führt Von Cannstatt auS> über Waiblingen, Schorndorf, Gmünd, Aalen nach Wasseralfingen und wird nach Nördlingen zum Anschluß an die bayerischen Bahnen verlängert werden.

Als ein Beweis wie sehr die Boden» und Häuserpreise in Stuttgart gestiegen sind, mag dienen daß die Stadtgemeinde für ein Achtel Morgen Bauplaz an der neuen Olgastraße, die von der neuen Wcinsteige vor dem Wilhelms­thor bis zum Charlottenthor führt und, wenn sie einmal ausgebaut ist, eine der schönsten Straßen der Stadt werden wird, 7000 Gulden erlöst hat, wornach also der Morgen leerer Bauplaz da auf 56,000 fl. zu stehen käme.

Baden.

Die Freiburger beabsichtigen, das im Jahr 185t heruntergenommene Rottek-Denk» mal wieder aufzurichten.

Ausland.

England.

London, 19. Juli. Russell sagt: Die schweren Folgen, welche eine Annexion Sardi­niens nach sich ziehen würde, verhindern Frank­reich daran zu denken. Die französische Regie­rung hat positiv jedes derartige Projekt in Ab­rede gezogen. England ist fortwährend wach­sam. Eine äußerst sympaiische Konversation über Polen fand im Unterhause statt. (T.d.St.«A.)

LNiszeUen.

(Amerikanische Post.) Die Diligencen in den La Plata-Staaten schildert uns H. Burmeister in einer Weise, die lebhaft an die walachiichc Post erin­nert. Die Einrichtung der Diligence, schreibt er, ist durchaus europäisch; ein solid gebauter Wagen mit Cabriolet, Coup«- und Rotunde, worin 12 Personen Plaz haben. Sieben Pferde, vier in erster Reihe ne­ben einander, zwei davor und eins an der Spize, ziehen den Wagen über Stock und Stein in sausendem Ga­lopp, daß einem die Sinne vergehen; das vorderste Pferd reitet ein Knecht (keoa) und das linke hinten ebenfalls, ein Reiter, welcher neben dem Wagen ga- loppirt, haut von Zeit zu Zeit mit einer großen Hcz- peitsche auf die Pferde los und treibt zugleich ein Du­zend loser Pferde, welche für den Bedarf zum Wechseln nach ein Paar LeguaS stets hei der Hand gehalten werden. So geht es durch Dick und Dünn, über Bäche und Flüsse, über Hügel und Thäler ohne Verzug weiter, bis man nach zwei Stunden an ein Hau», ei­nen sogenannten Rancho, kommt, wo die Thiere ge­wechselt werden und etwas Erfrischung zu haben ist. Der Rancho pflegt in der Regel ein Berkaufslokal aller auf dem Lande nöthigen Maaren zu scpn, wo Kleiderstoffe, Pferdegeschirr, Acker- und Landbaugeräth- schast, nebst Tellern, Gläsern, Messern und Gabeln, endlich auch Schnaps, Wein und trockne Eßwaarrn feil sind; an dem einen Ende der Häuser ist ein Bo­denfenster, von einem schüzendc« Sonnendach über­wölbt, unter dem zu beiden Seiten ein paar Erdbänkc zum Ausruhcn sich befinden, und da nimmt man, was man braucht und bekommen kann, in Empfang. I»

einer Stunde legt man 2V--3 LeguaS zurück, führ» also am Tage 2025 LeguaS, d. h. 1215 deutschet Meilen. Von dieser Schnelligkeit der Fahrt hat man in den deutschen Postkutschen keine Vorstellung. Frei' lich fallen bei uns auch keine Pferde unterwegs zu Boden, aber dafür ist hier häufig auch von eigentlichen Wegen gar keine Rede; es geht über die natürliche Fläche hin, wie cs gerade kommt, man traut seinen Augen kaum, wenn man zum Wagcnfester hinausschaut. Steil bergab stürzt die wilde Schaar der Pserdc in den Fluß hinunter durch das Wasser, überall sprizen Tropfen umher, der Fluß schäumt auf von der rasen­den Eile der Fahrt, und ebenso schnell geht er an der andern Seite mit furchtbarem Geschrei der Knechte und den Peitschenhieben der Treiber wieder in die Höhe. Die arme Bespannung arbeitet mit gewaltiger Anstren­gung und bleibt, ihr erliegend, nicht selten todt auf der Stelle. Mit empörendem Gleichmut- haut der Peon auf die Thiere los, wenn sie ermattet von der Anstrengung langsamer gehen oder gar stehen bleiben wollen; er stachelt sie mit seinen großen Sporen, de­ren Räder den Umsang einer Taffcn-Untcrschale haben, und stoßt so derb iu ihre Seiten, daß Blut und Haut davon fliegen. Spuren von Mitgefühl hat Niemand» das Geschöpf ist sein Eigenthum, denkt der Bcfizer, weil er es bezahlt und damit die Berechtigung gewon­nen hat, cs todt zu quälen, wenn es nicht seine Dienste thun will; die Religion lehrt ihn wohl Theilnahmc für Menschen empfinden, weil fie getauft scpen, nicht aber für Bestien, die weder Taufe noch Weihwasser empfan­gen haben, die sexen von Gott geschaffen, um gequält zu werden.

Der Sieger des allgemeinen Schüzenfestes, Constanti» de Lcuw (Sohn des jüngst verstorbenen berühmten Augenarztes), Mitglied des Düsseldorfer Schüzenvereins Wilhelm Teil, ist reich beladen mit Siegeszeichen aus Gotha zurückgekchrt. Er hat aus­schließlich aus freier Hand, ohne irgend eine künstliche Vorrichtung, geschossen, hat von 302 Schüssen 151 mal das Ccntrnm getroffen, und wurde von Sr- Hoh. dem Herzog Ernst als der beste deutsche Schüz proklamirt. Außer 1Z0 verschiedenen Geldpreisen erhielt Hr. de Leuw folgende neun Ehrcnvrcise: 1) Einen silbernen Humpen, gefüllt mit 50 neuen Doppeltha- lern aus Frankfurt a. M. 2) Büchse von der Schüzcncompagnie in Zella (damaScirt). 3) Büchs­flinte von P.stor in Schmalkalden. 4) Einen silbcr« vergoldeten Pokal von der Darmstädter Schüzcngesell- schaft. 5) Einen Krpstallpokal mit silbernem Deckel, worauf die Statucjtc des Hubertus, von der Schüzen- compagnie in Nordhauscn. 6) Einen silbernen Pokal vom Turnverein zu Gotha. 7) Zwei große gemalte Porzcllanvasen von der Stadt Zwickau. 8) Einen Pokal vom Fürsten von Thurn und Taxis. 9) Eigen Jagdtrinkbecher von der Kaffelep Turngemeinde.

Der große bengalische Löwe in der Schönbrunner Menagerie verendete in der Nacht vom Sonntag auf de« Montag. Die Annahme von Medicamentcn hatte derKönig der Thiere« hartnäckig verweigert, und selbst mit List war es nicht gelungen, ihm etwas Heil­sames bcizubringcn. Man hatte nämlich zu dem Zwecke,