dürste/ seit namentlich die Wirt he und die Be» dienung des Hotels bemüht sind, dem letzteren den lächerlichsten Ausdruck zu geben. Ich ehre jede Nation und vor Allen die französische und ich staune auch nicht darüber, wenn Wiesbaden und Baden-Baden mit jedem Jahre mehr zur Colonie französischer Loretten und ihrer Arthure werden, denn diese gehören in die Saison, wie der Mäuseschmutz unter den Coriander, aber es ist nimmermehr zu billigen, wenn dieses Element in engster Verschwisterung mit der hochachtungs­vollen Albernheit der Hotel-Kellner sich die lä­cherlichste Suprematie anmaßt. Es gehl nichts über die Narrheit deutscher WirthshauSbedienung, die geflissentlich All und Jeden mit »Monsieur" anredet, auf deutsche Wünsche mit französischen Floskeln antwortet oder gar mit beleidigender Brutalität denselben den Rücken wendet, um vor der ersten besten französischen Lorette zu kratzfußen. Hier in Wiesbaden ist, wie ich das täglich sehe, eine Impertinenz unter der Bedie­nung eingerissen, die namentlich im .Kursaal ihren Höhepunkt erreicht und jedem Deutschen das Betreten desselben verleidet, weil sie Hand in Hand geht mit hohen Preisen und schlechter Küche. Ob der Zettel den Namen Chevet oder Schulze trägt, ist mir gleichgültig, ob die Be- dienung sich Garyon oder Kellner nennen läßt. Impertinenz und schlechte Aufwartung erregen hier täglich eine Entrüstung, die endlich noch eine öffentliche Rüge finden muß, und diese sei hiemit im Namen der deutschen Gäste ausge­sprochen, die vor allen anderen Gästen das Recht haben, in deutschen Bädern zu Hause zu sein.

Ausland.

Schweiz.

Lachaurdefonds, 22. Juli. (Die letzten Tage und Stunden des eidgenössischen Schützen­festes.) In festlichem Gewände strömten am vorigen Sonntag schon vom frühen Morgen an die Bewohner der umliegenden Dörfer hicher und dem Festplatze zu und gegen neun Uhr be­gann daselbst in Anwesenheit sämmtlicher Co» rniteS und im Angesicht des entfalteten eidge­nössischen Banners ein Gottesdienst im Freien, dem etwa 4000 Menschen beiwohnten. Die Predigt hielt Pastor Redard, ankniipfend an die Stellen der Schrift: »Wo der Geist des Herrn ist, da ist die Freiheit" (2. Kor. 3, 17.) und »Meine Brüder, ihr seid zur Freiheit berufen worden" (Gal. 5, 13.). Dem Banket am Sonntag wohnte auch der Bundespräsident Fornerov bei, und den Tag schloß ein Brillant- feuerwerk auf den die Festhalle überragenden Höhen. Heute ist der Schlußtag des Festes.

England.

Leider wiederholen sich die Fälle, daß Da­men in Folge der Entzündung ihrer leichten und umfangreichen Kleider eines schrecklichen Todes sterben, noch gar zu häufig. In London ist vor einigen Tagen wieder eine junge Dame, aus

deren Musselinkleid ein Tropfen brennender Spi­ritus gefallen war und es augenblicklich in lichte Flammen gesetzt hatte, ein beklagenöwertheS Opfer der modernen Tracht geworden. Beider Tootenschau hat der betreffende Beamte wieder dringend auf ei» einfaches Mittel aufmerksam gemacht, durch welches derartigen Gefahren vor» zubeugcn ist. Eine von den drei Substanzen: phosphorsaures Ammoniak, schwefelsaures Am­moniak oder wolframsaure Soda, in die Stärke gemischt, und ein Verbrennungstod ist fast un­möglich. Kleiderstoffe, welche mit einer dieser Chemikalien präparirt sind, würden, wenn sie überhaupt Feuer annehmen, nur rauchend glim­men und in keinem Falle in Flammen aufschla- gen können.

Polen.

Zwischen den Cabinctten von Oesterreich, England und Frankreich wird in diesem Augen­blick lebhaft unterhandelt, in welcher Weise der Unzufriedenheit der geeignetste Ausdruck zu geben ist, welche die Antwort Rußlands bei jedem einzeln hervorgerufen hat. Das ist wohl das Einzige, was man heute positiv weiß; alles Andere und ob Krieg, ob Frieden, beruht ledig­lich noch aus Vermulhungen.

Italien.

Turin den 21. Juli. Der Ausbruch des Aetna droht sehr bedenklich zu werden. Der ganze Berg zittert und furchtbares Getöse läßt sich hören. Abends steigen riesige Feuer­säulen empor, die von einem dichten Aschenstaub begleitet find. Vor einigen Tagen fand ein förmlicher Regen von kleinem Gestein und Eisen- Surrogat nach der Richtung von Zaffarena, Pisano, Sr. Venerina, Linie«, Magnano, Aci- renda und dem ganzen Gebiete letzterer Stadt bis zum Meere statt, der die Luft verfinsterte. Die Stciniheile haben die Größe einer Mandel, mitunter auch die einer Nuß, sind aber leicht und gebrechlich. Während 2 Stunden ergoß sich auch über Catania ein ziemlich heftiger Staub­regen. Die Bevölkerungen treffen die ausge­dehntesten Vorsichtsmaßregeln.

Amerika.

Neu York, 15. In Neuyork hat die Aus­führung der Eonscr>ption blutige Aufläufe, Ge- waltihaien aller Art und Brandlegung zur Folge gehabt. Es gab viele Todte, unter ihnen be- londers Neger. Die Geschäfte stehen still. Der Neuyorker Herald behauptet» die Conscription sei verschoben worden. Auch in Boston zeigte sich Widerstand gegen die Aushebung.

Neuenbürg. Geschäfts-, Handlungs-, Wirthschafts--u.Haushaltungsbücher, in verschiedenen Arten und Größen vorräthig.

Meeh'sche Buchdruckern.

Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'scheu Buchdruckerei in Neoettdürg.