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Ausland.
Griechenland.
Der König und die Königin, sagt die France, haben keinen genügenden Stüzpunkt mehr gefunden, um die Rückkehr in ihre Hauptstadt hoffen zu können, und haben deshalb beschlossen, das Land zu verlassen. Sie haben von Korfu aus ihre Fahrt nach Triest fortgc- sezt. Der König hat nicht abgedankt, sondern erklärt, daß die Gewaltthätigkeit, deren Opser er sep, sich auf keinen inkonstitutionellcn Akt seinerseits gründe; er behalte sich sein Recht vor; die griechische Frage sey eine europäische Frage, über die Europa zu erkennen habe. Die Führer der Bewegung gehören nach derselben Quelle verschiedenen Meinungen an; alle aber, ohne Ausnahme, wollen sie die Vergrößerung Griechenlands. Dabei herrsche die monarchische Idee unter Ihnen vor. Unter dem Volke nenne man als Thronkandidaten drei Namen: den Herzog v. Leuchtenberg, den englischen Prinzen Alfred und den Herzog v. Moniferrat, den drittgeborenen Sohn Victor Emanuelö. Die meisten Aussichten habe der Herzog v. Leuchtenberg, wiewohl der russische Vertreter in Athen erklärt habe, seine Negierung wolle den gegen; wärtigen Ereignissen fremd bleiben.
Miszellen.
Abgerissenes vom Communismus.
(Von Berth. Auerbach.)
In einer großen Versammlung, wo viel von Garantie der Arbeit, von Veränderung des BesizstandcS und zulezt gar von gleicher Verthcilung der Güter oder sogenannter Gütergemeinschaft die Rede war, sagte ein Mann, indem er mit einem Stocke auf die Rednerbühne trat: „Hier mit diesem Stocke kann ich Euch einen schlagenden Beweis von der Zweckmäßigkeit und leichten Durchführbarkeit in der Veränderung des Be- fizstandeS geben. Seht den Stock, cs ist ein echtes spanisches Rohr, und hier oben ein goldglänzenver Hundekopf als Griff. Ich will Euch aber nur ehrlich s sagen, dieses Maul spricht auch: es ist nicht Alles Gold was glänzt. Denn dieser Kopf ist nicht Gold, sondern von Bronce. Ich gehe also mit meinem Stocke gestern an der sogenannten Kornecke am Marktplaz vorbei, da ruft mir ein staatsweiser Eckensteher zu: „Wart' nur, jezt kommt die Zeit, wo man dir deinen Stock mit dem Goldknopf wegnimmt.« Ich muß ehrlich bekennen, mich hat dieser Brudergruß eben'nicht erbaut, sondern offen gestanden, erschreckt; nicht weil ich mir eben viel aus dem Stock mache, obgleich er das werthe Andenken eines Freundes ist, ich würde ihn gern auf den Altar des Vaterlandes niederlegen, wenn gewisse andere Dinge auch dazu kämen. Warum mich aber der Zuruf erschreckte? Weil es mir wehe that, diesen Menschen durch die Lehren der Verführten und der Verführer zu solchem, wenn auch vielleicht nur scherz. Haft gemeinten Zurufe verleitet zu sehen. Ich will die Zumuthung einstweilen für Ernst nehmen und sage ^
also: Gut, edler Bruder Eckensteher, hier hast du mei- ^ neu Stock. Was willst du nun damit machen? Du kannst ihn nicht essen und nicht trinken, dich nicht damit kleiden, nicht darauf wohnen; du mußt ihn also zu Geld machen, um Speise und Trank, Kleidung oder dergleichen dafür zu bekommen. Du gehst damit also zum Rachbar Hans oder Peter, er soll dir den Stock abkaufen. Was soll der Nachbar Hans oder Peter mit dem Stock machen? Er wird ihn nur kaufen, wenn er damit spazieren gehen darf. Darf er das nicht, weil cs ein aristokratischer Lurus ist, so wird er dich edlen Staatsweisen damit fortschicken; darf er es aber, so hat mein Stock nur den Besizer gewechselt, es gibt also wieder einen Menschen, der mit einem scheinbar goldknaufigen Stock spazieren geht und wieder einen, der an den Ecke steht und der ihn wieder nimmt und wieder verkauft, wenn sich noch einmal ein Käufer dazu findet.«
Es war dem Redner nicht »erstattet, die Anwendung seiner Geschichte auszusprechen, ist aber auch nicht nöthig; es kann fie Jeder selber machen.
Der greise König Ludwig von Bapern scheint sich in Nom täglich mehr zu verjüngen, nur daß seine frühere Harthörigkeit einen Grad erreichte» welcher andern seine Gesellschaft oft gar peinlich macht. Neulich speiste der ebenfalls taube Maler Witmer aus München bei ihm; der König sprach mit ihm über eine Kirche und fragte ihn später nach Familienverhältnissen. „Wie alt ist Ihre Frau?" Witmer meinte, er spräche noch von der Kirche und antwortete: „Sie ist etwa aus dem 15- Jahrhundert.« Der Fragende hatte das auch nicht verstanden und fuhr fort: „Wie viele Kinder haben Sie?« Witmer entgegnete: „Sie fängt ihres Alters halber an baufällig zu werden.«
Eisenbahnfahrten
In der Richtung Bruchsal-Friedrichshafen.
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In der Richtung Friedrichshafen - Bruchsal. Abgang in Stuttgart: Ankunft in Mühlacker:
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Heute Abend 7V- Uhr.
Redaktion, Druck und Berlax der Merh'scheu Buchdruckerei in Neue« bürg.