Ein Mina tödket seinen Herrn, wenn er Grund zur Klage über ihn zu haben meint; beispiellos ist eS, daß er sich jemals zu einem Fußfall erniedrigt hätte. Aber eine traurige Ahnung trieb Chicro, und jedes Mittel zur Rache war ihm genommen; und war er ein Mina, so war er auch ein Neger, also ein Meister der Ver- stcllungskunst. Chicro faltete die Hände und flehte zu dem Weißen um Gnade. — „Im Namen Muhamcd's!" rief er. — „Nein, nein, im Namen Jesu Christi, Gnade, Herr, GnadeI" fuhr der unglückliche Muselmann sich fassend mit gebrochener Stimme fort. — „Hinweg! Fesselt den Cachorro und gebt ihm fünfzig zum Anfang!" antwortete der Fazcndeiro in einem Tone, der keine Erwiderung zuließ Chicro erhob sich langsam; seine Thränen flössen nicht mehr. Einen Blick voll Haß schleuderte er seinem Henker zu und sagte dumpf: „Du wirst mich umbringtn, da- weiß ich; aber Allah wird meinen Tod rächen, und ich, Weißer, ich verfluche Dich!" Ein Helles Gelächter war die Antwort des Fazcndeiro. - „Los!" rief er dem Zuchtmeister zu. Die Riemen fielen in weiten Bogen auf den Körper des Mina nieder und schnitten tief in'S Fleisch. Der Sklave gab nicht einen Llagelaut von sich. Beim fünfzigsten Streiche stand der Schwarze, dem das Henkeramt übertragen war, in blutigrothem Schlamm. Er schien ermüdet, und in dem Glauben, seine Aufgabe vollendet zu haben, beugte er sich nieder um das Opfer loSzu- binden; allein der Fazcndeiro befahl ihm kurz, daS zu unterlassen und die Geißel einem Andern zu über- geben. — „Schlage gut, und Du erhältst zehn Machen,"*) fügte er hinzu, indem er convulfivisch an seinem Palito fortkaute. Ein cntsezlicher Schrei der Wuth, ohnmächtiger Wuth, durchtönte den Richtplaz; ein Schauer durchbebrc die Glieder der Schwarzen.— „Allah, Allah! Räche mich!" rief Chicro mit erhobenem Blick. Die Geißel nahm ihre barbarische Arbeit wieder auf. Der Körper zeigte nur eine breite Wunde; mit jedem neuen Schlage schleuderte die Peitsche Stücke Fleisches und Blutstropfen auf die Umstehenden. Beim hundertsten Streiche brach das Opfer zusammen und seine Augen umschleierten sich; noch zwölf Hiebe, und die Riemen fielen auf einen Leichnam . . .
Der Fazcndeiro, dessen wildes Auge ebenso wie der heftig bewegte Paliio während der ganzen Dauer der Strafe den teuflischen Empfindungen, die seine Seele erfüllten, Ausdruck gegeben hatte, näherte sich jezt dem Pfahl; aufmerksam prüfte er zwei Minuten lang den Körper des Mina. Plözlich verschwanden die Bltze von seinen Augen, der Palito wurde unbeweglich, seine Züge ernst und ruhig; er griff in die Tasche und warf, ohne ein Wort zu sprechen, dem Henker ein Goldstück von 2000 Reis zu. Den Palito hinter das Ohr steckend, zündete er ein Charuto an, und verließ ohne andereGewiffenSbisse, als hätte er eiaentollcn Hund umgebracht,in gemessenen Schrittenden Kerker.(W.HSfr-)
(Londoner Ausstelung.) Der Amerikaner Blake hat das Modell einer Maschine ausgestellt, welche die Steine so weit zertrümmert, als es für den Chausseebau erforderlich ist; sie gleicht dem Rachen eines Raubth iers und beißt so lange, bis die Steine
*) Eme Mache gilt 320 Reis
durch einen Rost in der untern Kinnlade hindurch falle» können. Ebenso erregt eine sehr geistreiche construirte kleine Maschine, um Chocolade-Täfelchcn in Papier zu wickeln, großes Interesse. Sie wird unter den französischen Maschinen gezeigt und ist so geschickt in allen Bewegungen, daß sie die Vcrnuft selber zu sein scheint. Sie faltet die Seiten und Enden des Papier-, gum- mirt die Ränder mit staunenswürdiger Sauberkeit und Schnelligkeit und nachdem sie diesen Theil ihrer Arbeit vollendet hat, stapelt sie die fertige Pakete kreuzweis übereinander in tadelloser Ordnung. Unter den englischen Maschinen ist der Apparat zum Bohren der Löcher in Nähnadeln ein Favorit des Publikums. DaS kleine Ding thut seine Arbeit so rasch und gewandt, daß man nicht müde wird, zuzusehen. Die General- Eisengicßerei-Compagnie hat einen Kochherd ausgestellt, welcher Diners L la «arte für 500 bis 1000 Personen und sogenannte „plaiu äinaers" (Suppe und Braten) für 4000 Personen in einem Tage und mit nicht mehr Kohlen als für etwa 12 Silbergroschen fertig schafft.
