59ä
sein." Wir haben allen Grund diese Darstellung, vollständig den Thatsachen gemäß zu finden.
— Einzelne Familien sind ausnahmsweise stark bei der Armee vertreten. In Posen befindet sich ein altes adeliges Ehepaar, das mit 13 Söhnen gesegnet ist, welche sämmllich als Offiziere dem Feinde gegenüberstehen. Drei dieser Brüder sind mit dem Orden xour la morito und vier mit dem eisernen Kreuze decorirt worden. Einer der letzteren traf am Freitag unerwartet in Posen als Führer eines Gefangenentransports ein.
Es sind während der förmlichen Belagerung von Straßburg acht verschiedene Geschützarten preußischerseits und deren vier badischerseits in Thätigkeit gewesen und zwar im Ganzen 241 Geschütze, nämlich: 30 lange gezogene 24-Psünder 12 kurze gezogene 24-Pfünder, 64 gezogene 12-Pfünder, 20 gezogene 6-Psünder, 2 gezogene 21-Centimeter-Mörser, 19 50-pfündige, 20 25-pfündige und 30 7-pfündige glatte Mörser; diesen sind zur Beschießung der Citadeüe badischerseits hinzuzufügen 4 25-Pfündige Mörser, 8 60-pfündige Mörser, 16 gezogene 12-Pfünder, 16 gezogene 24-Pfünder. Von den genannten 241 Geschützen sind im Ganzen 193,722 Schuß und Wurf in die Festung gefeuert worden und zwar 162,600 von den 197 preußischen und 31,122 von den 44 badischen Geschützen. Es sind dies gewesen: 28,000 Granatschuß aus dem langen gezogenen 24-Pfünder, 45,000 Granatschuß aus dem gezogenen 12-Pfünder, 8000 Granatschuß aus dem gezogenen 6-Psünder. 5000 Shrapnelschuß aus dem gezogenen 24-Pfün- der, 11000 Shrapnelschuß aus dem gezogenen 12-Pfünder, 4000 Shrapnelschuß aus dem gezogenen 6-Psünder, 3000 Langgranatschuß aus den 15-Centimeter-Kanonen, 600 Langgranatwurf aus 21-Centimeter-Mösern, 15,000 50-pfündige, 20,000 25pfündige, 23,000 7psündige Bombenwürfe aus glatten Mörsern. Diese Summen ergeben als statistisches Resultat, daß in den 31 Tagen des förmlichen Angriffs auf Straßburg im Ganzen also 193,722 Schuß und Wurf, durchschnittlich demnach an jedem Tage 6249, in jeder Stunde 269, in der Minute also fortlaufend 4—5 Schuß oder Wurf in die Festung gefeuert worden sind. Bei dieser Gelegenheit ist noch zu erwähnen, daß das Gewicht der einzelnen Geschosse nicht nach deren Eisengewicht, sondern nach dem einer steinernen Kugel vou gleicher Größe (in einzelnen Fällen auch nach dem Durchmesser) bestimmt wird, so daß beispielsweise das Gewicht dir 7—50-pfün- digen Bomben im Verhältniß ihres Kalibers bis 180 Pfund steigt.
Württemberg.
Z Binnen kurzer Zeit wird Deutschland in der Lage sein, eine Anzahl von mehr als 300,000 französischen Gefangenen aufnehmen zu müssen. Wie wir hören, soll unter Anderem auch die Festung Asperg dazu bestimmt sein, eine Anzahl Franzosen aufzunehmen; sie erhält zu dem Zweck eine Garnison von ein paar Eompagnicen.
Was Württemberg an Gefangenen von der Armee von Metz aufzunehmen hat, beträgt 5000
Mann und 250 Offiziere; dieselben kommen nach Asperg, nach Lndwigstmrg und nach Weingarten.
Der 7. amtl. Verlustliste der W. Felddivision entnehmen wir: Obermann Jakob Friedrich Lichtend erg er von Oberniebelsbach, Neuenbürg, Schuß durch den linken Unterschenkel, Schuß durch den Unterleib, Scheiß durch den rechten Oberschenkel. (Im Spital in VillierS am 23. Okt. gestorben.)
Aus dem Oberamt Freudenstadt, 29. Okt. lieber die Verwüstungen, welche der Orkan vom 26. d. M. in unser» Nadelwaldungen angerichtet hat, gehen von allen Seiten die betrübendsten Berichte ein. Durch die anhaltenden Regengüße anfgeweicht, hatte der Waldboden alle Widerstandskraft gegen die rasenden Elemente verloren, und so berechnet sich denn auf einzelnen Markungen die Zahl der entwurzelten oder abgeknikten Stämme auf 8 bis 10,000. Die ohnedem flauen Aussichten für den Holzhandel auf's künftige Frühjahr sind dadurch natürlich noch viel trüber geworden; eine enorme Masse von Hölzern ist der Aufbereitung verfallen und muß wohl zu jedem Preise losgeschlagen werden, abgesehen davon, daß der vor der Thüre stehende Winter für die Lagerung des jetzt gefällten Nadelholzes die ungünstigsten Chancen darbietet. Aber nicht allein die Hoch- und Mittelwaldungeu haben entsetzlich gelitten, sondern selbst ganze niedrige Bestände sind Morgenweise wie mit der Walze uiedergelegt.
Miszellen.
Das Manifest der Französischen Regierung schließt mit den Worten: „Frankreich hofft auf seine Kinder." Von seinen Männern hat es nichts mehr zu hoffen. (Kladd.)
(Kleine Kriegschronik). Die in Strehlen zurückgebliebene Frau eines Reservisten hatte lange vergeblich einer Antwort auf ihre in Feindesland dem Gatten nachgesandten Briefe entgegen geharrt. Endlich empfängt sie ihr letztes Schreiben zurück mit der furchtbaren Randbemerkung : „Bei Wörth gefallen." Doch wenige Tage darauf wird die trostlose Wittwe in eine neue Aufregung versetzt durch einen Brief mit der Namensunterschrift ihres Mannes, allem Anscheine nach auch von seiner Hand, worin er ihr mittheilt, daß er sich verwundet im Lazareth befinde. Derselbe ist mehrere Tage nach der Schlacht bei Wörth datirt. Die arme Frau gibt sich neuen Hoffnungen hin; da kommt ein dritter Brief von dem besten Freunde und Kameraden des Mannes, der um ein heiliges Versprechen zu erfüllen, ihr die letzten Grüße des an seiner Seite Gefallenen senoet und sie mit der Versicherung zu trösten sucht, daß er mit allen Ehren bestattet sei. Und abermals reißt aus der neuen Verzweiflung das arme Weib ein vierter Brief von neuestem Datum, unleugbar von des Todtgeglaubten Hand an sie adressirt. Er lebt, befindet sich im Lazareth zu Altona, auf dem Wege zur Besserung und hofft bald entlassen zu werden. Möchte manchem von Verzweiflung gefolterten Franenherzen ähnlicher Trost zu Theil (aber auch ähnliche Qual erspart) werden!
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.