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dar gemeinsame Vaterland, einer weiteren Zer- stümmelung und Trennung desselben mit aller Kraft entgegcnzuarbeitcn. Mägen wir dabei auch in die allerdings widrige und fast demüthige Lage kommen unserem Ueberwinder, der, sei es aus freiem, sei es ans gezwungenem Willen, ans halbem Wege stehen bleiben will, die Bahn weiter zu ebnen es bleibt uns keine andere Wahl. Ein norddeutscher und ein süddeutscher Bund wir können, wir dürfen dafür nicht eintreten. War bis dahin der großdeutsche Ge­danke der: bei Deutschland zu erhalten, was zu Deutschland gehört, so muß er nunmehr bei der veränderten Lage d:r Dinge der sein: das außer­österreichische Deutschland als ein Ganzes zu erhalten. (Schluß folgt.)

Berlin, 8. Aug. Die württembergischen Abgeordneten zu den Friedensverhandlungen sind Varnbüler, Hardegg, Legationsrath Spitzemberg, Legationssecetär Schönhardt und Major Seubert.

Bei der Illumination in Berlin zu Ehren der Ankunft Sr. Majestät gab es allerlei Trans­parent-Inschriften an den Häusern, unter denen wir folgende hervorheben:Bei Königgrätz fiel unser mißrathener Sohn: Conflict! W. König und Frau, geb. Landtag."Am Main, am Main, da wachsen uns're Reben, Gesegnet sei der Main!" Auch das wollen wir noch an­führen, daß eine Schneiderswittwe in der Paro- chialstraße schon die in Vorschlag gebrachte neue deutsche Kaiserfahne Schwarz-weiß-gold ausge­hängt hatte.

Die Cholera wird allem Anschein nach die Kriegsereignisse mit einer stehenden Rubrik in der Presse ablösen, wie dieß v«n Sachkundigen vielfach schon beim Beginn so bedeutender Truppen-' anhäufungen vorhergesagt worden ist. In Berlin, um beim Norden, dem dießmaligen Ausgangs­punkt des schlimmen Gastes anzufangen, steht die Zahl der bis jetzt vorgekommenen Erkran­kungen schon über 5000 mit mehr als 2000 Tobten. Ein vorerst sporadisches Auftreten der Seuche wird auch in Süddeutschland, besonders am Main, aus den meisten Cantonirungen und Spitälern berichtet, wo Truppen, beziehungs­weise Verwundete und Kranke, eng beisammen­liegen und fordert überall ein Auseinanderlegen, so viel möglich in luftigen Räumen, was sich meistens als bestes Mittel gegen weitere Aus­breitung der Pest bewährt.

Wien, 5. Aug. Sicheren Berichten zufolge stellen sich dem Abschlüsse eines Waffenstillstandes mit Italien noch bedeutende Schwierigkeiten ent­gegen, so daß der Wiederausbruch der Feind­seligkeiten im Süden nicht ganz außer der Wahr­scheinlichkeit liegt. Oesterreich beharrt entschie­den darauf, keinen Fuß breit Boden von Tyrol abzutreten und von Italien für Venetien nicht nur eine Geldentschädigung, sondern auch die Uebernahme eines angemessenen Theils der Staats­schuld zu fordern. Man trifft daher Hier Anstalten für alle möglichen Fälle.

Württemberg.

Stuttgart, 8. Aug. Die gestrige Ver­sammlung in der Bürgergesellschaft, zu welcher der Abg. Holder im Namen des Comites ein­geladen hatte, war sehr zahlreich besucht und lieferte den Beweis, daß di« Bestrebungen für

die Herstellung eines ganzen, ungetheilten Deutsch­lands in den Kreisen unseres Bürgerthums nach­haltiger Unterstützung gewiß find. Auch aus Cannstatt und Tübingen waren Gesinnungsge­nossen anwesend. Im Laufe der Besprechung machte sich das Bedürfniß geltend, daß die An­hänger dieser Gesinnung sich enger aneinander anschließen und eine durch feste Organisation verbundene Partei bilden, welche unter dem Namen deutsche Partei auf ihr Programm setze, daß keine Trennung Deutschlands nach der Main­linie stattfinde, vielmehr im engen Anschlüsse des Südens an den Norden eine nationale Bundes­verfassung ganz Deutschland umfasse. In diesem Sinne beschloß die Versammlung, sich als deutsche Partei zu constituiren und beauftragte das seit­herige provisorische Comitö, unter Beiziehung gleichgesinnter Männer aus dem ganzen Lande die Frage der Organisation sofort in die Hand zu nehmen. (S. M.)

Der Gesammtverlust des württemb. Truppen­corps beträgt an Tobten: Officiere 8, Unter- officiere 9 , Soldaten 49; an Verwundeten: Officiere 18, Unterofficiere 73, Soldaten 409; an Vermißten: Officiere 5, Unterofficiere 8, Soldaten 140. Dieser Verlust vertheilt sich auf die Gefechte 1) bei Hardheim Vermißte: Sol­daten 13; 2) bei Tauberbischofsheim Tobte: Officiere 7, Unterofficiere 9, Soldaten 49; Ver­wundete: Officiere 18, Unterofficiere 68, Sol­daten 403; 3) bei Girchsheim Tobte: Officiere 1, Verwundete: Unterofficiere 5, Soldaten 6; Ver­mißte: Officiere 1, Unterofficiere 2, Soldaten 3. Gesammtsumme der Verluste 719. (St.-A:)

Aus der letzten Liste der Tobten, Verwun­deten und Vermißten. Verwundet: Jak. Fr. Bohlinger von Schmann; vermißt: Jak. Schmid von Maisenbach.

Stuttgart, 9. Aug. Wie wir vernehmen, ist Präsident v. Köstlin, welcher, wie berichtet worden, vor wenigen Wochen sein 50jähriges Amtsjubiläum gefeiert, auf seinen Wunsch pen- sionirt und an dessen Stelle Director v. Schmid- lin zum Präsidenten des Cönsistoriums ernannt worden.

Die im Etatsjahr 1865/66 verliehenen Staats­beiträge zu Kirchen-, Pfarr- und Schulhaus­bauten betragen 29,555 fl., und die im Etats­jahr 1865/66 verliehenen Staatsbeiträgs zu Schullehrergehalten 13,759 fl., mit Hinzurech­nung der in früheren Bekanntmachungen, auf­geführten Verwilligungen bisher im Ganzen 81,235 fl. 30 kr.

Calmbach, 4. Aug. Gestern Mittag kämm 150 Mann Oesterreicher, von Rastatt kommend, auf ihrem Weg nach Ulm und Innsbruck hier durch. Die Gemeinde ließ jedem derselben 15 kr. per Mann Zehrgeld zustellen, was mit Dank angenommen wurde.

Miszellen.

Keine Hühneraugen mehr! Man überpinsele die Hühneraugen oder harten Horn­hautstellen am Fuße Morgens und Abends mehr­fach mit verdünnter Essigsäure, von den Apo­thekern concentrirter Essig genannt, und setze dies Verfahren 812 Tage fort bis dieselben ein mattes Aussehen bekommen und hervorge-