unfern kleinen Verhältnissen ein günstiges Pro- speriren nie zu erwarten wagte, mit Interesse gefolgt waren, fanden mir es bei dem so befriedigenden Ergebnisse ganz am Platze, daß ein Mitglied der vielfachen Bemühungen der mitwirkenden Persönlichkeiten, insbesondere der Verdienste des Hrn. Oberamtmann Lutz, der die Bank ins Leben gerufen und als sachkundiger Vorstand leitet, mit gebührender Anerkennung unter dankender Beistimmung der Versammlung gedachte.
Der Tagesordnung gemäs verwandelte sich die Versammlung in eine Sitzung desGewer b e- Vereins und folgte nun der angekündigte Vortrag des Hrn. Reallehrer Weifsenbach über den neuen Eisapparat, wozu sich auch Damen eingefunden hatten.
Da dieser Vortrag für viele unserer Leser von Interesse ist, so lassen wir, gestützt ans gefällige Mittheilung Hauptsächliches oaraus hiernach folgen:
„Wir sehen alle Naturkörper in drei verschiedenen Formen „Aggregatszuständen" auftreten, als feste Körper, flüssige und lustförmige, und forscht man nach der Ursache dieser Verschiedenheit, so kommt man auf zwei feindliche Gewalten in der Natur, welche sich wechselsweise bekämpfen, hier einander im Schach halte» und dort sich überwinden. Die eine dieser Naturkräfte ist die Cohäsionskraft, die Kraft des Zusammenhangs der einzelnen Theile eines Körpers. Sie ist am stärksten bei festen, schwächer bei flüssigen Körpern und gar nicht vorhanden bei lustförmigen. Dieser Kraft steht eine andere noch gewaltigere gegenüber, die Wärme, eine Kraft, auf die wir bei allen atmosphärischen Erscheinungen, Regen, Schnee rc. rc im alltäglichen Leben und bei jeder Bewegung stoßen, so daß bei Physikern die Begriffe Wärme und lebendige Kraft gleich bedeutend sind. Sie bildete den Wassertropfen und schuf Welten. Die berühmte Theorie des Franzosen La Place besagt, daß die Erde einst, in fernen Zeiten, in Dampfform aufgelöst war, daß durch Erkaltung im Weltraum die äußere Schichte flüssig und endlich zur festen Erdrinde geworden, die Dämpfe und flüssigen Massen also mehr und mehr nach deni Innern der Erde getrieben wurden. Viele Erscheinungen: Vulkane, Erdbeben, Weltmeer u. s. w. sprechen für diese Annahme, und in der Thal dürfen wir uns auch der Analogie nach den umgekehrten Schluß erlauben, daß es wohl möglich wäre, alle Körper in flüssigen und schließlich in dampfförmigen Znstand zu bringen, wenn wir nur die dazu nöthige Wärme Hervorbringen könnten.
Sehen wir uns nun den Vorgang etwas näher an, wenn durch Wärme ein fester Körper flüssig und dampfförmig werden soll.
Stellen wir z. B. eine Schüssel mit Schnee der nach dem Thermometer 0° zeigt auf den heißen Ofen, so nehmen wir eine ganz merkwürdige Erscheinung wahr: der Schnee sinkt zusammen und fängt endlich an zu schmelzen: das Quecksilber aber regt sich nicht, es bleibt auf demselben Platze, d. h. auf 0°, bis aller Schnee geschmolzen ist. Sobald aber dieser Fall eingetreten, steigt es höher und höher, bis es mit dem Beginne des Verdampfens 80° zeigt; jetzt bleibt es wieder stehen, bis alles Wasser verdampft ist. Dieser Vorgang ist bei allen festen Körpern, welche geschmolzen und dampfförmig gemacht werden, stets derselbe und ersieht man denselben am auffallendsten, wenn man Schnee von 0° und siedendes Wäger von 80° zu gleichen Gewichtstheilen mischt und dadurch Wasser von 0° erhält. Wie erklären wir uns das? Jeder feste Körper hat eine bestimmte Wärmcnmenge nöthiq, damit seine Cohäsionskraft überwunden werde; dieses Quantum Wärme wird von letzterer gleichsam gebunden und aufgezehrt, ist also für die Umgebung nicht mehr vorhanden, oder wird gegebenen Falls derselben sogar entzogen. So kommen wir auf das allgemeine Naturgesetz: Beim Uebergang fester Körper in den flüftigen und luftförmigen Zustand wird der Umgebung
Wärme entzogen, respektive in dieser Umgebung Külte hervorgebracht. Darauf beruhen viele uns bekannte Erscheinungen: Kühlerwerden nach dem Regen, wenn die Feuchtigkeit verdunstet, Frösteln nach dem Bade rc.
