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Der Triumph des Lasters war ein kurzer ge­nesen!

Wir haben nur noch wenige Worte hinzuzu­setzen. Herr Fohmann überlebte die letzte Auf­regung nicht lange, aber doch lange genug, um seine selig vereinten Kinder an seinem Bette segnen zu können. Das schöne Anwesen kam natürlich nicht in fremde Hände, sondern wurde von seinem Sohne in dem Sinne fortgeleilet, wie cs der Fabrikherr angelegt hatte, und Julie, die Gattin Wilhelms, blieb der Schutzgeist der kleinen Kolonie,

ein Engel des Friedens und der Liebe für Alle! Aloys Schmelzer und Aloysia, seine Tochter,

wurden nach Frankreich ausgeliefert, und endeten ohne Zweifel, wie Verbrecher endigen.

Th. Gr.

Alle Nkann an Deck."

Unter diesem Titel erzählt derHausfreund" nachfolgende hübsche Anekdote:

Einen Glanztag im Leben eines deutschen Dichters, und zwar in dem Leben Freiligraths, bildete folgendes Ereigniß:

Der Dichter, welcher schon im Jahre 1832 in einer Menge reizender Schöpfungen: ..Amphitritc', '/Meerfahrt" u. s. w. den Ocean und das Schiff­treiben so prächtig schilderte, hatte doch, außer im Elbhafen in Hamburg, weder Eines noch das Andere je gesehen. Ein Ausflug nach Amsterdam sollte ihm Gelegenheit geben, das, was er mit «Geistes Augen ' so oft gesehen, auch in Wirk­lichkeit kennen zu lernen. Der »Adler", ein pracht­voller, nach Kanton bestimmter Dreimaster, lag vor Anker, und gern wurde Freiligrath und dem ihn begleitenden Freunde die Erlaubniß ertheilt, das Schiff zu besehen. Der Oberbovtsmann, ein wettergebrännter alter Seemann, machte den Füh­rer. An der Capitänscajüte entschuldigte er sich, die fremden Herren nicht in die Räume derselben einführen zu können, da der Capitän eben Gäste bei sich führte Gesprächsweise wurde noch er­wähn«, daß derselbe schon zweimal die Reise um die Erde gemacht habe. In demselben Augenblick öffnet sich die Thür und man erblickt eine fröh­liche Gesellschaft von eleganten Herren und Da­men, die eben im Begriff ist, ein nichts weniger als frugales Diner zu beendigen, wie eine reich­liche Anzahl leerer Flaschen zur Genüge bekundet.

Der Dichter entschuldigte sich, seiner Neugierde, das prachtvolle Schiff zu bewundern, ohne Er­laubniß des Capitäns gefolgt zu sein. Dieser, ein vollendeter Weltmann, nöthigt die Herren, in die Cajüte einzurreten, zeigt ihnen seine elegante Waffenkammer, sein Arbeitszimmer, Alles aufs Netteste und Comfortabelste eingerichtet; Letzteres zierte auch eine kleine, aber sehr gewählte Bücher­sammlung, in welcher die Prachtausgabe von Freiligrath's Poesieen obenan steht.

»Freut es Dich nicht, daß Deine Gedichte jetzt die Reise nach Kanton mitmachen? fragte der Be­gleiter Freiligraths seinen Freund.

«Wie so?" wirft der Capitän dazwischen.

»Der Herr ist Freiligrath."

Freiligrath? Der Dichter Freiligrath?" rief der Seemann stürmisch aus.

Auf die Bejahung stürzt er rasch zum Sprach­rohr:

Flaggen auf! Alle Mann an Deck! Cham­pagner herauf! Gott segne Sie, Sie haben mir manchen heißen Tag auf dem Ocean verkürzt, manche frohe begeisterte Stunde geschaffen!"

Er drückte den erschütterten Dichter bewegt an die Brust, und die Gläser mit dem inzwischen angekommenen schäumenden Rebensäfte füllend, spricht er mit weicher Stimme:

Meine Damen und Herren! Sie auf dem Festlande haben keine Ahnung, welch treuer Be­gleiter der wahre deutsche Dichter dem einsamen Seefahrer in fernen Welttheilen ist, was dieser ihm zu danken hat! Ein Zufall, den ich segne, bringt der besten Einen an meinen Tisch. Meine Herren und Damen! Ich nehme das als eine frohe Vorbedeutung für meine morgige Reise an. Erheben Sie die Gläser, der Dichter Freiligrath, er lebe hoch!"

Lautlos, nur durch eine mühsam zurückge­drängte Freudenthräne konnte der arme Dichter, der in diesem Augenblicke mit keinem Fürsten der Erde getauscht hätte, den stürmischen Jubelruf der Andern erwiedern.

Bei seiner Entfernung standen ehrfurchtsvoll in zwei Reihen und in Festkleidernalle Mann an Deck"; alle Flaggen waren § aufgezogen, das Schiff lag im festlichen Schmucke da, als ob der König es mit seinem Besuche beehrt hätte. Das war der schönste Tag im Leben eines deutschen Dichters. ,

Einladung zum Abonnement ans den Eazthäler

für das dritte und vierte Quartal 1867.

Mit diesem Monat geht das zweite Quartal zu Ende und sind Diejenigen, welche neue Be­stellung auf das dritte und vierte Quartal machen wollen, freundlich gebeten, ihre Bestellungen zeitig zu machen; Auswärtige wie gewöhnlich bei ihren Postämtern

Seit Errichtung der Landpost geschieht die Versendung des Enthälers im ganzen Oberamts, bezirke in gleicher Weise wie nach auswärts durch die Kgl. Postanstalt. Sämmtliche auswärtigen Leser wollen deßhalb ihre Bestellungen immer unmittelbar bei den Postämtern ihres Postbezirks, also: z. B in Neuenbürg, Wildbad, Calmbach, Höfen und Hrrrenalb machen. Es können die Postboten solche Bestellungen auch mündlich an das Postamt bringen.

Der Preis des Blattes ist auch im entfernteren Bezirksorte 1 fl. 1 kr. halbjährig und 31 kr. vierteljährig.

Für Bekanntmachungen der verschiedensten Art ist der Enzthäler sehr zweckdienlich; die erleichterte schnelle Versendung, wie die fortwährende Zunahme des Blattes sichern besten Erfolg und es kann mit vollem Rechte dem ferneren Wohlwollen der geehrten Leser empfohlen werden.

Aie Kedaction.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Mcch in Neuenbürg.