Ucber das Reinigen der Weinfässer. Das Reinigen von Fässern, in denen Wein aufbewahrt und abgczäpft wurde, geschieht gewöhnlich durch den Küfer, indeni der Boden des Fasses herausgenommen wird; nicht selten sieht man dabei das Faß verlczt, ältere Fässer werden gern undicht, wenn das Wiedereinsczcn des Bodens ohne die nöthige Sorgfalt geschieht. Man entgeht diesen Ucbelständen und Kosten, wenn man das leere Gebinde zuerst tüchtig mit Wasser ausschwenkt und dann eine eiserne Kette mit ein paar Hand voll reinen Sandes und etwas Wasser hinein thut und tüchtig schwenkt. Wird dadurch noch nicht aller Schimmel u. s. w. entfernt, so schüttet man kochendes Wasser durch's Zapfenloch, während das Spundloch unverschlossen ist, und wiederholt das Schwenken mit der Kette und dem Sande.
Bekanntmachung in Postsachen.
Seit 1. Oktober d I. kursirt zwischen Wildbad und Pforzheim-Mühlacker nur noch einmal täglich ein Eilwagen nnt folgenden Kurszciten:
Abgang aus Wildbad: um 6V« UhrMorgenS; durch Neuenbürg: gegen 8V« Uhr Vormittags (mit Anschluß an die Post nach Herrenalb, Gernsbach); durch Pforzheim: um 9V» Uhr Vormittags;
Ankunft in Müblacker: um 11'/« Uhr Vorm, (zum Anschluß an die Züge VIU , XV. X. und X. v.)
Abgang aus Mühlacker: um 4 Uhr 35 Min. Abends (nach Ankunft der Züge Xll. und XV. ».); durch Pforzbeini: um 6Uhr Abends; durch Neuenbürg: um 7^/4 Uhr Abends (mit Anschluß der Post von Gernsbach, Herrenalb);
Ankunit in Wildbad: gegen S^/4 Uhr Abends.
Vom gleichen Tage an kommen die täglichen Post- sahrten zwischen Neuenbürg u. Herren« lb-Gerns- bach in folgender veränderter Weise zur Ausführung:
Abgang aus Neuenbürg: um 8V4 Uhr Vorm, nach Ankunft des Eilwagens von Wildbad; durch Herrenalb: um IIV2 Uhr Vorm.; Ankunft in Gernsbach: um IV 2 Uhr Nachm, zum Anschluß an die Post nach Muggensturm (badische Eisenbahn).
Abgang aus Gernsbach: um 2 Uhr Nachm, mit Anschluß des Postomnibus von Muggensturm; durch Herrenalb: um 4'/r Uhr Abends; Ankunft in Neuenbürg: um 7'/, Uhr Abends zum Anschluß an die Post nach Wildbad
Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.