in Flammen. Vernichtet sind auch das Palais Elysee, das Palais Bourbon (wo der gesetzgebende Körper tagte, das Dalais Royal, das Palais der Ehrenlegion, des StaatSrathes, vernichtet ferner die Mini­sterien der Finanzen und der Marine, da­neben eine Menge der schönsten Privatge­bäude. Und das sind nur die ersten Nach­richten! WaS wird noch folgen? Denn noch war der Kampf nicht beendet. Die Straßen mit Blut getränkt und mit Leichen bedeckt, der schönste Theil der Stadt in Flammen, über Paris eine Rauchwolke und ein Regen von Asche bis in die entfern­testen Theile niederfallend das ist das Bild von Paris in der Woche vor Pfingsten 1871! Die Insurgenten vertheidigten sich mit Bomben, die mit Petroleum gefüllt waren. Nur durch Petroleum war es ihnen auch möglich, jene Paläste, die aus Steinquadern und Eisen errichtet sind, zu zerstören. Die Opfer müssen zahllos sein.

Miszellen.

Folgen der Strohwittivcrschaft.

Humoreske von Thekla Grabowska.

(Fortsetzung.)

Die Badereise seiner Gattin hatte der Professor nämlich dazu benützt, sich einen längstgehegten Lieblingswunsch zu erfüllen und sich bei dem berühmten Opticus N. in Leipzig eine kostspielige physikalische Ma­schine zu bestellen, deren Ankauf seine Gattin stets energisch verhindert hatte, da er nach ihrer Meinung genug solcher über­flüssigen und theuren Apparate habe. Der Professor hatte den Sohn zu seinem Ver­trauten gemacht. Auch in dieser Angelegen­heit trat die so schnelle Rückkehr der Gat­tin recht störend ein. Kaum war es uun zu vermeiden, daß sie davon erfuhr, und dem Professor war es gar nicht so recht wohl bei dem Gedanken.

Doch bald schlürfte er mit dem köst­lichen 57er alle Sorgen hinunter und mar mit einem Bekannten, dem peusionirten Rath Müller, der als alter Hagestolz kürzlich seine junge Wirthschasterin geheirathet hatte, in lebhaftem Gespräch. Beide ver­ließen nach ein paar Stunden in ziemlich heiterer Stimmung das Local, ohne zu be­merken, daß sie ihre blauen, neuen Uebcr- zieher verwechselt hatten, was eben sehr leicht geschehen konnte, da beide Röcke an Stofs, Fagon und Farbe ganz gleich waren. Vier Wochen vorher erst hatte der Rath Müller diesen Rock an dem Professor be­wundert und in Folge dessen sich einen ganz gleichen anfertigeu lassen.

Noch lange vor der bestimmten Zeit fand sich der Professor auf dem Bahnhofe ein und wartete geduldig auf die Ankunft des verspäteten Zuges. Endlich kam er. Aus einem Waggon stieg schwerfällig eine corpulente und auffallend gekleidete Dame, auf welche der Professor, einen tiefen Seufzer unterdrückend, schnell zuging.

Warum hilfst Du mir nicht aus dem Wagen", sagte statt aller Begrüßung är­

gerlich die Professorin, welche bereits auf dein Perron stand, ehe sich ihr Gatte, durch den Andrang verhindert, hatte nähern kön­nen.

Ich sah dich nicht eher", entschuldigte sich dieser.

Ja wohl. Du wirst gewiß nach Andern gesehen haben; das kenne ich. Und wie siehst Du wieder aus! das Halstuch schief und den Henkel über dem Rockragen heraus­guckend und nicht einmal Handschuhe an."

Der Professor hatte bei der Aufzählung seiner Toillettenverstöße schnell nach jedem ein­zelnen genannten derangirten Theil ge­griffen, während die Gattin in den Wagen hineinlangte und eine Menge Schachteln und Schächtelchen, Taschen, Schirme, Tücher Blumensträuße und drgl. an das Gaslicht des Perrons brachte und dem Gatten auf­bürdete, so daß dieser wie ein wandelnder Kleiderstock aussah. Zum Glück war es bis zur Drotschke nicht weit, in die nun der Herr Professor zwischen all den Neise- utensilien förmlich eingekästelt wurde, wäh­rend sich die Gattin den besten Platz nahm. Unterwegs hatte er ein scharfes Verhör über seine Lebensweise während ihrer Ab­wesenheit zu bestehen, welches, zu Hause angclangt, fortgesetzt wurde.

Am andern Morgen, während ihr Gatte noch schlief, entleerte nach alter Gewohn­heit die Professorin dessen Taschen, um die Kleider zum Ausstäuben Augusten zu über­geben. Da, im Ueberzieher, was war das? die Frau Professorin traute ihren Augen nicht. Ein Billet, die Schrift klein, kritz- lich, fehlerhaft, also von Frauenhand. Man kann sich den Zorn der tiefbeleidigten Frau denken, als sie Folgendes las:

, Grausamer! Immer vergebens läßt Du mich warten,, schon dreimal bin ich bei Krolls gewesen, ohne Dich zu sehen, Du wärest sonst ganz anders. Du hast mich jeschriebe», Du willst heute Abend an den bewußten Ort kommen, wo wir uns immer getroffen haben, es wäre das letzte Mal, daß Du kämest, weil Du wegen Deiner Frau alle Verbindung mit mich aufheben müßtest. Hast Du versessen, daß Du mir früher ew'ge Liebe geschworen hast? Ich erwarte Dir heute Abend janz bestimmt; wir wollen wieder einmal recht verjnüjt zusammen sein, wie wir es früher so oft jewesen sind."

