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merksam. Die Eisenbahnbrücke erfordert 40,000 Ctr., die Wagenfahrbrücke 30,000 Ctr. Schmied­eisen. Hinter der Stadt Ludmigshafen ist eine sehr lange Werkstätte von den Gebrüder Ben- kiser aus Pforzheim errichtet worden, in welcher die einzelnen Glieder des eisernen Oberbaues so­weit zusammengesetzt und vernietet werden, daß sie transportabel bleiben. Auf den 1. Juli soll mit der Aufstellung begonnen werden. Zu die­sem Zwecke muß je zwischen zwei Pfeiler eine Nothbrücke auf einzurammenden Pfählen mit vier Jochen errichtet werden, auf dieser wird alsdann je ein doppelter eiserner Fachwerkträger zusam­mengefügt und auf das Auflager herabgelafsen. Da wegen der Schifffahrt die drei Durchlaß­öffnungen nicht gleichzeitig zugebrückt werden können, so wird die Aufstellung mehrere Monate in Anspruch nehmen. Der Oberbau wird an beiden Ufern mit einem architektonisch geschmack­voll ausgeführten doppelten steinernen Thor­thurmbau abgeschlossen.

Pforzheim, 25. Juni. Nach der gestri­genK. Z." wurde vom großh. Ministerium des Innern ein Erlaß an die großh. Bezirksämter gerichtet, in welchem dieselben, Angesichts der durch den Ausbruch des Krieges hervorgerufenen Nothstände und Besorgnisse, angewiesen sind,die größte Sorgfalt auf Abwehr mate­rieller Noth zu verwende n."

Pforzheim. Viehmarkt Montag, den 2. Juli.

Württemberg.

Der Staats-Anzeiger vom 23. Juni bringt eine Verfügung, betreffend die Postportofreiheit der Bundestruppen.

Ferner eine Bekanntmachung des Ministe­riums der auswärtigen Angelegenheiten, betref- fenn die Portofreiheit des württembergischen Sanitätsvereins in Stuttgart und der Zweig­vereine desselben.

Stuttgart, 26. Juni. In der gestrigen Bundestagssitzung wurde beschlossen, das Fürsten­thum Hohenzollern für den und in Besitz zu nehmen, und unter dessen Verwaltung zu stellen. Da mit der Ausführung dieses Beschlusses Würt­temberg beauftragt worden ist, hat in der ver­flossenen Nacht ein von Ulm abgesandtes würt- tembergisches Bataillon die Besetzung des Fürsten­thums vollzogen. Kommissär ist der Graf Leutrum. Die begleitenden Civilbeamten sind Regierungs­rath Flammer und Finanzrath Greiß.

Miszellen.

AusSechs Zeitlieder aus Norddeutschland."

Motto aus alter Zeit.

(Sieh', güt'gcr Herr und Gott,

Aas welch' lcichtfcrt'gem Grund welch' grauscr Die Herzen, d'rin den Sieg (Krieg!

Der schnöde Zank gewann,

O Vater, öffne, rüpre, löse sic!)

Zurück noch die Hand, in die Scheide das Schwert,

Das sonst in die eigene Hand dir fährt!

Soll Wahnsinns Fluch, wie vor alter Zeit,

Auf's Neu uns erfassen in grauscm Streit?

Als Moab einst feindlich vor Israel stand.

Da ward über Moab solch Fluch gesandt '

Daß Mann für Mannes und Brust an Brust,

Der eine den andern erwürgen mußt'.

Sind wir denn nun Moab? Sind gar wir toll?

Ist also das Maß unserer Schuld schon voll.

Daß solcher Verblendung Zorngericht So jäh unfern Hellen Tag durchbricht?

Sind wird denn nun Moab und Israel wer?

Der Franzmann, der schon von Westen her Mit übel verhohlener Freud' im Blick.

Uns also sicht nah'» das Strafgeschick?

Ihn, ihn zu bereichern mit unserem Blut,

Soll'» wir uns zerfleischen in Zornesmnth?

Im Kampfe, der eens nur fest verheißt.

Daß jener uns Glieder vom Leibe reißt?

Die Zukunft ist zweifelhaft, ruhet in Nacht,

Und kommt wohl ganz anders, als wir's gedacht.

Das ein' ist gewiß: zu der Welschen Nutz Beut einer dem andern in Deutschland Trutz.

Drum zurück noch die Hand, in die Scheide das Schwert, Das sonst in die eigene Hand dir fährt!

Soll Wahnsinns Fluch, wie vor alter Zeit,

Auf's Neu uns erfassen in grauscm Streit?

(O e k o n o m i s ch.) Aber Herr Schwaderer, warum haben Sie denn immer nur einen Sporn angeschnallt, wenn Sie reiten? Sehen Sie, Herr Hummel, die Sache ist so: wenn ich nur einmal die rechte Seite von meinem Rap­pen in Galopp gesetzt habe, die linke, die geht hernach von selbst mit.

(Auch ein Held.) Köchin: Wieder ist Dir's net g'schickt, fauler Schlingel! Narr was du in einem ganzen Tag schaffst, thu ich in einem halben. Johann: Und was du in 8 Tagen kochst,' ich in einer Stund.

Stuttgart, 27. Juni. Wir hören, daß ein Sommerfahrtenplan der württenib. Eisenbahn am 1. Juli, wie die Absicht war, noch nicht eilltreten wird, vielmehr die Zeit seines Eintritts noch unbestimmt ist.

Ausland.

Verona, 27. Juni. Die Italiener haben die Cernirung Pesch ieras aufgehoben und die Mincioline verlassen. Die ital. Abtheilnn- gen, welche den untern Po überschritten hatten, sind zurückgegangen.

Frankfurter Course vom 27. Juni. Gcldsorten.

Pistolen.9 fl. 36 - 38 kr.

Fricdrichs'dor.9 fl. 55'/-- 56tz)kr.

Holländische 10 fl.-St. ... 9 fl. 36 39 kr.

Dukaten..5 fl. 24 27 kr.

20-Frankcnstiicke ..... 9 fl. 13 15 kr.

Englische Sovereigns . . . 11 fl. 32 36 kr

Preußische Kassenscheine . . 1 fl. 42V- 43stzkr.

Gold p. Pfd. fei» ..

Hochhaltig Silber p. Pfv. fein . .

Goldkours der K. Wiirtt. Staatskaffen- Verwaltnng.

s.) mit unveränderlichem Cours:

wiirtt. Dukaten 5 fl. 45 kr. d) mit veränderlichem Cours:

Nand-Diikatcn 5 fl. 26 tr. Friedrichsd'or 9 fl. 55 kr. Pistolen . . 9 fl. 38 kr. 20-Frankcustückc 9 fl. 15 kr. Stuttgart, 15. Juni 1866.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.