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und 6 Wochen BezirkSgefängniß verurtheilt, da sie ohne eingestandenermaßen von der Strom- schiffahrt Etwas zn verstehen, die Leitung der Fahrzeuge übernommen hatten, trotz erhaltener Warnung um mehr als fünfzig Personen zu viel einsteigen ließen, von denen sie nur fünfzehn wieder zn landen Zeit iießen, und endlich als die Fahrzeuge in das unrichtige Fahrwasser trieben, sich, anstatt Alles znr Rettung aufzubieten, in den Fluß stürzten, um sich durch Schwimmen in Sicherheit zu bringen. (W. Z.)
In Ravensburg hat sich ein Verein, zu dem Jeder freien Zutritt hat, zu einem ebenso humanen als praktischen Zwecke gebildet, welcher auch in andern Orten Nachahmung finden dürfte. Seine Satzungen sind kurz folgende: ß. I. Jedes Mitglied versagt sich das Vergnügen, Neujahrsbesuche zu machen und zu . empfangen. Z. 2. Dagegen erlegt jedes Mitglied in die Armenkasse 50 kr. §. 3. Die Namen der Mitglieder werden öffentlich bekannt gemacht.
Gieng en a. Brenz den 26. Dez. Auch unsere Stadt ist setzt in die Reihe derjenigen Gemeinden getreten, welche mit einem neuen soliden Wasserwerk versehen sind. Nachdem sich die Gemeinde seit einer Reihe von Jahren mit dem Gedanken getragen, an die Stelle des seither bestehenden ungenügenden Wasserwerks ältester Konstruktion eine neue Wasserversorgung treten zu lassen, wurde im Laufe des Frühjahrs 1869 der in diesem Fache ausgezeichnete und in weiten Kreisen berühmte Techniker, Baurath Ehmann , mit Ausarbeitung eines Entwurfs zu einer neuen Wasserleitung betraut. Der von ihm vorgelegte Plan erhielt den ungctheilten Beifall der städtischen Behörde. Im Frühjahr. 1869 wurde unter der Leitung des hiesigen verdienten Stadtbaumeisters Rau mit der Ausführung begonnen, und am 23. Dez. konnte von Hrn. Ehmann, der durch öftere Anwesenheit sich stets vom Fortgang der Arbeit überzeugte und dieselbe förderte, die erste Probe der Jngang- sezung des neuen Werks vorgenommen werden, welche zur vollen Zufriedenheit aussiel. Das eigentliche Werk besteht aus einem ebenso einfach als entsprechend konstruirten Maschinenhause, worin unter Benützung der vorhandenen Wasserkraft ein neues Wasserrad hcrgestellt ist, welches zwei doppeltwirkende Saug- und Druckpumpen in Bewegung sezt, wodurch das Wasser in eiserner Röhrcnleitung unter zwei Armen der Brenz durch auf einen unmittelbar am Brenzufer ansteigenden Berg 147 Fnß hoch getrieben wird, wo solches in einem gewölbten Reservoir von 1100 Eimern Gehalt angesammelt wird, um von da in die Stadt vertheilt zu werden. Da die Höhe des höchsten Hauses der Stadt nur etwa 75 Fuß über der Kanalschwelle des Maschinenhauses beträgt, so ist die Möglichkeit gegeben, auch die am höchsten gelegenen Gebäude noch mehr als nöthig mit Wasser zu versorgen, wie denn auch bei etwaiger Feucrsgefahr durch die zahlreich angebrachten Hydranten Gelegenheit geboten ist, Massen von Wasser, in und über Häusechöhe, an den verschiedensten Orten, durch bloßes Oeffnen der Leitung auf den bedrohten Punkt zu bringen, ein Ergebniß, welches sich bei der Probe auf's Glänzendste herausgestellt hat. Vor seinem Eintritt in das Maschinenhaus wird das Wasser einer mäßigen Filtration unterworfen, wozu ein eigenes Bassin hergesiellt ist. Die Hersteller
des Werkes sind: Maschinenfabrikant Kuhn Ln Berg für die Maschineneinrichtung und das kgl. Hüttenamt Wasseralfingen für die Röhrenlei- tungcn.
Oesterreich.
Catlaro den 28. Dez. Eine Deputation aus dem aufständischen Bezirk Brecie hat in Budua Unterwerfung und Waffenstrecknng angeboten. Die Waffenstrecknng soll morgen in Kosmak erfolgen. (S. M.)
Ausland.
Paris den 28. Dez., 8Vs Uhr Morgens. Das Amtsblatt ist heute später erschienen. Es kündigt an, daß die Minister ihre Entlassung dem Kaiser eingereicht haben, welcher dieselbe angenommen hat. Bis znr Ernennung ihrer Nachfolger bleiben die bisherigen Minister mit der Führung der Geschäfte betraut. Der Kaiser hat am 27. Dez. folgenden Brief an Emil Ollivier gerichtet: „Herr Abgeordneter! Nachdem die Minister mir ihre Entlassung eingereicht, wende ich mich mit Vertrauen an Ihre Vaterlandsliebe, um Sie zu bitten, daß Sie mir die Personen bezeichnen, welche mit Ihnen ein gleichartiges Kabinet bilden können, das ein treuer Ausdruck der Mehrheit des gesezgebenden Körpers und entschlossen ist, den Senatuskon- snlt vom 8. September in seinem Buchstaben wie in seinem Geist auszuführen. Ich zähle auf die Ergebenheit des gesezgebenden Körpers gegen die Interessen des Landes, wie auf die Ihrige, damit Sie mich in der von mir unternommenen Aufgabe unterstüzen, die konstitutionelle Regierungsweise in regelmäßige Wirksamkeit treten zu lassen. Glauben Sie, mein Herr, an meine Gefühle. Napoleon."
London den 24. Dez. Ans Irland läuft die Mittheilung ein, daß die militärischen Vorkehrungen im Süden des Landes gegen einen etwaigen Erhebungsversuch der Fenier nunmehr sämmtlich getroffen sind.
England kann jeden plötzlichen Angriff überwinden, es kann mit Verachtung eine nur vorübergehende Opposition strafen, aber es kann nicht über die dauernde Unzufriedenheit, die stets den Ausbruch drohende Widerstandslust des irischen Volkes, die von seinen Stammcsgenossen auf dem amerikan. Festlande genährt werden kann und wird, Herr werden." —
M'tSMt'N.
Man muß sich nur zu helfen wissen.
(Schluß.)
Er glaubte, diese schrecklichen Worte aus dem Munde eines ,-forschen" Heidelberger Studenten würden genügen, den unverschämten Philister zu Boden zu schmettern. Da täuschte er sich aber sehr. Herr Pechingcr war keineswegs betroffen. Im Gegenthcil, er betrachtete den Studenten mit vornehmer Miene und drehte dabei seinen großen blonden Schnurrbart, der ihm ein sehr keckes Aussehen gab, zierlich aufwärts. ,/Junger Mann!" sagte er dann so weich und mitleidig, wie möglich, "junger Mann! nehmen Sie sich in Acht! ich bin Scharfschütze und verfehle niemals mein Ziel. Ich kann Ihren werthcn Eltern also nicht