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ren Aufschwung. Durch viele Bauten verschaffte er reichliche» Verdienst; Christoph erbaute nicht nur in Stuttgart jene Hofburg mit ihren ehr­würdigen Thürmen, welche wir nun das alte Schloß nennen, sondern auch, als wollte er sich überall in seinem Lande häuslich ansiedeln, die Schlösser zu Neustadt, Weinsberg, Brackenheim, Leonberg, Neuenbürg, Waldenbuch, Pfullingen, Kirchheim, Schorndorf, Göppingen.

Rastlos arbeitete der Herzog. Im Sommer ließ er sich schon Morgens fünf Uhr von den Rathen Vortrag erstatten, und oft mar er gleich­zeitig schreibend und hörend in Arbeit. Selbst während der kurzen Mahlzeit las er manchmal Aktenstücke, oder Unterzeichnete eine Ausfertigung.

Jeden Tag las der Herzog einen Abschnitt aus der Bibel und bekannte noch im Alter, daß ihm erst die Erfahrung manche Stelle recht er­klären helfe. Morgens und Abends versenkte er sich in demüthiges Gebet, worin er nicht nur seiner Person, seines Hauses und Amtes, son­dern auch aller seiner Unterthanen und Mitchri­sten ernstlich gedachte. Er verfaßte selbst ein eigenes Gebetbuch für die wichtigsten Regierungs­angelegenheiten.

Im vorletzten Winter (1567 auf 68) wurde ihm bereits der Gang in die Schloßkapelle so sauer, daß er in sie ein Fenster durch die Mauer brechen ließ, um aus einem anstoßenden Gemach die Predigt mit der Gemeinde hören zu können. Den folgenden Sommer gebrauchte er das Wild­bad, versäumte auch hier keinen Gottesdienst und tröstete die, über seine Körperschwäche be­kümmerte Herzogin mit den Worten:wenn nun das erwartete Stündlein kommt, so singet mit einander: mit Fried' und Freud fahr ich dahin!" Unter sorglich:» Beschwerden kam daS Christfest 1268 heran. Am Christabend empfing Christoph das hl. Abendmahl. Am 28. Dezember Abends 8 Uhr entschlief er still.

Nur eine Straße in Stuttgart und ein Eisen­werk im Schwarzwald sind nach ihm genannt. Aber sein Geist wirkte durch drei Jahrhunderte im Segen fort, in den Einrichtungen, welche bis jetzt dem modernen Fortschritt Stand gehal­ten und sich bewährt haben.

MisMen.

Eine neue Methode der Vrod- bereitung veröffentlicht Just. v. Liebig in der A. A. Ztg. Das Bäckergewerbe ist wohl das einzige unter allen Gewerben, welches seit Jahrtausenden von dem Fortschritt nicht berührt worden ist. Wir essen noch heute das unge­säuerte Brod, welches die Bibel erwähnt und wie es Plinius beschreibt, nur daß das Mehl ein anderes, wiewohl im physiologischen Sinne kein besseres ist. Es war zu hoffen, daß die von dem berühmten Chemiker angeregte Methode, Brod von ganzem Mehl zu Backen, in weiteren Kreisen Eingang finden werde. Diese Hoffnung erwies sich aber als trügerisch- das nahrhafte Schwarzbrod wurde selbst von Dienstboten und Wäscherinnen verschmäht, v. Liebig macht nun auf eine neue Methode aufmerksam, welche in jedem Hause gestattet, aus gewöhnlichem Mehl, ohne Kleie, ein schönes, schmackhaftes Brod zu bereiten, von höherem Nährwerth, als dem Brod

aus demselben Mehle, nach jeder andern Me­thode bereitet, zukommt. Wenn mir dem Wei­zen- und Noggenmehl, anstatt der Kleie, die Nührsalze derselben wieder znfügen, so vermögen wir in beiden Mchlsorten den ursprünglichen Nährwerth des Korns wieder herzustellen. Da der Nährwerth des Mehls mindestens um 12, oft 15°/» kleiner ist als der des Korns, so ge­winnt diese Wiederherstellung eine große natio­nalökonomische Bedeutung; denn der Erfolg der Praxis der Ernährung ist alsdann genau so, wie wenn alle Felder in einem Lande '/? bis '/s mehr Korn geliefert hätten: mit derselben Menge Mehl wird durch diese Ergänzung eine größere Anzahl Menschen gesättigt und ernährt werden können. Auf dieser Betrachtung beruht die Dar­stellung des Backpulvers von Professor Hors­ford in Cambridge, die v. Liebig als eine der wichtigsten und segensreichsten Erfindungen be­zeichnet, welche in dem letzten Jahrzehnt gemacht worden seien. Mit diesem Pulver wird ein aus­gezeichnetes meißes Brod von vortrefflichem Ge­schmack erzielt; es enthält die Nährsalze der Kleie in einer solchen Form, daß es die Anwen­dung des Sauerteigs oder der Hefe in der Brodbereitung völlig entbehrlich macht, v. Lie­big hat zwei der ausgezeichnetsten Fabrikanten chemischer Produkte, die H.H. G. C. Zimmer in Mannheim und L. C. Marquart in Bonn veranlaßt, das erwähnte Backpulver darzustellen; dasselbe ist von ihnen nebst genauer Vorschrift zu dessen Anwendung zu beziehen.

(Zur Verhütung des Rauzigwer- dens des Oeles.) Man bereitet sich einen halbflüssigen Teig aus ein Theil Kreide und 2 Theil Alaun, tränkt einen Schwamm damit und befestigt diesen auf dem Boden des Gefäßes. Oder man reibt etwas Oel mit Zucker ab und schüttet dieses in die Oelkrüge. Hauptsache aber ist Reinlichkeit, Abschließung der Luft und Kühle. Ist aber das Oel einmal ranzig geworden, so darf man ja keine Bleimittel dazu anwenden, da dieses höchst ungesund und gefährlich ist. Das einfachste Mittel und das beste be­steht aus der Mischung des Oeles mit Kohlen­pulver (Holzkohle) und nachherige Filtrirung desselben.

Neues im Musterlager in Stuttgart.

Aus der American-P apier-Macha- Manufacturing-Compani) in Enenpoint: Ein Sortiment 'Wassereimer, Waschschüsseln, Spucknäpfe und Milchschüsseln aus chemisch prä- parirtem Papier. Dasselbe ist so zubereitet, daß es ganz unempfindlich gegen die Wirkungen von Wasser oder Säure ist. Die Geräthe können in einen Ofen gestellt werden, bis das Wasser siedet, ebenso hat Sonnenhitze oder Kälte keinen Einfluß auf sie. Wo Holz reißt und Eisen rostet, blei­ben die Geschirre aus Papier unversehrt. Au­ßerdem sind dieselben unzerbrechlich, leicht wie von Holz und mit einem hübschen Lacke über­zogen. Es dürfte sich der Mühe lohnen, die­selben aus dem aus Holz dargestellten Papierzeng zu fertigen. Die Preise sind ungefähr dieselben, wie diejenigen lackirter Blechgefäffe, welchen sie auch ähnlich sind.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.