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Württemberg

Der König von Württemberg hat angeord­net, daß der deutsche Juristentag durch den General-Staatsanwalt, Ober-Tribunalraih, Grafen v. Leutrum, und den Justiz Ministerial- Rath, Ober Tribunalrath Faber, »als officielle Vertreter des württembergischen Justizministe« riums" beschickt werde.

Nach einer von der Staatsschuldenzahlungs- kaffe aufgestellten Berechnung beläuft sich ihr Geldbedarf für daS Etatsjahr 1860 bis 6l, über Abzug der von der Grundstocksverwalrung zu übernehmenden 46,100 fl-, auf die Summe von 3,204.455 fl. 18 kr. Es werden daber, nach getroffener Ucbereinkunft mit dem ständi­schen Ausschüsse, der Staatsschuldenzahlungs- kasse folgende Staatseinkünfte zum Bezug ange­wiesen: sj Direkte staatssteuer von Grund- cigenihum, Gefällen, Gebäuden und Gewerben 700,000 fl.; k > Wirthschaftsabgaben 300,000 fl.; v) Salinengcfälle 600,000 fl.; ck) Reinertrag vom Eisenbahnbetrieb 800,000 fl.; e) Zollge­fälle 804,455 fl. 18 kr.

Stuttgart, 24. Juli. Die Erweiterung des hiesigen Bahnhofs soll nun nicht bloS be­schlossene Sache seyn, sondern auch in Kurzem zur Ausführung gelangen. Es ist eine längst anerkannte Nothwendigkcit, welche durch die Er­öffnung der direkten Wiener Bahn und den dafür erforderlichen Nachtdienst zur unabweis- lichcn Dringlichkeit wird. Schon längst war der Dienst nur durch große Anstrengung des Dienstpersonals ermöglicht, aber trozdem mit einer Pünktlichkeit versehen worden, wie er in allen Zweigen unseres Eisenbahnwesens zu Hause »st. Aber alles hat seine Grenzen und es wäre für die Länge nicht möglich, dies so fortzusezen. Dennoch wird der hiesige Bahnhof den zu Hcil- bronn, wie derselbe neu hergestellt werden wird, auch dann noch nicht an Größe übertreffen, wie denn auch die Statt Heilbronn für den neuen durch den Bau der Hohenloher Dahn und der Bahn nach Wiesbaden nöthig werdenden Bahn­hof allein ein Areal von 36 Morgen städtischer Wiesen an den Staat unentgeldlich abgetreten hat. Dort wird der alte Gahnvos gänzlich ver­lassen und zur Neparaturen-Werkstätte genommen und der neue an einem etwas weiter seitwärts dem Neckarhafen zu liegenden Plaz gestellt, wie ihn die Veränderungen der dortigen Hafenbau­ten und der neue Ncckarübergang bedingen. Der neue Tunnel in der Nähe von Weinsberg und der Weiberlrcue ist seiner Vollendung nahe.. Man spricht von einem neuen Anlehen zu Ei- senbahnbauien. (F.J.)

Preußen.

Berlin, 22. Juli. Die Annäherung zwischen Oe st reich und Preußen, welche die nächste Ursache der Zusammenkunft in Tcplitz ist, wurde durch die Thaisache herbcigeführt, daß beide deutsche Großmächte rücksichtlich der jezt schwebende» Fragen der großen europäischen

Politik durch den natürlichen Zug ihrer Inte­ressen in einer überströmcnden Auffassung Zu­sammentreffen. Beide traten dem Vergeben deö rusischen Cabineis in Leireff der der Pforte unterworfenen christlichen Bevölkerungen entge­gen. Beide sind gleichen Sinnes darin, den Zusammentritt der savoyischen Conferenz als nicht im europäischen Interesse und als nuzloS für die Schweiz zu betrachten, wenn Preußen sich auch nicht dem Einsprüche Oestreichs gegen die Theilnahme Sardiniens daran anschließt. Auch in Betreff der süd italienischen Verwick­lungen nähern sich die Anschauungen der Ca» binette von Wien und Berlin, so gänzlich er­funden auch die Nachricht ist, die von einer beabsichtigte» Intervention zu Gunsten Neapels wissen will. Preußen hat allerdings den Wunsch, daß es der neapolitanischen Regierung gelingen möge, ihre festländischen Unterihanen durch eine ohne Hintergedanken ertheilte und aufrichtig durchgeführte Verfassung zu befriedigen und auch Sicilien durch das Zugeständniß der Verfassung von 1812 auf der Basis der Personal-Union mit sich auSzusöhnen. Die preußische Regierung glaubt, daß eine solche Lösung nicht bloß im europäische», sondern am meisten im Interesse Italiens selbst ist, da ein Fortgang der Revolu­tion die Leitung den Händen Sardiniens zu entwinden und die erneute Dazwischcnkunft Frank­reichs herbeizuführen droht. Das Märchen einer beabsichtigten Intervention der nordischen Mächte in den neapolitanischen Wirren widerlegt sich schon dadurch, daß dieselbe praktisch, gegen den Einspruch Franireichs und Englands, gänzlich unausführbar seyn würde. (K. Z.1

An alle Schulbehörden in Preußen sind ernstliche Weisungen ergangen, die Jugend so­fort zu Turnübungen anzuhalten. Diese Hebungen seyen nationale Pflicht; denn sie bil­deten wehrhafte Männer, welche der Staat noth- wendig brauche.

Bayern.

Bei der Negierung von Oberbaiern lief dieser Tage ein Paket w>l 3000 fl. in Banknoten ein; ein Reuiger batte sie als Entschädigung für begangene Malzdefraudationen seinem Beicht­vater zur Einsendung übergeben.

He ssen -Darmstadt.

Mainz, 23. Juli. Am vergangenen Sam­stag traf die Kaiserin-Mutter von Rußland nebst hohem Gefolge hier ein und nahm in dem neu eingerichteten »Hotel de Hollande" ihr Absteige­quartier. Folgenden Morgens sezte dieselbe ihre Reise nach Coblenz fort.

Ausland.

Turkey.

Die neuesten Meldungen aus Syrien berichten nicht, daß neue Zwischenfälle in diesem Lande stattgefunden; die Lage war aber noch fortwährend sehr ernst.

Redaktion, Druck und Verlag der Mcrü'sche» Buchdruckerei in Neue »bürg.