Löst man feste Körper in Flüssigkeiten auf, so brauchen sie dazu Wärme, die sie der Flüssigkeit entziehen. Darauf gründen sich die sogenannten künstlichen Kültemischungen, zu denen sich besonders Salze, ihrer leichten Lösbarkeit halber, eignen Eine einfache Kültemischnng ist Schnee und Kochsalz zu gleichen Ge- wichtSthcilen, wobei 13°Röaum. Külte erzeugt werden. Man hat nun längst diese Kältemischungen benützt, um EiS im Kleinen zu fabricircn; die Resultate waren aber immer unzulänglich und mit ziemlichen Kosten verknüpft.
Der Italiener Toselli hat das Verdienst, durch stete Verbesserungen sowohl ein wohlfeiles, kräftig wirkendes Kültegemisch, als auch eine einfache hübsche nur 12 Franken kostende Eismaschine hergestellt zu haben. DaS Kältegemisch besteht aus kohlensaurem Natron und salpetcrsaurem Ammoniak, welche eine Kälte von 30° Eels. erzeugen und für jeden Versuch nur auf circa 15 kr. zu stehen kommen."
Der Vortragende bemerkte, daß die Maschine gegenwärtig im Musterlager der Centralstelle aufgestellt sei, zeigte eine solche der Versammlung vor und setzte sie nun unter den entsprechenden Erläuterungen in Thätigkeit. Der Erfolg war ein gelungener, so daß Einer der während des Experiments erst hinzugekommen wäre, hätte glauben mögen „es gehe nicht mit rechten Dingen zu." Inner 15 Minuten war vor den Augen der Anwesenden in einem Lokal mit 21° Wärme ein hübscher Eiszapf producirt.
Weiter erläuterte der Hr. Reallehrer, daß der Apparat unsere Eiskeller natürlich noch nicht ersetze, allein man könne auf billige Weise in einer Viertelstunde ein schönes Stück Eis mit einem Aufwand von nur 15 kr. für Salze, Gefrorenes verschiedener Art für 6 Personen hinreichend Herstellen. Die Eismaschine werde also namentlich für Orte, wo kein Eiskeller ist, dann aber auch für Restaurationen, Konditoreien und zum Hausgebrauche für Familien von Werth sein. Dingler's politechnisches Journal sage hierüber: „Es kann keinen einfacheren, wohlfeileren und dabei wirksameren Apparat geben, als diese neue Eismaschine."
Der verständlich gegebene Vortrag und das daran geknüpfte Experiment wurden mit Aufmerksamkeit und dankend ausgenommen.
Hierauf machte der Sekretär des Vereins, Hr. W. Lutz, Mittheilung über den gegenwärtigen Stand des schon einige Zeit vacirenden Vereins, den Antrag beifügend, die Stelle für den abgegangenen Vorstand wieder zu besetzen, und schlug hiefür Hrn. Reallehrer Weifsenbach vor. Dieser Vorschlag wurde nach kurzer Erörterung mit Acelamation angenommen. Wir wünschen dem Gewerbeverein Glück zu dieser Accquisition.
ST» Auf Anfragen zur Nachricht, daß Bestellungen auf den Enzthäler noch täglich angenommen und die rückständigen Nummern so weit thunlich nachgcliefert werden. Bestellungen von auswärts beliebe man der Kürze wegen immer bei den K. Postämtern oder den Postboten zu machen.
Die Redaktion.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.