Abschied

deS Herr. Oberamtmann Bätz «er.

Dem Manne, der für Wahrheit, Recht,

Für alle Tugend, wenn sie echt.

Für Menschenglück, Wenns fromm erblüht,

Für Freude, wenn sie edel glüht.

Für alles Gute schafft und strebt,

Für alles Schöne wirkt und webt.

Dem vollen und dem ganzen Mann:

Dem bringt ein Hoch, dem stoßet an.

. Einem von Herzensgrund verehrten Manne und Beamten bei seinem Scheiden eine öffentliche Anerkennung Dessen, was er durch seine beruf­liche Thätig eit wie durch die Vorzüge seiner Persönlichkeit für die Angehörigen des Bezirks gewesen, zu Theil werden zu lassen, versammelte sich am 1. d. M. eine namhafte Anzahl der hervorragendsten Männer der Stadt und des Bezirks Neuenbürg zu einem Abschiedsmahl. Hr. Del. Leopold rühmte die liebenswürdigen Eigenschaften des scheidenden Mannes, die er im geschäftlichen Verkehr ebenso wie im geselligen Leben entwickelte. In einer zweiten Rede von Hrn. Stadtsch. Weßinger wurde besonders der umsichtigen und ausgedehnten Sorgfalt für die Interessen des Bezirks, welche der Scheidende sich zu einer wirklichen Herzenssache machte, ge­dacht. Noch von verschiedenen Seiten wurde für sein aufrichtiges Wollen und Wirken dem abgc- henden Beamten Dank und Segenswunsch dar­gebracht. Und der Scheidende selbst sprach es aus, daß er sich in seinem Bezirk herzlich wohl gefühlt und daß bange Gefühle, die er bei seinem Amtsantritt mitgebracht habe, bald durch das freundliche Entgegenkommen der Bevölkerung ge­schwunden seien.

Wir aber konnten, indem wir diese Teil­nahme am Scheiden eines liebgewonnenen Be­amten betrachteten, uns des Gedankens nicht erwehren, daß das Volk sich doch immer echt zeige im Beweisen seiner Gefühle. Einem auf­richtigen Willen und einem eifrigen Streben für seine Wohlfahrt wird das Volk jederzeit eine dankbare Anerkennung entgegentragen. Und selbst in Dingen, wo das erreichte Ziel hinter dem gewünschten Zurückbleiben sollte, wird es den richtigen Maßstab der Beurthe.lung einer Thä- tigkeit zu finden wissen. Es wird zuerst Den, von dem die Thätigkeit ausgeht, ins Auge fassen und sich hierin nach dem alten Grundsatz richten, daß man den guten Mann nicht nach dem Er­reichten, sondern nach dem Gewollten beurtheilen dürfe. Daher zeigte sich denn auch die Theilnahme an der Abschiedsfeier des Hrn. Oberamtmann Bätzner als eine allgemeine. Denn außer ver­schiedenen Beweisen freundschaftlicher Anhänglich­keit, welche von einzelnen ausgiengen, und außer dem festlichen Mahl am Tage des Scheidens ehrte der Liederkranz den geliebten Mann noch durch ein Ständchen; und für Diejenigen, welchen die Gelegenheit zu einer öffentlichen Bethätigung ihrer dankbarlichen Gesinnungen fehlte, dürfen wir bei der durch alle Schichten gehenden Ver­ehrung dieses Beamten und Menschen wohl mit Recht den englischen Dichter sprechen lassen:

Wann Lieb und Einfalt sich zu reden nicht erdreisten,

Dann sagen fle, dünkt mich, im Wenigsten am Meisten.

Neuenbürg, 4. Mai. Der in Nr. 33 ds. Blts. enthaltene Vorschlag zur Gründung eines Consum - Vereins hat auf verschie­denen Seiten Anklaog gefunden und scheint es nur noch weniger Anregung zu bedürfen, um der Sache eine reale Gestalt zu geben. Möchten sich einige uneigennützige Männer finden, welche ihre Kenntnisse und Erfahrungen dem Wohle ih» rer Mitbürger zu leihen und praktisch zu bethäti« gen bereit sind, so wäre ein solcher Verein bald in'S Leben gerufen.

Stuttgart. 23. April. Das seitherige Diakonissenhaus ist von Küfer Hcß's Wiitwe um die Summe von 40,000 fl. gekauft worden. Welch hohen Werth gegenwärtig gute Bau­plätze hier haben, davon gibt die Thatsache Zeug- niß, daß vor einigen Tagen ein gut gelegener Eckbauplatz an der Kriegsbergstraße von nur 45,34 Ruthen Flächengehalt mit 10,600 fl. be­zahlt wurde.

Calw. Flachs-, Vieh- und Krämer­markt, Mittwoch» 9. Mai.

Pforzheim. Viehmarkt, Montag 7. Mai.

Ausland.

Paris, 26. April. DieLiberte" schreib«: Man muß anerkennen, daß bei der jetzigen un- wiberstehlichen Bewegung, welche die Völker zur Einigung ihrer Interessen und zur Weg­räumung ihrer Grenzen treibt, ein Krieg, so wie man ihn früher begriff, immer unmöglicher wird, Wenn man einsieht, daß bei der engen Verflechtung aller Völkerinteressen, der Krieg stets nur dem Scheine nach lokalisirt ist, in Wirklichkeit aber mit seinen Folgen auf Allen lastet,^ so muß man wohl auch zugcben, daß die auswärtige Politik mit der neuen volkswirth« schaftlichen Ordnung Europa's sich in Einklang bringen muß. Entweder muß man die Handels­und Postverträge, Telegraphcnkonventionen und jene finanzielle Einigung abschaffen, welch letz­tere bewirkt, daß sich die kriegführenden Völker, ohne es zu wissen, einander Geld leihen; oder man muß dieser Bewegung Rechnung tragen und darnach die Politik einrichten. Entweder muß die Politik sich der Nationalökonomie un­terordnen und die Konkurrenz an die Stelle des Kampfes setzen, oder wir müssen dadurch, daß die Politik sich der Volkswirihschaft über­ordnet, allmälig wieder in d«e Barbarei zurück­kommen. Welche ist nun im eigentlichen Sinne des Wortes die praktischere Politik? Die, welche die neue volkswirthschaftliche Lage Eu­ropa's Verkennt, oder die, welche sie in Berück­sichtigung nimmt? Die, welche gegen die Strö­mung der errungenen Fortschritte ankämpft, ober die, welche lenkend ihr folgt? (N.F.Z.)

Gold-Eours

derK. württemb.Staatskassen-Derwaltung Stuttgart, den t. Mai l866. Württemberg. Dukaten (Fester Cours) 5 fl. 45 kr. Dukaten mit veränderlichem CourS . 5 fl. 33 kr.

Preußische Pistolen. 9 fl. 55 kr.

Andere ditto.. 9 fl. 43 kr.

20 Franks-Stücke. 9 ff. 24 kr.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Ne uenbürg.