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giums, Bergrath Bilfing er, sich auf das in neuester Zeit von einem schweren Unglück heim­gesuchte kaiserlich österreichische Steinsalzwerk Wielizka begebe, um die Entstehung des Un­glücks und die Arbeiten kennen zu lernen, welche zu Abschließung der eindringenden Wasser und zu Rettung des großartigen Salzwerks unter­nommen werden.

Die Regierung hat den Kammern einen GesetzeSentwnrf vorgelegt, nach welchem die Bil­dung religiöser Vereine außerhalb der vom Staat als öffentliche Körperschaften anerkannten Kir­chen von einer vorgängigen staatlichen Geneh­migung unabhängig ist.

Herzog Christoph von Württemberg.

Dieser treffliche Fürst ist am 28. Dezember des Jahres 1568 , also gerade vor 300 Jahren entschlafen. An seinem Todestag dürfen wir der großen Wohlthaten und Segnungen gedenken, welche das Vaterland, Volk, Schule und Kirche ihm verdankt. *)

Am 12. Mai des Jahres 1515 zu Hohenurach geboren, hatte Christoph eine sehr harte Kind­heit und Jugend. Sein Vater, Herzog Ulrich, wurde des Landes vertrieben, dieses von Oester­reich besetzt und der fünfjährige Prinz an den Habsburger Hof geschleppt. Doch in der Ver­bannung wachte Gottes Vaterauge über dem Knaben. Kaiser Karl der Fünfte erzeigte dem strebsamen Prinzen besondere Achtung und Zu­neigung. Gleichwohl fühlte er am kaiserlichen Hoflager sich als einen Gefangenen und wurde mit Argwohn bewacht. Als die Reichsstände sich für seine Befreiung aus der österreichischen Ge­fangenhaltung verwenden wollten, traf der Kai­ser Anstalt, ihn nach Italien und Spanien zu schaffen, wo er vielleicht spurlos verschwunden wäre. Dieser Gefahr entzog sich Christoph im Oktober 1532 durch die Flucht. Inzwischen rüstete sich Herzog Ulrich, sein ihm vom Hause Habsburg entzogenes Stammland wieder zu ge­winnen, schlug die Oesterreicher am 13. Mai 1534 in der ruhmvollen Schlacht bei Laufen und hielt zwei Tage darauf seinen Einzug in Stuttgart.

Im Jahr 1542 übergab Ulrich seinem Sohne die Verwaltung der Grafschaft Mömpelgard und bewilligte feine Vermählung mit Anna Maria, der Tochter des Markgrafen Georg von Bran­denburg-Ansbach.

Nach wenigen Jahren brach eine neue schwere Trübsal herein. Im schmalkaldischen Krieg suchte das Haus Habsburg die evangelische Glaubens­freiheit auch in Württemberg zu unterdrücken, Herzog Ulrich zog gegen die sein Land bedro­hende Macht ins Feld, mußte aber bald fliehen und das österreichische Heer, d. h. spanisches, italienisches, kroatisches Kriegsvolk fuhr mit räu­berischem Uebermuth wiederum über Württem­berg her und das Haus Habsburg zeigte nicht undeutlich die Absicht, das Herzogthum Würt­temberg gänzlich an sich zu nehmen. Der ge­ächtete Herzog Ulrich starb zu Tübingen (6. Nov. 1550). Das von fremden Truppen besetzte Land huldigte schleunig dem Thronfolger, welcher nun

*) Nach der sehr empfehlenswerthen SchriftChri­stoph, Herzog von Württemberg". Geschildert von Paul Presset. Stuttg. 1866. Verlag von I. F. Steinkops. 146 Seiten. Preis 24 kr.

als Herzog Christoph mit ebensoviel Weisheit als Thatkraft sein Volk von den österreichischen Banden befreite.

Herzog Christoph setzte sich vor Allem in gutes Einvernehmen mit den Ständen des Landes Er ordnete die schwere Schuldenlast und das Steuerwesen des Landes und nahm die Gesetzgebung in Angriff, Christoph schuf un.er Beirath seiner Stände das (noch heute geltende) württembergische Landrecht und die Landes­ordnung.

Des Weitern gab Christoph seinen: Volk eine vortreffliche Kirchenordnung.

Große und bleibende Verdienste erwarb sich Christoph um die Volksbildung. Die auf­gehobenen Klöster benützte er zu Einrichtung von theologischen Lehranstalten (Seminaren, Nie­dern Klöstern). In dem vormaligen Augustiner­kloster zu Tübingen errichtete der Herzog eine höhere Bildungsanstalt (Stift") für ev. Geist­liche. Sodann verordnete Christoph die Grün­dung lateinischer Schulen in sämmtlichen Städten des Landes. Für das gesammte Volks­leben sorgte er in seiner Schulordnung (von 1559), worin er nicht nur das württembergische, sondern überhaupt das deutsche Volksschul­wesen bleibend begründet hat.

Die Schätze, welche die alte Kirche in ihren Klöstern und Besitzungen aufgespeichert hatte, that Christoph in ein unveräußerliches evange­lisches Kirchengut zusammen, welches bei der lutherischen Kirche und ihren Schulanstalten un­widerruflich bleiben sollte.

Herzog Christoph war keineswegs engherzig blos auf den Bedarf seines eigenen Landes be­dacht. Er war ebenso sehr ein patriotischer Reichs für st. Seinen aufopfernden Bemühun­gen vornemlich verdankte das deutsche Reich den Religio ns frieden und sodann die engere Vereinigung der evangelischen Reichsfürsten. Ihm war es völlig klar, daß eine thatkräftige Zusammenfassung der protestantischen Elemente das Vaterland allein retten und heben könne. Er wollte ein vorherrschend evangelisches Deutsch­land, weil er sich überhaupt kein anderes nach dem Sieg der Reformation zu denken vermochte.

Als das Haus Habsburg damals einen süd­deutschen Bund ins Leben rufen wollte, erließ Christoph einehrliches Bedenken", darin er geltend machte:der bestehende Land- und Re­ligionsfrieden würde nur ein Kinderspiel sein, wenn man allererst Partikular-Verbin- dungen aufrichten müßte; vielmehr so lange noch ein Funke Trauens und Glaubens in Deutschland vorhanden, möge Niemand billige und erhebliche Ursache haben, andere unordent­liche und gefährliche Partikular-Vereinigung zu suchen." Herzog Christoph stand in so hohem Ansehen, daß es mit jenem süddeutschen Bunde nunmehr ein Ende hatte.

Als Frankreich eine Allianz mit dem deutschen Reich suchte, wurde der Herzog von Württemberg als Vermittler aufgestellt. Dieser forderte aber, daß Frankreich vor Allem die Gebiete, welche es dem deutschen Reiche vom Leibe weggerissen hatte, herausgeben müsse.

Nur 18 Jahre lang durfte Württemberg sich seines besten Fürsten erfreuen. Während dieser Zeit nahm der Volkswohlstand einen wunderba-