Geilage;um Ensthäler Nro. 27.
Donnerstag, den 4. März 1869.
Kronik.
Deutschland.
Bremen, 23. Febr. Am Sonntag Mittag verließen die beiden Schraubendampfer Albert und Bienenkorb die Wesermündung, um auf den Fischsarg bei Grönland zu gehen, der Hudson legte am Nachmittag aus dem Hafen. Wie bekannt, hat diesesmal der Bienenkorb einen wissenschaftlichen Begleiter an Bord, den Dr. Dorst ans Jülich. Der Bienenkorb ist ein Schrauben- dampfer von 186 Last und 65 Pferdekraft, von starker Bauart, eigens für die Eisschifffahrt eingerichtet, unter dem Befehl des Capitän Hägens mit einer Mannschaft von 55 Personen, und verproviantirt auf 8 Monate.
Auch Karlsruhe soll seine Pferdebahn erhalten, indem ein hier wohnender reicher Amerikaner eine solche zu errichten und dieselbe bis Mühlburg, Durlach und Eggenstein auszudehnen gedenkt. Verhandlungen mit der Negierung finden darüber statt.
Pforzheim, 25. Febr. Der Bau einer neuen Würmthalstraße vom Kupferhammer über Würm, Tiefenbronn und Mühlhausen, deren Kosten auf 123,000 fl. veranschlagt sind, ist nach zuverlässigen Mittheilungen als gesichert zu betrachten, nachdem das Großh. Finanzministerium sich bereit erklärt hat, außer den früher schon zugesicherten 14,000 fl. noch weitere 3500 fl. der Großh. Domänenkaffe zuzuweisen. Die Stadt Pforzheim leistet einen banren Beitrag von 5400 fl. und tritt das in die Weglinie fallende Gelände im Werthe von etwa 2200 fl. unentgeltlich ab. Gleiche Zusicherung geben die Gemeinden Würm und Mühlhausen und bezahlen überdies noch 500 fl. bezw. 1000 fl. Der Beitrag der Gemeinde Tiefenbronn beträgt im Ganzen ca. 6900 fl.; hievon wurden 1000 fl. aus freiwilligen Beiträgen dortiger Privaten aufgebracht, welche die ihrem Heimathsorte durch den Straßenbau zugehenden großen Vortheile richtig zu würdigen wissen und sich durch ihre Opserwilligkeit die minderbemittelten Mitbürger zum wärmsten Danke verpflichten. (P. B)
Aus Gernsbach wird berichtet, daß dort Schritte für Fortsetzung der Murgthalbahn bis Freudenstadt geschehen. Die Murgschifferschaft hat die Sache im Interesse des Holzhandels in die Hand genommen.
Württemberg.
Z Die Fortbildungsschulen. Auf der Hauptversammlung des landwirthschaftlichen Bezirksvereins von Rottweil kam neben der Landes- hagelversichernngsanstalt mit Zwangsverbindlichkeit, die in der Kammer eine eingehende Be- hardlung erfahren wird, auch die Frage der landwirthschaftl. Fortbildungsschulen zur Sprache. Lehrer Staudenmeier von Herrenzimmern sprach in warmer Begeisterung über Zweck, Bedeutung und Nothwendigkeit dieser Schulen; man sah es und hörte es dem seiner Aufgabe ganz ergebenen Mann ab, wie hoch er die Bedeutung der Fort
bildung des Geistes und Gemüthes im Landvolke stelle, und welch veredelnden Einfluß er für die Familie und Gemeinde in der richtig und mit Liebe erfaßten Fortbildungsschule hoffe.
Z In landwirthschaftlichen Vereinen wird dermalen, wie bekannt, die Frage der Hagelversicherung lebhaft besprochen. Während vom landwirthschaftlichen Gauverein des oberen Neckars eine Zwangsanstalt für's ganze Land empfohlen wird, sind andere Vereine dagegen. Der Bezirksverein von Herrenberg hat nach längerer Berathung einstimmig beschlossen, es seie eine Hagelversicherungsanstalt mit Zwang im Interesse der Güterbesitzer nicht wünschenswerth; der Verein von Nürtingen schlägt vor, die „Staatsregierung möchte den Güterbesitzern in den Gegenden, welche am meisten von Hagelschlag zu leiden haben, bei der Prämienzahlung durch Beiträge unter die Arme greifen." Je gründlicher die Frage in den Bezirksvereinen besprochen wird, um so reichlicher wird das Material für die Stände und um so leichter die Entscheidung.
Calw, 28. Febr. Gestern ist der vom Kapellenberg in den Thälesbach bei Hirschau führende Tunnel der Stuttgarter Linie glücklich durchbrochen worden, welches Ereigniß von den Bediensteten Abends in Hirschau gefeiert wurde. (S. M.)
Enzberg, 24. Febr. Die N.-Ztg. veröffentlicht einen frechen Diebstahl, den ein fein gekleideter Herr begangen, welcher Abends von Pforzheim hier eingetroffen und in der Krone abgestiegen war. Nachdem er sich Essen und Trinken wohl hatte schmecken lassen, begab er sich um 10 Uhr auf sein Zimmer und ließ sich in der Nacht aus dem Fenster auf die Straße herab, nachdem er zuvor eine nicht unbedeutende Anzahl von Gegenständen aus verschiedenen Kästen seines Gemachs sich angeeignet hatte.
Die kleine nur 450 Einwohner zählende Gemeinde De min gen, O.-A. Neresheim, hat im letzwn Spätjahr eine Wasserleitung mit 8500 fl. Aufwand erbaut. — Gegen den Plan selbst, der schon früher aufgestellt war, gab es viele Bedenken und Vorurtheile, bis es dem neu ernannten Geistlichen gelang, diese durch Hinweisung auf die Vortheile und Annehmlichkeiten einer guten Wasserleitung zu besiegen. Die Leitung besteht theils aus irdenen, theils aus eisernen Röhren und speist zusammen sechs Brunnen. — Am Schluß der betr. Mittheilung ist u. A. gesagt: „Wir glauben durch diese Schilderung den Beweis geliefert zu haben, daß bei gutem Willen und sachkundiger Leitung die Herstellung einer Wasserleitung aus anerkannt gutem und dauerhaftem Material mit verhält- nißmäßig geringen Kosten möglich und eben darum die Verwendung schlechten Materials, wie hölzerne Teichel re., ganz verwerflich ist.
Oesterreich.
Ungarn hat seine Getreideproduktion, seitdem es durch eiserne Straßen mit dem übrigen