620

Ausland.

New-Dork, 14. Nov. Aus der Habanna wird telegraphirt: Am 12. Nov. fand ein sieg­reiches Gefecht zwischen dem preußischen Kanonen­boot Meteor, Kap.-Lieutenant Knorr, und dem, französischen Aviso Bonret statt. Letzteres wurde stark beschädigt und flüchtete in den Hafen der Habanna, wohin er vom Meteor verfolgt wurde. Verlust des Meteor 2 Todte, 1 Verwundeter.

Der Pariser Figaro vom 11. Nov. spricht offen von der Unmöglichkeit weiteren Widerstandes, tritt heftig gegen I. Favre und Trochn auf und scheint nur in der Uebergabe von Paris einen Ausweg zu sehen.

In Paris bleiben seit einigen Tagen viele Menschen auf dem Boulevard Rochechouart vor einem Metzgerladen stehen, worin man Katzen und Hunde verkauft, die, mit Laub eingefaßt, vor dem Laden hängen. Die Mobilen aus Loiret, die auf dem Boulevard Rochechouart lagern, kaufen deren täglich viel. In einem kleinen Laden werden auch Ratten feilgeboten und stark gekauft.

Eine interessante Korrespondenz der Times ans Versailles vom 6. d., aus der Feder eines Amerikaners, der ans seinen Sympathien für die Franzosen sonst kein Hehl macht, spricht denselben absolut jede Möglichkeit ab, sich aus ihrer trost­losen Lage anders als durch den Frieden mit dem Sieger zu erlösen.

Die wichtigste Nachricht des Tages ist die von der halbamtlichen Wiener Korresp. gebrachte Nachricht von der Seitens Rußlands erfolgten Kündigung des Vertrags von 1856. Rußland hatte nach dem Krimkrieg auf den Bau von Festungen und die Haltung von Kriegsschiffen auf dem Schwarzen Meer, d. h. auf seine An­griffsstellung gegen die Türkei verzichtet. Die Donaumündungen und ein Theil von Bessarabicu wurden abgetreten; alle alten Vertrüge, durch welche die Türkei Rußland fast botmäßig war, wurden hinfällig; das Einmischungsrecht einer einzelnen Macht in die Verhältnisse der Türkei und ebenso eine ausschließlicheProtektion" der Donaufürstenthümer und Serbiens wurde be­seitigt. Die Kündigung des Vertrags, während Frankreich sich nicht rühren kann, bedeutet, daß Rußland seine andern hauptsächlichen Gegen­interessenten außer der Türkei, nämlich England und Oesterreich, nicht fürchtet. Diese Nachricht, die allerdings der Bestätigung bedarf, wäre ein empfindlicher Schlag für diese beiden neutralen Staaten, welche statt den Ausbruch des deutsch­französischen Krieges zu verhindern, sich still ver­gnügt die Hände rieben und Deutschland, das freventlich angegriffene, ohne nur ein Wort gegen den Frevel seinem Schicksal überließen. Bestätigt sich die Wiener Nachricht, so haben die beiden Staaten jetzt schwere Stunden und schwere Ent­schließungen vor sich und sind für die nächste Zukunft vollauf mit sich selbst beschäftigt. Die Börse glaubte gestern an die Nachricht unter be­deutendem Fallen der Kurse.

Die Neutralität wird von keiner Regie­rung schärfer beobachtet, als von der japauesischen. In einer kürzlich veröffentlichten Proklamation warnt sie das japauesiche Volk, sich jeder Dis- kussion der Frage, auf welcher Seite das Recht

oder das Uureecht sei, nicht blos in geschriebenen Aktenstücken, sondern auch in Unterredungen zu enthalten.

^ Miszellen.

Franzosen! Keine Illusionen mehr! Erhebt eure Seelen und eure Anklage! Straßburg, Orleans, Dijon, Metz sind in die Häude des frechen Feindes gefalle»? Aber tröstet euch! Schon haben wir seinen siegreichen Heeren, welche Alles begünstigt, eine tapfere, wohlorganisirte Pro- clamation in den Weg geworfen, die ihn ausrollen, ecrastren muß.

Keine Illusionen mehr! Ein Erlaß säubert die Vogesen, und eine starke Note deckt Tours. Für alle Fälle aber hat sich die Negierung Bor­deaux warm stellen lassen.

Franzosen! Keine Illusionen mehr! Toul, Straßburg, Soissou und Metz haben sich über­geben; Paris wird es nie! Nie wird Paris aus­gehungert werden können, wenn sich seine tapferen Einwohner von den großen Rosinen, die sie unter allen Umständen im Sack behalten werden, und dem Hafer, der sie immer und immer wieder stechen wird, ernähren können.

Franzosen! Die Thatsachen erklären sich gegen uns. Wohlan! Erklären wir uns gegen sie! Brechen wir mit ihnen! Es gibt in Frankreich keine Thatsachen mehr! Keine Strategie, keine Logik, keine Zahl! Lassen wir den Feind mit ihnen rechnen; wir rechnen auf den Tod Moltke's den Abfall Süddeutschlands oder sonst Etwas!

Welches Loos aber auch Frankreich fallen möge nie wird die Größe unserer Phrase hinter dem Umfang des Unglücks zurückstehen, in welches euch immer tiefer zu reiten mir fest entschlossen sind. Das sei euer Trost!

Gambetta, im Aufträge. (Kladd.)

Tax-Krönung

für die

Eisenbahn-Gepäckträger.

Die beim Eisenbahnbetrieb ausgestellten Gepäck­träger haben als Belohnung anzusprechen:

1) Für die Ueberbringung des Gepäcks in die oder das Abholen desselben aus den Wohnungen, Gasthöfen re. innerhalb des Stationsortes

u) von einem einzelnen Gepäckstück bis zu 100

Pfund.6 kr.

d) von zwei Gepäckstücken, wenn sie zusammen nicht mehr als 100 Pfund wiegen, dem Stück

nach.. ^ kr.

o) von mehr als zwei Gepäckstücken, im Ge- sammtgewicht bis zu 100 Pfd. im Ganzen 12 kr. ä) von dem Mehrgewicht einzelner oder mehre­rer Gepäckstücke über 100 Pfund, dem Cent, ner nach . . - - - - - - - 3 kr.

2) Für das von den Reisenden verlangte tragen des Gepäcks vom Gepäckwagen auf den Vorplatz des Bahnhofs und in die in unmittelbarer Nähe befindlichen Expeditionslokale derVerkehrsanstalten

die Hälfte dieser Gebühren.

3) Für Empfangnahme des Gepäcks von denjenigen

Reisenden, welche am Bahnhofe anfahren, ein­schließlich der Verbringung desselben in das Ge­päcklokal .- - - - - nichts.

4) Für den etwa stattfindenden Umschlag des von

weiterher auf eine entfernter gelegene Station direkt abgefertigten Gepäcks von einem Zug in den andern.nichts.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Reuenbürg.

Mit einer Beilage.