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Württemberg.

Stuttgart, 23. Mai. Es wird wohl kaum der Bemerkung bedürfen, daß die K. Ver­ordnung vom 19. d. M., betr. die Ergreifung von Maßregeln zum Schutze gegen Rinder­pest nur präscrvativer Natur ist. Man wird nicht fehlgehen, wenn man in jener Verordnung die Absicht der Regierung erkennt, zu zeigen', daß diese zu den energischsten Maßregeln ent­schlossen ist, wenn sich je ein Fall von Rinder­pest bei uns zeigen sollte. Gleichzeitig ist eine Kommission niedergesetzt worden, welche eine In­struktion zum Vollzug der Verordunng vom 19. auszuarbeiten hat. (S. M.)

Neuenbürg, 24. Mai. Diesen Morgen 9 Uhr haben wir Schneegestöber. Stand des Thermom. 3", heute früh 5° R. Holdes Mai­wetter!

Miszellen.

Das Testament.

(Fortsetzung.)

Der feige Schuft, der mich hinter meinem Rücken verrathen wollte," ries er, als er dort an­gelangt war und Niemanden sah,ist »och nicht da; aber wenn er nicht hichcr kommt, so werde ich ihn in seiner Höhle aussuch n."

Wenn Sie. wie ich vcriiiwhe, u' ter dem feigen Schufte mich verstehen, so bin ich längst da, und erwartete Sie," deine, kte die höhnische Stimme Schmelze, s, welche» nunmehr hinter der E che hervor >rat.Ich denke eben, ein Mann in Ihrer Lage sollte sich anderer Ausdrücke bedienen, denn je besser Sie sich mir stellen, um so j,li pflichcre Bedingungen mache ich Ihnen "

Herr Fohmann sah ein, daß der Mann recht hatte; er nabm sich also gewaltsam zusammen, um seinen Zorn zu unterdrücken.Gut, Herr Schmel­zer," sagte er,bleiben wir Beide >uhig. so wird die Sache möglicherweise noch zu einem friedlichen Ziele gelange». Ich habe mir Sills schon zum voraus genau überlegt und werde kein Jota von d,m abgehen, was ich Ihnen nun vorschlage." Hier hielt er einen L ug>nblick inne, aber nur um gleich darauf in ernstem Tone fortzufahren:Daß ich Sie aufmeinem Anwesen nicht länger dulden kann, sehen Sie ein, Sie und Ihre Tochter baden es da­rauf angelegt, den Frieden dieses bisher so glück­lichen Etablissemen s zu stören, und mit welchen ehrlosen Mi teln Sit dies zu bewerkstelligen suchten, wissen Sie selbst am besten. Sic müssen also von hier fort, und zwar unter allen Um­ständen. Eben so wen g kann ich Sie aber auch in der Nachbarschaft oder überhaupt im Lande dulden, denn dann würde dasselbe Sp el, das Sie hier mündllL treiben, brieflich beginn n. Sie müssen also auch unser Land, überhaupt Deutsch­land verlassen, w>nn ich vor Ihren Umtrieben ge­sichert sein soll. Deswegen schlage ich Ihnen vor: Sie und Ihre Tochter gehen über die See; ich zahle für Sie Beide lie Ueberfahrtskostcn, und in Amerika ang kommen, erhalten Sie Lie Summe von Zehntausend Gulden Damit könnn Sie sich in jenem Lande eine bequeme Existenz verschaffen und Ihre Zukunft ist gesichert. Auch thue ich dies Alles unt r der cinz gen, vor dem nächsten Ge- richte zu bestätigenden Bedingung, daß Sie von

nun an für immer auf das Recht Verzicht u, in Deutschland zu leben. Ist Ihnen dieser Vorschlag genehm oder nicht? -

- Und wenn er mir »un nicht genehm wäre?" erwiderte Schmelzer höhnisch.

Dann wird genau das geschehen, was ich Ihnen jetzt mittheile," fuhr Herr Fohmann kalt und nrhig fort. »Ich weiß, daß Sie in Bezie­hung auf die V>rgehen, wegen deren Sie vor siebzehn Jahren verfolgt wurden, in die schon vor Jahren erlassene allgemeine Amnestie mit einge- schlossen sind. Sonst hätten Sie es wohl auch nicht gewagt, sich in dieser Gegend sehen zu lassen. Es kann mir also nicht einfaü n, eine dicßfallsige Anzeige über Sie zu machen, da dieselbe fruchtlos wäre Dagegen we,dc ich mich selbst bei deu Behörden stellen und einen genauen Bericht da­rüber abstaucn, wie ich zu den von mir bisher als Kriegsbeute betrachteten Geldern ge­kommen bin Die Gerichte mögen dann entschei­den, ob ch in meinem Recht war, oder nicht. Wie dieser Entscheid ausfällt, weiß ich nicht, aber cs mag kommen, wie cs wolle, so haben doch Sie keinen Vortheil davoon, denn Sie werde ich wegen Erpressung belangen. Sie werden dieses Vergehens wegen eingestrckt, und nach erstandener Strafe über die Landcsgränzen verwiesen werden. Dafür bürgt mir die Gerechtigkeit unserer Richter, wobei der schlechte Leumund, in dem Sic stehen, und der Einfluß, de» ich als angesehener Fabrikherr besitze, nicht gering in die Wagschale fallen werden. Nun wählen Sie, cntncdcr erhalten Sie nichts und haben das Gefängniß in Aussicht, oder ich gebe Ihnen zehntausend Gulden, und Sie gründen sich damit eine neue Eriüenz."

(Fortsetzung folgt.)

Unterschird. Man fragte:Welcher Un­terschied ist zwischen einem Pastor und einem Arzte?" und die Antwort war:Der Pastor baut den Acker Gottes, und der Arzt den Gottes- Acker."

Schädlichkeit der Kartoffelkeime. Das prakt. Wochenblatt bemerkt hierüber : Schon in einer altern französischen Zeitschrift findet sich die Bemerkung, daß die langen Keime, welche die in den Kellern n. s. w. aufbcwahrten Kar­toffeln treiben, allein das Gift enthalten, wel­ches der Familie der Solaneen eigenthümlich ist. Nach gemachten Erfahrungen sollen gekeimte Kartoffeln, als Futter benützt, dem Vieh schäd­lich geworden sein. Werden gekeimte Kartoffeln, ohne daß die Keime entfernt werden, zur Brannt- weinbercitung benützt, so bleibt das Gift, das Solanin, nach der Destillation in der Schlempe und äußert höchst ungünstige Wirkungen auf das hiermit gefütterte Vieh Die Glieder schwellen an, dann folgt eine Lähmung der Rückenmuskeln, welche sich mit Geschwüren bedecken, und das Endresultat ist der Tod. Darum ist es unerläß­lich, daß die Keime vor dem weitern Gebrauch von der Kartoffel entfernt werden.

Goldkours der K. Württ. Staatskassen - Verwaltung

u) mit unveränderlichem Cours:

württ. Dukaten 5 fl. 45 kr. b) mit veränderlicher» Cours:

Nand-Dukaten 5 ff. 33 tr. Frredrichsd'or 9 fl. 56Rr. Pistolen S fl. 43 kr.

20-Frairkenstückc 9 fl. 25s.tr. Stuttgart, 16. Mai 1867.

Redaktion. Druck und Verla- vv» Jak. Meey in Neuenbürg.