Franzosenführer, dem man übrigens große Bedeutung als Feldherr beimißt, mit Ruhe und Vertrauen entgegen.
Der militärische Berichterstatter der „Köln. Ztg." schreibt:
„Je mehr und je kräftiger jetzt unsere Kanonen vor Paris donnern, desto früher können sie auch die Freudenschüsse zuni Friedcnsfeste abfeuern. Daß es übrigens ohne heißen Kampf bei den Einwohnern der Hauptstadt abgehen wird, dürfte wohl mit Recht bezweifelt werden. Wahrscheinlich wird Trochu mit dem Muthe der Verzweiflung einen Massenausfall auf unser Cernirungskorps versuchen, bevor er in die Waffenstreckung einwilligt. An 120,000 Mann, unter denen sich viele wilde, verzweifelte Menschen, die von dem fanatischen Hasse gegen uns erfüllt, Alles wagen werden, befinden, stehen ihm dann immer noch zu einem solchen Ausfall zu Gebote. Unsere Vertheidigungsmaßregeln sind aber so gut getroffen und unsere Stellungen, ebenso wie vor Metz, so sehr durch Schanzen, Verhaue und Gräben aller Art befestigt und mit hinreichender Artillerie jeglichen Kalibers besetzt, daß ein solcher Versuch des gewaltsamen Durchbruchs äußerst geringe Aussicht auf den mindesten Erfolg haben dürfte. Blutige Opfer auch von unsrer Seite könnte es freilich immer noch kosten, doch darauf muß man in diesem furchtbaren Kriege ja stets gefaßt sein. Noth und Elend aller Art decimiren inzwischen die Bevölkerung von Paris immer mehr, obgleich eine eigentliche Hungersnoth bisher noch nicht daselbst eingetreten ist."
Berlin, 9. Jan. Der heutige Tag, der 9. Januar, schreibt die „N. A. Z.", ist ein festlicher Tag für die Armee und für uns Alle, denn wessen Herz nähme heute nicht Theil an den Leiden und Freuden unserer unter den Waffen stehenden Mitbürger!
Es sind heut fünfzig Jahre, daß als Secondelieutenant in das 14. Infanterie- Regiment der Cadett v. Roon eintrat, welcher heut als Minister des Krieges sein Dienstjubiläum feiert.
Es würde den Raum dieser Blätter überschreiten, wollten wir an dieser Stelle zurückgreifen auf das thatenreiche militärische Leben des Generals; — und es würd»in diesem Augenblick des eiumüthigen Zusammenstehens aller Parteien unnütz alten Hader wachrufen, wollten wir bei dieser Gelegenheit auf die politische Thä- ligkeit des Jubilars zurückgreifen, wollte man daran erinnern, wie kurzsichtig man dieselbe beurthellte.
Nichts davon im Augenblick.
Aber ein herzliches, tiefgefühltes Wort des Dankes im Namen nicht nur Preußens, sondern Deutschlands, dessen Grenzen er so trefflich zu hüten verstand. Denn wenn es schwer oder vielmehr unmöglich ist, die Verdienste, welche sich unsere Heere und deren Führer in diesem Kriege um das Vaterland erworben, gegen einander abgrenzen zu wollen, wenn der Arzt und der geringste Krankenträger auf dem Verbandplätze und im Lazereth den Anspruch auf gleiche Anerkennung machen dürfen, wie der Combattant in heißer Schlacht oder auf einsamer Vorpostenstellung, und
wenn grade der Umstand, daß Alle auf das Verdienst Anspruch zu mache» berechtigt sind, uns daran gewöhnt hat, ohne Befürchtung dem Ausgang des Krieges entgegenzusehen, so gab es doch einen Augenblick, wo wir so guten Muths nicht in die Znkuust sahen, wo ein banges Frösteln durch die Gemüther lief, wenn man daran dachte, daß Deutschlands ruhige Gefilde der Schauplatz des verheerenden Krieges werden könnten.
Das war in dem Augenblick, wo uns Frankreich so übermüthig die unerwartete Kriegs-Erkärung hinwarf.
In diesem Augenblick bangen Zagens begann die rastlose, wenn auch nach Außen hin nicht so glänzend, wie in der offenen Feldschlacht, erkennbare Thätigkeit des Ministers, Die Armee begann sich nach seinen Anordnungen in Bewegung zu setzen.
Geräuschlos rückte Bataillon auf Bataillon, Batterie auf Batterie in die angewiesene Stellung, und in vierzehn Tagen standen die Armeen bereit; und als sie einmal da standen, waren die Franzosen geschlagen, noch ehe sie einen Preußen gesehen. Das wußte der Minister, das wußte sein königlicher Herr, das wußte das deutsche Volk, denn alle kannten die Truppen, die gegen den Feind zu marschircn bereit standen.
Das war die „Wacht am Rhein," die „unser Roon" componirt hat am 31. Juli 1870.
