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(General v. d. Tann) und in Chartres die 22. preuß. Division, deren Zusammenwirkung gegen einen vordringenden Fund eben nur in freicni Felde möglich ist, weil hier die überlegene deutsche Kavallerie und Artillerie in volle Wirkung treten kann. Sie werden daher in den nächsten Tagen Nachrichten von dorther zu erwarten haben."

Versailles, 16. Nov. Man vernimmt, daß gestern der Vertrag zwischen dem Nord­deutschen Band und Hessen über die Vereinigung zum Deutschen Bunde unter Annahme der nur in unerheblichen Punkten geänderten norddeutschen Bundesverfassung unterzeichnet wurde. (K.Z.)

München. 16. Nov. Man telegraphirt dem »Fr- I-"'- Die Lösung der deutschen Frage ist nach sonst glaubhafter Quelle gesichert. Preußen hat in der Militärfrage, Bayern im klebrigen nachgegeben.

München, 17. Nov. DieKorresp. Hoff- mann" schreibt:Es ist ein Bericht des Grafen Bray eingetroffen, wonach der Stand der Ver­handlungen in Versailles in Kürze ein befriedi­gendes Resultat in Aussicht stellt."

Berlin, 11. Nov. Vor Kurzem passirte hier ein Verwundeter durch, der die allgemeine Theilnahme erregte, man wollte wissen, es sei eine Dame. Hiesige Lokalblätter berichten auch davon, bezweifelten jedoch die Angabe. Jetzt wird dieselbe durch ein ostpreuß. Blatt, die Jn- sterb. Ztg. konstatirt und mitgetheilt, daß die junge 24jährige Dame eine sorgfältige Erzielung genossen, stets Vorliebe für männliche Tracht und Thätigkeit an den Tag gelegt, das Fähnrichs- Examen gemacht habe und mit guten Empfeh­lungen unter dem Namen v. Weiß in die Armee eingetreten sei, sich hier durch Wiedereroberung einer vom Feinde genommenen preuß. Fahne ausgezeichnet und dafür mit dem eisernen Kreuze dekorirt morden sei. Dieselbe hat 4 Schußwunden erhalten und sich zur Herstellung in die Heimath bei Tilsit begeben.

Straßburg, 15. Nov. Dank der umsich­tigen Bauleitung der H.H. badischen Ingenieure sind nun die Reparaturen der beiden Bahnbrücken über die Jll und den Rhein vollendet, so daß von heute an der regelmäßige Bahnverkehr vom Zentralbahnhofe in Straßburg nach Kehl wieder ausgenommen werden kann.

Frankfurt, 14. Nov. Die Inhaber der beiden kleinen Bankgeschäfte, M. St. Goar und Jul. M. Kulp, sind gestern, weil sie ans das neue franz. Anlehen gezeichnet, in Folge einer Repuisition von Berlin aus verhaftet worden.

^ Les Errues vor Belfort den 16. Nov. Offiziell. Heute früh machten 3 Bataillone mit 6 Geschüzen einen Ausfall aus Belfort gegen Bessoncourt. Der Feind wurde mit Verlust von 200 Todten und Verwundeten und 58 Gefangenen znrückgewiesen.

Aus Dijon, 8. Nov., schreibt man dem Mnnh. Journ.":

Das Gefecht, welches das 2. Bataillon des 2. badischen Grenadierregiments hatte, wobei Lieutenant Ouilling fiel, war gegen die Garibal- dianer. Diese hielten sich Anfangs gut, aber bald lernten sie die badischen Fäuste kennen und nahmen schmählich Reißaus.

Koblenz, 12. Nov. Eine junge Dame von hier, Fräulein Hedwig Kühne, welche sich zur Pflege der Verwundeten nach dem Kriegsschau­platz begab und mit besonderem Muthe dem größten Theil der Schlachten beiwohnte, hat am 31. Oktober von dem Könige das Eiserne Kreuz erhalten. Gegenwärtig ist dieselbe in Versailles in dem im Schlosse eingerichteten Lazareth be­schäftigt.

Württemberg.

Vom 15. Nov. 1870 an wird das Postan­weisungsverfahren bei sämmtlichen in Elsaß und in Deutsch-Lothringen errichteten deutschen Post­anstalten eingeführt. Für den Postanweisungs­verkehr der württemb. Poststellen mit den ge­nannten Postanstalten sind die für den Wechsel­verkehr mit den übrigen deutschen Postgebieten bestehenden Bestimmungen unter im Staatsanz. näher bezeichnten Modifikationen maßgebend.

Stuttgart, 16. Nov. Seine Majestät der König hat heute den Justitzminister v. Miktnacht und den Kriegsminister v. Suckow empfangen, welche auf kurze Zeit hieher gekommen sind, um über die Verhandlungen in Versailles Vortrag zu erstatten. (St.-Anz.)

Z Durch besonders dankenswerthe Güte sind uns folgende schätzbare Mittheilungen zugegangen: Der vorgestern hier eingetroffene Sanitätszug brachte etwa 240 Kranke und Verwundete, an Württtembergern 10 verwundete und etwas über 70 Kranke, 6 verwundete preußische Offiziere, zwei verwundete preußische Aerzte u. s. w. Die meisten der Kranken befanden sich in fortgeschrittener Genesung. Von den Kranken wurden erstmals kleinere Abtheilungen den Schwarzwaldstädten Horb, Sulz, Rottweil zur Verpflegung zugewiesen; Manche konnten in ihre Heimath abgehen. Die Kranken waren fast durchgehend von besserem Aussehen, als die früher eingetroffenen; die Feld­truppen befinden sich mit dem Eintritt der käl­teren Witterung besser als bisher, sind auch wohl mehr abgehärtet, daher der Krankenstand ein ab­nehmender, geringer; beunruhigend oder auch nur beträchtlich wird er nie. In den Räumen des Sanitätsvereins, im Königsbau, wird ununter­brochen und mit einer im Vergleich zur besseren Jahreszeit kaum reduzirten Menge von Arbeits­kräften fortgewirkt. Der Verein beschäftigt sich mit den Vorbereitnngen zur Lotterie und dann sind es hauptsächlich Winterkleider, deren Herstellung sich der Verein angelegen sein läßt. Nach ein­gelaufenen Nachrichten hat jeder Soldat ein wollenes Hemd, und ist mehr als die Hälfte der württembergischen Felddi­vision mit 2 wollenen Hemden ausge­stattet; die Vertheiluug des 2. Hemdes wird bald vollendet sein. Die Soldaten sind erkenntlich für die ihnen bewiesene Sorgfalt und es laufen beim Sanitätsverein nicht blos Danksagungen der Abtheilnngs-Commandanten und Militär-Behörden, sondern auch einzelner Mannschaften ein.

Nach der Bekanntmachung des Ministeriums des Innern: betr. die Auszeichnung von Ange­hörigen des Landjägerkorps hat Stations-Com- mandant Grau inNeueubürg eine Geldprämie erhalten und wurde Stations-Commandant Wöhrle in Calw öffentlich belobt.