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„Und wie vermag ich Ihnen dabei zu Hellen?"
„Wenn Sie für mich sprechen wollten, io bi» ich fest überzeugt, daß er mir Louise nicht länger verweigern wird."
„Aber zuvor muß ich doch die Gründe seiner Weigerung kennen. So viel ich weiß, ist der Brauer ein verständiger Mann, der sich nicht an dem Umstand stoßen kann, daß Sie zufällig Schneider sind, da es Ihnen weder an Kundschaft noch an gutem Rufe fehlt."
„Das ist ja eben die verwünschte Geschichte. Der Brauer ist einmal nicht von dem Voruitheil abzubrin- gcn, daß ein Schneider keine Courage hat. Er verlangt von mir, daß ich Alles stehen und liegen lasse und mit den Andern in den Krieg ziehe. Es wäre eine Schande, meint er, wenn ein junger Mann mit gesunden Gliedern nicht mit ins Feld zieht, um das Vaterland befreien zu helfen.
„Da kann ich ihm allerdings nicht Unrecht geben. In diesem Augenblick muß jeder wackere Mann sich selbst zum Opfer dringen und alles Andere schwinden lassen, wie hier mein junger Freund gethan, dec eine glänzende Stellung, eine geliebte Braut aufgegcben hat, um dem bedrängten Vaterlande zu Hilfe zu eilen.
„Wie das hätten sie gethan?" fragte der Schneider, zu Theodor voll Bewunderung gewendet.
„Und ich glaube," erwiederte dieser voll Begeisterung, „noch lange nicht genug gethan zu haben. Unser Blut, unser Leben gehört dem Vaterland. Pfui über den Feigling, der zurückblcibt, wenn der Ruf der Freiheit schallt! Die große Stunde bat geschlagen, wo das Volk sich gegen seinen Feind erhebt. Um die Fahne deS Königs sammelt sich Jung und Alt, Arm und Reich. Der Bauer verläßt seinen Pflug, der Arbeiter seine Werkstätte, der Gelehrte seine Studirstube, Niemand darf sich ausschließen, wo es die höchsten Güter des Lebens gilt. Und hätte ich tausend Leben, ich würde sie freudig für die heilige Sache des Vaterlandes opfern."
Eine tiefe Stille herrschte nach dieser Rede Theodors, dessen Augen von überirdischem Glanze leuchteten, während seine Wangen von edlem Eifer glühten. Die Majortn faß tief ergriffen da und streckte ihm die weiße
Hand entgegen, die er ehrfurchtsvoll an seine Lippen preßte. Der Schneider war wieder von seinem Arbeitstisch., aus dem er sich niedergelassen, aufgesprungen, unwillkürlich begeistert von den kräftigen, flammenden Worten des Dichters.
„Sie sollen Ihre Uniform haben und müßte ich auch morgen kein Glied rühren und die ganze Nacht nicht schlafen können. Verlassen Sie sich darauf."
„Und ich will," sagte Frau von Lützow freundlich, mit dem Vater Ihrer Geliebten sprechen und versuchen ihn günstiger zu stimmen."
»Oh! das wird wohl nicht nöthig sein," erwic- derte der Schneider mit einem eigenthümlichen Lächeln.
Am nächsten Tage rückte die Lützow'sche Freischaar aus Breslau und marschirte nach dem nicht weit entfernten schlesischen Gebirgsstädtchen Zobten, wo die feierliche Einsegnung stattfinden sollte. Mitten unter den tapferen Kampfgenossen ging Theodor in seiner neuen Uniform, welche der wackere Schneidermeister pünktlich zur bestimmten Stunde abgeliefert hatte. In der Kirche des Ortes aber versammelten sich zwölfhundert edle Männer und Jünglinge mit ihrem Führer und stimmten einen einfachen aber tief ergreifenden Choral an, den Körner für diese Gelegenheit eigens gedichtet hatte. Nach Absingung des Liedes bestieg der würdige Geistliche, Namens Peters, die Kanzel und hielt an die todesmuthige Schaar eine vom feurigsten Patriotismus beseelte Rede von so mächtiger Wirkung, daß kein Herz ungerührt, kein Auge thränenlecr blieb. Es war ein wunderbares Schauspiel, hier den Jüng-. ling, der kaum dem Knabenalter entrückt war, neben dem gereiften Mann und selbst dem Greis in Silber- haaren knicen zu sehen. Zum Schluffe erhob sich der Prediger und ließ all' die anwesenden Krieger schwören, für die Sache der Menschheit, des Vaterlandes und der Religion Blut und Leben zu weihen und freudig zum Sieg und in den Tod zu gehen. Höher schlugen die Herzen und pochten mächtig gegen die muthige Männcrbrust, glänzender leuchteten die Augen, flammten die Wangen, während die Lippen mit ehrfurchtsvollem Schauer den versprochenen Eid auf die blanke» Schwerter der Offiziere leisteten. (Forts, folgt.)
Neuenbürg. Ergebniss des Fruchtniarkts am 3l. Oktober und 7. November 1663-
Getreide-
Gattungen.
Vori
ger
Rest.
Ctr.
Neue
Zu
fuhr.
Ctr.
Ge-
sammt-
Betrag
Ctr.
Heu
tiger
Ver-
kaus.
Ctr.
Im
Rest
geblie
ben
Etr.
Höchster
Durch
schnitts-
Preis.
fl. I kr.
Wahrer
Mittel-
Preis.
fl ! kr.
Niederster
Durch
schnitts-
Preis.
fl ! kr.
Verkaufs-
Summe.
fl. kr.
Gegen den vorigen Durchschnittspreis
mehr I weniger fl. ! kr. Ifl. i kr
Kernen
314
3l4
2l5
99
6
26
6
18
6
1353
30
6
Gem. Frucht
—
21
21
ll
10
4
12
4
12
4
12
46
12
—
—
—
Gerste
—
3
3
3
—
4
24
4
24
4
24
13
12
—
24
—
Haber
—
12
12
12
—
3
20
3
lO
3
6
38
22
—
—
—
Roggen
8
—
8
—
8
—
—
—
—
_
—
—
—
—
—
Ackerbohnen
12
—
12
_
12
_
—
—
—
_
—
—
—
—
—
_
Welschkorn
Linsen
Summe
20
'35Ö'
370
241"
129
145l"
Brodtaxe nach dem Mittelpreis vom 31. Oktober und 7. November 1863 4 Pfund weißes Kerncnbrod kosten 15 kr. 1 Krcuzerweck muß wägen 5V- Loth.
Stadtschuldhetstenamt. WeHinger.
Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.