stelle für Gewerbe und Handel die Sache be­handelt und scy dabei zu einem für den Handelsvertrag günstigen Resultate gekommen.

Die Einrichtung der Frankaturcouverte bat im Publikum großen Anklang gesunden; cS sind im ersten Vierteljahr nahezu IV, Million Cou- verte abgesezl worden.

L u t t l i n g en, den 15. Jan. Das Scharlach fieber verlangt in Tuttlingen immer noch viele Opfer von der Jugend; die Zahl derselben übersteigt in Tuttlingen allein hundert um ein ziemliches, und seit einigen Wo­chen hat die Krankheit auch den Weg in die Bezirksorte gefunden; in einem derselben ins­besondere sterben verhältoißmäßig eben so viele Kinder, als in der Oberamtsstadt. iD.V.1

Pfullingen, 20. Jan., Nachmittags 2 Uhr. Bei einem heftigen Westwinde stürzt» so eben das ungefähr 140 Fuß hohe Dompf- keffelkamin bei der Laiblin'schen Papierfabrik zusammen, beschädigte das daneben stehende Gasbereitungsgebäude, in dessen Folge der darin beschäftigte Gasmacher, ein lediger Mann von 26 Jahren, augenblicklich seinen Tod fand.

O e st r e i ch.

Nach einer Mittheilung des Vaterland wäre jezt eine ministerielle Entscheidung über die Glaubenseinheit in Tyrol erfolgt. Es wird nämlich dem Blatt aus Innsbruck berichtet, daß daS Staatsministeriumdie Protestantenfrage in Tyrol via kaoti gelöst, indem es die Er­richtung einer protestantischen Pastsrei in Meran bewilligte."

Preußen.

Bern, 18. Jan. Das Unglück in Locarno, wo der Schnee das Kirchendach eindrückte, ist leider nicht das einzige das den Kanton Tessin heimgesucht hat. Die von den Lawinen ange- richteten Verheerungen sollen unerhört seyn. Auch in Airolo wurden die Dächer von der Last der Schneemasse eingedrückt; zwei Ort­schaften sind ganz unierm Schnee verschwunden, und das Dorf Bedretto ist in Folge eines Erd-l. rutsches bis auf zwei Häuser verschüttet. Ferner spricht eine Depesche von 30 Personen die im Bedretto-Thal unter einer Lawine ihren Tod fanden, und eine andere in GlaruS und Chur eingetroffene Depesche meldet einen Lawinensturz am Gotthardt, welcher 23 Personen den Tod gebracht haben si'll. Es ist möglich daß die Fama diese Unglücksfälle vergrößert hat, eben­so ist aber auch zu befürchten daß später, wenn Telegraphen- und Straßenverbindungen wieder vollständig hergestcllt seyn werden, Hivbsposte» auch noch aus andern Thälern eintreffen. Was die Katastrophe in Locarno betrifft, so ereignete sich dieselbe am Sonntag Nachmittag um 3 Uhr, als bereits nahe an 100 Personen in der Pfarr­kirche St. Antonio zum Gottesdienst versammelt waren. Der Anblick der Verunglückten soll

schrecklich gewesen seyn: viele waren in Stücke zeriffen, dort lag ein Arm, dort ein Bein, dort ein vom Rumpf getrennter Kopf, dort ein aus seiner Höhle gerissenes Auge. Laut derGaz- zetta Ticinese" war bei allem Unglück noch ein Glück. So hatte der tiefe Schnee viele Per­sonen vom Besuch der Kirche abgehalten, und ebenso war es auch ein Glück daß, als die Ka­tastrophe eintrat, die Schuljugend noch nicht ein­getroffen war, und der größte Theil der An- wesenden sich auf der andern Seite der Kirche befand eine halbe Stunde später, und es wären dreimal so viel Opfer gefallen. Außer der außerordentlichen Schneelast soll das Alter und die schlechte Construktion des Daches Ur­sache deü Unglücks gewesen seyn.

Sa chs e n»

Coburg, 17. Januar. DieCob. Ztg." schreibt: Der Geh. Staatsrath Francke und Regicrungsralh Rose sind am Donnerstag von einer Reise nach München zurückgekehrt, welche den Zweck hatte» einen Vertrag mit der Krone Bayern zu vollziehen, durch welchen das Her­zogthum Coburg dem süddeutschen Münzverein beigetreten ist.

Schweiz.

In den ersten 5 Tagen dieses Jahres sol­len in Basel nicht weniger als 5 junge Dienst­mädchen wegen unglücklicher Liebe ihren Tod in dem Rhein gesucht und gefunden haben.

Ausland.

Frankreich.

Bescheidenheit ist sonst die Sache der Frau- zosen nicht; dennoch verschweigen sie jahraus jahrein einen ihrer stärksten Ausfuhr-Artikel. DaS sind die Sträflinge, die sie auf die Pfef»

' ferinsel Cayenne schaffen. Vor Kurzem erst ging wieder ein Schiff mit 500 Sträflingen aus Toulon dahin ab, und das wiederholt sich jähr­lich. Daß jemals eine Menschenladung von drüben wieder herüber gekommen sey, hat man nie gehört und dennoch wächst die unglückliche onie in Cayenne nicht. ^

s^Ein rentabler Säugling.j Seit vierzehn Tagen ungefähr hatten die Zollwächter an einer der Barrieren von Paris die Bemer­kung gemacht, daß eine junge Frau täglich zwei bis dreimal in einem Omnibus vorbeifuhr und immer auf ihren Armen in einen Shawl ge­wickelt ein Kind hielt, dem sie die Brust reichte. Da dieser Umstand Verdacht bei ihnen erweckte, forderten sie endlich die junge Mutter auf, sich ins Bureau zu begeben; und als sie hier das unschuldige Wesen aus seinen Windeln nahmen, fanden sie ein Kind von Blech, das etwa 15 Flaschen Weingeist enthielt. Sie erklärten, den kleinen Engel auf dem Zollbureau entwöh­nen zu wollen, während die trostlose Mutter einige Zeit in dem Polizeigefängniffe zubringen wird.

Kedaviou, Druck und Verlag der Meeh'scheu Buchdruckern in Nr»r»bür>.