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Italien und Oestreich schwebenden Fragen nicht in den Bereich der Verhandlungen gezogen, da Preußen ausschließlich für sich in Unterhandlung getreten ist. Wohl schreibt uns ein anderer unserer Correspondenten, daß die Kriegsentschä­digung, welche an Preußen zu zahlen ist, von Italien getragen werden wird, das außer dieser Entschädigung für das Festungsviereck noch eine der Größe der Einwohnerzahl Venetiens entspre­chende Quote der Staatsschuld zu übernehmen hat; auch glauben wir, daß in diesem Ueber- einkommen mit Italien Bedingungen, wie die eben angedeuteten, Aufnahme finden werden. Doch bedürfen diese Nachrichten noch der Bestä­tigung, und haben wir Grund an der obigen Angabe festzuhalten, daß in die Verhandlungen in Nikolsburg nur die auf das Verhältniß Oest- reichS zu Preußen und Deutschland Bezug neh­menden Fragen eingezogen wurden."

Wien, 30. Juli. Freiherr v. Kübeck ist hier angekommen, sein Posten ist eingezogen. Der deutsche Bund hat zu existiren aufgehört.

Tie österreichischen Soldaten, denen man nicht nur auf dem Schlachtfelde, sondern weit mehr noch in den Zeitungen einen furchtbaren Schrecken vor den Zündnadeln eingejagt hat, sind wieder guten Muthes, dem sicheren Vernehmen nach soll der Papst beabsichtigen, gegen diese Rüstzeuge des Satans einen Bannstrahl zu schleudern, der in dem Augenblicke, wo man losdrückt, das Zünd­loch verstopft.

Karlsruhe, 1. Aug. Die großherzogl. Regierung hat gestern wichtige politische Ent­schlüsse gefaßt. Baden hat die Auflö­sung des D.eutschen Bundes konstatirt. Dem von derK. Ztg." mitgetheilten Aktenstück (Vortrag des großh. Ministeriums des großh. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten an Se. K. Hoh. den Großherzog) entnehmen wir Folgendes: Gegenüber dieser Thatsachen handelt es sich für die großh. Regierung nicht sowohl um einen Austritt aus dem Bund, als vielMhr um den formellen Ausspruch, daß der Deu tW e Bund nicht mehr bestehe. Dieser for­melle Ausspruch scheint Eurer Königlichen Hoheit Negierung im Interesse des Bundes und Volkes dringend geboten. Wir erachten uns unter die­sen Umständen für verpflichtet, an Eure König­liche Hoheit den unterthänigsten Antrag zu stellen: Allerhöchstdieselben wollen zunächst und vorbe­haltlich weiterer Schritte geruhen, den großh. Bundestagsgesandten aus der bisherigen Bun­desversammlung abzuberufen und denselben mit einer entsprechenden Erklärung über diesen Schritt beauftragen; ebenso den großh. Bevoll­mächtigten bei der Bundes - Militärkommission zurück zu beordern. Diese Anträge haben die höchste Genehmigung erhalten und in Folge da­von sind der großh Geh. Rath Hr. v. Mohl und der Generallieuteuant Hr. v. Boeckh mit den erforderlichen Weisungen versehen und von Augsburg abberufeu. (Pf. T.)

Karlsruhe, 2. Aug. Die Preußen sind gestern Abend beiläufig 800 Mann stark ohne irgepd militärische Zwangsmaßnahmen in Heidel­berg eingerückt.

Mannheim, 1. Aug., Abends II Uhr. Soeben erfolgte der Einmarsch der Preußeu in hiesige Stadt.

Württemberg.

Stuttgart, 1. Aug. Heute früh rückten bereits 4 preußische Kürassiere als Quartier­macher für preußische Infanterie in Mergentheim ein, um ihre Demarkationslinie, in welche Mer­gentheim falle, festzustellen. Es ist somit gegrün­dete Aussicht vorhanden, daß ein weiteres Vor­rücken preußischer Truppen über Mergentheim hinaus nicht stattfindet. (St.-A.)

Mergentheim, 1 Aug. Hier ist preußi­sche Infanterie, Reiterei und Artillerie eingerückt. Friedliche Occupation des Taubergrundes. Waffen­stillstand.

Stuttgart, 2. Aug. Vorm. 10 Uhr. Der Waffenstillstand zwischen Preußen und Württem­berg ist abgeschlossen. Sicherem Vernehmen nach ist eine Demarkationslinie: Heidelberg-Jartfeld, Jaxtfeld-Feuchtwangen, festgestellt, Staats- und Privat-Eigenthum garantirt, die Ansprüche der Truppen vertragsmäßig geregelt.

Durch die obige Mittheilung, welche heute, den 2. August, auch dem Gemeinderath der Stadt Stuttgart zugegangen ist, wird unser gestern noch veröffentlichtes Mergentheimer Telegr., welches das Einrücken der Preußen in Mergentheim und den Abschluß des Waffenstillstands berichtete, in allen Theilen bestätigt. Nach zuverlässigen Nach­richten, die wir soeben erhalten, ist eine Abthei­lung Preußen von der Göben'schen Division unter General Fües gestern gegen 9 Uhr Vormittags in der Stärke von 3 Bataillonen Infanterie, 2 Schwadronen Kürassiere und 2 Batterien Ar­tillerie in Mergentheim einmarschirt. Weitere Truppen in verstärkter Anzahl wurden erwartet. Der General erklärte, daß er Befehl habe, in der Tauberlinic, deren Besetzung durch Preußen im Waffenstillstand eingeräumt sei, einzurücken. Die Artillerie blieb in Mergentheim, die übri­gen Truppen bezogen Quartiere in der Nähe. Die Kürassire rückten auf der Straße nach Dörz- bach (südwestlich) bis Rengershausen vor. Das Benehmen der Truppen wird als ein sehr an­ständiges geschildert. Der Commandirende äußerte, daß es sich nicht um einen feindlichen Einfall, sondern um friedliche Besetzung nach vertrags­mäßigem Abkommen handle. Dieß hat sich denn auch bestätigt. Der mit Württemberg abge­schlossene, vom 2. August beginnende Waffen­stillstand bestimmt eine Demarkations- (Abgren- zungs-) Linie, welche durch unser Land westlich von Jagstfeld, von der badischen Grenze beim Einfluß der Jagst in den Neckar, bis zur baye­rischen Grenze bei Feuchtwangen östlich läuft. Daraus folgt wohl, daß südlich dieser Linie die Preußen nicht weiter vorrücken werden, daß da­gegen das nördlich derselben gelegene Land den Preußen zu friedlicher Besetzung unter vertrags­mäßigen Bedingungen überlassen ist. (S. Dt.)

Nach der officiellen Liste der bei Tauber- bischofsheim gefallenen, verwundeten oder vermißten Angehörigen der Felddivision sind bis jetzt verzeichnet 61 Todte, 419 Verwundete und 159 Mann als vermißt. Unter den Verwun­deten finden sich in der Liste I. G. Kaupp von Nensaz, I. F. Lambarth von Calmbach, I. Klaile von Kapfenhardt und Michael Schnürle von Schwarzenberg.

Waldenburg, 1. Aug. Vom Lazareth zurückkehrend, sah ich den Marktplatz in Mergent-