Und deßhalb dankt ihm das Vaterland heut mit warmem Herzen und freut sich mit ihm seines Ehrentages in dem stolzen Bewußtsein, daß es dem Volke nimmer fehlen kann, welches Männer unter sich zählt, die ihm gleichen an Kopf, Herz und Hand.
Charakteristisch für die Zuverlässigkeit der französ. Berichte ist eine Bemerkung, die dem Korrespondenten des Daily Telegraph zufolge im deutschen Hauptquarter in Ba- paume ein dortiger Schweinemezger machte. Dieser Edle hatte die Ehre, mehrere hohe Offiziere als Quartiergebcr zu bewirthen und äußerte sich einem derselben gegenüber wie folgt: „Mein Herr! die unglückseligste Nachricht, die ich nur erhalten kann, ist die von einem französ. Siege; denn so sicher als ich davon höre, so sicher kann ich darauf rechnen, daß ich 4 Stunden später die Preußen im Hause habe. Ich für meine Person glaube nicht mehr an französ. Siege, während das Vorrücken der Preußen sich als schmerzliche Wirklichkeit erweist; denn dieselben zehren Alles auf, was ich im Hause habe."
Engen, 4. Jan. Nach einer Treibjagd versammelten sich dieser Tage in Wiechs mehrere Jagdliebhaber Abends bei einem Glas Bier, da brach unter ihren Hunden eine Rauferei los. Einer der Jäger ergriff schnell seine an der Wand hängende geladene Doppelflinte, um mit dem Gewehrkolben die Hunde auseinander zu jagen. Hiebei wurden beide Hahnen an einem Tischfuße aufgeriffeu, und plötzlich krachte es und der Jäger stürzte, von zwei Schrotladungen in den Oberschenkel und Unterleib getroffen, rücklings zu Boden. Der Unglückliche soll fast hoffnungslos daniederliegen.
Württemberg.
Stuttgart, 13. Jan. Seitens des Comites des freiwilligen Jäger-Corps wurde der Unterstützungskaffe der Veteranen von 1813—15, von denen bei uns noch gegen 2000, zum Theil in ärmlichen Umständen leben, die Summe von 1000 fl. überwiesen.
Verfügung der Ministerien des Innern und der Finanzen, betreffend die Schonzeit der Aeschen und Rothfische.
In Ergänzung des Z. 1 der Ministe- rialverfügung vom 29. November 1865, betreffend den Vollzug des Gesetzes über die Fischerei (Reg.-Bl. Seite 504), wird hiemit auf Grund der seitherigen Erfahrungen die Schonzeit der Aeschen und Rothfische auf die Zeit vom 15. März bis 15. Mai, beide Tage einschließlich, als die ordentliche Laichzeit dieser beiden Salmen- arten, festgesetzt.
Stuttgart, den 9. Januar 1871.
Nenner. Scheuerlen.
Ausland.
London, 14. Jan. Aus Versailles, 13. Jan. wird hierher gemeldet: In siegreicher Schlacht bei le Mans wurden 12 Geschütze erbeutet und 18,000 Gefangene gemacht. Gambetta, bei Beginn des Gefechtes anwesend, rettete sich durch frühzeitige Flucht.
Brüssel, 13. Jan. Der Nord bringt eine höchstinteressante Ballonkorrespondenz aus Paris: Offenbar, heißt es darin, befinden wir uns in einer Krisis der Belagerung; das Regierungsprogramm ist, Paris, das 3'/s Monaten sich gehalten, wenn es binnen 4 Wochen nicht entsetzt sei, unter ehrenvollen Bedingungen kapi- tuliren zu lassen und der Provinz die Fortführung des Kampfes zu überlaffen.
(S. M.)
Miszellen.
Die rettende Hand.
Novelle von Otfried Mplius.
(Fortsetzung.)
— „Und warum nicht? Fürchten Sie sich vor der Uebernahme einer solchen Verbindlichkeit gegen mich um meinet- oder um Ihrer selbst willen?" fragte Augustine. „Oder haben Sie irgend ein anderes Motiv, welches Ihnen die Annahme verböte?"
„Allerdings —denken Sie, mein Fräulein, wenn ich stürbe, ehe ich Ihr Darleihen aus meinen Einkünften abgetragen hätte, die ja mit meinem Tode erlöschen! Sie würden dann einen großen Verlust erleiden um eines Menschen willen, der tief beschämt bekennen muß, daß er Ihrer nicht werth war und in Ihnen den höchsten Schatz auf Erden verlor. Nein, nein, Augustine, ich werde dieses Opfer nicht von Ihnen annehmen! Ich bin schwach, ohne Grundsätze, ein Schlemmer und Verschwender — ja; aber ich bin nicht der so elend gewissenlose Mensch, für welchen Sie mich Hallen mußten, als Sie im Ernste glaubten, ich werde zugeben, daß Sie sich selber Gefahren und Verlusten aussetzten und sich möglicherweise auf Lebenszeit in Verlegenheit brächten, um mich aus meiner