath Klumpp) eingetroffen ist, behufs Linderung der augenblicklichen Noch und Berathung der Abgebrannten. Von dem hübschen Kirchlein, das erst vor einigen Jahren er­baut wurde, stehen nur die uakten, höchst wahrscheinlich dem Einsturz unterliegenden Mauern. Die zur Rettung dahin gebrachten Fahrnisse sind mitverbrannt, ein Gleiches war mit der in die Keller gebrachten Habe der Fall. Leider sind mehrere der Abge­brannten nicht versichert. Von dem an­fänglich vermißten Vieh müssen doch meh­rere Stücke, die ihre geöffneten Stallungen wieder aufgesucht zu haben scheinen, zu Grunde gegangen sein. Auch Staats­papiere, Papiergeld, Werthpapiere sind ver­brannt und Silbergeld zerstört, dem Ver­nehmen nach zu mehreren Tausenden. Einen Begriff von der intensiven Hitze mag sich machen, wer sieht, wie die höl­zernen Grabkreuze des Kirchhofs, entfern­tere Gartenzäune, Obstbäume ec. verbrannt, angebrannt oder verkohlt sind. Einige Pocken-Kranke machten besondere Sorge, sie wurden in Tücher gehüllt auf das Feld oder in den nahen Wald in Sicherheit ge­bracht. Für Unterkunft der Obdachlosen wurde Seitens des Herrn Oberbeamten alsbald Fürsorge getroffen; soweit ihre Aufnahme im Rest des Orts nicht thunlich, wohnen sie bei Verwandten in dennächst be­nachbarten Orten. Außer den 44 total abgebrannten Gebäuden sind 4 andere mehr

oder weniger beschädigt. Im letzten Bericht sollte es heißen:Der Zahl der Gebäude nach sind gegen des Orts, der Familienzahl nach über ^/z betroffen,,.

Ausland.

Versailles, 24. Mai, 3 Uhr Abds. Die Explosion, welche man bis Versailles hörte, rührte von dem Palais Luxemburg her, welches die Aufständischen theilweise in die Luft sprengten. Das Palais royal steht in Flammen. Dichter Rauch bedeckt Paris. Ein Aschenregen fällt beständig. Verbrannt seien Justitzpalast, Polizeiprä­fektur. Der Kommandant des Valerien meldet: neue Feuersbrünste in Paris.

Versailles, 24. Mai. In der, heutigen Sitzung der Nationalversammlung erklärte Thiers u. A.: Ich komme nicht. Sie zu trösten; ich bin selbst untröstlich über das Unglück, welches das Land be­troffen hat. Vor Allem lassen Sie mich Ihnen sagen, daß der Aufstand besiegt ist. Die dreifarbige Fahne weht in dem grö­ßeren Theil von Paris. Die Aufständischen haben einen Akt des Vandalismus began­gen, welcher zugleich ein Akt der Verzweif­lung ist. Wir waren gestern Abend an der Oper und auf dem Montmartre ange- kommen, wir schloffen den Vendomeplatz ein, die Tuilerien, den Louvre, während auf dem linken Ufer General Eissel, die meisten Punkte besetzt halte. Die Generale wollten nicht in einer Stadt wie Paris Nachts operireu, auch strategische Gründe standen Dem entgegen. So konnte Nie­mand die Verruchten hindern, die Pläne, welche sie gefaßt hatten, ausznführen. Die Flammen erhoben sich über dem Finanz­ministerium, dem Palast des Slaatsraths, dem Rechnungshof. Es war nicht möglich, dem Feuer Einhalt zu lhun. Die Ver- schauznngcn waren Mit Kanonen gespickt. Das Petroleum machte die Flammen un­löschbar. Diesen Morgen thalen die Ge­nerale alles Mögliche; aber als sie den Vendomeplatz nahmen, waren die Tuilerien nur mehr ein Aschenhaufen. (Allgemeine Ausrufe des Entsetzens.)

Soissy, 26. Mai, Mittags. An der Barriare d'Jtalie ergaben sich 6000 Auf­ständische. Heute neue Feuersbrüuste. Lon­don stellte ein Pompierkorps zur Verfügung, welches morgen in Paris eintrifft. Echo du Parlament schreibt: Auf Ansuchen des französ. Gesandten Baude reiste das Ant- werpener Pompierskorps nach Paris ab. Man hat über 18,000 Gefangene.

