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moralischen Zwang, durch Herabsezung des an. dernCandidaten, und durch das Versprechen aller möglichen Heldenthatcn, welche er (Hr. Geulter) seiner Zeit als Abgeordneter verrichten wolle, erworben. Was soll man aber zu seiner Behauptung betreffs der Provokation (Heraus- forderung) sagen? In der ganzen Welt gilt derjenige als Herausforderer, welcher einen Streit veranlaßt; nun ist es doch klar am Tage, daß Hr. Beutter durch seine maaßlosen Auslassungen am 16. v. M. den Streit (d. h. im vorliegenden Fall seine öffentliche Einladung veranlaßt hat; Hr. Beutter ist und bleibt also in dieser Sache der Herausfordernde, er mag dagegen Vorbringen, was er will. Auch besteht troz dem von ihm versuchten Gegenbeweis in Wirklichkeit kein logischer (nothwendiger) Zu- sammenhang zwischen dieser sogenannten Pro- voeation und seiner Candidaiur, denn worin soll dieser liegen? Konnte Hr. Beutter nicht auch, ohne Candidat zu seyn, zu der Versammlung vom 12. d. M. m der Weise, wie es geschehen, eingeladen werden? Konnte xr nicht auch, ohne deßhalb Candidat zu werden, dabei erscheinen? Indessen läßt sich bekanntlich Alles tadeln und ich will Hrn. Beutter daher die Freude daran nicht verkümmern, geht er doch darin so weit, daß ihm dabei der bitterste Tadel gegen sich selber entschlüpft. Denn, gesteht Hr. Beutter mit den Worten seines Artikels, baß schon am 16. v. M. wegen der Candidaiur mit ihm verhandelt worden scy, nicht selbst zu, daß er mit dem Gedanken an eine solche sich damals schon getragen habe? Und wenn, wie unzweifelhaft, dieß der Fall war, gesteht er damit nicht zu, daß er mit seinen damaligen Aeußer. ungen Tact und Anstand in doppeltem Maaß verlezt hat? Gesteht er damit nicht zu, daß ihm kein Mittel zur Erreichung seiner Zwecke unerlaubt erscheint? Hat er damit nicht bewiesen, daß er eben um jeden Preis Abgeordneter werden will?
3) Hr. Beutter sagt, esgMde gerichtlich constatirt werden, daß^ex/das, was er am 16. v. M. geäußert, buchstäblich von einem An- deren gehört habe. Ich bin d>eß erwartend; außergerichtlich in der öffentlichen Versammlung vom 12. d. M. aber ist die von Hrn. Beutter geäußerte Thatsache bereits als unwahr erwiesen.
4) Wenn Meinungsverschiedenheiten in Beziehung auf die Vertretung der Interessen des ganzen Oberamtsbezirks durch Hrn. Cava llo bestehen, so sind dieß grvßentheilS gemachte und zwar vorzugsweise durch Hrn. Beutter gemachte. Allen Alles recht zu machen, «st eine Kunst, welche noch nicht erfunden ist, und welche auch Hr. Beutter nicht erfinden wird. Thatsache ist aber, daß Hr. Cavallo keine einzige Bezirks- und Gemeinde-Angelegenheit, deren Betreibung ihm übertragen worden, un- verfochten gelassen, und Thalsache ist ferner, daß insbesondere in der Streucfrage keiner unserer
bisherigen Abgeordneten so viel gethan hat, als er, was zusamwengenommen mit seiner sonstigen Wirksamkeit dem Bezirk die moralische Verpflichtung auferlegt, für die bevorstehende Wahl Hr. Cavallo jedem andern Candivaten vor- zuziehen.
Ich schließe, indem ich wiederhole: Hr. Beutter ist eine öffentliche Person; jeder Wähler hat also das Recht, ein Berdict über ihn abzugeben. Das mcinige lautet: Hr. B eut- ter besizr einen unbegrenzten Ehrgeiz, er leidet an krankhafter Seldstüberschäzung und scheut kein Mittel zur Erreichung seiner Zwecke. Männer von diesen Eigenschaften aber kennen in der Regel keine Rücksicht, als die für ihre Person und ihr Interesse. Hr. Beutter ist daher für die Stelle eines Bezirks- und Landcsvertre- ters nicht geeignet.
Schuldheiß Leo.
Um allem Jrrthum über den Aufsaz des Enzthälers Nr. 6 vorzubeugen, erkläre ich hiermit, daß ich zwar eine ablehnende Antwort von Hrn. vr. Seeg er von Stuttgart erhalten habe, aber nicht diese, wie im Enzthäler veröffentlicht wurde, und erkläre wie immer, meine Stimme für Hrn. Beutter.
Grunbach den 2-1. Januar 1862.
Adlerwirth Burghardt.
Kronik.
In und um Stuttgart bildet sich eine neue Sekte unter dem Namen „der deutsche Tempel." Die Sekte wendet sich zunächst gegen die Zerrüttung in den Fainilien, »ersteigt sich dann aber auf das Gebiet der Politik, indem sie eine deutsche Centralgewait befürwortet. Sie will ferner die Besezung Palästina's und die Aufrichtung des Tempels in Jerusalem.
Neuenbürg, 22. Janr. Beinahe hätte unsere Feuerwehr heute Anlaß zu größerer „praktischer" Thätigkeit bekommen. Bei einem Hafner in der Steige brach Feuer aus, das aber alsbald wieder gelöscht wurde. Die Feuerwehr war rasch und geordnet auf dem Plaze, auch die Wachmannschaft hat durch ihr Erscheinen bewi.sen, daß ihr die Nüzlichkeit ihres Anschlusses nicht unbeach»et geblieben ist. — Es hat sich hierbei ein weiterer großer Nuzen vor Augen gelegt: durch eine organisirte Feuerwehr sich vertreten wissend, hat die Einwohnerschaft jedes planlose Durcheinanderrenncn, wie es sonst vorzukommen pflegt, vermeiden und ohne Schrecken diesem Corps das Weitere mit Ruhe überlassen können. Möge dieser Moment für die Zukunft von ersprießlichen Folgen seyn.
(Mit einer Beilage)
Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'jchen Buchdruckerei in Neuenbürg.