Deine verlassene Gertrud.

Die Frau Professorin knirschte mit den Zähnen und ging so schnell, als es ihre Corpulenz erlaubte, im Zimmer hin und her. Dann warf sie sich erschöpft auf den Sessel und trocknete sich den Schweiß von der Stirn.

Ich Unglückliche!" rief sie stöhnend ein über das andere Mal aus. Ich ahnte es wohl, daß etwas Aehnliches hinter mei­nem Rücken vorging. Der Schändliche mich so zu hintergeheu!

Mit einem kräftigen Händedruck, der nichts Gutes verkündete, riß sie die Thür zum Schlafgemach auf, iu welchem der Herr Professor noch behaglich im Bette lag und von dem ausgezeichneten 57er und der neuen Rotationsmaschine träumte. Er­

schrocken fuhr er in die Höhe, starrte seine Gemahlin einen Augenblick verwirrt an und schloß schnell die Augen. Aber die Ruhe sollte ihm nicht lange bleiben. (Fortsetzung^

(Ein Geschenk aus Tabak für den Kaiser). Der Hamburger Tabakshändler Peter Hinze hat ein halbes Jahr lang an einer in seiner Art gewiß seltenen Darstel­lung als Geschenk für den Kaiser gear­beitet, und ist zwar dies eine genaue Nach­ahmung des Schlosses Babelsberg, aus Tabaksblättern, Cigarren und Stengeln her­gestellt. Das Geschenk, welches iu diesen Tagen nach Berlin abgeht, ist eine Miniatur­arbeit nicht zu nennen, denn eS mißt in seiner Höhe beinahe 5 Fuß und hat eine Breite von ca. 8 Fuß. Die Arbeit ist eine ungemein sorgfältige und dem Ori­ginal bis in die kleinsten Details nachge­ahmt. (Pf. B).

Notizen aus -cm Eisenbahnverkehr.

Ermäßigte Fahrpreise für Kinder.

Kleine Kinder, die noch getragen werden müssen und auf dem Platz ihrer Angehörigen ihre Stelle mitfindcn, werden unentgeldlich, Kinder unter 10 Jahren zu folgenden ermäßigten Fahr­preisen befördert.

Es ist zu lösen für

2 Kinder 1 Billet derselben Classe,

1 Kind in I. El. 1 Billet II. Cl..

1 Kind in II. Cl. - 1 Billet III. Cl.,

1 Kind mit 1 Erwachsenen in II. Cl. 1 Billet I. Cl.,

1 Kind mit 1 Erwachsenen in III. Cl. 1 Billet II. El.

Ein einzelnes Kind unter 10 Jahren, welches ohne Begleitung eines Erwachsenen in III. Cl., oder das bei Zügen, in welchen keine Wagen III. mitlaufen, in II. Classe fährt, genießt keine Preisermäßigung.

Bei Zweifeln über das Alter der Kinder ent­scheidet der anwesende oberste Bahnbeamte.

In Familien können z. B. für 2 Kinder bis zn 10 Jahren zusammen .1 Billet III. Cl. ge­löst werden.

Ein Jrrthum dagegen ist es, als ob Kinder bis zu 7 Jahren frei waren; nach dem Reglement sind Kinder nur bis zu 2 Jahren frei.

Zweckmäßig ist es daher, vor dem Lösen der Billete den Kassier zu benachrichtigen, ob und wie viele Kinder mitreisen, da z. B. auf der Enzthalbahn keine halben Billete ausgegeben werden.

Personcn-Tarif der Enzthal-Eiscnbahn.

Bon Neuenbürg nach

11. Cl.

11. Cl.ZII. El.

> kr.

kr.

kr.

Wildbad.

« 81

21

14

Calmbach.

16

11

Höfen..

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11

8

Rothenbach ....

l 12

6

4

Birkeufeld .....

> 13

9

6

Brözingen.

! 18

12

8

Pforzheim .....

17

12

Frankfurter Course vom 25. Mai. Geldsorten.

Preußische Kassenscheine

1

fl-

45

- 45 V»

kr.

Friedrichs'dor . . . .

9

fl.

58 -

- 59

kr.

Pistolen.

9

fl-

43 -

4g

kr.

Dukaten.

5

fl-

36 -

38

kr.

20-Frankcnstücke . . .

9

fl-

26 -

- 27

kr.

Englische Souvcreigens

11

fl-

55 -

- 57

kr.

Ruß. Imperiales . .

9

fl.

45 -

- 46

kr.

Dollars in Gold . . .

r

fl.

27 -

- 28

kr.

Redaktion, Truck und Verlag von Jak- Me eh in Neuenbürg.