644
mich innig, und deshalb verarge ich es ihm nicht, daß er das Kind mit dem Bade ausschüitet. Eine höhere Weisheit segnet unser armes Wissen, oder lenkt die Krankheit jenem Ende zu, dem wir Alle, nach ewig.r Bestimmung, nicht entgehen können „ »Dann könnte man auch die Sache ruhig ihren Weg gehen lassen,» murrte G. nicht ohne versteckte Tücke.
»Warum habt Ihr das nicht gethan?» frug ich kühl;» »auch Eure Krankheit führt zu dem von Gott bestimmten Ende»
Mein Opponent schüttelte sich; er schien jenes qualvollen Zustandes zu gedenken, in dem ich ihn fand.
»Wenn aber der Arzt unendlich viel zu thun mag," fuhr ich fort, »so sind ihm dennoch Schranken gesteckt, die er nicht umzustürzen vermag, und jenseit derer eine Höheree Hand waltet. — Wenn ich ferner zugeben muß, daß unsere Schcidekünstler, unsere Zergliederer in ihren Uutcrsuchungen auf leere, unpraktichc und unfruchtbare Höhen sich verstiegen haben: so haben sie doch auf dem Wege dahin das aufgedcckt, was uns zu wissen durchaus Noch thut. Wäre die Anatomie nicht, wie könnte ich wissen, daß Eure Leber krank ist; und die sagt mir: der Branntwein ist schuld daran!» —
G sah mich hoch überrascht an.
»Ihr wolltet mir aber von Eurer Lehrzeit erzählen," lenkte ich ab; »also, wie ging es weiter?»
»Na — dann heirathete ich, und es wollte bald nicht mehr langen; — eine Haushaltung halt garem weites Maul. Ich hütete auf dem Schwarzwald, und der Wirrh, bei dem ich war, lehrte meinem Fir, halb im Spaß, das Trüffelsuchen.»
(Fortsetzung folgt.)
zu Ehren Moritz Arndt's gefeiert werden sollen. Wir erhalten ferner eine Ostertabelle vom Jahr 1701 bis 2000. Auch unser alter Bekannter, der Michel Klaus erscheint wieder und fetzt den Bauern von Denkenstetten auseinander, unter was für einen Hut er Deutschland gern gebracht wissen möchte. Dann kommt bei der Erwähnung des bevorstehenden »Oekumenischen Concils" eine Belehrung über das ökumenische Concil und eine knrzgefaßte Geschichte aller, die bisher stattgefunden haben. Eine Erzählung: „Hat er's- gethan?" gibt wieder einmal Allen, die als Geschworene einberufen werden, etwas zu deinen auf. Ein Gedicht: „Zwei Fliegen auf einen Schlag" dringt in fünf Versen eine manigfache Anwendung dieses Worts. Auch der Papst und die Königin Jsabella kommen dabei an die Reihe. Dann erhallen wir eine kurze, theilmeis humoristische Geschichte: „Nom Tabak." Zwischen di- hier angegebenen Artikel sind Anekdoten, Mise cellen, humoristische Kleinigkeiten in Prosa und Poesie eingestreut und das Ganze mit Illustrationen reichlich versehen. Der Umschlag enthält mehr als den blosen Titel; er ist in praktischer Weise abgenützt, indem er bald wichtige Mittheilniigen über Zinsberechnung, bald das Neueste über das Eisenbahn- und Verkehrswesen, immer aber gemeinnützige Notizen liefert.
Der Preis für das Alles ist nur 6 kr. Ohne Zweifel wird der Kalender — welcher bei allen Kaleuderhündlern des Landes zu haben ist — seinen zahlreichen Freunden auch tu diesem Jahr wieder willkommen sein.
Mittel gegen die Halsbräune (bei Kindern). Bei dieser höchst gefährlichen Krankheit ist die Hilfe des Arztes, menschlich betrachtet, das Wichtigste. Ohne allen Verzug aber nehme man einen Löffel süße Butter, erhitze ihn etwa über der Lampe, und gebe dann die erhitzte Butter, so warm als das Kind es leiden kann, wiederholt ein. -— Gegen den Krampf husten schafft große Erleichterung, wo nicht gänzliche Heilung in 4—5 Tagen, wenn man 20 Gran Weinsteinsazz und 10 Gran Cochenille mit einer Unze raffinirten Zucke: in einem starken Schoppen warm Wasser sich auflösen läßt und davon täglich dreimal einen Kaffeloffel voll (bei größeren Kindern mehr) eingiot, wie auch ein klein wenig nach starken Anfällen.
Nübling's Volkskalcnder für das Jahr 1870 ist seit seiner Gründung durch E. Süskind der zwanzigste. Er hat auch in diesem Jahr seine Aufgabe, neben dem eigentlichen Kalendarium mit der amtlich ausgegebenen Zeitberechnung, dem monatlichen und alphabetischen Marktver- zeichniße rc. dem Volk ein nützliches und lehrreiches Buch in die Hand zu geben, treu im Auge behalten. Nach einer Reihe michtiger Haus und landwirthschaftlicher Notizen bringt er „Ein Wort über die Jubiläumsfeste des Jahres 1869," welche zu Ehren des Papstes an seiner Sekundiz, zu Ehren Napoleons und Alexanders v. Humboldt geleiert worden sind und
Post-Anweisungen»
et. W ürtte NI der g.
Durch die württembergifchen Poststellen werden Einzahlungen dis zum Betrage von 100 fl. zur Wieder- Ansbezahtung an einen bestimmten Empfänger im Wege der Postanweisung vermittelt. Hiezu werden gedruckte Eouverte verwendet, welche bei den Poststellen zu beziehen sind, und ln welche Briefe eingelegt werden können. Neben dem tarifmäßigen Briefporto wird noch eine Gebühr erhoben:
bis 25 fl. einschließlich ... 8 kr. über 25 ft. bis 100 ft. einschl. 6 kr. es würde also z. B. eine Einzahlung von 25 fl. nach Calmbach 4 kr., eine solche nach Stuttgart 0 kr., eine solche über 25 fl. bis 100 fl. nach Calmbach 7 kr. und nach Stuttgart S kr. kosten, lieber die Einzahlung wird dem Absender ein Aufgabeschein unentgeldlich ertheilt.
L. Norddeutscher Bund, Bayern und Bade n.
Seit dem 1. Jan. 1868 ist das Postanweisungssystem auch auf den Verkehr mit erwähnten Ländern ausgedehnt worden. Es können Betrüge bis 87V- fl. gleich 5« Thaler, einbczahlt werden. Hiezu werden gedruckte Kartons verwendet, auf welchen "der Absender beliebige Bemerkungen machen kann, dagegen kann ein Brief nicht beigeschlossen werden.
Die Gebühr beträgt bei Einzahlungen bis zum Betrage
von 43 H 4 fl. --- 25 Thlr.7 kr.
über 43 H 4 fl. bis 87^ fl. ---- 50 Thlr. 14 kr.
Sowohl im innern als ausländischen Verkehr wird Vorausbezahlung des Porto verlangt, will jedoch die Bezahlung desselben dem Adressaten überlassen werden, so ist der Portobetrag zum Voraus an der schuldigen Summe nbzuziehen.
Dem Publttum kann diese Einrichtung umsomehr empfohlen werden, als dadurch die oft so lästige Verpackung wcgfütlt und die Uebersenduug mittelst Postanweisung stets billiger zu stehen kommt.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.