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Die Abenddämmerung war hereingebrochen, als Geliert wieder heimkehrte nach seiner Wohnung im „Schwarzen Brett." Der alle Diener, Sauer mit Namen, nahm ihm den Mantel ab, und Famulus Gödike fragte, ob der Herr Professor etwas wünsche. Als dies verneinte wurde, zog sich Gödike zurück und Sauer zündete die Lampe auf dem Arbeitstische an. «Es find auch Briese »„gekommen,« sagte er, und zeigte auf mehrere, die auf dem Lasche lagen.
Geliert nickte und auch Sauer entfernte sich. Draußen aber stand er noch eine Weile bei Gödike und Beide sprachen bejammernd davon, daß der Herr Professor sein Leiden wieder schwer empfinden müsse. Gödike sagte: Es gibt eine Schwermut-, und die ist die häufigste, in der die innere Verdrossenheit leicht zum Unmuth gegen Alles und jegliches wird, und die Umgebung des Schwermüthigen leidet dadurch namenlos; denn gegen die kehrt sich der Unwille, Niemand thut etwas recht, nichts ist an seinem Plazc. Wie ganz anders die Schwermut- Gellert's! Kein Mensch leidet darunter als er selbst, gegen sich allein kehren sich seine schwarzen Gedanken, und gegen jeden Menschen außer ihm ist er jederzeit freundlich, liebreich und dienstfertig; er beißt sich selber mit scharfen Zähnen in die Lippe, aber wenn er zu Jemand spricht, ist er lauter Güte, Schonung und Selbstvergessenheit.
(Fortsezung folgt.)
Bodenverbcsserung durch verkohlte Sägspäne. Ein Landwirt-, welcher in einer waldreichen Gegend Böhmens ein Gut von zähem, nur mittelmäßig fruchtbarem und etwas eisenhaltigem Thonboden gekauft hatte, wurde unter anderen Mitteln zur Besserung seines Bodens auch auf die Sägspäne aufmerksam, die dort an den Sägmühlcn in Masse sehr billig zu haben waren. Er kaufte einige Fuhren und bildete daraus einen hohen Haufen, worin bloß die unterste Schichte trocken gelassen, jede darausfolgende aber befeuchtet und gut fcstgetreten wurde, zulezt kam ringsum eine Ueberdeckung mit Rasen, worauf endlich die unterste trockene Schichte von der Seite der Windrichtung, nach Art eines Meilers, an- gezündet wurde, wodurch ein Gemenge von Asche und verkohlter kompakter Masse entstand, die durch einen leichten Stoß aus einander fiel und sich scharf, beinahe wie Sand anfühlte. Damit wurde nun ein Streifen eines Feldstückes der Breite nach etwa zwei Finger hoch bestreut und sogleich seicht untergebracht. Die Ergebnisse waren: 1) Schon im Frühjahr bei der Bearbeitung es betreffenden Ackers brach der Boden an der be- streuten Stelle nicht in so gewaltigen Schollen wie früher, sondern zerkrümmclte ziemlich klein. 2) Nachdem der Länge des Feldstücks nach zur Hälfte Gerste gcsäet war, zur Hälfte aber Kartoffeln gesezt wurden, ging beides auf dem bezeichnetcn Feldstücke um mehrere Tage früher auf, als auf dem nicht bestreuten Acker. 3) Die Nässe hat auf jener Stelle gar nicht geschadet und es war die Vegetation stets voraus, so zwar, daß hier die Kartoffeln um eine ganze Woche früher in Blüthe kamen. 4) Die Gerste hatte sich wegen der zu großen Nässe sonst überall gelagert und vergilbte auch etwas, was jedoch an dem bestreuten Ackertheile nicht der Fall war. - Ausgezeichnet ist die Wirkung
der Holzkohle auf feuchten, mit Moo« bewachsene«« Wiesen und auf Aeckern mit schwerem kaltem Boden Dicht mit Moos bewachsene Wiesen, welche nur einen geringen Ertrag an Heu von schlechter Beschaffenheit lieferten, wurden nach nothwendiger Entfernung des überflüssigen Wassers mit Kohlengestübe beschüttet, worauf sich das saftigste Gras in üppiger Fülle zeigte, ebenso ausgezeichnet waren die Erfolge der Kohlenan- wendung auf schweren bündigen Aeckern. Dem Ein- wurfc zu begegnen, daß man das Kohlengestübe nicht überall oder nicht immer in hinreichender Menge erhalten könne, ist zu bemerken, daß auch jedes Unkraut, faules Holz u. dgl. durch halbes Verbrennen in Kohle verwandelt werden kann.
(GesundheitSchocolade.) In einem gedruckt erschienenen Bericht einer königl. belgischen Commission für Prämiirung der Entdeckung einer zur Nahrung nicht dienlichen, die verschiedenen Starkesorten in ihrer technischen Verwendung ersezeuden Substanz findet man die interessante Mittherlung, daß schon seit längerer Zeit Kar.toffelschalen in großen Fabriken ange- sammelt werden, um, gehörig gedörrt und mit einer genügenden Portion Zucker, Hammclfett und einem Minimum Caco vermischt, zu Chocolade verarbeitet zu werden, welches Produkt sodann in glänzender Umhüllung unverschämter Weise unter dem Namen ,,Gc- sundheitSchocolade« in den Handel gebracht wird. (Gcwcrdebl. aus Württ)
Nach den Papieren eines französischen Offiziers erließ im Jahre 1802 der damalige Oberst spätere Marschall LanneS vor der Wahl des Gererals Bonaparte zum lebenslänglichen ersten Consul an sein N e- giment folgenden Tagsbefehl: »Soldaten ! ES handelt sich darum, den General Bonaparte zum ersten Consul auf Lebenszeit ernennen zu lassen. Die Meinungen find frei und ich habe keine Lust, Jemanden zu beeinflussen. Ich thue blos zu wissen, daß ich den Ersten, der nicht zu feinen (Bonaparte's) Gunsten stimmt, vor der Fron: des Regiments als einen Sacrcmenter (Oean- le»ut, e) erschießen lasse. Es lebe die Freiheit! Koblenz 1802. Der Oberst LanneS."
Ueber die Heirathsausstattung der Tochter des millionenreichen griechischen Gesandten in Wien, Barons Sina, die einen östreichischen Offizier, Grafen Wimpfen, heirathet, wird geschrieben: Um sich einen Begriff von der Großartigkeit dieser Ausstattung zu machen, dürfte die Mttheilung genügen, daß seit drei Monaten 105 Näherinnen durch eine Leinwäschhandlung am Graben beschäftigt werden, um die Wcißwäsche für die Braut anzufertigen. Die Arbeiten müssen bis Mitte Januar vollendet seyn- Die ganze Ausstattung wird öffentlich zur Besichtigung ausgestellt werden.
Gold-Cours
derK. württemb. Staatskassen-Verwaltung Württemberg Dukaten (Fester CourS) 5 fl. 45 kr. Dukaten mit veränderlichem Cours . . 5 fl. 30 kr.
Preußische Pistolen.9 fl. 54 kr.
Andere ditto.9 fl. 35 kr-
20 Franks-Stücke.9 fl. 17 kr.
Suttgart, den 1. Januar 1862-