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ungefähr so, wie man bittere Pillen für Kinder in Biscuit oder Oblaten birgt, die Löwenmedicin einem Kaninchen eingegoffen und leztercS dem Patienten zu­geschoben. Aber anstatt cs zu verzehren, svann der kranke Löwe mit dem Kaninchen ein freundliches Ver- hältniß an und sah mit wehmüthigen Blicken auf seine Sprünge und die wahrscheinlich durch die Medicin hervorgerufenen Grimassen. Der Löwe starb, das Kaninchen aber hat sowohl die gefährliche Gesellschaft, als auch die ihm beigebrachte Medicin glücklich übcr- standen.

In dem vierten Bande seiner Memoiren erzählt Guizot folgende Geschichte: Als Louis Napoleon nach dem Straßburger Putsch von Louis Philipp nach Amerika entlassen wurde, erschien auf der Fregatte kurz vor dem Abscgeln der Unterpräfekt von Lorient und fragte Louis Napoleon, ob er, in New-Aork an­gekommen, Geldmittel finden werde. Auf dessen ver­neinende Antwort erklärte der Unterpräfekt: »Der König beauftragte mich. Ihnen diese 15,000 Francs einzuhändigen, welche flch in Gold in diesem Kistchen befinden.« Der Prinz nahm das Kistchen, der Unter­präfekt kehrte an's Land zurück, und die Fregatte segelte nach Amerika. Später hat sich der Kaiser für diese Gabe gegen die Erben Louis Philipps durch Be­schlagnahme ihrer Güter glänzend revanchirt, wie männiglich bekannt. ^

Die Erdbeerencultur wird in der Umgegend vom Paris in einem ungeheuren Maßstab betrieben. 2» Bagnolct sind allein 300 Crdbecrcnbauer, von denen 150 ihre Felder täglich begießen lassen, was für die Gemeinde eine tägliche Ausgabe von 300 bis 380 Fran­ken ergibt. Von jeder Pflanze können achtmal frische Erdbeeren gepflückt werden, und zwar im Durchschnitte liefert jedes Pflücken 600 Körbchen auf die Hectare, mithin 4000 Körbchen im Ganzen, welches eine Brutto­einnahme von 7200 Fr. ergibt, davon 3510 Fr. an Kosten abgezogen, gibt einen Reingewinn von 3690 Fr.

In der Pfarrkirche der Münchener Vorstadt Gie­sing fand am 18. Juni eine Trauung statt, die mit einer heiteren Episode eingeleitet wurde. Braut und Bräutigam aus verarbeitenden Klaffe standen vordem Altar und beantworteten verschiedene Fragen, die der Priester vor der Einsegnung an sie richtete, u. a. auch, wie viel Personen es in der Gottheit gebe? Rasch er­widerte der Bräutigam: »elf Personen und drei Muffkanten " Er hatteHochzeit" statt Gottheit ver­standen. Die Umgebung konnte sich natürlich bet die­ser fatalen Verwechslung des Lachens nicht enthalten, eben so wenig die Betheiligten, und es dauerte eine Weile, bis die Versammlung wieder den nöthigen Ernst bekam.

ein Gewicht. Steht nun ein Erdbeben bevor, so fällt, da der Magnet seine Kraft verliert, das Gewicht herab auf den Becher und gibt ein Allarmzeichen. Alles ver­läßt nun sofort die Häuser, um sich während des Erd­bebens im Freien zu unterhalten.

(Ein Klebmittel von vorzüglichen Ei­genschaften.) Man scheidet aus abgerahmtcrMilch mittelst etwas Essigsäure den Käsestoff aus, wäscht denselben mit Wasser, und sczt davon einer kalt ge­sättigten Borarlösung so lange zu, bis nichts mehr gelöst wird. ES entsteht eine klare dickliche Flüssigkeit, welche ein Hohes Klebvermögen befizt und hierin das arabische Gummi weit übcrtrifft. Es eignet sich diese Flüssigkeit zum Aufkleben von Papier, zu Etiquetten, Briefmarken, die dann blos angeseuchtet zu werden brauchen. Auch in Kunsttischlercien, bei Portfeuillear- beiten, kann dieselbe die Stelle des Leims vertreten. Versuche, damit Holz zu leimen, gaben die aSsgc- zeichnetsten Resultate. Man wird ferner dieses Mittel bcnüzen können anstatt des Albumins in der Zeug- druckerer, um Seidenstoffen und Lüstre einen Glanz und Consistenz zu geben, um englisches Pflaster und künst­liche Blumen herzustellen. Woll- und Baumwollstoffe» mit der Lösung getränkt und dann getrocknet, können durch Gerbsäure gegerbt, und dadurch in wasserdichte Zeuge übergeführt werden.

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Dichkerblüihen aus Witdbad.

^ 2. Auf dem Lichtenstein-Thürmchen.

Hier fühl' ich mich glücklich.

Weiß nicht, wie's geschieht;

Hier siz' ich im Grünen Und finge mein Lied.

Es plätschert die Welle,

Es rauschet der Bach,

Es breitet die Buche Ihr schirmendes Dach.

Da singen die Vöglein So frisch und so hell,

AlS tränken sie Freude Am kühlenden Quell.

Es wölbt sich der Himmel So heiter, so blau.

Es wehen die Lüfte So linde, so lau.

Ich sehe ein Wölkchen Nach Norden hinflieh'n.

Ach könnt' ich ein Weilchen Mit ihm dahin zieh'nl

Ich küßte mein Töchterlein,

Küßte den Sohn;

Dann eilt' ich im Fluge Schnell wieder davon.

Ein Erdbebenanzeigerl Die Japanesen sind kluge Leute. Sie haben entdeckt, daß wenige Stunden vor jedem Erdbeben der Magnet auf kurze Zeit seine Kraft verliert. Sie haben hierauf fußend, ein Gerüst gebaut, das einenHufcisenmagnet trägt, unter dem sich ein Becher »on Tlockcnmetall befindet. An der Armatur hängt

Denn hier will ich weilen Der Tage noch mehr;

Im lieblichen Thale Gefällt's mir so sehr.

Wildbad, im Juni.

vr. E m i l Otto.

Redaktion, Druck und Verlag der Me« h scheu Buchdruckerci in Neuenbürg.