Ein Extrablatt des Schwäb. Merkurs schreibt: Soissy den 26. Mai Abends. Von der Gardedivision wird telegraphirt: Die Buttes Chaumout Nachmittags genom­men. Die Aufständischen nur noch in Pöre Lachaise und im 20. Arrondissement. Erz­bischof und andere Geißeln noch nicht ge­funden; inan befürchtet, daß sie ermordet seien. Gegen -50,000 Leichen in Häusern und Kellern geschätzt, darunter viele Kinder und Frauen. Weiber wülheten auf das Scheußlichste. Fortwährend Hinrichtungen durch Erschießen, darunter viele Frauen­zimmer. Ungeheuerste Zerstörungen in der Stadt, ein Viertel derselben vernichtet, große Wuth gegen Kommune und Napo­leon. Der Schaden soll die Kriegslasten

weit übersteigen. Nach verbürgten Nach­richten Buttes Chaumont noch nicht ge­nommen. Porte Flandre seit 6*/r Uhr in den Händen der Versailler. Versailler Nachrichten schien.

Soissy, den 26. Mai Abends. Favre meldet: Vinoy hat sich nach heftigem Kampfe des Platzes Chateau d'Eaux und des Bastil­lenplatzes bemächtigt. Seine Truppen stehen in Mazas und auf dem Lyoner Bahn­hof. Er hofft heute Abend Herr des gan­zen Quartiers zu sein. Es bleiben nur noch die Buttes Chaumont und Belleville zu nehmen, die bereits vom Montmatre mit schwerem Geschüz beschossen werden; hiezu muß nach eigener Beobachtung be­merkt werden, daß die Versailler heute Nach­mittag erst bis zur großen Straße von Villele vorgedrungen und in diesem Augen­blicke ausgedehnte Feuersbrünste in der Richtung der Vorstädte bemerkbar sind.

Das Fr. I. meldet aus Brüssel, 24. Mai: Berichte von Reisenden aus Paris erzählen noch schrecklichere Einzelnheiten, als sie Thiers in der Versailler Versamm­lung mittheilte. Thiers und der größte Theil der Abgeordneten brachen in Thränen !aus, als die Kunde von den Racheakten der Aufständischen eintraf. Das Finanz­ministerium ist gänzlich niedergebraunt; mau kann die Folgen dieses Verlustes noch nicht abschätzen. Es heißt, die Generale ! Hütten den Fehler begangen, in der Nacht !vom Dienstag auf den Mittwoch eine Rast der Truppen anzuordnen, wodurch sie den Ausständischen Gelegenheit gaben, ihr Ver­nichtungswerk ungestört auszuführen. Die Times vergleicht den Brand von Paris dem Brande von Moskau.

Für die Moral der Revolutionshäupter ist bezeichnend, was der Jnd. belge als zuverlässig aus Versailles mitgetheilt wird, nämlich, daß Ciuseret sich vor 3 Wochen bei Thiers erbot, die Thore von Paris gegen 10 Mill. auszuliefern; dasselbe habe auch Dombrowski in der vorigen Woche angeboren.

Die Nachrichten aus Paris, welche die letzten Tage gebracht haben, sind grauen­erregend. DieKommune" hatte geschworen, sich im Falle der Niederlage unter den Trümmern von Paris zu begraben und Wort gehalten. Irgend ein klares Bild von dem gewinnen, was seit dem Einrücken der Versailler Truppen geschehen, ist noch nicht möglich. Aber es steht fest, daß dir Kommunisten sich nur Schritt für Schritt zurückzogcn und Alles vernichteten, was sie anfgebcn mußten. Die Tuilerien, jenes gewaltige Schloß, in welchem Ludwig XIV. XV. und XVI. restdirten, die National- versammluna und der Convent tagten, dann Ludwig XVIII., Karl X., Ludwig Philipp und Louis Napoleon ihren Sitz nahmen, sind nur noch ein Aschcnhaufen; das Louvre in welchem die herrlichsten, größtcntheilS während der ersten navoleonischen Kriege dem ganzen Europa geraubten Knnstschätze gesammelt waren, ist fast ganz zerstört; doch soll ein Theil der Kunstschätze gerettet sein; das Hotel de Bille (NathhauS) liegt in Trümmern, der Lnxembnrg-Palast, mit sei­nen Kunstschätzcn lebender Meister, ist in die Lust gesprengt, der Justiz-Palast steht